Iran
@Quintus
Zitat:Und warum geht man jetzt auf den Iran los? Doch nur wegen seiner Unterstützung Russlands in der Ukrainefrage, die ja weit über bloße Drohnenlieferungen hinaus geht. Aber nein, wie kann ich das nur behaupten, natürlich geht es wie 2019 nur um die Menschenrechte und eine allein durch diese bestimmte Außenpolitik.
Deinen Sarkasmus nun mal außer vor gelassen: Ich bin mir nicht mal sicher, ob die jetzigen Sanktionen wirklich wegen der Unterstützung Russlands zustande gekommen sind. Soweit ich es überschaue, sind die Sanktionen (bislang) gegen rund zwei dutzend Personen aus dem Sicherheitsapparat, der für die Niederschlagung der Proteste verantwortlich ist, gerichtet und nicht gegen Firmen oder Personen, die mit der Lieferungen von Waffen an Russland in Verbindung gebracht werden können. Ich wäre also etwas vorsichtig mit solchen Mutmaßungen.

Davon unberührt hast du aber natürlich recht, dass es wieder einmal ein Paradebeispiel für Eigennützigkeit und Doppeldeutigkeit ist, wenn man 2019 die Sanktionen unter den Tisch fallen lässt wegen rein wirtschaftlicher Interessen, aber nun 2022 bei deutlich weniger Opfern der Staatsgewalt mit solchen reagiert. Aber auch dies ist Realpolitik...

Schneemann
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Sanktionen kommen ja oft auch Salamischeibchenweise, weil man sie noch besser verkaufen kann. Meiner Einschätzung nach wird man die Sanktionen gegen den Iran noch ausweiten.
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(14.10.2022, 16:40)Quintus Fabius schrieb: Sanktionen kommen ja oft auch Salamischeibchenweise, weil man sie noch besser verkaufen kann. Meiner Einschätzung nach wird man die Sanktionen gegen den Iran noch ausweiten.

Witzigerweise ist genau das nicht passiert. Die Iran Sanktionen wurden ja nicht Scheibchenweise verhängt, sondern mit dem Ziel gestaltet, auf einen Schlag den größtmöglichen Schaden zu erzeugen "Maximum Pressure Campaign", "Mother of all Sanctions", ... Was da jetzt noch an Sanktiönchen hinterher geschoben werden könnte, dürfte insofern kaum noch größere Auswirkungen auf den Staatshaushalt oder den Handlungsspielraum haben. Insofern sind ja auch die Verhandlungen in Wien nur sinnloser Zeitvertreib. Man hat dem Iran schon zu viel weggenommen, als das man davon jemals zurückrudern könnte. Der Iran wäre plötzlich im Besitz von >100Mrd. Devisen und könnte den Öl-Markt auf den Kopf stellen. Spieltheoretisch ist das bereits keine viable Option und das Interesse des Westens liegt daher am Erhalt dieser Sanktionen. Perfekt ist auch für die Legitimation, dass die Regierung Trump das erreicht hat. Der Iran wiederum hat derzeit insofern ein erhöhtes Interesse, die Situation sukzessive weiter zu seinen Gunsten zu nutzen. Gar nicht mal zwecks Vergeltung, sondern um das Maximale an Gegenwert rauszuholen. Ob man wegen 50 Tonnen Koks oder 500 Tonnen Koks auf der Anklagebank sitzt, macht ja für das Strafmaß keinen Unterschied. Nur Anfänger nutzen das nicht aus. Insofern war es noch nie so günstig der Bad Guy zu sein.
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Salamischeiben mal hin oder her: Jetzt kommt offizielle Teil, der sich auf die Drohnen bezieht:
Zitat:+++ Krieg in der Ukraine: EU plant wegen Lieferung von Kamikaze-Drohnen an Moskau Sanktionen gegen Iran +++

