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(22.11.2025, 09:43)Quintus Fabius schrieb: Zitat:Die Bundeswehr ist in dieser Frage realistischer aufgestellt, als Du Ihr zugestehen willst.
Ich würde Forodir nicht blind alles glauben 
Mein Eindruck ist schon, dass gerade auf der Arbeitsebene sehr viel Rückmeldungen aus der Ukraine aufgegriffen werden und man dort versucht, genau das umzusetzen, auf das wohl auch wir alle uns einigen können:
Die BW kann und sollte nicht kämpfen wie die Ukrainer, sondern muss lernen, zu verhindern, überhaupt erst in deren Lage zu kommen und ihre Vorteile zu nutzen, um ihre Nachteile zu kompensieren. Und das ist nicht möglich, ohne sich intensiv mit dem Strangtitel zu beschäftigen, was eben auf der Arbeitsebene auch stattfindet. Die Frage ist allerdings, inwieweit das "nach oben" durch wirkt und ob dort auch die erforderlichen Änderungen angegangen werden.
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Zitat:Die BW kann und sollte nicht kämpfen wie die Ukrainer
Sie sollte aber eben auch nicht wie die Bundeswehr der Gegenwart kämpfen.
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https://www.hartpunkt.de/erkenntnis-aus-...nd-nutzer/
Zitat:Das Internet ist voll von Berichten über den Ukraine-Krieg, die die Erkenntnisse der dortigen Kriegsführung analysieren und Ableitungen für die Organisation oder Ausstattung der Streitkräfte der NATO treffen. Zumeist fokussieren sich die Berichte auf Aspekte der Gefechtsführung, die für die jeweiligen Autoren besonders relevant erscheinen bzw. ihre eigene Agenda unterstützen. Tatsächliche „Lessons Identified”, die nicht nur auf die spezifische Kriegsführung zweier postsowjetischer Armeen gegeneinander anwendbar sind, sondern einen universellen Charakter haben, sind hingegen sehr selten zu finden.
Die nunmehr dreieinhalb Jahre Krieg in der Ukraine führen der Welt deutlich vor Augen, dass die großflächige Implementierung neuer Technologien und Waffensysteme das Entwicklungstempo der Kriegsführung merklich beschleunigt hat. Wo Iterationsprozesse von Waffensystemen früher in Jahren gemessen wurden, müssen sie heute in wenigen Monaten und Wochen modifiziert werden, um weiterhin einsatzfähig zu bleiben.
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass der Umgang mit der schnellen Technologieentwicklung nunmehr selbst zu einem entscheidenden Faktor der Kriegsführung geworden ist. Jeglicher zukünftige Krieg zwischen großen Mächten, der länger als zwei bis drei Monate dauert, wird die Kriegsparteien vor die Herausforderung stellen, dass die Gegenseite durch eine potenziell schnellere Weiterentwicklung der eigenen Waffensysteme und Einbringung neuer Technologien die Machtbalance zu eigenen Gunsten verschieben könnte. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar recht groß, dass diese Veränderung der Machtbalance bereits im Vorfeld eines Kriegsausbruches hergestellt werden könnte.
Die generelle Ableitung für die deutsche Wehrindustrie und die Bundeswehr ist einfach formuliert: Es bedarf einer engen Verzahnung zwischen den Herstellern und der kämpfenden Truppe. Hier geht es explizit um die „kämpfende Truppe“ und nicht höheren Kommandobehörden oder sonstigen Organisationseinheiten, die über keinen ungefilterten Echtzeiteinblick in die aktuellen Bedingungen des Gefechtsfeldes verfügen.
Die Erfahrungen des Deutschen Heeres im Zuge der Experimentalserie Land, die in diesem Jahr zum dritten Mal durchgeführt wurde, stützen die Erkenntnis, dass eine enge Interaktion zwischen Nutzer und Hersteller für beide Parteien von Vorteil ist. Gleichwohl sieht das deutsche Beschaffungswesen keinen direkten Austausch zwischen Truppe und Industrie vor, insbesondere dann nicht, wenn es um die Beschaffung neuer Waffensysteme geht.
Der Krieg in der Ukraine zeigt jedoch, dass die rapide Weiterentwicklung der Kriegsführung nur mittels integrierter bzw. in der breiten Truppe eingebundenen Ingenieurfähigkeiten in den Griff zu bekommen ist. Nur solche Fähigkeiten wären in der Lage, die Notwendigkeiten der Gefechtsführung und in die Sprache der Entwickler bzw. umgekehrt zu übersetzen und so eine schnelle Anpassung der Systeme gewährleisten – die teilweise auch durch die Truppe selbst vorgenommen werden muss.
Hört, hört.