21.02.2024, 20:35
Hinnerk2005:
Es gibt da einen ganz wesentlichen und immens wichtigen Unterschied: Russland hat Atomwaffen.
Die politisch-strategische Wirkung dieser Atomwaffen sieht man bereits hier und jetzt in Bezug auf die Waffenlieferungen und auch schon in Bezug auf den gesamten Umgang mit diesem Krieg, denn man so oder so ohne diese Waffen unter russischer Kontrolle in keinster Weise so zulassen würde. Kurz und einfach: es ist bereits jetzt ganz klar und offensichtlich, dass das Risiko dem Westen zu hoch ist. Umgekehrt ist es auch den Russen ganz eindeutig zu hoch, deshalb diese ganzen krampfhaften Konstrukte von militärischer Sonderoperation usw.
Nein, es ist der Mangel an Wirkmitteln. Das ist ein Fakt! Selbst hier und jetzt hat die Ukraine mehr Soldaten unter Waffen als die Russen, ist die bloße Mannzahl der Ukrainer größer als die der Russen. Aber noch so viel Soldaten nützen nichts, wenn den entscheidenden Systemen die Wirkmittel fehlen. Jedes Flugzeug, jedes Artilleriesysteme, jedes FlaRak System, jeder Kampfpanzer ist irrelevant wenn die Munition dafür fehlt. Die Ukraine hat (noch) kein Problem was die lebendige Wehrkraft angeht. Wenn sie aber nicht zeitnah ausreichend Wirkmittel erhält - welche sie selbst nicht in ausreichender Menge herstellen kann - wird die lebendige Wehrkraft zu einem Problem werden.
Und genau auf diese Lücke, vor allem wenn man es mittelfristig betrachtet setzt aktuell die gesamte russische Strategie. Der Westen ist zu unwillig, Russland könnte den Westen daher kurz- und mittelfristig bei einem Rüstungswettlauf schlagen. Wenn die Ukraine besiegt wird bevor der Westen ernsthaft seine Produktionskapazitäten einsetzt, wird diese Strategie aufgehen, andernfalls Russland verlieren. Es hängt also nicht an der lebendigen Wehrkraft der Ukraine, oder vielmehr gesagt nur indirekt an dieser, sondern es hängt aktuell an uns allein.
Das ist ein grundfalscher Eindruck. Die Polen wollen stattdessen so viel Zeit wie möglich gewinnen um diese für ihre eigene Aufrüstung zu verwenden. Polen hat deshalb noch weniger Interesse an einer Ausweitung als alle anderen, weil die polnischen Streitkräfte erst am Anfang ihrer Aufrüstung stehen - die polnischen Aufrüstungs-Pläne ultraehrgeizig sind (um es vorsichtig auszudrücken) und jeder gewonnene Monat Polen stärkt. Deshalb wird gerade eben Polen alles unternehmen damit der Krieg sich nicht ausweitet.
Und bei aller "Freundschaft" zur Ukraine entscheidet sich Polen vor die Wahl gestellt immer und nur allein für sich selbst, wie man auch aktuell bei den polnischen Aktionen gegen die Ukraine sehen kann (Stichwort Blockaden an der Grenze, Verhinderung ukrainischer Importe nach Polen, Ausnützung der ukrainischen Flüchtlinge als auszubeutende Billigarbeitskräfte usw usw)
Nein würden sie nicht. Die USA profitieren vom Status Quo aktuell am meisten. Es macht daher gar keinen Sinn für die USA diesen zu ändern. Beispielsweise importieren die USA zur Zeit in erheblichem Umfang Rohstoffe, selbst Uran aus Russland, zu Preisen die unter dem liegen was vor dem Krieg der Fall war. Jede Eskalation ist in keinster Weise im Interesse der USA.
Und hätten die USA klügere Führer, würden sie sogar erkennen, dass es sinnvoller ist Europa nicht so weit aufschrecken zu lassen, dass die Europäer selber massiv aufrüsten, weil damit die EU Staaten weiter in Abhängigkeit von den USA wären. Deshalb wollen die USA ganz klar und eindeutig erkennbar diesen Krieg von Anfang an auf so niedrigem Niveau wie möglich führen. Auf Kosten der Ukrainer.