Die EU-Staaten werfen Iran eine Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor und haben deshalb neue Sanktionen gegen das Land auf den Weg gebracht. Die Strafmassnahmen sollen Personen und Organisationen treffen, die für den Bau und die Lieferung iranischer Drohnen an Russland verantwortlich sind, wie mehrere Diplomaten am Mittwoch der Nachrichtenagentur DPA in Brüssel bestätigten.
https://www.nzz.ch/international/krieg-i...ld.1613540

Schneemann
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Vielleicht sollten wir auch ein paar Sanktionen gegen uns selbst erlassen, da wir Waffen an Saudi-Arabien liefern, welches einen Angriffskrieg im Jemen führt.
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Zu dem Anschlag im Iran hat sich anscheinend jetzt der IS bekannt. Sollte dies stimmten wäre das mal ein ziemliches Novum:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/i...s-100.html

Zitat:Iran: Viele Tote bei Angriff auf Pilgerstätte

Datum:
27.10.2022 03:53 Uhr

Bei einem Anschlag auf eine schiitische Pilgerstätte im Iran sind mindestens 15 Menschen getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat hat sich zur Tat bekannt.

Am Mittwochabend reklamierte die Terrorgruppe "Islamischer Staat" über ihr Sprachrohr Amak die Tat für sich. Ein IS-Kämpfer habe die Stätte gestürmt und das Feuer auf die Besucher eröffnet.

Ist bekannt welcher Abstammung der Täter war? Könnte das ein Afghane gewesen sein, der dem IS Khorasan angehörte ?
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Was meinst Du mit Novum? Auf IS Attentate bezogen, oder im Hinblick auf Reklamierungen bzw. Bekenntnisse zu Attentaten? Beides halte ich leider für Routine. Der "ausländische" Angreifer wurde lebendig gefasst. Das ist für mich ein Novum und für Attentäter im Iran keinesfalls ein empfehlenswerter Zustand. Neben dieser Person, sind den Iranern in den letzten Wochen offenbar eine Reihe spannender Gesprächspartner ins Netz gegangen. Wichtig ist es bei Themen der inneren Sicherheit ja immer, die Zusammenhänge zu verstehen. Die angekündigte Vergeltung ist eher was für die Öffentlichkeit, sicherheitstechnisch aber irrelevant. Wo IS oder Mahsa Amini drauf steht, kann ein ganz anderer Kontext dahinter stecken. Das lässt sich nur durch längere Beobachtung, Forensik und Verhöre analysieren, aber nicht an einem Bekennerschreiben ablesen. Vermutlich ist insofern auch die Nationalität bzw. Herkunft betreffender Personen sekundär.
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Wieviele offizielle / nachgewiesene IS Anschläge gab es denn schon im Iran?

Dass es im Iran seit geraumer Zeit ein Problem mit sunnitischen Extremisten gibt ist mir schon auch klar und bekannt, aber ein derartiger Anschlag des IS auf Pilger an einem heiligen Ort ist da meiner Meinung nach schon ein neues Geschehen. Wären die Unruhen gerade zur Zeit nicht so heftig, wäre meiner Einschätzung nach die iranische Reaktion darauf auch viel heftiger.
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(28.10.2022, 23:22)Quintus Fabius schrieb: Dass es im Iran seit geraumer Zeit ein Problem mit sunnitischen Extremisten gibt ist mir schon auch klar und bekannt, aber ein derartiger Anschlag des IS auf Pilger an einem heiligen Ort ist da meiner Meinung nach schon ein neues Geschehen.

Der IS hatte 2017 u.a. in Teheran das Mausoleum von Khomeini sowie das iranische Parlament angegriffen und 2018 eine Militärparade in Ahwaz.

Was Frau Baerbock, militante Separatisten aus Kurdistan und Belutschistan über Medien bzw. über Tweets verbreiten ist mal das Eine (Psy-Ops), aber entscheidender ist die reale Situation am Boden. Die Regierung war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Dieses koordinierte Vorgehen durchaus gut bekannter Feinde Irans, war so in der Form zwar neu, ist in der regional- und geopolitischen Gemengelage zunehmend koalierender und geheimdienstlich kooperierender Feinde aber keinesfalls überraschend.

