Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen
Das ist doch eine recht überraschende Entwicklung - einmal ein Blick nicht nach Indien, Pakistan oder China (obwohl dort langsam auch eine Kehrtwende eingetreten ist), sondern ein interessanter Blickwinkel auf unser Deutschland. Scheint wohl doch noch nicht alles verloren zu sein...
Zitat:Wir Deutschen [...]

Die Angst vor der demographischen Schrumpfung begleitet die Deutschen schon länger. [...]

Schlagzeilen wie „Rentnerrepublik Deutschland“ und „Land der Alten“ konnte man bereits Ende der Neunzigerjahre lesen, als das Land erstmals aufgeregt über die schrumpfende Bevölkerung und den gefährdeten Wohlstand diskutierte. Im neuen Jahrtausend verschärfte sich der Ton, häufiger war vom „Ausbluten“ die Rede, von der „Entleerung“ und „Entvölkerung“ ganzer Landstriche, kurzum: von einem allmählichen Niedergang der Deutschen. Zwanzig Jahre danach lässt sich feststellen, dass die Deutschen noch da sind; älter zwar, aber nicht weniger – im Gegenteil: 84,3 Millionen Menschen leben derzeit in der Bundesrepublik, so viele wie nie zuvor. Die Rekordbevölkerung hat sogar die Demographen überrascht. [...]

Eigentlich müsste die Bevölkerung jetzt also schrumpfen. So prophezeite es jedenfalls die Mehrheit der Experten noch vor 15 Jahren. „Die Bevölkerungsabnahme wird nach dem Jahr 2020 verstärkt einsetzen“, hieß es im Fachbuch „Geographie Deutschlands“ aus dem Jahr 2007. Für das Jahr 2050 rechneten sie mit nur noch 50,7 Millionen Einwohnern, bis 2100 sollte Deutschland sogar auf 22,4 Millionen schrumpfen.

Doch das Gegenteil ist eingetreten. Und der Grund ist die Einwanderung. Seit Mitte der Achtzigerjahre kommen deutlich mehr Menschen in die Bundesrepublik, als Menschen auswandern oder sterben. Demographen sprechen von kontinuierlichen Wanderungsgewinnen aus dem Ausland. In Deutschland hat heute jeder Vierte einen Migrationshintergrund, bei Kindern unter zehn Jahren sogar jedes Zweite. Allein im Zeitraum von 2010 bis 2020 betrug dieser Wanderungsgewinn mehr als fünf Millionen Menschen, während im selben Zeitraum 2,2 Millionen Menschen starben – und da sind die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine noch gar nicht berücksichtigt. [...]

Mit nur noch 50 Millionen Deutschen bis zum Jahr 2050 rechnet heute niemand mehr. Manche Demographen halten sogar einen weiteren Anstieg der Bevölkerung für möglich. 90 Millionen könnten es werden, vielleicht sogar noch mehr, nichts scheint unmöglich. Im Dezember nahm sogar der Bundeskanzler die magische Zahl von 90 Millionen in den Mund, die Deutschland bald zählen könnte. Die abrupte Wende überrascht. Hat sich das Land jetzt zwanzig Jahre lang umsonst verrückt gemacht? [...]

Weit mehr Menschen als noch vor dreißig Jahren sind heute ledig, zudem gibt es mehr unverheiratete Paare mit Kindern wie auch mehr verheiratete Paare ohne Kinder. Dass Männer und Frauen ab 40 Jahren allein wohnen, war vor dreißig Jahren noch die Ausnahme, heute betrifft das jeden vierten Mann. Analog zum Familienstand ist der Anteil großer Haushalte gesunken. Bei jungen Menschen gab es einen starken Zuwachs von Ein- und Zweipersonenhaushalten – die Familiengründung wird weiter aufgeschoben. Gestiegen ist auch die Kinderlosigkeit, jede fünfte Frau bleibt ohne Nachwuchs. Dafür gibt es den leichten Trend, dass hochgebildete Frauen mehr Kinder bekommen. [...]

