Deutsche Kolonien
#1
nun lasst uns nicht nur gramvoll auf die Hegemonialmacht USA schimpfen,
auch wir haben Dreck am Stecken - oder Leichen im Keller,
und sind auch nach Hundert Jahren nicht in der Lage, das zuzugeben
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Zitat:Gedenken an Herero-Aufstand
Keine Entschuldigung auch nach 100 Jahren

Auch 100 Jahre nach der Niederschlagung des Herero-Aufstandes liegen dunkle Wolken über dem deutsch-namibischen Verhältnis. Auf Entschädigungszahlungen warten die Herero bis heute. Und das Verhältnis könnte durch die Landreform-Pläne von Staatschef Nujoma weiter belastet werden.

Das Vokabular klingt aus heutiger Sicht scheinbar vertraut: "Terroristische Banden" überfallen Europäer. Unschuldige Opfer - schätzungsweise 150 Siedler, Bahnarbeiter, Händler und Soldaten - fallen der "Mordorgie" zum Opfer. Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten: Die Herrschenden in Übersee schicken eine Streitmacht, die in diesem Krieg gegen den Terror keine Gnade kennt.

Was nach dem Anti-Terror-Krieg unserer Tage klingt, spielte sich vor genau 100 Jahren in der deutschen Kolonie Südwestafrika ab, dem heutigen Namibia. Völkermord nennen die einen den blutigen Feldzug, in dessen Folge bis zu 75 Prozent des Herero-Volkes und bis zu 50 Prozent des Nama-Volkes vernichtet wurden.
...
Die technisch hoch überlegenen kaiserlichen Truppen unter dem Kommando des als skrupellos verrufenen Generals Lothar von Trotha hatten den Hauptteil des Herero-Volkes auf dem Hochplateau eingekesselt. Eine Aufgabe der Herero schien nur noch eine Frage der Zeit.

Doch von Trotha passierte ein Missgeschick, andere glauben eher an einen kalkulierten Schachzug: Durch eine Lücke im Belagerungsring entkam der Großteil des Herero-Volkes - Frauen, Kinder, Alte und Krieger samt ihrem wichtigsten Schatz, dem Vieh -­ in die wasserlose Omaheke-Wüste. Bis zu 80.000 Menschen starben dort in den folgenden Monaten. Sie verdursteten, starben an Entkräftung, wurden von den deutschen Verfolgern getötet. Wer sich ergab, wurde niedergemetzelt. Die wenigen Wasserstellen in der Wüste wurden von der kaiserlichen Schutztruppe besetzt. "Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero, ob mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh, erschossen. Ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf", lautete der zu trauriger Berühmtheit gelangte Befehl von Trothas.

....

Das Verhältnis zwischen der einstigen Kolonialmacht und der Ex-Kolonie ­- von Normalität kann auch 100 Jahre nach der blutigen Niederschlagung des Herero-Aufstandes noch keine Rede sein.

Stand: 14.08.2004 16:12 Uhr
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#2
Zitat:100 Jahre Herero-Aufstand
Entschuldigung im Konjunktiv

Die Bundesregierung hat die vor 100 Jahren in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika begangenen Gräueltaten bedauert und die Nachfahren der Opfer um Vergebung gebeten, eine förmliche Entschuldigung jedoch erneut vermieden.

Bei einer Gedenkveranstaltung in Okakarara am historischen Ort der Entscheidungsschlacht zur Niederschlagung des Herero-Aufstandes sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul: "Wir Deutschen bekennen uns zu unserer historisch-politischen, moralisch-ethischen Verantwortung und zu der Schuld, die Deutsche damals auf sich geladen haben. Ich bitte Sie im Sinne des gemeinsamen 'Vater unser' um Vergebung unserer Schuld."

Bundespräsident, Bundestag und Bundesregierung haben eine förmliche Entschuldigung für den damaligen Völkermord bislang vermieden. Als Grund werden dabei Entschädigungsforderungen von Herero angeführt. Namibias deutschsprachige "Allgemeine Zeitung" kommentiert dies so: "Irgendwo hat das neue Berlin vor lauter Furcht vor juristischen Folgen die menschliche und die Ebene der politischen Ethik in dieser Frage verkannt."

