(Kooperationen) European Armed Forces - Probleme und Perspektiven
Broensen:

Zitat:Die Frage, die sich mir daraus ergibt, ist: WELCHE Projekte sollten wir mit Frankreich durchführen, die wir dann auch zu einem guten Abschluss führen können. Und welche sollten wir lieber mit anderen Partnern angehen?

Wir sollen so viele Projekte wie möglich zusammen mit Frankreich durchführen. Die Frage ist da nicht welche, sondern wenn möglich alle und da dies nicht geht so viele wie möglich. Das ist natürlich jetzt mal wieder eine radikale Position von mir - gerade in ihrer Ausschließlichkeit - aber nach dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU ist es umso wesentlicher dass Deutschland und Frankreich zu einer gemeinsamen militärischen Linie kommen, und dies zeitnah. Dafür muss jede Möglichkeit exploriert werden. Die dadurch entstehende Masse erzeugt dann so einen Sog, dass andere Partner wie von selbst folgen werden.

Zitat:Das mag sich aus der Sicht des militärisch Interessierten und Informierten so darstellen, aber diese Entwicklung muss leider aus der Politik kommen. Und denen reicht es schon, wenn alle Ausrüstung nach STANAG haben.

Die gleichen Systeme zu haben ist eben eine ganz andere Hausnummer, als einfach nur die gleichen STANAG Werte vorzuweisen. Insbesondere für die Verwendung von Soldaten anderer EU Staaten innerhalb unserer Streitkräfte und umgekehrt, für das Verschieben von Material von einer Armee zur anderen, für die Logistik, die Synergieeffekte sowohl im Betrieb wie in der Beschaffung und auch für die Ausbildung, die Gleichschaltung von Doktrin, Konzeption, Struktur und Taktik usw usf die Standardisierung der Ausrüstung ist der wesentliche Schritt.

Und sie ist meiner Meinung nach realistischer erreichbar als andere Schritte hin zur EU Armee, schneller erreichbar und sie bietet eine Grundlage für solche weiteren Schritte. Da man mit irgendwas anfangen muss sollte man meiner Ansicht nach das nehmen, was am erfolgreichsten gegen die immensen Widerstände durchgebracht werden kann. Gerade das Beispiel Deutschland - Frankreich zeigt (wie Ottone es auch richtig anspricht), dass selbst in diesem schwierigen Fall Projekte voran gebracht werden können.

Zitat:- Deutschland und Frankreich sollten sich bemühen, ihre Aktivitäten zu Raketen und Lenkflugkörpersystemen zusammenführen. Diese sind bei weitem nicht so Doktrin-abhängig wie beispielsweise Panzer oder Jets. Dass es hier inzwischen kaum noch Gemeinsamkeiten gibt, ist reiner Industrie-Egoismus. Dabei hätte man mit MBDA sogar ein Instrument an der Hand, das auch das Potential hätte, andere Nationen einzubinden und echte EU-Standards zu setzen. MARS könnte demnächst überall einen Nachfolger gebrauchen, der auf so einer Kooperation aufbauen könnte, ohne dass dem allzu unterschiedliche Vorstellungen im Weg stünden.
Dies ist ein Feld mit unglaublich hohen Potentialen, die sich aber nur durch hohe Stückzahlen halbwegs bezahlbar erschließen lassen werden. Auch gemeinsame Munitionsreserven wären dann ein Thema.
Die unterschiedlichen VLS-Starter sind auch nicht förderlich für die europäische Integration. Könnte man sich hier einigen, könnte man vielleicht die sich derzeit immer stärker verfestigende Trennung zwischen den Marinen mit US-LFKs und denen mit Sylver-Startern überwinden.
Kurzum: Hier wäre enorm viel rauszuholen an europäischer Vereinheitlichung, ohne dass die unterschiedlichen Doktrinen zum Problem werden sollten. Nur die Industrie müsste man natürlich in den Griff bekommen.