Denn werden sie nur dann frei haben, wenn Russland so weit wie nur irgendwie möglich ausblutet, ohne dass sich die NATO gegen Russland direkt involvieren muss. Entsprechend bedeutet jede Eskalation über das aktuelle Niveau hinaus, dass die USA Mittel und Truppen in Europa festlegen müssten welche dann im Pazifik fehlen.
Gerade die zunehmende Ausrichtung auf West-Taiwan als Hauptfeind bedeutet, dass die USA in keinster Weise eine Änderung des Status Quo gebrauchen können. Da werden sie viel eher die Ukraine vollständig opfern, als sich durch das von dir beschriebene Szenario in Europa festlegen zu lassen.
Nein werden wir nicht. Weil das niemand außer der Ukraine selbst will. Weder die Russen noch wir. Die Ukrainer sind dabei lediglich ein Bauernopfer in diesem perfiden Spiel.
Und exakt deshalb ist deine These meiner Überzeugung nach grundfalsch. Gerade eben deshalb.
Zitat:In der Vergangenheit war es ein Leichtes durch inszenierte Vorfälle einen Kriegseintritt herbeizuführen.
Das galt für das Deutsche Reich 1939 mit dem fingierten „Überfall auf den Sender Gleiwitz“, es galt 1964 für den „Tonking-Zwischenfall“ für den Eintritt der USA in den Vietnamkrieg, es galt für die USA für den Krieg gegen den Irak, als es darum ging die vielbeschworenen aber nicht existenten „weapons of mass destruction“ zu finden und zu vernichten.
Was wäre nun, wenn die USA, Polen oder einer der baltischen Staaten eine entsprechende Aktion durchführen würden, um der Ukraine im Kampf gegen Russland mit Kampfeinheiten beizustehen?
Es gibt da einen ganz wesentlichen und immens wichtigen Unterschied: Russland hat Atomwaffen.
Die politisch-strategische Wirkung dieser Atomwaffen sieht man bereits hier und jetzt in Bezug auf die Waffenlieferungen und auch schon in Bezug auf den gesamten Umgang mit diesem Krieg, denn man so oder so ohne diese Waffen unter russischer Kontrolle in keinster Weise so zulassen würde. Kurz und einfach: es ist bereits jetzt ganz klar und offensichtlich, dass das Risiko dem Westen zu hoch ist. Umgekehrt ist es auch den Russen ganz eindeutig zu hoch, deshalb diese ganzen krampfhaften Konstrukte von militärischer Sonderoperation usw.
Zitat:Wie wir inzwischen wissen, ist nicht der Mangel an Artilleriemunition das größte Problem des ukrainischen Militärs, sondern der Mangel an Soldaten.
Nein, es ist der Mangel an Wirkmitteln. Das ist ein Fakt! Selbst hier und jetzt hat die Ukraine mehr Soldaten unter Waffen als die Russen, ist die bloße Mannzahl der Ukrainer größer als die der Russen. Aber noch so viel Soldaten nützen nichts, wenn den entscheidenden Systemen die Wirkmittel fehlen. Jedes Flugzeug, jedes Artilleriesysteme, jedes FlaRak System, jeder Kampfpanzer ist irrelevant wenn die Munition dafür fehlt. Die Ukraine hat (noch) kein Problem was die lebendige Wehrkraft angeht. Wenn sie aber nicht zeitnah ausreichend Wirkmittel erhält - welche sie selbst nicht in ausreichender Menge herstellen kann - wird die lebendige Wehrkraft zu einem Problem werden.
Und genau auf diese Lücke, vor allem wenn man es mittelfristig betrachtet setzt aktuell die gesamte russische Strategie. Der Westen ist zu unwillig, Russland könnte den Westen daher kurz- und mittelfristig bei einem Rüstungswettlauf schlagen. Wenn die Ukraine besiegt wird bevor der Westen ernsthaft seine Produktionskapazitäten einsetzt, wird diese Strategie aufgehen, andernfalls Russland verlieren. Es hängt also nicht an der lebendigen Wehrkraft der Ukraine, oder vielmehr gesagt nur indirekt an dieser, sondern es hängt aktuell an uns allein.