Die organisierte, bewaffnete Eskalation im Iran und die mediale Aufbereitung waren extrem gut koordiniert, auf mehrere Urheber, Regionen und Schultern verteilt und durch ein Medienfeuerwerk flankiert. Exakt diametral zur öffentlichen Wahrnehmung und Darstellung hierzulande, halte ich die Gegenspieler nicht zuletzt gerade wegen ihrem subjektiv empfundenen konventionell-militärischen Unterlegenheitsgefühl für zunehmend motiviert Proxies zu aktivieren, die durchaus bewiesen haben, dass sie ganze Länder ins Chaos stürzen können. Mit dem Abzug der Amerikaner und Briten der letzten Jahre, hat sich die Gefährdungslage und das Vorgehen damit verschoben. Und bereits seit Monaten warnt die IRGC vor exakt diesem Szenario sowie einem Strategiewechsel auf der Gegenseite. Es ist ja auch nicht so als würde lediglich der Iran über regionale "Proxies" verfügen und der anderen Seite wären die Hände gebunden.

Verhindern lassen sich Terroranschläge, Sabotage, Cyberattacken, Waffenschmuggel, Propaganda und die Unterwanderung eigener Kräfte usw. niemals vollumfänglich. Solange militante Oppositionsgruppen existieren, solange Israel existiert, solange die Öl-Araber über ihre Verhältnisse leben können, solange die USA/UK/EU mit diesen koalieren und Terroristen Unterschlupf und Support gewähren und auf geheimdienstlicher und medialer Ebene diese Kräfte gegen den Iran koordiniert einsetzen, solange wird es auch immer zu Vorfällen kommen. Das liegt in der Natur der Sache, in der Natur des asymmetrischen Krieges.

Auf der iranischen Seite wurden mal wieder, vor allem auf der unteren Befehlsebene und durch die ausführenden Akteure, eklatante Fehler begangen. Auch das jüngste IS Attentat ist so ein Fall. Die gut ausgebildeten Sondereinsatzkräfte der Polizei haben zwar zügig reagiert und den Attentäter schnell gefasst, aber Vorort war die Sicherheit bereits unzureichend, Man hätte dieses Attentat im Ansatz verhindern bzw. Vorort schon schneller beenden können. Das hätte sicher Menschenleben gerettet.

In Zahedan wurden ebenfalls eklatante Fehler begangen, was zu dutzenden Toten führte. Als belutschische Terroristen mit Handfeuerwaffen auf die Polizeistation geschossen haben, hätte man sich auch zunächst verbarrikadieren und mit Tränengas den Mob von den stärker motivierten, bewaffneten Angreifern trennen können. Stattdessen haben die Polizisten in Panik aus ihrer festungsähnlichen Polizeistation wahllos in Richtung Straße geballert. weil sie überfordert waren und wahrscheinlich Angst vor einer Erstürmung hatten. Der Polizeichef durfte dafür zwar inzwischen den Hut nehmen, aber die unprofessionellen Akteure waren jene auf der unteren Ebene. Das muss man alles aufarbeiten, um solche Fehler zukünftig zu verhindern.

Andere Dinge, wie die sehr gezielte Militäroperation im irakischen Grenzgebiet sowie der zügige Enthauptungsschlag gegen den Rigi-Clan sind wiederum sehr zügig umgesetzt worden.