Ein hervorragend gutes Beispiel und man könnte dieses noch um die leidige Frage von SAMP-T und MEADS erweitern, bei der es auch sinnvoller gewesen wäre mit den Franzosen zusammen das SAMP-T System zu explorieren. Und den entscheidenden Punkt sprichst du im letzten Satz auch gleich an: wenn man die Industrie in den Griff bekommt.

Und das könnte man viel eher, wenn man aus politischen Vorgaben heraus die gleichen Systeme beschafft und da Frankreich sich hier in bestimmten Punkten nicht bewegen wird, müssen wir es halt. Gerade durch die gemeinsame Beschaffung gleicher Systeme erhält man den Hebel gegen die Industrie mit welcher man diese unter Kontrolle bringen könnte.

Zitat:Das wird man nur in den Griff bekommen, wenn man die Außen-(und idealerweise auch Industrie-)Politik "gleichgeschaltet" bekommt.

Meinem Verständnis nach kann das eine aus dem anderen folgen. Die Industrie folgt also der gleichgeschalteten Sicherheitspolitik (weil sie es zwingend muss, da die Aufträge zu groß, zu entscheidend und viel profitabler als alles andere sind). Das bedeutet für uns zwingend sich Frankreichs Sicherheitspolitik anzupassen. Nehmen wir als Musterbeispiel für ein solches Gebiet die Sahel-Zone in der wir mal wieder so tun als ob wir dort ernsthaft mit dabei wären, aber genau genommen Frankreich nicht so unterstützen wie das möglcih und wie es auch notwendig wäre. Dabei ist die Sahel-Zone auch für uns eigentlich von herausragender strategischer Bedeutung für unsere Zukunft.

Zitat:Schafft man es aber nicht, die außenpolitische Ausrichtung abzustimmen, sollte man sich das lieber zunutze machen und die Aufgaben konsequenter verteilen.

Meiner Ansicht nach müssen wir das schaffen, den uns läuft die Zeit davon, rasend schnell. Wir haben nicht mehr die notwendige Zeit für einen anderen Weg, die sicherheitspolitische Situation wird sich durch diverse Faktoren in den nächsten Dekaden drastisch verändern und radikalste Maßnahmen werden erforderlich werden.

Nun wird man mir wie üblich ein Untergangs-Narrativ vorwerfen, aber die wissenschaftlichen Fakten sprechen einfach für sich. Wir haben eigentlich keine Zeit mehr zu verlieren und wir haben sicher keine Zeit mehr weiter herumzuspielen, und daher muss das ganze System so schnell wie möglich so weitgehend wie möglich vereinfacht werden, damit es funktioniert.

Und genau das spricht gegen eine Dislozierung der Beschaffungspartnerschaften auf viele jeweils unterschiedliche Partner für ganz unterschiedliche Systeme, da kommt nur ein Maß an Komplexität und Dynamik ins Spiel dass zwingend zu Friktionen, Verzögerungen und schlußendlich unvollständigem Stückwerk führen muss. Es muss stattdessen eine klare, einfache und störungsresistente Linie in das Gesamtsystem gebracht werden. Die Vereinfachung ist dabei das Ziel und eine Zersplitterung auf viele voneinander getrennte Wege verunmöglicht das.

Zitat:Im Fall der Panzerbeschaffung würde Frankreich dann den Leclerc durch etwas deutlich leichteres, evtl. sogar auf Rädern ersetzen, während Deutschland auf solche mittleren Kräfte einfach ganz verzichtet. Das würde evtl. später zu bildenden gemeinsamen Streitkräften noch nicht mal entgegenstehen, sofern die unterschiedlichen Systeme kompatibel ausgelegt werden. Denn beides hat ja gesamt-europäisch seine Berechtigung.

Das MGCS ist ja nur ein kleiner Mosaikstein, da gibt es ja noch ganz andere Baustellen. Denkbar hier in diesem einen Spezialfall eine solche Aufteilung vorzunehmen, aber dessen ungeachtet gibt es ja noch eine ganze Reihe anderer Baustellen in denen eben keinesfalls eine solche Aufteilung stattfinden darf.
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