Luftkrieg im 21. Jahrhundert
Ich danke dir, jetzt versteh' ich halbwegs, wie du dazu stehst. Glaub' ich zumindest.

Und in vielem stimme ich dir da auch durchaus zu.
(25.07.2025, 08:52)Helios schrieb: Mit integriert und angehängt meinte ich weder einen physischen Zustand, noch die Tiefe einer Verbindung, sondern vor allem die konzeptionelle Betrachtung des Gesamtsystems. Geht es also bei den zusätzlichen unbemannten Systemen darum, das Kernsystem zu ergänzen, oder stellen sie selbst eine Komponente dieses Kernsystems dar?
Das war für mich immer ein Punkt, der mich an den Debatten zu FCAS gestört hat, dass immer sehr fokussiert auf den NGF geschaut wird, der eigentlich nur ein kleiner Bestandteil des ganzen sein sollte. Deshalb ist da bei mir auch eine gewisse Resignation eingetreten, dahingehend, dass ich eher ein Art Gen5+ erwarte als eine echte Gen6. Denn was du beschreibst, sehe ich nicht kommen, egal ob bi-, multi- oder mononational. Man wird einen Gen5-Jet bauen und ergänzen, um den Vernetzungsgedanken der Gen6 umzusetzen.

Da spielt für mich auch mit hinein, dass ein echtes Gen6-System(-of-systems) derart integriert und vernetzt innerhalb der betreibenden Streitkräfte sein müsste, dass es nicht außerhalb der NATO exportiert werden dürfte. Und das werden die Konzerne zu verhindern wissen. Daher muss die Basis eigentlich ein eigenständiger Kampfjet werden, damit man den auch einzeln verkaufen kann. (Ich halte das nicht für richtig, erwarte aber, dass es so kommen wird.)
Zitat:Ich könnte die gleichen Leistungsanforderungen aber auch anders erreichen: wenn ich etwa die Fähigkeit zur Mitnahme von Luft-Boden-Munition von dem bemannten Kampfflugzeug entferne und diese Waffen von einem unbemannten Begleiter verbringen lasse, dann erhalte ich bei der bemannten Maschine wesentlich mehr Freiheiten für die Auslegung (also beispielsweise eine signifikant höhere Reichweite, oder aber eine höhere Agilität bei gleichzeitig geringerer Signatur), während ich parallel die effektiven Angriffsfähigkeiten gegen Bodenziele massiv steigern könnte, weil diese Begleiter skalierbar sind. Als "Jagdbomber" wären diese Begleiter ein integraler Bestandteil des Systems, trotzdem könnte ich das bemannte Kernflugzeug weiterhin ohne Begleiter als leistungsfähigen "Jäger" einsetzen.
An der Stelle bin ich absolut deiner Meinung und sehe auch, dass ich mich bisher falsch ausgedrückt habe.

Ich bin sehr davon überzeugt, dass eine Luft-Boden-Bewaffnung nur in Ausnahmefällen von künftigen bemannten Kampfjet getragen werden sollte. Daher halte ich es auch für ein Problem, diesen trägerfähig auslegen zu wollen, weil das ohne Luft-Boden-Bewaffnung (zumindest für Frankreich) wenig Sinn machen würde. Mein Problem mit der Trägerfähigkeit sind also weniger die damit verbundenen konstruktiven Aspekte, sondern eher die konzeptionellen.

Denn ich möchte vom Einsatzkonzept her eben keinen Bomber, im Gegenteil. Die Luft-Bodenbewaffnung ist das, was am bemannten Kampfjet den wenigsten Sinn ergibt. Dafür braucht es Loyal Wingman und Langstreckenwirkmittel, die bspw. von Frachtfliegern o.ä. aus gestartet werden.

