(Allgemein) Gesamtbild der deutschen Soldaten in Deutschland
#31
(23.09.2023, 19:37)Quintus Fabius schrieb: Wir sind längst wieder in einer Gesinnungsgesellschaft angekommen in der man meint bestimmte Dinge sagen zu müssen und bestimmte Dinge tun zu müssen, weil man sonst entweder erhebliche persönliche Nachteile hat oder weil halt einfach die anderen es auch so machen.
Naja, man könnte statt von Gesinnung hier auch von gesellschaftlichem Konsens sprechen. Wer Meinungen außerhalb dieses Konsens äußert, muss natürlich damit rechnen, von dieser Gesellschaft als außenstehend, nicht zugehörig betrachtet zu werden. Das ist völlig normal, solange sich die Mehrheit der Gesellschaft innerhalb dieses Konsens verorten kann. Und in unserer heutigen Gesellschaft betrachtet eine Mehrheit z.B. Rassismus, Militarismus, Faschismus, Libertarismus, Imperialismus, aber auch Kommunismus als außerhalb des Konsens liegende Weltanschauungen.
Wer sich also mit Aussagen als Anhänger einer dieser Denkweisen zu erkennen gibt, erleidet somit natürlich Ausgrenzung, daran ist aber nichts auszusetzen, so lange es sich innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegt.
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#32
Man muss halt auch alles relativ sehen. In Russland will jeder im Schein der Nazi besiegenden Roten Armee baden aber keiner will wirklich Soldat sein, wo der Militärdienst bereits zu Zeiten des Zaren absolut unbeliebt war und es nie besser wurde - siehe Dedowschtschina.

Dagegen ist eine gewisse Reserviertheit und die Entscheidung zum Militärdienst aus rein rationalen Gründen doch eindeutig vorzuziehen.
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#33
Broensen:

Der Konsens wird aber vom Rahmen her, von seinen Grenzen her immer enger und begrenzter. Entsprechend wird inzwischen immer mehr als nur die von dir genannten Bereiche außerhalb des Konsens verortet.

Und selbst wenn die Ausgrenzung von eigentlich normalen, oder sogar sinnvollen Ansichten sich innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegt, stellt sie im militärischen Kontext inzwischen ein rein praktisches Problem dar.

Diese Einengung verstärkt die Kultur der organisierten Verantwortungslosigkeit genau so wie sie die Perspektiven verengt, was beides ein militärisches Problem ist. Genau so wie die Divergenz zwischen dem was behauptet wird und was dahinter real gesellschaftlich vorhanden ist.

Deshalb finde ich das Beispiel von Pmichael auch recht gut: genau aus dem von ihm genannten Gründen ist Russland beispielsweise militärisch sehr viel schwächer als es nach außen erscheint. Das Fehlen einer affektiven Zustimmung reduziert dort genau so die Kampfkraft wie bei uns, allen sonstigen Bekenntnisen zum Trotz. Und wie bei uns auch führt der immer enger gefasste "Konsens", genauer gesagt das was als behaupteter Konsens zunehmend von einer Minderheit der Mehrheit aufoktroyiert wird - zu einer weiteren Schwächung des Militärs. Das kann man meiner Meinugn nach auch allenorten in der Bundeswehr eindeutig sehen. Und es führt vor allem auch dazu, dass nur noch solche Soldaten in Führungsverantwortung kommen, die dem sich verengenden Konsens entsprechen. Entsprechend entsteht eine homogene Masse von gleichgeschalteten Persönlichkeiten mit einander extrem ähnlichen und wenig kriegstauglichen psychologischen Profilen.

Und gerade eben deshalb schreibe ich eben bewusst nicht von einem gesellschaftlichen Konsens, von einer Gesinnungsgesellschaft.
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#34
(23.09.2023, 23:12)Quintus Fabius schrieb: Der Konsens wird aber vom Rahmen her, von seinen Grenzen her immer enger und begrenzter. Entsprechend wird inzwischen immer mehr als nur die von dir genannten Bereiche außerhalb des Konsens verortet.
Ich sehe nicht, dass der Konsens enger wird. Er verschiebt sich nur mit der gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Aber das passiert halt -wie eigentlich schon immer- vornehmlich nach links, weswegen das von eher rechts stehenden Menschen natürlich als Verengung des Konsens empfunden wird. Beispielsweise werden heute viel mehr sexuelle Identifikationsmöglichkeiten als im Rahmen dieses Konsens angesehen. Da hat er sich erweitert, während er sich eben am anderen Ende der Toleranzskala verengt hat und bspw. einen früher konsensualen Paternalismus nicht mehr akzeptiert.

