Militärische Lehren des Irakkrieges
#1
:frag: was sind (für euch) die militärischen lehren des irakkrieges? meine vorschläge:
- die kriege der zukunft werden mehr und mehr assymmetrische kriege sein, technologisch ebenbürtige gegner sind nur noch in den seltensten fällen vorzufinden, sollten aber durchaus nicht vernachlässigt werden.

- es werden vorwiegend leichte waffen benutzt, d.h. sturmgewehre, mp, mg, minen, ied (improvised explosive device) und rpg, wobei die beiden letzten die größte gefahr dastellen.

- der kampf verlagert sich mehr und mehr in bebautes gebiet, da hier eine eindeutige identifizierung von freund - feind - zivilist nicht mehr möglich ist.

- es reicht nicht aus die armee eines landes zu vernichten, es müssen gute pläne für den wiederaufbau und die zukunft des landes vorhanden sein. außerdem muss mit einer langen besatzungszeit gerechnet werde, hierfür werden robuste und durchhaltefähige truppen in nicht geringer anzahl benötigt.

- da es in einem asymmertrischden krieg praktisch keinen frontverlauf mehr gibt sondern im gesamten land gekämpft wird ist eine gute militärische ausbildung der kampfunterstützungs- und logistiktruppen nötig.

- es muss die fähigkeit vorhanden sein, innerhalb von kurzer zeit eine große anzahl von "hilfstruppentruppen", d.h. loyalen einheimischen, auszubilden.
:daumen: einen guten artikel gibts hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tradoc.army.mil/pao/TNSarchives/February05/022505.htm">http://www.tradoc.army.mil/pao/TNSarchi ... 022505.htm</a><!-- m --> und hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.navyleague.org/sea_power/jun_03_09.php">http://www.navyleague.org/sea_power/jun_03_09.php</a><!-- m -->
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#2
Für mich eine entscheidene Lehre, dass der Panzer auch beim Orts und Häuserkampf und beim assymetrischen Gefecht noch immer mit die Entscheidene Rolle spielt.
Der schnelle Vormarsch der 3rd Mech. Infantry wäre ohne die 5 Panzerbattalione der Division so nicht möglich gewesen
Auch bei den Marines spielten die paar Panzer eine wichtige Rolle

Dieses Phänomen wird noch mehr dadurch deutlich dass Tommy möglichst schnell die schweren 4th Mech. Infantry/1st AD Divisionen haben wollte


Die Lehre dass jeder Mann zuerst Soldat und dann Koch usw. sein muss kann man in diesem Fall meiner Meinung nach nur für die US Army ziehen, da bei Marines und imho auch bei Royal Army so schon länger ausgebildet wird
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#3
@Hawkeye87

Einige Deiner Vorschläge sind meiner Meinung nach zu sehr auf den Irak zugeschnitten, obwohl Du von den "Kriegen der Zukunft" sprichst. Für ein dem Irakkrieg ähnliches Szenario passen sie schon, doch andere Schauplätze mit anderen Akteuren bringen auch andere Erkenntnisse. Glaube kaum, dass die die Amerikaner (bzw. NATO-Truppen) in Serbien-Montenegro gleiche Bedingungen in einem Partisanenkampf angetroffen hätten.

Zitat:- der kampf verlagert sich mehr und mehr in bebautes gebiet, da hier eine eindeutige identifizierung von freund - feind - zivilist nicht mehr möglich ist.
Ist im Irak zwingend, da grosse Teile des von den Widerstandskämpfern genutzten Terrains keine günstigen topographischen Bedingungen zum Verstecken bieten. Im Norden des sunnitischen Dreiecks gibts, um die Stadt Tall Afar, eine hügelige Gegend, die sich offenbar nach Syrien hinzieht. Von Tall Afar hört man immer nur, dass es eine Art Nachschubsposten (via Syrien)sein soll, allfällige Gefechte, die dort stattfinden, werden in der Regel unter den Teppich gekehrt. Heisst vielleicht, dass sich die Widerständler in den Hügeln einigermassen getarnt bewegen können und den Amis damit gewisse Schwierigkeiten bereiten, heisst vielleicht auch gar nichts. Ansonsten ist das sunnitische Dreieck, mit Ausnahme der Städte eben, flach wie ein Ofenblech.

Was das Verstecken hinter Zivilisten angeht, so nutzt das auch nur, wenn man gegen eine Armee kämpft, die von sich behauptet, die Menschenrechte einigermassen einzuhalten, ergo also nicht auf Zivilisten schiesst. Gegen die Amerikaner funktioniert das also, aber ob die Armee irgendeines Despoten dadurch zu beeindrucken ist, wage ich mal zu bezweifeln.
Auffallend am Irak ist jedenfalls, dass die Zivilbevölkerung gleichzeitig verschiedenen Seiten angehört. Ein Teil operiert mit den Widerstandskämpfern, ein zweiter mit den Besatzern, andere verhalten sich neutral bzw. schiessen nur auf die Terroristen.
Ich glaube nicht, dass dieses Bild der Zivilbevölkerung allgemein gültig ist, das kommt ganz auf die Besatzungspolitik an.