Auch wenn ich mangels Nachhaltigkeit wenig von einer direkten militärischen Antwort gegen irgendein ISIS Nest halte, bei dem im schlechtesten Fall auch nur wieder unbeteiligte Zivilisten sterben, so hatte sich der Iran 2017 für eine militärische Vergeltung 11 Tage eingeräumt. Jetzt sind gerade 3 Tage rum. Ich behaupte, die tatsächliche Antwort erfolgte damals auch erst am 14.09.2019 und dazu hatte sich der Iran nicht mal bekannt, auch wenn jeder weiß, dass kein anderer dazu in der Lage gewesen wäre. Dazwischen war ja auch 2018 der Anschlag auf die Militärparade in Ahwaz und verschiedene andere Entwicklungen im geopolitischen Kontext, die durchaus indirekt zusammenhängen. Daher ist es schwer eine Reaktionszeit abzulesen. Je nachdem wie komplex die Operation wird, braucht es einfach seine Zeit. Aber straflos wird der Iran seine Gegner nicht davon kommen lassen. Rein spieltheoretisch begründet, halte ich einen Raketenangriff auf irgendein ein ISIS Nest (z.B. bei Al-Tanf) und mit Verzögerung einen umfangreicheren Angriff auf die Energieinfrastruktur am Persischen Golf, zu dem sich die Houthi wieder bekennen werden, für ein wahrscheinliches Szenario. Dies wird dann aufgrund der höheren Wirkung vermutlich noch in diesem Winter geschehen.
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Im schlimmsten Fall waren die letzten Wochen mit hunderten Toten nur der Beginn eines schlimmeren Dramas. Gut möglich, dass sich das Teheraner Regime zu einer "chinesischen Lösung" entschließt, um die Dauerproteste loszuwerden, zumindest deuten Meldungen in diese Richtung...
Zitat:Drohung an Protestierende

Revolutionsgarde deutet Eingreifen in Iran an

Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden verlangt ein Ende der Proteste: »Die Demonstranten sollten die Geduld des Systems nicht überstrapazieren«. In den vergangenen Wochen hatten sich die Elitetruppen noch zurückgehalten. [...] »Wir sagen es unseren Jugendlichen noch einmal: Heute ist der letzte Tag der Unruhen. Kommt nicht mehr auf die Straßen.« Niemand werde den Demonstranten erlauben, weiter Unsicherheit zu stiften und die Universitäten des Landes in ein »Schlachtfeld« zu verwandeln. [...]

Der General bezeichnete die Unruhen seit Mitte September in einer Rede als Verschwörung der USA, Großbritanniens, Israels und Saudi-Arabiens, weil diese Länder in den vergangenen Jahren durch den Iran politische Niederlagen erlitten hätten. Die Jugend solle sich davon nicht beeinflussen lassen. »Werdet nicht Schachfiguren der Feinde des Landes«, sagte der Militärkommandeur.
https://www.spiegel.de/ausland/iran-revo...4225e25935

Es steht natürlich schon eine gewisse Hilflosigkeit dahinter, hinter all den Protesten eine ausländische Einmischung anzunehmen. Und ich denke, es wird den zigtausenden von Demonstranten auch nicht gerecht, wenn man ihnen wieder mal reflexhaft eine böswillige Liaison mit den USA oder den Israelis unterstellt. Aber es ist die panische und zugleich "klassische" Reaktion eines maroden Regimes, das in die Enge getrieben wird - "die Verantwortlichen müssen ja irgendwie von außen kommen".

Und dabei hat diese Behauptung auch einen kleinen wahren Kern - zwar vernachlässigbar in Bezug auf die Proteste, aber in Bezug auf Untergrundaktivitäten dennoch nicht ganz von der Hand zu weisen - denn es gibt ja sehr wahrscheinlich Geheimdienstoperationen in Iran (man entsinne sich der Anschläge auf Nuklearwissenschaftler etc.). Das Problem dabei: Das macht es nicht viel besser für das Regime. Denn: Selbst wenn die Israelis oder Amerikaner irgendwo einen Fuß in der Türe haben und irgendwelche Gruppen unterstützen würden, so gelingt ihnen dies auch nur, weil das Regime selbst innenpolitisch durch Repressionen und erzkonservative religiöse Vorgaben etc. den Nährboden dafür bereitet hat. Würde die Bevölkerung geeint hinter den Mullahs stehen, so wäre es für das Ausland sehr, sehr schwierig, sich entsprechenden geheimdienstlichen Zugang bzw. Unterstützung durch Einheimische zu verschaffen.