Wenn ich den "leichten Bomber" präferierte, dann ging es mir dabei eher darum, ein Flugzeug mit sehr hoher Reichweite zu haben, das aufgrund seiner Größe in der Lage ist, die erforderliche Luft-Luft-Bewaffnung komplett innen zu tragen und möglichst als Zweisitzer ausgelegt ist, um die Funktion als "Leitstelle" im Verbund besser erfüllen zu können. Die hohe Zuladung wäre also eher für Kraftstoff, Kommunikationssysteme und einen zusätzlichen Systembediener benötigt, als für Bomben.

Das Problem ist nun, dass ein Flugzeug in einer solchen konstruktiven Auslegung bisher eben primär für die Rolle des leichten Bombers infrage kam. Mir geht es aber eher darum, die "leitende Funktion" der bemannten Komponente möglichst leistungsfähig und ausdauernd auszulegen, damit sie möglichst viele weitere Komponenten des Verbunds zum Einsatz bringen kann.
Zitat:welche Systemkomponenten müssen in Zukunft zwingend physisch in das bemannte Kampfflugzeug integriert werden und welche Aufgaben müssen von diesem auch ohne jegliche Unterstützung noch erledigt werden können? Darüber lässt sich nun sehr lang und trefflich diskutieren, ich persönlich komme aber unabhängig von der Grundeinstellung (also eher traditionell, oder sehr radikal) nie zu einem solchen eher großen, schweren und hinsichtlich der Wirkung potenten Flugzeug, wie ihr es hier zuvor skizziert habt.
Ich kann mir z.B. das prinzipiell "dislozierte" Radar noch nicht so recht vorstellen, denke aber, dass gerade im Bereich EloKa/ECR Sensoren und Effektoren auf begleitende Drohnen ausgelagert werden können und sollten.
Zitat:In Bezug auf Tempest ist eine Einordnung jetzt natürlich nur bedingt möglich, aber die Auslegung des Flugzeugs ist recht konventionell, und ausgehend von den bisherigen Veröffentlichungen deutet für mich nichts darauf hin, dass unter dieser doch fast schon klassischen Hülle nun ein radikales Konzept verborgen liegt. Die Fokussierung auf eine schnelle und (vergleichsweise) kostengünstige Entwicklung eines Flugzeugs, dass in Zukunft dann auf klassische Art und Weise durch unbemannte Systeme aufgewertet wird, spricht meiner Ansicht nach auch dafür. Ich kann mich natürlich auch völlig irren mit dieser Einschätzung (die sich schon lange abzeichnet und durch jede neue Veröffentlichung bisher weiter bestätigt wurde), aber das was da entwickelt wird reicht in meinen Augen nicht für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts. Ich befürchte, da bahnt sich eher ein Eurofighter 2.0 an, und nein, das ist für mich zumindest kein erstrebenswertes Ziel.
Ich habe diese Befürchtung aber bei beiden Projekten gleichermaßen, wenn auch in etwas unterschiedlicher Ausprägung. Und da ist mir dann der konventionellere Langstreckenjet lieber als das Expeditions-Trägerflugzeug.
Da ich eben ersterem mehr Potential zuspreche, durch Weiterentwicklungen doch dorthin zu gelangen, wo man eigentlich Mitte des Jahrhunderts stehen sollte.
Und noch dazu scheint GCAP einfach das funktionsfähigere Konsortium zu haben. (Vielleicht auch, weil wir nicht dabei sind.)
Zitat:Eine Anmerkung möchte ich aber noch machen, weil du zum Schluss erwähnst, dass eine Lösung wie Tempest "konsequent weiterentwickelt werden müsste" und so erfolgreich sein kann. Mal abgesehen, dass ich wie dargestellt mit der Aussage meine Probleme habe, selbst wenn dies so einträfe, so ist diese Prämisse selbst bereits in meinen Augen ein Problem. Denn genau dieser Punkt der (fehlenden) kontinuierlichen und natürlich bei einem Gemeinschaftsprojekt sinnvollerweise auch gemeinschaftlichen Weiterentwicklung ist neben der unnötigen Vielzahl an individuellen Anforderungen eine Hauptursache dafür, dass Kooperationsprojekte nicht erfolgreich verlaufen und ich persönlich beispielsweise auch Tornado oder Eurofighter nicht als Erfolg werte.
Wohl wahr. Aber wenn die Konsequenz daraus sein soll, dass man nicht auf eine Weiterentwicklung setzen sollte, dann können wir es lassen. Denn beide Jets werden bei ihrer Einführung unzureichend sein, hinsichtlich dem, was du von einem Gen6-Projekt erwartest.
Zitieren
Ich war nie ein Freund dieses Generationen-Denkens und bin es bis heute nicht, weil diese Vereinfachung in vielerlei Hinsicht unzureichend ist und deswegen ein völlig falschen Bild erzeugt. Und das, was für FCAS zumindest angedacht war, ging in die von mir skizzierte Richtung mit einem vergleichsweise konventionellen NGF als Kern. Mehr werde ich an dieser Stelle nicht dazu schreiben, nur soviel, dass ich fast alle deine Anmerkungen dazu (bspw. hinsichtlich der Einordnung, der Trägerfähigkeit, usw.) für falsch halte. Nur will ich nicht hier die X-te Diskussion zu diesem Thema führen, wir sehen ja an dem anderen Strang, wo das hinführt.