Zitat:- es reicht nicht aus die armee eines landes zu vernichten, es müssen gute pläne für den wiederaufbau und die zukunft des landes vorhanden sein. außerdem muss mit einer langen besatzungszeit gerechnet werde, hierfür werden robuste und durchhaltefähige truppen in nicht geringer anzahl benötigt.
Auch nur, wenn von den Invasoren ein Wiederaufbau gewünscht wird. Die "Weltpolizisten" werden hier zur Pflicht gerufen, müssen sie aber nicht einhalten. In der Kolonialzeit wurden die eroberten Territorien in der Regel auch nicht entwickelt, sondern nur ausgebeutet. Klar, heute haben wir über 100 Jahre danach sowie eine unterzeichnete UNO-Charta, aber was, wenn ich nun eine Hegemonialmacht bin, welche nicht auf die UNO hören muss und mit einer Invasion irgendwo einen kurz- bis mittelfristigen Nutzen für mich erzielen will? Selbst die Amis müssen einkalkulieren, dass man sie irgendwann per Fusstritt aus dem Irak befördern könnte, aber bis dahin werden sie alles daran setzen, dem Land soviel zu nehmen, wie sie können, damit sich die Aktion auf jeden Fall gelohnt hat. Der Wiederaufbau hat inzwischen wohl auch keine so grosse Prioriät mehr, da man die Iraker sowieso nie für sich gewinnen kann.

Zitat:- es werden vorwiegend leichte waffen benutzt, d.h. sturmgewehre, mp, mg, minen, ied (improvised explosive device) und rpg, wobei die beiden letzten die größte gefahr dastellen.
Stimme zu, hätte im Arsenal meiner Widersandsarmee aber gern noch ein paar Scharfschützengewehre, Fliegerfäuste und elektronische Aufklärungsmittel, wie Nachtsichtgeräte, Wärmebildgeräte, Restlichtverstärker, etc. Cool

Dazu noch folgendes:

Zitat:VIENNA, Austria -- Iran is quietly building a stockpile of thousands of high-tech small arms and other military equipment -- from armor-piercing snipers' rifles to night-vision goggles -- through legal weapons deals and a U.N. anti-drug program, according to an internal U.N. document, arms dealers and Western diplomats.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.detnews.com/2005/nation/0503/26/natio-129537.htm">http://www.detnews.com/2005/nation/0503 ... 129537.htm</a><!-- m -->

Ein nicht ganz uninteressanter Nachbar des Iraks hat offenbar bereits ein paar Lehren aus dem Irakkrieg gezogen und bereitet sich auf etwas Bestimmtes vor. :evil:
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#4
Ach naja, so viel neues hat der Irakkrieg doch nicht gebracht. Dass die Amerikaner bomben können und schnell siegen können gegen technologisch unterklassige Gegner, das mußte man schon früher. Was dann aber den Rest angeht, so sieht es dann wieder anders aus, aber das weiß man ja auch schon länger...
Hätte man mal an Somalia gedacht und das Chaos und das Debakel etwas mehr bedacht, dann hätte man sicher anders gehandelt.
Von daher gibt es nicht viel neues, was nicht im vorhinein nicht schon in einem Burch über Sicherheitspolitik etc. drin gestanden hätte...

Sicher, militärisch ist interessant, dass Panzer noch wichtig sind und durch gezielte Vorstöße den nur örtlich markanten Widerstand brechen konnten, aber es gab ja keinen wirklich regulären Widerstand.

Daher ist hawkeyes Zusammenstellung so schon ganz ok, auch wenn das alles nicht so neu ist wie gesagt.

Was nun die Gültigkeit angeht: Schlußendlich geht es ja um "unsere Kriege" der Zukunft und dort werden die "Neuen Kriege", also assymmetrische Kriege, immer wichtige rund zahlreicher werden.
Selbst bei noch zwischenstaatlichen kriegen werden aufgrund der immer stärkeren technology gap immer öfters ungleiche Duelle ausgefochten werden, die je nach Lage und Art dem Irakkrieg sicher nahe kommen werden.

Wichtig ist die schnelle Ausschaltung des gegners, seine Desorientierung und seiner schnell herbeigeführter Zusammenbruch. Dies kann mit wenigen Eliteverbänden, hochtechnologisiert durchgeführt werden, danach aber muss eindeutig eine personalintensivere zweite Phase folgen, um die Lage zu stabiliseren, wobei langfristig die Eigenstabiliserung das Ziel wäre... später kommt dann das erneute State-building oder gar zuerst das Nationbuilding an die Reihe.
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