Das ist keine Verengung, sondern Fortschritt, egal ob man das gut oder schlecht bewertet.
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#35
Es fasziniert mich wie schnell man hier dann immer sexuelle Identifikationsmöglichkeiten nennt und diese mit dem Begriff Links gleichsetzt. Links = Promiskuität und Perversion, itzo lass mich lachen. Als ob ein Nachgeben bei den Trieben, welches das Gegenteil von Freiheit darstellt, Freiheit wäre. Denn indem ich diesen willfahre verneine ich ja gerade eben den freien Willen.

Aber mal völlig frei davon und auch frei von der Frage wohin es geht (rechts oder links oder was auch immer):

Wenn sich Werte und Normen verändern (was sie immer und fortwährend tun), dann gibt es drei Möglichkeiten:

1. sie verschieben sich, der Umfang aber bleibt gleich, der Rahmen also bleibt gleich. Dann bleibt das Maß der Freiheit gleich groß, die Freiheit beinhaltet halt dann lediglich andere Dinge als vorher.

2. sie verschieben sich, die alten Werte und Normen bleiben aber zusätzlich noch teilweise oder sogar ganz erhalten, in diesem Fall wird der Rahmen ausgeweitet, die Freiheit steigt.

3. sie verschieben sich, der Rahmen aber wird kleiner, das Maß an Freiheit sinkt weil mehr alte Freiheiten genommen werden als neue gewährt und weil auch die neuen nicht mehr das gleiche Maß an Freiheit haben.

Und wir sind in einer Gesellschaft deren Nanny-Staat und die allgemeine verkindlichende Bevormundung durch diejenige Avantgarde welche die aktuellen Veränderungen voran treibt den Rahmen immer mehr verkleinert.

Das gilt übrigens für Rechts ganz genau so ! Wo ist der Unterschied denn zwischen Grünen und AfD in diesem Punkt !? Beide wollen einen engeren Rahmen als zuvor und die jeweils anderen Werte und Normen gar nicht, weshalb sie beide gleichermaßen nach einer unfreieren Gesellschaft streben.

Und dieser wachsende Mangel an Freiheit, gleich ob die Gesellschaft nach links oder rechts rückt - denn es ist noch gar nicht so sicher ausgemacht, dass der Fortschritt in Deutschland immer nur weiter nach links führen wird - ist ein militärisches Problem. Denn die Toleranzskala verengt sich ja nicht nur in Bezug auf die früheren überkommenen Werte und Normen, sie verengt sich auch bei den neuen Werten und Normen, ganz allgemein sinkt die Freiheit in dieser Gesellschaft in allen Bereichen. Und ein solcher Fortschritt, ein Fort schreiten hin zu weniger Freiheit in allen gesellschaftlichen Bereichen und übrigens auch im Bereich der Rechten, ist eine Schwächung der Kriegsfähigkeit einer Gesellschaft.