Die Reaktion der Revolutionsgarden ist in gewisser Weise also eine Art Selbstentlarvung. Dennoch verstärkt dies das Risiko, dass es tatsächlich zu einem Massaker durch die Sicherheitskräfte kommen könnte. Hinzu kommt, dass die Reaktionen bislang meistens eher berechnend waren, derzeit aber scheint alles erratisch sich zu gestalten, dazu zählt auch das hektische Hauen nach allen Seiten, wie aktuelle "Sanktionen" und "Terrorvorwürfe" beweisen.

Dazu:
Zitat:"Sponsoren von Terrorgruppen"

Deutschland und Iran bestellen gegenseitig Botschafter ein

In Berlin stellen Zehntausende Menschen offen ihre Unterstützung für die Demonstranten im Iran zur Schau. Das Regime in Teheran reagiert verärgert - und bestellt den deutschen Botschafter ein. Berlin tut dasselbe mit dem iranischen Vertreter vor Ort. [...]

"Einige europäische Länder sind entgegen ihren internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen den Terrorismus zu Sponsoren von Terrorgruppen geworden", sagte der stellvertretende iranische Außenminister Ali Bagheri Kani in einem Kommentar, den Fars veröffentlichte. In Berlin hatten sich vergangenen Samstag nach Angaben der Polizei rund 80.000 Menschen an einer Kundgebung zur Unterstützung der Demonstranten im Iran beteiligt. [...]

Das iranische Außenministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die persischsprachige Abteilung der Deutschen Welle (DW), die "Bild"-Chefredakteure Johannes Boie und Alexandra Würzbach sowie Abgeordnete des Europäischen Parlaments und zwei deutsche Unternehmen auf eine Sanktionsliste gesetzt würden. Der Iran wirft ihnen "Unterstützung von Terrorismus" vor.
https://www.n-tv.de/politik/Deutschland-...79670.html

Mal abgesehen davon, dass die BILD echt eine Krawallpostille ist... Cool

...nun gut, mal wieder ernsthaft: Dieser unsinnig-hektische Aktionismus zeigt, dass die Nervosität innerhalb des Regimes und hinter den Kulissen durchaus sehr hoch ist, was bedeutet, dass die Gefahr, dass es einen blutigen "Crackdown" auf die Proteste geben könnte, leider wirklich durchaus real und nicht nur eine leere Drohung ist. Möglicherweise wird die Lage vor Ort in den kommenden 1-2 Tagen wirklich massiv eskalieren...

Schneemann
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(30.10.2022, 07:21)Schneemann schrieb: Und dabei hat diese Behauptung auch einen kleinen wahren Kern - zwar vernachlässigbar in Bezug auf die Proteste, aber in Bezug auf Untergrundaktivitäten dennoch nicht ganz von der Hand zu weisen - denn es gibt ja sehr wahrscheinlich Geheimdienstoperationen in Iran (man entsinne sich der Anschläge auf Nuklearwissenschaftler etc.). Das Problem dabei: Das macht es nicht viel besser für das Regime. Denn: Selbst wenn die Israelis oder Amerikaner irgendwo einen Fuß in der Türe haben und irgendwelche Gruppen unterstützen würden, so gelingt ihnen dies auch nur, weil das Regime selbst innenpolitisch durch Repressionen und erzkonservative religiöse Vorgaben etc. den Nährboden dafür bereitet hat. Würde die Bevölkerung geeint hinter den Mullahs stehen, so wäre es für das Ausland sehr, sehr schwierig, sich entsprechenden geheimdienstlichen Zugang bzw. Unterstützung durch Einheimische zu verschaffen.

Die Reaktion der Revolutionsgarden ist in gewisser Weise also eine Art Selbstentlarvung...