Überall in Europa liegen die Geburtenziffern dadurch unter dem kritischen Wert von 2,1, doch es gibt große Unterschiede. Während Italien mit 1,2 besonders rapide altert, hat Frankreich mit 1,8 die höchste Fruchtbarkeitsrate in ganz Europa. Als Gründe nennen Ökonomen des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und der Universität Straßburg nicht die ausgesprochene Kinderliebe der Franzosen, sondern praktische Abwägungen: Eine besser ausgebaute Kinderbetreuung als in anderen europäischen Ländern erlaubt es den Französinnen Beruf und Familie gut zu vereinbaren, während in Malta, Spanien, Italien, Griechenland und Zypern kaum familienfördernde staatliche Maßnahmen existieren. Ähnlich hohe Fruchtbarkeitsraten findet man in Deutschland nur regional.

Die Landkreise im westlichen Niedersachsen fallen seit Jahren durch hohe Geburtenziffern auf. Bekanntestes Beispiel ist der Landkreis Cloppenburg, wo die Rate sogar zeitweise auf mehr als zwei stieg. Warum manche Regionen in Deutschland so kinderreich sind, haben zwei Demographen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung vor sechs Jahren in einer Studie genauer untersucht. Demnach werden deutlich mehr Kinder auf dem Land als in der Stadt geboren, wo genügend Wohnraum und auch ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Hinzu kommen eine geringe Akademikerinnenquote, eine traditionellere Wirtschaftsstruktur, niedrige Arbeitslosigkeit – und ein hoher Grad an Religiosität. So fanden die Forscher für Westdeutschland heraus, dass besonders Katholiken in ländlich geprägten Regionen viele Kinder bekamen, während im Osten eher die evangelisch geprägten Landkreise hohe Geburtenzahlen aufwiesen.
https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben...18218.html

Und noch ein Blick auf ein anderes Hochindustrieland - Japan. Hier ist die Lage hinsichtlich Überalterung der Gesellschaft und Bevölkerungsschwund aktuell gravierender als bei uns...
Zitat:„Kodokushi“

Einsames Sterben in Japan: Gebeine werden zum Problem

Die japanische Bevölkerung schrumpft und altert im Rekordtempo. [...]

„Kodokushi“ (Einsamer Tod) ist in Japan seit längerem ein ernstes gesellschaftliches Problem. Die Bevölkerung schrumpft und altert im Rekordtempo. Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der Geburten erstmals unter die Marke von 800.000 Babys, zugleich stieg die Zahl der Sterbefälle auf das Rekordhoch von rund 1,6 Millionen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist inzwischen älter als 65 Jahre. Während sich in früheren Zeiten die Jüngeren um die Alten kümmerten, geht der Trend heute zur Kernfamilie. Zugleich leben immer mehr Menschen als Folge der Überalterung und veränderter Lebensgewohnheiten allein. Von diesem Trend sind Millionen Seniorinnen und Senioren betroffen. [...]

Prognosen zufolge wird fast ein Fünftel aller japanischen Haushalte 2040 aus alleinstehenden alten Menschen bestehen. Experten rufen zu verstärkter Hilfe für ihre Betreuung auf. So haben Seniorinnen und Senioren mit niedrigen Einkommen oft Probleme, in Sozialwohnungen unterzukommen. Laut der erstmaligen Erhebung des Innenministeriums starben zwischen April 2018 und Oktober 2021 fast 106.000 Menschen ohne Angehörige. Etwa die Hälfte sei mittellos gewesen, weswegen die Gemeinden die Bestattungskosten übernehmen mussten. In anderen Fällen verweigerten die Banken die Auszahlung aus Konten der Verstorbenen.
https://www.rnd.de/panorama/japan-kodoku...NU6VU.html

Schneemann
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RE: Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen - von Schneemann - 18.04.2023, 14:30
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