PS: Aus dem gleichen Grund bin ich übrigens auch davon überzeugt, dass Diktaturen militärisch querschnittlich weniger leistungsfähig sind (wobei es natürlich Ausnahmen davon gab, die aber immer aus ganz bestimmten Umständen heraus resultierten).
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#36
(23.09.2023, 23:47)Quintus Fabius schrieb: Es fasziniert mich wie schnell man hier dann immer sexuelle Identifikationsmöglichkeiten nennt und diese mit dem Begriff Links gleichsetzt.
Das war bewusst so gewählt. Und du weißt, dass ich von den Begriffen rechts und links nicht viel halte, aber im allgemeinen wird eine hohe Toleranz hinsichtlich allem, was unter LGBTQ+ gezählt wird, als linke Position angesehen, während deren Ablehnung eher rechts zu verorten ist.
Zitat:Als ob ein Nachgeben bei den Trieben, welches das Gegenteil von Freiheit darstellt, Freiheit wäre.
Wieviel mehr Freiheit kann es in dem Zusammenhang geben, als dass jeder die Freiheit hat, selbst zu entscheiden, ob er den Trieben nachgiebt oder nicht?
Zitat:1. sie verschieben sich, der Umfang aber bleibt gleich, der Rahmen also bleibt gleich. Dann bleibt das Maß der Freiheit gleich groß, die Freiheit beinhaltet halt dann lediglich andere Dinge als vorher.
Meiner Meinung nach beschreibt das die Entwicklung unserer Gesellschaft über die vergangenen Jahrzehnte hinweg.
Zitat:2. sie verschieben sich, die alten Werte und Normen bleiben aber zusätzlich noch teilweise oder sogar ganz erhalten, in diesem Fall wird der Rahmen ausgeweitet, die Freiheit steigt.
Die alten "Werte und Normen" müssen mit zunehmender Toleranz und neuen Werten aber immer weiter angepasst werden, um nicht zu große Widersprüche innerhalb der gesellschaftlichen Normen zu verursachen. Man kann in einer Gesellschaft nicht gleichzeitig offen für Homo-, Trans- und sonstwelche Sexualität sein und gleichzeitig diese als Perversion ansehen. Wenn der Konservative, die Transfrau nicht als Teil seiner Gesellschaft akzeptiert, dann besteht anscheinend kein Konsens. Das war schon immer so. Nur führt Verschiebung halt dazu, dass bestimmte Meinungen aus dem Konsens ausgeschlossen werden müssen, um gegensätzliche Meinungen hinein lassen zu können.
Zitat:3. sie verschieben sich, der Rahmen aber wird kleiner, das Maß an Freiheit sinkt weil mehr alte Freiheiten genommen werden als neue gewährt und weil auch die neuen nicht mehr das gleiche Maß an Freiheit haben.
Diese Interpretation wird grundsätzlich immer von denjenigen vorgenommen werden, deren Positionen vom vermeintlichen Fortschritt aus dem Konsens heraus gedrängt werden. Eben weil für sie persönlich die Freiheiten sich tatsächlich reduzieren, während sie den Zugewinn an Freiheiten für andere nicht als solchen akzeptieren können. Und da ist meine Provokation mit der sexuellen Identität voll aufgegangen, wie deine Reaktion darauf zeigt. Für viele Menschen ist das eine zusätzliche Freiheit, für dich aber nicht, weil es deiner persönlichen Position widerspricht, das als solche anzuerkennen.
Zitat:Wo ist der Unterschied denn zwischen Grünen und AfD in diesem Punkt !? Beide wollen einen engeren Rahmen als zuvor und die jeweils anderen Werte und Normen gar nicht, weshalb sie beide gleichermaßen nach einer unfreieren Gesellschaft streben.
Da springst du jetzt in die Politik. Darum geht es aber gar nicht, wenn ich vom gesellschaftlichen Konsens spreche. Und da gibt es dann einen Unterschied: Die meisten Grünen stellen nur Forderungen, die grundsätzlich im Rahmen des gesellschaftlichen Konsens diskussionswürdig sind, unabhängig davon, wie man das selbst bewertet. (Die "außerkonsensualen" Aktionen der LG lehnen sie z.B. größtenteils ab) Die AfD jedoch steht mit ihrem Spitzenpersonal für Forderungen, die klar außerhalb des Konsens liegen, weil sie für eine (zum Glück noch*) große Mehrheit eben indiskutabel sind. Auch wenn das in manchen Regionen langsam zurück kippt.

Das hat aber rein gar nichts damit zu tun, wie viel Freiheiten die Parteien nehmen oder gewähren wollen. Es ist nämlich auch gesellschaftlicher Konsens, dass wir Regeln und Gesetze brauchen, weshalb libertäre Positionen auch meistens außerhalb des Konsens liegen.


*= In Bayern sind wir momentan bei 2/3 Stimmen für rechtspopulistisch agierende Parteien. Da liegt der Konsens dann tatsächlich massiv anders als im Norden und Westen oder gar der Hauptstadt. Dementsprechend kann es dazu kommen, dass Menschen mit Positionen, die in ihrer Gesellschaft -bspw. der bayrischen- durchaus Konsens sind, bundesweit ausgegrenzt werden, weil da die Konsens-bildende Gruppe eine andere Zusammensetzung hat. Insofern ist deine Wahrnehmung da sogar regional eingeordnet durchaus nachvollziehbar.
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#37
Und in Bayern wiederum denkt man in der Gegend in welcher meine Heimat liegt bereits, der Gros von Bayern sei viel zu weit nach Links gerückt und München sei dem Teufel anheim gefallen Wink (Gegenargumente werden damit abgetan, dass der Pfarrer etwas anderes gesagt hat). Da wird die CSU zunehmend als Linkslastig betrachtet und die sie noch wählen tun dies aktuell ernsthaft nur noch deshalb, weil man das halt schon immer so gemacht hat und weil die AfD neu ist und deshalb falsch. Wie man also sieht ist das alles nur eine Frage des Standpunktes, und entsprechend kann ich dir zustimmen, dass die Begriffe Rechts und Links keinerlei Sinn machen in einer solchen Diskussion. Trieben nachzugeben (gleich welcher Art) ist aber niemals Freiheit und dass will ich nicht auf Perverse beschränkt verstanden wissen. Das gilt auch für alles andere gleichermaßen. Es ist keine Freiheit sich dafür zu "entscheiden", weil dies die eigene Freiheit reduziert.

