13.04.2023, 07:00
Da sich deine Antwort auf Quintus' Beitrag bezog, will ich gar nicht so sehr ins Detail einsteigen bzw. einer Antwort von ihm vorgreifen. Nur dieser Abschnitt...
Die Deutschen haben 1918 ihren Kaiser ins Exil gezwungen, wobei die Sozialdemokraten hier mit federführend waren. Und in Russland übrigens wurde der Zar auch nicht von jenen gestürzt, deren skrupelloser "Erbe" derzeit in Moskau regiert. Es waren genau genommen die Menschewiki (quasi die russischen Sozialdemokraten), die im Rahmen der Februarrevolution 1917 das Ende der Monarchie und die Abdankung des Zaren in Russland einläuteten. (Hier sind sich Deutschland und Russland also durchaus ähnlich.) Das Problem war nur, dass in Russland die von den Menschewisten geprägte provisorische Regierung den wenig geliebten Krieg gegen die Mittelmächte fortsetzen wollte (s. Kerenski-Offensive). Das wiederum hat als Folgewirkung die Radikalen (Bolschewisten) enorm begünstigt, die sich im Oktober 1917 dann an die Macht putschten (bzw. den Putsch gegen einen schwächelnden, aber nicht mehr zaristischen Staat, als "Oktoberrevolution" verkauften).
Weiterhin: Genau genommen waren Gorbi und Jelzin nur noch die Insolvenzverwalter eines Regimes, das spätestens seit den 1970ern sich nicht mehr rechnete, massiv misswirtschaftete und einen beständigen Abstieg des Lebensstandards der Menschen in der UdSSR bewirkte. Sie haben dann aber von der "alten KPdSU-Garde", die Erben quasi von denen, die die zaghaften demokratischen Bewegungen nach dem Sturz des Zaren abwürgten, die Scherben vor die Füße geworfen bekommen nach dem Motto Nun macht mal schön! - und Gorbi war sicher vieles, aber eben kein Wirtschaftsfachmann. Er versuchte noch zu retten, was er irgendwie retten wollte und konnte - was aber hoffnungslos war. Das Bittere dabei ist, dass man in Russland heute noch Gorbi den Vorwurf macht, er habe die UdSSR gegen die Wand gefahren, während in Wirklichkeit nun seit über 20 Jahren ein "Kind" von genau jenem sich selbst strangulierenden System (bzw. ein "Kind", das von diesem System herangezogen wurde) im Kreml sitzt und das Land erneut gegen die Wand fährt.
Gleichwohl allerdings sehe ich derzeit keinen Gorbi, dem man im letzten Moment den Ball zuspielen könnte, um so die Verantwortung für das gegenwärtige Desaster auf diesen abwälzen zu können. Ergo - die jetzige russische Führung müsste gezwungenermaßen die Verantwortung übernehmen für ihren Krieg. Dass diese Mafiosis im Kreml dies allerdings gedenken zu tun, wage ich zu bezweifeln...
Schneemann
Zitat:Fakt ist die Russen haben so einen von dir genannten Zaren schon einmal gestürzt, die Deutschen hingegen nicht. Wahr ist auch dass es den einfachen Russen schon wesentlich schlechter ging, nicht nur beim Zaren, sondern auch nach der Ära Gorbi unter Jelzin....ist schon ein bitterer Sarkasmus und auch etwas unfair bzw. doch etwas "oberflächlich".
Die Deutschen haben 1918 ihren Kaiser ins Exil gezwungen, wobei die Sozialdemokraten hier mit federführend waren. Und in Russland übrigens wurde der Zar auch nicht von jenen gestürzt, deren skrupelloser "Erbe" derzeit in Moskau regiert. Es waren genau genommen die Menschewiki (quasi die russischen Sozialdemokraten), die im Rahmen der Februarrevolution 1917 das Ende der Monarchie und die Abdankung des Zaren in Russland einläuteten. (Hier sind sich Deutschland und Russland also durchaus ähnlich.) Das Problem war nur, dass in Russland die von den Menschewisten geprägte provisorische Regierung den wenig geliebten Krieg gegen die Mittelmächte fortsetzen wollte (s. Kerenski-Offensive). Das wiederum hat als Folgewirkung die Radikalen (Bolschewisten) enorm begünstigt, die sich im Oktober 1917 dann an die Macht putschten (bzw. den Putsch gegen einen schwächelnden, aber nicht mehr zaristischen Staat, als "Oktoberrevolution" verkauften).
Weiterhin: Genau genommen waren Gorbi und Jelzin nur noch die Insolvenzverwalter eines Regimes, das spätestens seit den 1970ern sich nicht mehr rechnete, massiv misswirtschaftete und einen beständigen Abstieg des Lebensstandards der Menschen in der UdSSR bewirkte. Sie haben dann aber von der "alten KPdSU-Garde", die Erben quasi von denen, die die zaghaften demokratischen Bewegungen nach dem Sturz des Zaren abwürgten, die Scherben vor die Füße geworfen bekommen nach dem Motto Nun macht mal schön! - und Gorbi war sicher vieles, aber eben kein Wirtschaftsfachmann. Er versuchte noch zu retten, was er irgendwie retten wollte und konnte - was aber hoffnungslos war. Das Bittere dabei ist, dass man in Russland heute noch Gorbi den Vorwurf macht, er habe die UdSSR gegen die Wand gefahren, während in Wirklichkeit nun seit über 20 Jahren ein "Kind" von genau jenem sich selbst strangulierenden System (bzw. ein "Kind", das von diesem System herangezogen wurde) im Kreml sitzt und das Land erneut gegen die Wand fährt.
Gleichwohl allerdings sehe ich derzeit keinen Gorbi, dem man im letzten Moment den Ball zuspielen könnte, um so die Verantwortung für das gegenwärtige Desaster auf diesen abwälzen zu können. Ergo - die jetzige russische Führung müsste gezwungenermaßen die Verantwortung übernehmen für ihren Krieg. Dass diese Mafiosis im Kreml dies allerdings gedenken zu tun, wage ich zu bezweifeln...
Schneemann