Schneemann

Also ich persönlich würde mir ja wünschen dass es zu einer antiislamistischen Revolution im Iran kommt aber für realistisch halte ich das nicht. Auch wird man auf der Welt wohl kaum einen Staat finden in dem die Bürger geeint hinter einer Regierung stehen. Bei all den Protesten im Iran sollte man nicht vergessen, dass wesentlich mehr Iraner in den letzten Wochen pro Regime auf die Straße gegangen sind als gegen die Mullahs.
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@lime
Zitat:Also ich persönlich würde mir ja wünschen dass es zu einer antiislamistischen Revolution im Iran kommt aber für realistisch halte ich das nicht. Auch wird man auf der Welt wohl kaum einen Staat finden in dem die Bürger geeint hinter einer Regierung stehen. Bei all den Protesten im Iran sollte man nicht vergessen, dass wesentlich mehr Iraner in den letzten Wochen pro Regime auf die Straße gegangen sind als gegen die Mullahs.
Das wäre mir nun neu, dass (in Iran, so verstehe ich jetzt deinen Beitrag) mehr Menschen FÜR als GEGEN das Regime dort protestieren würden. Mir sind zwar auch die Demonstrationen bekannt, wonach z. B. Frauen für das Tragen des Kopftuchs etc. demonstriert haben sollen, aber dass diese eine Mehrheit wären, halte ich für eine sehr gewagte Theorie. Ich vermute, dass einige tausend Menschen sicherlich auch für das Regime demonstriert haben, aber es dürften zehntausende Personen sein, die dagegen protestieren.

Anm.: Ich habe meinen vorangegangenen Beitrag erweitert, während du ihn zitiert und darauf geantwortet hattest, weswegen nun in einem Teil deiner Zitation nicht alles enthalten ist. Sorry, Überschneidung.

Schneemann
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KheibarShekan:

Vielen Dank für deine hochinteressanten Ausführungen. Ich muss mich mal wieder dringend näher mit dem Iran beschäftigen, dass habe ich seit 2015 rum sträflich vernachlässigt. Anscheinend habe ich da einen deutlichen Abriss was meine Kenntnisse der Lage angeht.
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Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den vom Westen sanktionierten Staaten Russland und Iran scheint Konturen anzunehmen und scheint sich vermehrt auf Zentralasien zu fokussieren.

Da beide Länder jeweils auf Platz 1 und 2 der nachgewiesenen Gas-Reserven ruhen, betrifft das erwartungsgemäß vorrangig die Energiewirtschaft. Demnach wird die iranische MAPNA Group 40 Gasturbinen an Russland liefern und damit kanadische und deutsche Hersteller ersetzen. Weiterhin soll das Stromnetz von Iran, Turkmenistan und Russland miteinander verbunden werden. Der Iran soll zudem in das bestehende Freihandelsabkommen der zentralasiatischet Staaten aufgenommen werden. Durch Gas-Swapping soll russisches Gas über iranische Händler in Zentralasien und iranisches Gas durch russische Händler in MENA und Südostasien vermarktet werden. Gazprom soll in diesem Zusammenhang auch in die Exploration von Erdöl und Erdgas am Persischen Golf investieren. Darüber hinaus wird der Iran voraussichtlich zum grössten Importeur von russischem Weizen.

Der formelle Teil der Vergeltung an den USA für die letzten Wochen wurde verkündet:
Zitat:Iran Sanctions US Individuals, Entities for Human Rights Violation

The Islamic Republic has imposed sanctions on 10 American individuals and 4 entities for committing human rights violations, interfering in Iran's internal affairs, instigating violence and riots in the country, encouraging acts of terror, countering Tehran's moves and attempts to fight terrorism, and mounting pressure on the Iranian nation amounting to economic terrorism, Press TV reported.