Aber um mal konkreter zum eigentlichen Thema zurück zu kommen: eine interessante Entwicklung ist meiner Meinung nach, dass das Ansehen der Bundeswehr in Bayern oft schlechter ist als im Rest der Bundesrepublik. Auch ein interessanter Aspekt ist meiner Ansicht nach, dass die Bundeswehr im Süden Deutschland, insbesondere in Bayern weniger Bewerber hat und dort weniger erfolgreich ist bei der Personalgewinnung. Das wird insbesondere dann offensichtlich, wenn man die Bewerberzahlen ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzt. Und noch eine Kuriosität: nirgendwo gibt es so viele minderjährige Bewerber bei der Bundeswehr wie in Bayern und die meisten 17 jährigen in der Bundeswehr kommen ebenfalls von hier. Und die Abbrecherquote ist meiner Kenntnis nach bei Bayern geringer. Aber um mal beim Ansehen und der Zivilbevölkerung zu bleiben: die Bundeswehr wird von vielen auch nicht unbedingt als ein einzige Sache betrachtet. Beispielsweise lehnen die meisten in meiner Gegend die Bundeswehr insgesamt ab, lassen aber rein gar nichts auf die Gebirgsjäger kommen, die sind natürlich herausragend, über jeden Zweifel erhaben und es soll sich keiner erdreisten die schlecht zu reden. Aber die Bundeswehr selbst ?! Dreck.

Insgesamt gesehen sprechen die Bewerberzahlen meiner Ansicht nach eine klare Sprache. Trotz des Ukrainekrieges haben wir aktuell beispielsweise einen Rückgang bei den Bewerbern um mindestens 7% und es gelingt auch immer weniger diejenigen zu halten die wirklich gut sind. Es gelingt der Bundeswehr trotz des vermeintlich hohen Ansehens nicht mehr, die notwendigen Mengen an Nachwuchs zu generieren und nicht mehr das Personal sinnvoll zu bewirtschaften.

Das allein schon belegt meiner Ansicht nach ganz klar meine These, dass hinter diesem hohen Ansehen keinerlei gesellschaftliche Substanz steckt.
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#38
(24.09.2023, 07:51)Quintus Fabius schrieb: Trotz des Ukrainekrieges haben wir aktuell beispielsweise einen Rückgang bei den Bewerbern um mindestens 7% und es gelingt auch immer weniger diejenigen zu halten die wirklich gut sind. Es gelingt der Bundeswehr trotz des vermeintlich hohen Ansehens nicht mehr, die notwendigen Mengen an Nachwuchs zu generieren und nicht mehr das Personal sinnvoll zu bewirtschaften.

Das allein schon belegt meiner Ansicht nach ganz klar meine These, dass hinter diesem hohen Ansehen keinerlei gesellschaftliche Substanz steckt.

Wieso "trotz" ? Meines Erachtens ist es doch völlig logisch dass genau deswegen die Anzahl der Bewerber sinkt.
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#39
In Bayern und Baden Württemberg ist die wirtschaftliche Lage seit 50 Jahren schon bedeutend besser als im Rest der Republik . So sieht es mit den verdienstmöglichkeiten natürlich auch aus. Das ist der einzige Grund das die Bewerberzahlen niedriger sind als in restlichen Teilen Deutschlands . Außerdem haben die Bewerberzahlen in keinster Weise was mit der Beliebtheit zu tun .
Bayern ist eines der wenigen Bundesländer wo man ohne bedenken öffentliche Gelöbnisse durchführen kann und auch bei der jährlichen kriegsgräbersammlung war man gerne gesehen und wurde freundlich empfangen .

Und die Substanz bringt die Bevölkerung Jahr für Jahr mit immer größeren miliardensummen ein . Und das obwohl man sieht das damit nur Schindluder getrieben wird. Die Beliebtheit der Bundeswehr ist auch bloß noch so hoch weil man die verschwendeten Steuergelder nicht mit militärischen Einheiten in Verbindung bringt . Sondern das es einzig und allein zu Lasten der Politik und Führung geht.
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#40
(24.09.2023, 09:45)alphall31 schrieb: Bayern ist eines der wenigen Bundesländer wo man ohne bedenken öffentliche Gelöbnisse durchführen kann und auch bei der jährlichen kriegsgräbersammlung war man gerne gesehen und wurde freundlich empfangen .

