22.09.2008, 20:37
Zitat:September 19, 2008
Russia ratchets up US tensions with arms sales to Iran and Venezuela
Russia defied the United States yesterday by announcing plans to sell military hardware to Iran and Venezuela.
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“Contacts between our countries are continuing and we do not see any reason to suspend them,” Anatoli Isaikin, the general director of Rosoboronexport, told the RIA-Novosti news agency at an arms fair in South Africa.
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The Deputy Prime Minister, Igor Sechin, one of the closest allies of Mr Putin, the Prime Minister, visited Venezuela and Cuba this week. Kommersant, the financial newspaper, said that Russia was forming “alliance relations” with the two antiAmerican regimes as a response to US involvement in former Soviet republics.
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At the heart of the dispute between the two former Cold War adversaries is Moscow’s insistence that America and its Nato allies are interfering in Russia’s “near abroad” and threatening its interests.
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Quelle:
http://www.timesonline.co.uk/tol/news/wo...781027.ece
Interesant ist, dass in diesem Artikel auch wieder das alte Gerücht neue Nahrung erhält, dass S-300 Luftabwehrsysteme an den Iran verkauft werden sollen.
Zur Diskussion bisher im Thread kann ich nur folgendes betonen und wiederholen:
Zum einen ist es letztlich Sache der Polen, Tschechen und Amerikaner, was sie untereinander aushandeln. Schließlich geht es hier nicht um Offensivwaffen, sondern um defensive Verteidigungswaffen/defensiv ausgerichtete Einrichtungen. Diese Einrichtungen bedrohen niemanden direkt und bedenkt man, wieviel Wert sonst Russland und seine "Freunde" weltweit auf die Souveränität von Staaten legen, geht Russland sowieso nichts an, was in Polen und Tschechien passiert. Schließlich ist die Zeit vorbei, als Polen oder Tschechien im Einflußkreis Russlands lagen (diesen Umstand sollte Russland und alle prorussischen Kräfte mal bitte zur Kenntnis nehmen). Zudem - wie betont - geht es um rein defensive Mittel.
Weiterhin sind auch die restlichen russischen Entgegnungen und Vorwürfe substanzlos:
Allein aus der geographischen Lage heraus, also aus simplen physikalischen und technischen Fakten können Abfangraketen aus Polen gar keine russischen ballistischen Raketen abfangen. Mit den in Polen stationierten Interceptor-Raketen kann man keine Raketen in der Startphase bekämpfen, was die Raketen im westlichen Teil Russlands "sichert" und mögliche russ. Raketenangriffe aus Sibirien würden sowieso jenseits aller Einwirkmöglichkeiten der polnischen Stellungen über den Nordpol verlaufen. Also technologisch und physikalisch sind die polnischen Stellungen damit absolut irrelevant für Russlands nukleares Raketen- und Schlagpotenzial. Wenn sich Russland daher über Raketenstellungen aufregen will (wenn überhaupt), dann muss es sich über die Stellungen in Fort Vanderburgh in Alaska und in Kalifornien aufregen. Dort wurden in den letzten Jahren ähnliche Abwehrraketenstellungen auf- und ausgebaut, wie sie in Polen entstehen sollen. Aber da gab es keine russischen Kommentare.
Weiter im Text: Das derzeitige, projektierte defensive Abwehrpotential des amerikanischen Abwehrschildes liegt bei maximal 60 (!!!) Sprengköpfen. Geht man zum einen also davon aus, dass MIRVs genutzt werden oder gar Täuschkörper, so kommt das ganze System ganz schnell an seine Leistungsgrenzen. Zudem geht man bei 60 Sprengköpfen auch idealerweie davon aus, dass alle Abwehrraketen auch einen Sprengkopf unschädlich machen können, eine höchst irreale Vorstellung.
Das bedeutet letztlich, dass unter der Nutzung von Mirvs und Täuschkörpern das System ganz, ganz schnell an sein Ende kommt. Selbst hypothetisch wäre also in ein paar Jahren, wenn das System betriebsbereit wäre, das russische Arsenal selbst nach einem völligst und absolut unwahrscheinlichen, irrealen und als Argument aus der Luft gegriffenen nuklearen Erstschlag der Amerikaner noch in der Lage zurückzuschlagen. Zudem muss man bedenken, dass diese Systeme erst in einigen Jahren (wenn überhaupt) fertig sein werden und bis dato wird sich auch in der russischen Atomrüstung auch einiges getan haben. Schließlich ist die Schwäche der russischen Nuklearsysteme auch in Russland schon länger Thema. Bedenkt man wie limitiert, mit welch niedrigen Leistungsparameter das amerikanische System arbeitet, so reicht eine moderate Modernisierung der russ. Potentiale. Und angesichts der russischen Prahlerei und der ambitionierten Programme sollte das amerik. System auch weiterhin kein Problem für Russland bleiben.
Und was nun das Radar angeht und seine Ausspähung Russlands: In Zeiten der elektronischen Datenkriegsführung, von cyber-war und elektronischer Spionage und hochgenauen Satelliten mit zahllosen Sensoriksystemen erscheint mir die russische Sorge vor Radarsystem etwas altbacken, insbesondere wenn selbst in der Türkei schon bessere/ähnliche Systeme stehen.
Ohne Frage, die Art und Weise wie diese Abwehrsysteme in Polen und Tschechien eingeführt werden, das amerikanische forsche Vorgehen sind sicher nicht mustergültig. Allerdings hat sich diese arrogante amerik. Vorgehensweise auch Russland sich selbst zu verdanken: Wer nicht die Realitäten der neuen Zeit erkennt und beständig nur selbst auf die harte, veraltete Rhetorik russischer Weltmachtträume und Großmachtansprüche setzt, der muss sich nicht wundern, wenn er ähnliches zurückerhält.
Generell ist dies für mich ein Problem:
Sicherlich kann sich Russland beschweren über die Behandlung durch Amerikaner und Europäer. Sicherlich war und ist vieles am amerikanischen Politikstil gegenüber Russland zu kritisieren. Aber auch in Russland man man sich langsam anfangen zu fragen, inwiefern man selbst mit veralteten Ansprüchen und veraltete, großspuriger Rhetorik dieser Konfrontation Vorschub geliefert hat. Der Vorwurf der Ewiggestrigkeit bleibt daher letztlich bei allen Beteiligten. Allerdings bleibt die Frage, inwiefern ein autoritäres Regime, das Nationalismus und Ressentiments in der Bevölkerung über die gleichgeschalteten Medien fördert und stützt, solch einen Politikwechsel ehrlich wird vollziehen können. Mir fehlt da wohl ganz berechtigt (noch?) der Glaube.[/i]