(...)

Der oberste Herero-Häuptling Munjuku Nguvauva II zeigte sich versöhnlich und plädierte für einen Neuanfang zwischen den einstigen Unterdrückern und ihren Opfern.

(...)

Unterschiedlichen Schätzungen zufolge fielen dem Vernichtungsfeldzug der Deutschen 35 bis 80 Prozent der damals 40.000 bis 100.000 Herero und bis zu 50 Prozent der damals 22.000 Nama zum Opfer. Dieser Teil der Geschichte Namibias ist für heutige Herero noch immer höchst aktuell, da die Vergangenheit erst seit der Unabhängigkeit von Südafrika im Jahre 1990 offen diskutiert werden kann.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/5413197.html">http://www.n-tv.de/5413197.html</a><!-- m -->

PS: Auch wenn bekannt ist das Erich schon zu den etwas älteren Schreibern in diesem Forum gehören, so bezweifel ich dass er damals dabei war. Das gleiche gilt wohl für die meisten hier im Forum, so dass wir in der Beziehung wohl eher kein "Dreck am stecken" haben. Und dass die Deutsche Geschichte eine saubere ist, dürfte wohl niemand ernsthaft behaupten...
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#3
Zitat:Das gleiche gilt wohl für die meisten hier im Forum, so dass wir in der Beziehung wohl eher kein "Dreck am stecken" haben.
Hi Helios,
mit "wir" meinte ich nicht die Forums-Teilnehmer (100 Jahre Herero ... war auch schon doppelt vor meiner Zeit ....) sondern Deutschland als Hegemonialmacht, die nicht nur vor '45 jubelnd Sch.... gebaut hat;
mit der Geschichte dürfen wir nicht so auf die verblendeten und getäuschten Amis schimpfen sondern uns eigenlich ruhiger verhalten .... oder sollten wir vielleicht grade deshalb "das Maul aufreissen"
:frag:grübel:frag:

edit:
aber inzwischen wirds ja doch noch (Anmeldung erforderlich)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/pshb?FN=relhbi&DEPOT=0&CN=GoArt!200013,200051,777084&SFN=builduser&SH=26c0133eea5a2ba914adc991e129a9">http://www.handelsblatt.com/pshb?FN=rel ... c991e129a9</a><!-- m -->
Zitat:Entschuldigung für Kolonialverbrechen

Wieczorek-Zeul nennt Massaker an Herero «Völkermord»

HB BERLIN. Zum ersten Mal hat ein Mitglied einer deutschen Regierung die Niederschlagung des Herero-Aufstands in Namibia vor hundert Jahren als Völkermord bezeichnet. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) entschuldigte sich in Namibia auf einer Gedenkfeier für den Genozid und betonte, sie spreche für die gesamte Bundesregierung. «Ich bitte Sie im Sinne des gemeinsamen 'Vaterunser' um Vergebung unserer Schuld», sagte sie.
....
Die Ministerin sagte, die Grausamkeiten, die damals begangen wurden, würde man heute als Völkermord bezeichnen. «Alles, was ich gesagt habe, war eine Entschuldigung der deutschen Regierung.»

Angesichts der Entschuldigung könnte die Stammesführung erwägen, die vor einem US-Gericht gegen Deutschland eingereichte Klage fallen zu lassen, sagte der Vorsitzende des Gedenkkomitees, Ranongouje Tijihuiko. Der namibianische Minister für Rehabilitierung, Hifikepunye Pohamba, sagte zu der Entschuldigung Wieczorek-Zeuls: «Das ist, worauf wir sehr lange gewartet haben.»
.....
HANDELSBLATT, Samstag, 14. August 2004, 20:27 Uhr
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#4
Schaut Euch mal des hier an :

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.deutsche-schutzgebiete.de/schlacht_am_waterberg.htm">http://www.deutsche-schutzgebiete.de/sc ... erberg.htm</a><!-- m -->

Das hört sich schon ein wenig anders an ...

