04.11.2021, 09:54
Wenn man sich anschaut, wie hassverhärtet die Fronten sind, so könnte es zu schlimmsten Exzessen kommen (abgesehen von denen, die es eh schon gibt), sollten die Rebellen tatsächlich Addis Abeba einnehmen. Und wir reden hier von einer Stadt, die knapp die Bevölkerungsanzahl von Berlin hat (min. 3,3 Mio.). Die brauchen alle Versorgungsgüter, Infrastruktur, Wasser, Benzin.
Vor allem darf man nicht vergessen, dass die TPLF quasi ein Überbleibsel der Auseinandersetzungen der 1980er Jahre ist und eine vormals klar marxistisch-leninistische Befreiungsbewegung war. Damals ging es gegen die Derg-Junta und Mengistu, die noch deutlich brutaler vorging(en) als jetzt Ministerpräsident Abiy Achmed derzeit (man denke an die 500.000+ Hungertoten 1984/85). Und damals hat die TPLF sich durchsetzen können, auch im Kontext des Zusammenschlusses der TPLF mit der EPDM (Ethiopian People's Democratic Movement) und den Oromo (OPDO). Unterschätzen darf man diese Rebellen also sicherlich nicht.
Gleichwohl: Nur weil diese Gruppierung gegen die Derg-Junta kämpfte, war sie keineswegs ein Hort der Demokratie oder von Menschenrechten, schon bei der von der Regierung maßgeblich verursachten Hungerkatastrophe in den 1980ern hat die TPLF die internationalen Hilfsgüter für die eigene Bevölkerung gerne für sich selbst abgezweigt. Sie hat (unter der Koalitionsbezeichnung EPRDF ab 1989) dann Äthiopien nach dem Sturz Mengistus jahrzehntelang regiert und die Reformen, die sie angestoßen haben, zielten fast immer auf die Stärkung der Machtposition der TPLF innerhalb des Staates. Bei abgehaltenen Wahlen reagierte die EPRDF teils mit grober Gewalt, wobei es hunderte Opfer gab, wenn ihre Mehrheiten in Gefahr waren. Und es war Abiy, der ja selbst aus der OPDO-Fraktion der EPRDF stammt, der dieses System aufbrechen wollte (ob zu seinem Vorteil bzw. alleine zu dem der Oromo, wie die Gegenseite behauptet, darüber kann man streiten). In jedem Fall sind die Fronten derart verhärtet, dass mit schlimmsten Auswüchsen gerechnet werden muss.
Und auch ein offizielles Eingreifen von außen erscheint mir eher unwahrscheinlich, da Russland und China sehr wahrscheinlich aus ihrer alten "Feigheitsausrede" (sie fürchten sich ja, dass es auf sie selbst angewendet werden könnte) heraus, dass man "sich nicht in innere Angelegenheiten anderer Länder einmischen wolle", jeden UN-Beschluss negieren werden. Eher sind wir wieder einmal auf dem Weg hin zu einem endlos köchelnden und grausamen low budget war, der inoffiziell mit Drohnen von den Türken, notfalls mit Machete und Hunger sowie Wagners aus dem Sahel, aus Eritrea (die sind eh schon dabei), aus dem Sudan und vielleicht sogar wirklich aus Russland geführt werden wird - und der Äthiopien, das sich in den letzten Jahren wirtschaftlich und bzgl. Wachstum (ca. 8% im Jahresschnitt) durchaus positiv entwickelt hatte (Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Wasserbauprojekte, teils sogar Explorationsindustrie), wieder in die Steinzeit zurückführt. Bitter, aber so kann es durchaus kommen...
Schneemann
Vor allem darf man nicht vergessen, dass die TPLF quasi ein Überbleibsel der Auseinandersetzungen der 1980er Jahre ist und eine vormals klar marxistisch-leninistische Befreiungsbewegung war. Damals ging es gegen die Derg-Junta und Mengistu, die noch deutlich brutaler vorging(en) als jetzt Ministerpräsident Abiy Achmed derzeit (man denke an die 500.000+ Hungertoten 1984/85). Und damals hat die TPLF sich durchsetzen können, auch im Kontext des Zusammenschlusses der TPLF mit der EPDM (Ethiopian People's Democratic Movement) und den Oromo (OPDO). Unterschätzen darf man diese Rebellen also sicherlich nicht.
Gleichwohl: Nur weil diese Gruppierung gegen die Derg-Junta kämpfte, war sie keineswegs ein Hort der Demokratie oder von Menschenrechten, schon bei der von der Regierung maßgeblich verursachten Hungerkatastrophe in den 1980ern hat die TPLF die internationalen Hilfsgüter für die eigene Bevölkerung gerne für sich selbst abgezweigt. Sie hat (unter der Koalitionsbezeichnung EPRDF ab 1989) dann Äthiopien nach dem Sturz Mengistus jahrzehntelang regiert und die Reformen, die sie angestoßen haben, zielten fast immer auf die Stärkung der Machtposition der TPLF innerhalb des Staates. Bei abgehaltenen Wahlen reagierte die EPRDF teils mit grober Gewalt, wobei es hunderte Opfer gab, wenn ihre Mehrheiten in Gefahr waren. Und es war Abiy, der ja selbst aus der OPDO-Fraktion der EPRDF stammt, der dieses System aufbrechen wollte (ob zu seinem Vorteil bzw. alleine zu dem der Oromo, wie die Gegenseite behauptet, darüber kann man streiten). In jedem Fall sind die Fronten derart verhärtet, dass mit schlimmsten Auswüchsen gerechnet werden muss.
Und auch ein offizielles Eingreifen von außen erscheint mir eher unwahrscheinlich, da Russland und China sehr wahrscheinlich aus ihrer alten "Feigheitsausrede" (sie fürchten sich ja, dass es auf sie selbst angewendet werden könnte) heraus, dass man "sich nicht in innere Angelegenheiten anderer Länder einmischen wolle", jeden UN-Beschluss negieren werden. Eher sind wir wieder einmal auf dem Weg hin zu einem endlos köchelnden und grausamen low budget war, der inoffiziell mit Drohnen von den Türken, notfalls mit Machete und Hunger sowie Wagners aus dem Sahel, aus Eritrea (die sind eh schon dabei), aus dem Sudan und vielleicht sogar wirklich aus Russland geführt werden wird - und der Äthiopien, das sich in den letzten Jahren wirtschaftlich und bzgl. Wachstum (ca. 8% im Jahresschnitt) durchaus positiv entwickelt hatte (Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Wasserbauprojekte, teils sogar Explorationsindustrie), wieder in die Steinzeit zurückführt. Bitter, aber so kann es durchaus kommen...
Schneemann