Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen
Der Nationalsozialismus ist eine Form/Möglichkeit der Modernisierung der Deutschen Kultur gewesen (so wie der moderne Islamismus in Bezug auf den Islam). Er resultiert daher eben nicht aus der deutschen Mentalität des Kaiserreiches welche das Buch der Untertan zu beschreiben versucht, oder genauer gesagt persifiliert.

Und tatsächlich ist den wenigsten Deutschen heute klar, welch immensen Schaden der Nationalisozialismus in Bezug auf sehr viele traditionelle althergebrachte Elemente der Deutschen Kultur verursacht hat. Das reicht hin bis zur Schrift oder den Essgewohnheiten. Tatsächlich gibt es mit und durch den Nationalsozialismus einen massiven, deutlichen und nachhaltigen Bruch mit der Vergangenheit, resultierend daraus, dass sich diese durch die Niederlage im 1WK und die sich daraus ergebende nationale Katastrophe selbst überlebt und überkommen gemacht hatte.

Entsprechend gingen die National-Sozialisten auch gegen viele althergebrachte deutsche Kulturwerte vor und versuchten diese durch eigene neue Formen zu ersetzen. Deshalb ist die Mentalität und Kultur der Kaiserzeit eben nicht geeignet als Erklärung für das Geschehen im Nationalsozialismus, ganz im Gegenteil steht dieser in einem krassen Kontrast und Widerspruch zu dem was Deutsche Kultur vor 1914 ausmachte.

Um das Buch der Untertan mal in einem interessanten Nebenaspekt aufzugreifen: die Hauptfigur ist ja Mitglied in einer schlagenden Verbindung, welche in der Kaiserzeit eine heute kaum mehr begriffene Bedeutung hatten (es gab auch schlagende Schülerverbindungen usw). Gerade die Nationalsozialisten bekämpften die schlagenden Verbindungen oder verboten sie rundweg.

Deshalb ist es eben falsch anzunehmen, dass der Nationalsozialismus die evolutionäre Fortentwicklung der deutschen Kultur gewesen wäre, sondern wie beim Islamismus auch handelte es sich um einen Bruch, und den Versuch das überkommene abzuwerfen durch eine Modernisierung. Auch das man scheinbar auf die Vergangenheit Bezug nahm ist vergleichbar (Rückkehr zum vermeintlichen Urislam, Rückkehr zu den Germanen / Ariern) in seinem Mechanismus.

Entsprechend wollte der Nationalsozialismus in Wahrheit auch kein Deutsches Volk mehr, kein Deutschland, dass wurde nur benutzt als Begriff um die Menge zu mobilisieren und für die eigenen Zwecke einzuspannen. Dahinter stand die Idee, den bisherigen Begriff der Nation durch den Rassebegriff abzulösen, entsprechend war ein "höherrassiger" Norweger, Däne, Engländer etc für die Nationalsozialisten wertvoller und höherwertiger als ein "niederrassiger" Deutscher.

Schlussendlich war der Nationalsozialismus damit auch Anti-Etatisch, und wollte den Staat durch die Partei und schließlich durch eine Staatenüberspannende Rassegemeinschaft ersetzen. Dieser Anti-Etatismus ist ebenfalls ein immenser Bruch mit der Obrigkeits- und Staatshörigkeit welche gerade eben das Kaiserreich auszeichnete. Das diese im Volk in Teilen noch vorhanden war und von den National-Sozialisten bewusst und gezielt ausgenützt wurde spielt dafür keine Rolle. So wie auch traditionelle Muslime von Islamisten ausgenutzt werden.

Zitat:Ein verlorener Krieg und harte Zeiten in der Zwischenkriegszeit können so etwas wie die NS-Zeit auch nicht rechtfertigen oder beschönigen.

Um das gesondert nochmal zu betonen: so was muss man völlig frei von Moral und Ethik betrachten, sonst werden die Zusammenhänge nicht klar. Es geht nicht um Rechtfertigung oder Beschönigung, sondern schlicht und einfach darum, dass die schon vor 1914 im Vergleich mit anderen europäischen Ländern de facto ältere (veraltete) deutsche Kultur in wesentlichen Teilen überkommen war (beispielsweise Junkertum, beispielsweise mittelalterliche Denkreste, beispielsweise de facto Leibeigenschaft / Unfreiheit länger als selbst in Russland usw) und der Erste Weltkrieg dieser im Verhältnis veralteten und rückwärts gewandten Kultur einen Schaden zufügte, der eine Modernisierung dieser Kultur anstieß.

Und diese Modernisierung resultierte nun aus der Katastrophe des Krieges und der Zwischenkriegszeit. Das hat nichts mit Rechtfertigung zu tun, sondern es geht nur um den Funktionsmechanismus. Eine überkommene Kultur neigt dazu sich in irgendeiner Weise zu modernsieren, wenn sie in eine existenzielle Krise gerät, in dieser aber nicht vernichtet wird.

So entstand der Islamismus gerade eben durch die massive Krise der islamischen Welt (die bis heute anhält), dem Vordringen der Europäer in islamisches Gebiet (was mit der traditionellen islamischen Kultur unvereinbar ist) und gerade deshalb bildeten sich die Wahhabiten, die Muslimbrüder u.a.

Und da andere Wege der Modernisierung aus einer Vielzahl von Faktoren heraus verunmöglicht wurden, auch und nicht zuletzt durch vielfältige westliche Eingriffe in die islamische Welt, setzt sich dann eben diese Form der Modernisierung durch. Ebenso wie in der Zwischenkriegszeit andere mögliche Formen der Modernisierung der deutschen Kultur aus einer Vielzahl von Umständen scheiterten.
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RE: Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen - von Quintus Fabius - 28.05.2022, 17:26
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