21.06.2023, 20:45
(21.06.2023, 19:36)Nightwatch schrieb: Ich spreche mich lediglich gegen den rüstungspolitischen Ansatz aus, koste es was es wolle dumpf europäisch oder am allerbesten deutsch zu kaufen und sich dabei noch in die Tasche zu lügen, was für tolle Technik das doch sei. (...) Und was sollen wir sonst machen als hier im Konjunktiv zu sprechen. Diese Fähigkeiten sind eingestuft und mehr als sich dazu im Netz findet geht nun mal nicht.
Die Kombination beider Aussagen empfinde ich als problematisch, denn sofern du keine Daten vorliegen hast ist die ganze Argumentation darüber, was die F-35 in der Tranche 4 an EW kann und was sie nicht kann, insbesondere im Vergleich zu einem dezidierten Eurofighter EK, doch reichlich überflüssig und nichts weiter als genau das, was du andernorts mit anderen Protagonisten kritisierst.
Und auch wenn du die hohe dreistellige Zahl an F-35 anführst, so ändert das nichts daran, dass dies eine Monokultur ist, mit einer breiten Nutzerzahl, die ihrerseits insbesondere die relevanten Fähigkeiten beispielsweise (aber nicht ausschließlich) im SEAD/DEAD-Bereich gar nicht hinreichend kultiviert. Das muss man nicht kritisch sehen, kann man aber. Zumal die EW-Thematik keinesfalls darauf beschränkt bleibt.
Zitat:Bei 'Begleitstörung' / Escort Jamming geht es ausschließlich um den Schutz von Kampfflugzeugen die durchaus tiefer in verteidigte Räume eindringen. Man kann hiervon noch zwei Ableitungen treffen - Modified Escort Jamming bei dem die Eskorte versetzt zu den angreifenden Flugzeugen agiert und Close In Jamming bei dem die Eskorte die angreifenden Flugzeuge bis zum Ziel begleitet.
Gemein haben diese Missionsprofile jedoch, dass die Eskorte eben eskortierend in verteidigte Räume eindringt.
Nein, es geht nicht ausschließlich um den Schutz von Kampfflugzeugen und auch nicht vorwiegend um das tiefere Eindringen in stark verteidigte Räume, auch wenn diese plakativen Aufgaben gern ausgestellt werden. Vielmehr geht es bei der Begleitstörung um das gesamte Spektrum des EW im direkten Zusammenhang mit bewegten eigenen Truppen, wobei selbst dieses Konzept über die stationäre Begleitstörung aufgeweicht wird. Auch geht es beim "Modified Escort Jamming" entgegen der Bezeichnung nicht um in verteidigende Räume eindringende begleitende Störer, sondern im Gegenteil um die virtuelle Begleitung von Positionen außerhalb der Reichweiten der feindlichen Flugabwehr. Im Gegensatz zur klassischen Abstandsstörung findet diese Variante auf kürzere Distanzen und damit einer höheren Gefährdung und in direkter Bewegung parallel zu den zu schützenden Einheiten statt. Mit der stationären Begleitstörung, die mittels sehr eng fokussierter Störungen agiert, ist man dann tatsächlich schon im direkten Mischfeld zur Abstandsstörung.
Da jede Form der Störung gleichzeitig auch eine unmittelbare Gefährdung des Störers verursacht, weil das Strahlungsniveau jegliche Signaturreduzierung relativiert (und noch deutlich mehr), ergibt die Kombination verschiedener Verfahren insbesondere (aber nicht ausschließlich) bei Tiefenangriffen Sinn. Selbst dann, wenn die Angriffskräfte aus Stealthflugzeugen bestehen.
Das Problem an der ganzen Thematik ist, dass wir unabhängig von den Beschaffungszahlen der F-35 bei allem, was über die klassische Begleitstörung hinaus geht in Europa sehr schlecht aufgestellt sind. Genau in diesem Bereich kann ein vernünftig ausgelegter Eurofighter EK, und zumindest sieht es bisher den Anforderungen der Stufe 2 danach aus, eine sehr sinnvolle Ergänzung sein, deren einziger Kritikpunkt sich aus den zu geringen Stückzahlen ergibt, die wir von einem solchen Muster voraussichtlich beschaffen werden.
Zitat:Was sich angesichts der absehbar zu erwartenden Flottenzusammenstellung der nächsten 30 Jahre empfohlen hätte:
Deutschland pusht und übernimmt einen Teil der Kosten für die angedachte Integration des NGJ für die die F-35.
Man bringt also ein Stealth-Flugzeug dazu, zu strahlen wie ein Weihnachtsbaum, und sorgt für eine maximale Arbeitsbelastung des Piloten in einer Zeit, in der eh über die Problematik von Einsitzern in komplexen Missionsszenarien diskutiert wird. Für mich ist und bleibt das eine verquere Vorstellung, das habe ich hier schon mehrfach erwähnt.