Welche Bedenken bestehen denn woanders? Das ein paar Hampelmännchen das Gelöbnis stören? Da liegt das Problem wohl eher bei den Versammlungsbehörden die dann nicht die entsprechenden Auflagen für Gegendemos erlassen usw.
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#41
Das liegt ja wohl nicht an den Behörden sondern an der Bevölkerung vor Ort aus der die Störer kommen. Wenn keine Störer gibt aus der Bevölkerung braucht man nichts erlassen .
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#42
(24.09.2023, 10:07)alphall31 schrieb: Das liegt ja wohl nicht an den Behörden sondern an der Bevölkerung vor Ort aus der die Störer kommen. Wenn keine Störer gibt aus der Bevölkerung braucht man nichts erlassen .

Das betrifft nur wenige Regionen. Die Teilnehmer solcher Gegenproteste sind meist zu 80-90% von außerhalb angereist.
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#43
Zitat:Aber um mal beim Ansehen und der Zivilbevölkerung zu bleiben: die Bundeswehr wird von vielen auch nicht unbedingt als ein einzige Sache betrachtet. Beispielsweise lehnen die meisten in meiner Gegend die Bundeswehr insgesamt ab, lassen aber rein gar nichts auf die Gebirgsjäger kommen, die sind natürlich herausragend, über jeden Zweifel erhaben und es soll sich keiner erdreisten die schlecht zu reden. Aber die Bundeswehr selbst ?! Dreck.
Das sehe ich nicht so. Zunächst: Ja, das Symptom, dass man gerade z. B. die Gebirgstruppe als gerne etwas besonderes hervorhebt (und teils auch manche [notwendige] Kritik davor verblasst), man sich in falsch verstandenen oder verklärenden Traditionen verirrt, dies kann ich bestätigen. Es gibt leider immer noch teils die etwas geschönte und historisch schlicht unhaltbare, idealisierte Ansicht auf die Gebirgstruppe. Das konnte ich selbst erleben, übrigens nicht nur bei strammen Rechtsauslegern in der Politik, solche Töne kamen auch teils von der Union. (Ich war vor einigen Jahren mal bei einer Veranstaltung, wo Günther Beckstein sprach: Er nannte recht unverblümt die Gebirgstruppe eine Truppe mit "sauberer Reputation" - ein Blick in die Geschichtsbücher würde ihm da wohl weiterhelfen.) Als jemandem, der selbst bei der Gebirgstruppe war und der durchaus die Kameradschaft, die Ausbildung und die Vorgesetzten sehr positiv in Erinnerung hat - aber der ich mich gegen jede Art von Geschichtsklitterung und Verlogenheit wehre, gerade wenn es um historische Schönfärbereien geht -, standen mir damals innerlich die Haare zu Berge.

Und man findet diese verklärende Annahme auch bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung, gerade im Süden der Republik. Aber dass daraus abgeleitet werden kann, dass der gesamte "Rest" der Truppe irgendwie "Murks" oder "Dreck" wäre oder ein negatives Image habe, das habe ich nie gehört und kann ich so auch nicht bestätigen.
Zitat:Insgesamt gesehen sprechen die Bewerberzahlen meiner Ansicht nach eine klare Sprache. Trotz des Ukrainekrieges haben wir aktuell beispielsweise einen Rückgang bei den Bewerbern um mindestens 7% und es gelingt auch immer weniger diejenigen zu halten die wirklich gut sind. Es gelingt der Bundeswehr trotz des vermeintlich hohen Ansehens nicht mehr, die notwendigen Mengen an Nachwuchs zu generieren und nicht mehr das Personal sinnvoll zu bewirtschaften.