Jan-Hendrik

Edit: Hier noch ein Interview zu diesem Thema :

(Link der Administration bekannt)
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#5
Naja, man sollte mit der Thematik entspannt aber offen umgehen. Faktisch haben wir dort Völkermord betrieben und da gibt es nichts zu verhamlosen. Es langt dazu die alten Zeitungsberichte aus der Zeit bzw. Bücher aus den Zwanziger zu lesen. Das was manche "Wissenschaftler" abziehen ist leider wieder nur Geschichtskittung.

Das sich die deutsche Regierung entschuldigt finde ich im übrigen richtig, denn bisher hat man es nur deshalb nicht gemacht, weil man Angst hatte, das man Entschädigungszahlungen auf Deutschland dann zu kommen. Ich persönlich finde es sogar richtig diese von UNS zu fordern und meiner Meinung nach sollten wir die auch Zahlen und wenn es nur eine symbolische Summe ist (wie bei den Zwangsarbeiter).

Das ist eine Last die uns unsere Vorfahren aufgebürgt haben und die wir auch heute noch tragen. Je schneller die wir loswerden, desto besser. Denn mit der Devise, das war vor meiner Zeit und wir sind nicht verantwortlich, ist uns letzendlich nicht geholfen. Im Endeffekt schaden wir uns als deutsches Volk nur selbst damit.

Coki
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#6
Ich finde es ist eine Sauerei, daß hier im Forum auf Seiten zu verlinken, auf denen Völkermord geleumdet und/oder Rechtsextremisten die Möglichkeit gegeben wird, ihre Propaganda zu verbreiten!
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#7
Nachdem sich die Ministerin Wieczorek-Zeul entschuldig hat, wäre es doch auch an der Zeit, daß sich die Herero-Führer für die vorangegangenen Morde an deutschen Siedlern entschuldigen. Hiervon habe ich bis jetzt nichts gehört. Meines Erachtens gehört dies zu einem ehrlichen Umgang mit der Geschichte. Zu einer wahrhaften Versöhnung gehören immer beide Seiten. Dies könnte auch ein Beispiel für den elenden Streit zwischen den deutschen Vertriebenen und den Polen bzw. Tschechen sein. Leider tun sich mit einer deutlichen Entschuldigung vor allem letztere noch sehr schwer.

Gruß
Sophie X
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#8
Die Toten des Hereroaufstandes will doch niemand leugnen ! Nur das Ganze als einen lang vorgeplanten Völkermord darzustellen , halte ich für zweifelhaft . Da hätten die Truppen , die man zur Niederschlagung des Aufstandes dorthin schickte , wesentlich umfangreicher sein müssen .


Jan-Hendrik
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#9
Besonders übel kann einem werden, wenn manche die Ereignisse von 1904 in eine "Traditionslinie" zu Ausschwitz stellen. Als weiteren Beweis für den angeblichen genetischen Defekt der Deutschen wie es ja schon ein gewisser Goldhagen nachgewiesen haben wollte.

Gruß
Sophie X
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#10
@Sophie X
Zitat:Nachdem sich die Ministerin Wieczorek-Zeul entschuldig hat, wäre es doch auch an der Zeit, daß sich die Herero-Führer für die vorangegangenen Morde an deutschen Siedlern entschuldigen.
Es haben auch die deutschen Siedler schon vor der Entsendung der Truppen nach Namibia wiederholt das Feuer auf Herero eröffnet. Ich habe dabei den Eindruck, daß zwei Seiten - Herero und Siedler - aneinandergerieten und die Lage dann immer mehr eskaliert ist.
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#11
@ Sophie X

Hier geht es um die Hereros und nicht die elende Debatte um die deutsachen Vertrewibungen nach dem 2. WEltkrieg.
Der vergleich ist unangebracht und zudem Off Topic.