The list includes:
- Michael Erik Kurilla, the commander of United States Central Command
- Gregory M. Guillot, the deputy commander of United States Central Command
- Scott Desormeaux, the commander of US airbase in Erbil, Iraq
- Juan Zarate, chairman of the Foundation for Defense of Democracies’ Center on Economic and Financial Power (CEFP)
- Mark Wallace, the CEO of United Against Nuclear Iran (UANI)
- Adewale "Wally" Adeyemo, the United States deputy secretary of the Treasury
- Alexus G. Grynkewich, the commander of Ninth Air Force (Air Forces Central)
- Anne Neuberger, the Deputy National Security Advisor for Cyber and Emerging Technology
- Isaac Johnson, Jr., the commander of the United States Army Civil Affairs and Psychological Operations Command
- Brian E. Nelson, Under Secretary of the Treasury for Terrorism and Financial Intelligence,

in addition to:
- United Against Nuclear Iran (UANI)
- Central Intelligence Agency (CIA)
- The Ninth Air Force
- National Guard of the United States
...
https://www.tasnimnews.com/en/news/2022/...-violation

Zuvor wurden bereits die folgenden EU Institution und Personen sanktioniert:

Zitat:Iranian Foreign Ministry issued a statement on Wednesday announcing sanctions against 8 entities and 12 individuals within the European Union geography.
...
The following institutions will be placed under sanctions:

– The so-called “Friends of Iran” group and its members at the European Parliament
– The International Committee in Search of Justice (ISJ) and its members
– Stop the Bomb organization
– Deutsche Welle Persian
– RFI Persian
– France’s International League Against Racism and Anti-Semitism (LICRA)
– Germany’s Karl Kolb Co., the provider of chemical weapons to the regime of Saddam Hussein
– Germany’s Rhein Bayern Fahrzeugbau Co., the provider of chemical agents to the regime of Saddam Hussein

The following individuals will be placed under sanctions:

– President of the International Committee in Search of Justice Alejo Vidal-Quadras
– Javier Zarzalejos, co-chair of the so-called “Friends of Free Iran” intergroup at the European Parliament
– Milan Azver, co-chair of the so-called “Friends of Free Iran” intergroup at the European Parliament
– Member of the European Parliament Charlier Weimers
– Member of the European Parliament Jan Zahradil
– Member of the European Parliament Helmot Geuking
– Member of the European Parliament Hermann Tertsch
– Meyer Habib, member of the French National Assembly
– Martine Valleton, mayor of Villepinte, France
– Jean Francois Legaret, former mayor of 1st arrondissement of Paris
– Johanned Boie, chief editor of Germany’s Bild newspaper
– Alexandra Würzbach, chief editor of Germany’s Bild newspaper

The said sanctions include bans on the issuance of visas and bans on the entry of the said individuals to the Islamic Republic of Iran and the confiscation of their properties in territory subject to the jurisdiction of the Islamic Republic of Iran. All institutions of the Islamic Republic of Iran will take necessary action to enforce these sanctions as per the ratifications of pertinent authorities.
https://moderndiplomacy.eu/2022/10/27/ir...-entities/

Es wehen wieder rote "Ya Lasarat Al Hussain" Fahnen ... Das bestärkt mich in der Annahme, dass in den nächsten Tagen mit einem Militäreinsatz zu rechnen ist.
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Zitat:Saudi Arabia, U.S. on High Alert After Warning of Imminent Iranian Attack

Saudi Arabia has shared intelligence with the U.S. warning of an imminent attack from Iran on targets in the kingdom, putting the American military and others in the Middle East on an elevated alert level, said Saudi and U.S. officials

In response to the warning, Saudi Arabia, the U.S. and several other neighboring states have raised the level of alert for their military forces, the officials said. They didn’t provide more details on the Saudi intelligence.

Saudi officials said Iran is poised to carry out attacks on both the kingdom and Erbil, Iraq, in an effort to distract attention from domestic protests that have roiled the country since September.

The White House National Security Council said it was concerned about the warnings and ready to respond if Iran carried out an attack.

“We are concerned about the threat picture, and we remain in constant contact through military and intelligence channels with the Saudis,” said a National Security Council spokesperson. “We will not hesitate to act in the defense of our interests and partners in the region.”
https://www.wsj.com/articles/saudi-arabi...1667319274

Werde morgen nochmal den Tank füllen Sleepy
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