Das allein schon belegt meiner Ansicht nach ganz klar meine These, dass hinter diesem hohen Ansehen keinerlei gesellschaftliche Substanz steckt.
Anzunehmen, dass in einem Konflikt, wobei wir ja nicht mal direkt verwickelt sind, die Bewerberzahlen nach oben gehen, ist irrig. Das ist sogar völlig normal, dass wenn eine Bedrohungslage verortet wird, die Zahl an Rekruten eher rückläufig ist. Und wenn dann noch hinzu kommt, dass ja nicht das eigene Land, die Familie etc. direkt bedroht wird, sondern es ein Krieg in der Ferne wäre, dann wirst du wenige Leute finden, die begeistert zur Waffe greifen. Unabhängig davon gilt es aber zu betrachten, wie die Situation wäre, wenn das eigene Land direkt angegriffen werden würde. Man kann mit ziemlicher Sicherheit von ausgehen, dass dann die Zahl der Rekruten rapide ansteigen würde. (Genauso wie wohl aber auch die Zahl derjenigen ansteigen würde, die versuchen würden, sich dem Dienst zu entziehen - aber auch das wäre völlig normal.)

Der Krieg in der Ukraine ist für viele - ich lasse nun bewusst gewisse prorussische Haltungen der extremen Linken oder Rechten außen vor, sondern versuche eine Standardmeinung einzufangen - eine Art ferner Konflikt, eine Art von seltsamem, großem Balkankrieg wie in den 1990ern. Da will man seine Knochen eben nicht unbedingt hinhalten. Man könnte hier vielleicht noch fehlendes Wissen über die Zustände in Russland oder fehlendes geopolitisches Verständnis über bestimmte Zusammenhänge geltend machen, aber das würde den Normalbürger - und das nicht nur bei uns - vermutlich auch überfordern. Hiervon nun jedoch ableiten zu wollen, dass hinter einem hohen Ansehen keinerlei Substanz stehen würde, ist empirisch nicht wirklich nachweisbar. Noch weniger ist es nachweisbar, wenn man als Beleg versucht jenes Verhalten heranzuziehen, dass sich vor dem Hintergrund eines "fernen" oder wenig wirklich nachvollziehbaren Konfliktes abbilden lässt.

In den USA etwa haben die Streitkräfte traditionell ein recht gutes gesellschaftliches Standing, zumindest besser als bei uns. Aber als Vietnam vor der Türe stand, explodierte die Zahl der Klagen und auch Desertionen, obwohl die USA in keiner Weise direkt angegriffen wurden. Dass ging dann sogar so weit, dass Richter (!) bezweifelten, ob der Kongress, der nach der Verfassung sehr wohl ermächtigt ist, gewöhnliche Personen im Kriegsfall zum Militärdienst heranzuziehen, überhaupt das Recht besäße, diese Personen auch in Friedenszeiten einzuziehen bzw. für den Einsatz in einem "fernen", nicht mal offiziell erklärten Krieg heranzuziehen. Das sorgte sogar dann dafür, dass der Supreme Court dem Kongress dieses Recht abspenstig machen wollte.

Sicherlich mag die gesellschaftliche Polarisierung seinerzeit noch einmal ein anderes Niveau erreicht haben als derweilen bei uns (zumal die USA ja auch direkt in Vietnam involviert waren), aber Fakt ist eben, dass das Erklären eines (möglichen) Einsatzes in einem fernen, nicht das eigene Land direkt betreffenden Krieg in demokratischen und offenen Gesellschaft immens schwer ist und quasi überall auf Opposition stieß bzw. stößt und einen Rückgang des Interesses am Militärdienst generell mitbedingte. Davon lässt sich aber eben nicht ableiten, dass eine Bevölkerung wehrunwillig, unfähig oder feige oder desinteressiert an den eigenen Streitkräfte wäre bzw. nicht bereit wäre das eigene Land zu verteidigen.

Schneemann
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#44
"Ohne Bedenken" finden nirgendwo Gelöbnisse statt, ansonsten wäre nicht stets die Polizei präsent. Das war auch früher nicht anders. Und echte "Störer" gibt es sowieso selten, bisher habe ich nur bei größeren, städtischeren Veranstaltungen mitbekommen, dass es da beispielsweise Konfrontationen gab. Die wiederum sagen nichts über das lokale Klima aus, weil die entsprechenden Gruppen heutzutage gut vernetzt und recht reisewillig sind. Kleine Demonstrationen oder Infostände, ohne störenden Charakter, findet man hingegen überall, auch in Bayern.

Es mag unterschiede auch auf Landesebene geben, in meinen Augen aber wenn überhaupt eher zwischen Großstadt und ländlichem Raum - also da, wo auch sonst die Unterschiede deutlicher vorhanden sind.
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#45
Bei solchen Ergüssen von ihren Professoren frage ich mich allerdings was man von der Bundeswehr Universität halten soll?

https://twitter.com/RichterHedwig/status...2989697310

https://www.unibw.de/geschichte/prof/neu/pers/richter
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