Ansosnsten schließe ich mich mal Coki an. Finde, dass er ziemlich recht hat.
Das war keine nette Sache, sondern absichtlich so betriebener Völkermord.
Dass vielleicht andere Kolonialmächte sich zu den Zeiten ähnlich verhielten, mag sein, aber es geht ja hier um deutsche Geschichte und da könnte man sich durchaus mal entschuldigen, wenn man Tausende absichtlich niedermacht oder verhungern und verdursten läßt.
Sowas sollte grund genung sein, sich eifach zu entschuldigen und nicht weiter rumzudiskutieren....
Man kan einen Aufstand nämlich auf die eine Weise bzw. auf eine andere weise niederschlagen...
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#12
@Jan-Hendrik
Es zählt das Ergebnis, und das war in diesem Fall eindeutig Völkermord. Die Zahl der Truppen, die nach dort entsandt wurde, ist nicht entscheidend, auch nicht die Frage, wie langfristig so etwas geplant war. Fakt ist doch, daß die Herero zu Tausenden abgeschlachtet oder in die Wüste, wo viele von ihnen verdurstet sind, gejagt wurden.
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#13
Tiger , die ganze Geschichte ist doch ein wenig komplexer ! In der aktuellen "DMZ" ist ein Artikel dazu . Zu den "Waterberg"-Ereignissen : 1600 Mann unter von Trotha versuchten 6000 bewaffnete Hereros samt Familien einzukesseln . Der Versuch misslang . Die deutschen Truppen , geschwächt durch Wassermangel & Typhus waren nicht in der Lage , eine vollständige Umfassung durch zu führen . In der Nacht zum 12.08.1904 durchbrachen die Hereros zum größten Teil diesen unvollständigen Einschließungsring und versuchten einerseits nach Osten Richtung britisch-Betschuanaland durchzukommen ( die hatten ihnen garantiert , falls ihr Aufstand fehlschlägt , so dürften sie sich dort Niederlassen ) , andererseits sich gen Norden zu befreundeten Stämmen durch zu schlagen . Durch eine etrem schwache Regenperiode waren die Wasserlöcher auf dem Weg nach Osten so gut wie leer . Eine Besetzung der Wasserlöcher durch deutsche Truppen ( was oft suggeriert wird , man wollte ja den "Feind" verdursten lassen ...) ist eher unwahrscheinlich , da die Soldaten mangels Nachschub und Wasser ihrem Gegener gar nicht durch die Wüste folgen konnten !

Völkermord ? Oder eher eine verpatzte Militärintervention ?

Jan-Hendrik
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#14
Lieber Jan-Hendrik,

hast du vieleicht die Dokumentation über den Herero-Aufstand gesehen die vor paar Tagen auf ARD lief?
Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden in der Haupstadt sogenannte "Konzetrationslager" errichtet (natürlich nicht vergleichbar mit denen während 36-45).
Dort wurden die Menschen mit kaum Nahrung und Wasser versorgt, was wohl jeden zu den Schlussfolgerung führt, dass es geplant war einen Teil der Herero auszurotten.
Dabei ist es egal ob dort 5000 oder 500.000 Menschen gestorben sind. Hinter dieser Tat erkennt man klare Absichten wodurch man getrost von Völkermord sprechen darf.
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#15
@Jan-Hendrik
Mehr noch: Wie sehr kann man die DMZ ernstnehmen? Meines Wissens steht diese Zeitschrift dem rechtsextremen Lager nahe. Lies dir dazu mal diesen Link durch:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.idgr.de/texte/rechtsextremismus/medien/dmz.php">http://www.idgr.de/texte/rechtsextremis ... en/dmz.php</a><!-- m -->
Interessant finde ich diese Passage:
Zitat:Ausdrücklich erwünscht ist bei der DMZ der "Widerspruch zum 'Zeitgeist' - bis hin zur Revision offizieller Geschichtsschreibung (...)
Ich denke, daß Revision offizieller Geschichtsschreibung auch die Leugnung von Völkermord umfassen kann. >Sad
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