Zitat:Ich habe den Eindruck, dass besonders die Polen geradezu „darauf brennen“ in den Krieg mit Russland einzutreten.
Das ist ein grundfalscher Eindruck. Die Polen wollen stattdessen so viel Zeit wie möglich gewinnen um diese für ihre eigene Aufrüstung zu verwenden. Polen hat deshalb noch weniger Interesse an einer Ausweitung als alle anderen, weil die polnischen Streitkräfte erst am Anfang ihrer Aufrüstung stehen - die polnischen Aufrüstungs-Pläne ultraehrgeizig sind (um es vorsichtig auszudrücken) und jeder gewonnene Monat Polen stärkt. Deshalb wird gerade eben Polen alles unternehmen damit der Krieg sich nicht ausweitet.
Und bei aller "Freundschaft" zur Ukraine entscheidet sich Polen vor die Wahl gestellt immer und nur allein für sich selbst, wie man auch aktuell bei den polnischen Aktionen gegen die Ukraine sehen kann (Stichwort Blockaden an der Grenze, Verhinderung ukrainischer Importe nach Polen, Ausnützung der ukrainischen Flüchtlinge als auszubeutende Billigarbeitskräfte usw usw)
Zitat:Die USA jedenfalls würden, so denn die Taktik aufgeht und nicht in einer massiven Eskalation endet, davon profitieren.
Nein würden sie nicht. Die USA profitieren vom Status Quo aktuell am meisten. Es macht daher gar keinen Sinn für die USA diesen zu ändern. Beispielsweise importieren die USA zur Zeit in erheblichem Umfang Rohstoffe, selbst Uran aus Russland, zu Preisen die unter dem liegen was vor dem Krieg der Fall war. Jede Eskalation ist in keinster Weise im Interesse der USA.
Und hätten die USA klügere Führer, würden sie sogar erkennen, dass es sinnvoller ist Europa nicht so weit aufschrecken zu lassen, dass die Europäer selber massiv aufrüsten, weil damit die EU Staaten weiter in Abhängigkeit von den USA wären. Deshalb wollen die USA ganz klar und eindeutig erkennbar diesen Krieg von Anfang an auf so niedrigem Niveau wie möglich führen. Auf Kosten der Ukrainer.
Zitat:Damit hätten die USA den „Rücken frei“, um sich mit ganzer Kraft dem Mittleren Osten (=Iran) oder der VR China mit der Taiwanfrage zuzuwenden.
Denn werden sie nur dann frei haben, wenn Russland so weit wie nur irgendwie möglich ausblutet, ohne dass sich die NATO gegen Russland direkt involvieren muss. Entsprechend bedeutet jede Eskalation über das aktuelle Niveau hinaus, dass die USA Mittel und Truppen in Europa festlegen müssten welche dann im Pazifik fehlen.
Gerade die zunehmende Ausrichtung auf West-Taiwan als Hauptfeind bedeutet, dass die USA in keinster Weise eine Änderung des Status Quo gebrauchen können. Da werden sie viel eher die Ukraine vollständig opfern, als sich durch das von dir beschriebene Szenario in Europa festlegen zu lassen.
Zitat:Ich wage aber die Prognose, dass wir diese Art des Eintritts von europäischen Militärs allen voran Polen in den Russland-Ukraine Krieg spätestens bis zum Spätsommer 2024 (August / September) sehen werden.
Nein werden wir nicht. Weil das niemand außer der Ukraine selbst will. Weder die Russen noch wir. Die Ukrainer sind dabei lediglich ein Bauernopfer in diesem perfiden Spiel.
Zitat:Insofern ist die Situation in der Ukraine nur ein Mosaikstein im großen weltpolitischen Puzzle.
Und exakt deshalb ist deine These meiner Überzeugung nach grundfalsch. Gerade eben deshalb.