12.04.2023, 21:27
(12.04.2023, 08:02)Quintus Fabius schrieb: In der Oberschicht Russlands gibt es zu viele, die sich gerade aufgrund des Krieges noch viel mehr als je zuvor berreichern können. Entsprechend profitieren die russischen Eliten von diesem Krieg, und wenn er nicht aus dem Ruder läuft und krachend verloren wird stabilisiert er in Wahrheit sogar noch ihre Herrschaft im Inneren statt sie zu destabilisieren usw. Entsprechend unterstützt eine Mehrheit der Eliten den Krieg, weil er für sie äußerst vorteilhaft ist.Das ist aber nicht Rußlandspezifisch sondern war und ist bisher in jedem Staat sogewesen.
Zitat:Man kann so endgültig mit dem Westen brechen, somit dringen destabilisierende westliche Elemente nicht weiter in die russische Gesellschaft vor. Man kann sich global komplett neu aufstellen und sich völlig neue, völlig andere Partner suchen und natürlich hat man insgesamt etliche Verluste, aber langfristig gesehen ist die Sache nur vorteilhaft für die aktuellen russischen Eliten. Finanziell wie auch persönlich.Spätestens mit Beginn des Ukrainekrieges hat ein gewichtiger Teil des Westens aber mit an dieser Entwicklung gearbeitet. Sozusagen kann man vermuten dass diese Trennung durchaus einvernehmlich stattfindet.
Zitat:Deshalb gehe ich inzwischen auch recht sicher davon aus, dass die Russen selbst ihre Pipelines sprengten. Das passt einfach insgesamt zu sehr in das Bild: die brechen ganz bewusst alle Brücken in den Westen ab, dauerhaft. Die wollten mit uns brechen und wollen das weiterhin. Weil sie uns mehr als Problem und Gefährdung ihrer Pfründe sehen denn als sonst etwas.Welche Pfründe soll der Westen in Rußland denn gefährdet haben?
Zitat:Und es gibt sogar Verschwörungstheorien in Russland, dass selbst die Niederlage der Armee und deren Ausbluten teilweise intentional sind bzw. von den Eliten nun genutzt werden, um die Armeeführung im Verhältnis zu ihnen zu schwächen, damit nicht die Armee gegen die aktuelle Führung putscht.Ich halte einen Militärputsch in Rußland für völlig abwegig. Das ist pures Wunschdenken.
Zitat:In Russland wurden schon seit Dekaden erfolgreiche Generäle nach Kriegen in welchen sie siegten (Tschetschenien etc) ermordert oder verschwanden, dass passt also auch durchaus ins Bild. Nachdem der Handstreich auf die Ukraine missglückte, befürchtete man seitens der Eliten den Militärputsch. Entsprechend macht man sicherheitshalber die eigene Armee gleich mit nieder.Nette Verschwörungstheorie aber mehr nicht. Im Übrigen würde eine derartige Handlungsweise einen Militärputsch nur begünstigen, wenn denn einer geplant wäre.
Zitat:Aus Sicht weiter Teile der russischen Eliten ist der aktuelle Krieg und sein Zustand daher keineswegs schlecht, ganz im Gegenteil. Der Krieg nützt genau diesen Eliten erheblich, vom eigenen Reichtum bis hin zu weiteren Möglichkeiten der Berreicherung bis hin zur Stabilisierung ihrer Vorherrschaft.Setzt man Putin und die russischen Eliten gleich dann stellt sich die Frage inwiefern deren Vorherrschaft denn gefährdet gewesen sein soll. Keine politische Kraft in Rußland wäre dazu auch nur annährend stark genug gewesen.
Zitat:Und ob die einfachen Russen darunter leiden oder nicht, war und ist in Russland jederman egal, auch den einfachen Russen selbst. Man darf es nur nicht zu sehr übertreiben und man braucht natürlich immer ein paar schuldige Bojaren um den Zaren zu entlasten, denn der Zar ist immer gut und heilig.Ich war als junger Mann großer Anhänger der SPD und Verfechter der sozialen Gerechtigkeit. Einige aus meiner Familie sagten immer dazu: "100 Jahre wählen arme Deutsche SPD und sie sind immer noch arm." Das nur als kurze Anekdote. Fakt ist die Russen haben so einen von dir genannten Zaren schon einmal gestürzt, die Deutschen hingegen nicht. Wahr ist auch dass es den einfachen Russen schon wesentlich schlechter ging, nicht nur beim Zaren, sondern auch nach der Ära Gorbi unter Jelzin.