Mein Problem mit deinem "leichten Bomber" ist, dass diese extreme Reichweite mit so vielen Nachteilen erkauft wird, dass es schwer wird sie in diesem Kontext zu rechtfertigen, mal abgesehen davon, dass die Sinnhaftigkeit für sich genommen in meinen Augen schon in Frage gestellt werden muss. Natürlich ist klar, dass Frontfliegerkräfte heute aufgrund der Reichweiten so ziemlich aller Wirkmittel keinen Sinn mehr ergeben, aber was soll für uns in Europa der Vorteil an sehr großen Reichweiten von Kampfflugzeugen sein (also über das Maß, was etwa eine F-35 vorgibt)? Das von dir genannte Argument, eine "leitende Funktion (...) möglichst leistungsfähig und ausdauernd auszulegen" ist für mich nicht mehr mit klassischen Kampfflugzeugdimensionen vereinbar, weil dafür die Ermüdung der Piloten in traditionellen Cockpits viel zu hoch ist. Leistungsfähig und ausdauernd erfordert da andere Konzepte, da landen wir dann automatisch im Bereich einer B-21, was nicht das Ziel sein kann. Die Su-34 beispielsweise zeigt ja, welcher Aufwuchs da notwendig ist, nun ergänze das ganze noch um die höhere Reichweite und die notwendigen Anpassungen zur Signaturreduzierung - das geht in meinen Augen vorn und hinten nicht sinnvoll auf. Für den "Regelbetrieb" muss da eine andere Lösung her, und für Ausnahmeeinsätze halte ich Luftbetankungen mit semiautonomen Kleintankern für wesentlich sinnvoller.

Zitat:Und noch dazu scheint GCAP einfach das funktionsfähigere Konsortium zu haben. (Vielleicht auch, weil wir nicht dabei sind.)

Letzteres ist gut möglich. Das die Briten das Projekt als britisches Kampfflugzeug betrachten, an dem zwei Partner mitarbeiten, kommt allerdings auch nicht von ungefähr.
Zitieren
Genau bei deiner Analyse sehe ich aber das Problem. Was bringt ein Loyal Wingman, der nur die Hälfte der Reichweite und Geschwindigkeit des Guides hat ?
Vielleicht ist da die Lösung welche ich schon früher vorschlug. Ein Fighter mit nur einem Triebwerk der Guides. Als Trainer bemannt, als Wingman mit Vektor und KI anstatt Pilot. So kann er 12G ziehen, als Trainer nicht. Als Trainer trägt er Meteor und Iris -t, als Wingman IrisT und HARM.
Zitieren


Gehe zu: