EU Verteidigung
#91
Unsere Diskussion über die Türkei und Europa ist nicht ganz abwegig, wie die Frankfurter Rundschau zeigt:
Zitat:Erdogan will Truppen in der Ukraine und träumt von der Türkei als Supermacht Europas
Stand:23.03.2025, 08:10 Uhr

....Die Aussicht, dass Trumps Amerika die Ukraine an den russischen Präsidenten Wladimir Putin verschenkt und die NATO zerstört, ist für die Türkei ebenso beunruhigend wie für die Europäische Union und das Vereinigte Königreich.

Aber türkische Politiker sehen in der anhaltenden Krise auch eine Chance, die Beziehungen zu Europa neu zu ordnen. Die Türkei hat im Nahen Osten offen ihre Muskeln spielen lassen, wo der Sturz des Assad-Regimes in Syrien ihren Einfluss verstärkt hat. Aber sie wird sich auch still und leise ihrer Rolle als wichtiger Akteur in der europäischen Sicherheit bewusst.

Erdogan tritt wegen Ukraine-Krieg in Dialog mit EU-Vertretern
Es gibt erste Anzeichen für eine Vertiefung des Sicherheitsdialogs zwischen dem Team des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinen europäischen Amtskollegen. Außenminister Hakan Fidan nahm am 2. März an dem vom britischen Premierminister Keir Starmer einberufenen Krisengipfel zur Ukraine teil, zwei Tage nachdem der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky im Weißen Haus mit Trump und dem US-Vizepräsidenten J.D. Vance aneinandergeraten war. Die Türkei ist Teil der „Koalition der Willigen“ unter der Führung von Starmer und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron geworden.

Nach einem von der EU veranstalteten Gipfel am 6. März signalisierte Erdogan, dass türkische Truppen möglicherweise in der Ukraine stationiert werden könnten.
...

Die Türkei hat die Ukraine seit Beginn der russischen Großinvasion im Jahr 2022 unerschütterlich unterstützt, aber auch Verbindungen zu Russland aufrechterhalten und sogar Vermittlungsbemühungen geleitet. Die militärische Präsenz der Türkei wäre daher wahrscheinlich für beide Parteien akzeptabel. Während Moskau die Idee europäischer Friedenstruppen scharf kritisiert hat, hat es sich zu der Türkei nicht geäußert.
...

In den letzten zehn Jahren hat Ankara Truppen in verschiedene andere Länder entsandt, darunter Syrien, Libyen und Aserbaidschan. In den ersten beiden Fällen kam es sogar zu Auseinandersetzungen mit Russland – entweder mit dem regulären Militär oder mit Stellvertretertruppen wie der Wagner-Gruppe. In Syrien führten türkische Streitkräfte schließlich auch gemeinsame Patrouillen mit dem russischen Militär durch, um einen fragilen Frieden in der Region Idlib zu sichern. Mit anderen Worten: Die Türkei hat umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Konflikten mit Russland gesammelt.
...

Erdogan hofft mit Blick nach Russland auf engere Beziehungen zur EU
Die Politik in der Türkei hofft nun, dass die Sicherheitszusammenarbeit mit Europa in der Ukraine auch auf die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei ausstrahlen könnte. Dies könnte eine umfassendere Sicherheitspartnerschaft beinhalten, die darauf abzielt, Russland einzudämmen und die Stabilität in Europa zu sichern. Die Türken sind aber auch sehr daran interessiert, eine Aktualisierung ihrer Zollunion von 1995 auszuhandeln.
...

Die derzeitige Zollunion gilt für Industriegüter und hat sich positiv auf das Wachstum der Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen der EU und der Türkei ausgewirkt. Sie treibt das exportgetriebene Wachstum in einer Zeit voran, in der die türkische Wirtschaft mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Damit sich die Türkei jedoch weiterentwickeln und den Übergang zu einem wissensbasierten Modell vollziehen kann, ohne in die sprichwörtliche Falle des mittleren Einkommens zu geraten, sollte auch der Dienstleistungssektor einbezogen werden.

Türkische Rüstungsfirmen hoffen auf Aufträge aus Europa
Auch die Rüstungsindustrie ist Teil des Puzzles. Während Europa sich darauf vorbereitet, die Militärausgaben zu erhöhen, würden türkische Unternehmen wie Aselsan oder Baykar, das die Bayraktar-Drohne herstellt, gerne davon profitieren. Baykar und Leonardo, ein führendes italienisches Unternehmen, haben kürzlich ein Joint Venture gegründet, das sich auf künstliche Intelligenz und unbemannte Plattformen konzentriert.

...
dazu dann auch bei der FR:
Türkei als Schlüsselakteur in der europäischen Sicherheitsordnung

Stand:23.03.2025, 14:07 Uhr
Zitieren
#92
(23.03.2025, 22:36)Kongo Erich schrieb: Unsere Diskussion über die Türkei und Europa ist nicht ganz abwegig, wie die Frankfurter Rundschau zeigt:
dazu dann auch bei der FR:
Türkei als Schlüsselakteur in der europäischen Sicherheitsordnung

Stand:23.03.2025, 14:07 Uhr

Das hätte die Türkei natürlich gerne dass die EU sich abhängig von ihr macht, obwohl man gleichzeitig ein Auge auf Zypern und einige Regionen Griechenlands und Bulgariens geworfen hat. Mit so einem Abkommen würde man nur weitere Sargnägel in die EU einschlagen.
Zitieren
#93
Wenn man Aussenpolitik als "Interessen geleitet" sieht - und dafür gibt es gute Gründe - dann muss man bei näherer Analyse feststellen, dass es unterschiedliche Interessen zwischen den Staaten gibt
= manche sind komplementär, sie ergänzen und verstärken sich,
= manche sind eher wertneutral, sie beeinflussen sich nicht gegenseitig,
= manche sind konträr, sie widersprechen sich.

Das gilt für die Politik allgemein - Koalitionsverhandlungen sind am Einfachsten und Koalitionen am stabilsten, wenn man möglichst viele komplementäre Interessen hat.

Es sollte im Interesse aller Beteiligten sein, komplementäre Interessen zu bündeln.
Zitieren
#94
Zunehmend stellt sich die Frage, ob Europa ohne US-Waffen "ausreichend gerüstet" ist.
Hierzu ein Artikel des SPIEGEL zum Thema Luftabwehr:
Zitat:EU-Alternative zu Patriot
So gut ist die Flugabwehr made in Europe

Die Ukraine muss ihre Flugabwehr stärken, doch die USA könnten die Herausgabe dringend benötigter Patriot-Raketen blockieren. Kann die EU mit einem technisch ebenbürtigen Waffensystem einspringen?
...
(ich denke beim Vergleich zu Patriot an die IRIS) aber gleich noch ein Artikel im Kontext "Flugabwehr" (hier offenbar "Nahbereich" und "Drohnenabwehr")
Zitat:Neue Hightechwaffe
Luftkampf mit der Mikrowelle

Im Ukrainekrieg greifen sich die Gegner mit ganzen Schwärmen von Drohnen an. Großbritannien hat jetzt eine Energiewaffe getestet, die treffsicher und billiger ist als konventionelle Flugabwehr. Eine Schwachstelle hat sie allerdings.
...
generelll dürfte man wohl verschiedene Systeme für verschiedene Zwecke benötigen - je nachdem ob Objektschutz im Nahbereich oder anfliegende Raketen aus dem All ... und auch da schließe ich unterschiedliche Systeme nicht aus; da kann die Palette etwa im Nahbereich vom guten alten Gepard bis zur Mikrowelle reichen ...
Zitieren
#95
Bei der Verteidigung der EU denke ich in erster Linie daran, dass wir ein mögliches "Austesten" der Beistandsverpflichtung der NATO begegnen müssen. Und da helfen alle Waffensysteme nichts, wenn der politische Wille nicht da ist, eine Eskalation zu riskieren. Und ich sehe auch nicht, wo der politische Wille herkommen soll, dass die westeuropäische Bevölkerung wegen Estland einen Großkrieg gegen Russland riskieren will.
Wie kann dieses Problem gelöst werden? Eine EU-Armee scheint mir im Moment noch sehr illusorisch. Was haltet ihr von der Idee, dass die EU eine privatwirtschaftliche kleine schlagkräftige Armee aufbaut? Dann würde im Zweifelsfall kein Land Krieg gegen Russland führen müssen, sondern eben eine von uns bezahlte (und mit Aufklärungsdaten versorgte) Firma. Es müsste kein Parlament einen Verteidigungsfall ausrufen. Aufgabe dieser Armee wäre eben genau, so einem beschriebenen Austesten der Bündnisfähigkeit mit so 30.000 Russen, die Narwa besetzen und sich dort in den estnischen Wäldern eingraben, robust zu begegnen.
In einem solchen Szenario müssten die EU-Armeen nur noch für Rückendeckung sorgen und unterstützend den Luftraum kontrollieren, so wie sie es jetzt ja eigentlich auch schon tun.

Vorteil wäre, dass es dann nicht eine Entscheidung in den westeuropäischen Parlamenten ist, ob der Großkrieg riskiert werden soll (welche dann wahrscheinlich negativ ausfällt), sondern dass diese Entscheidung dann komplett bei Russland liegt: Wenn Putin irgendwas reißen will, dann müsste er gleich sehr massiv angreifen, sodass also diese privatwirtschaftliche Armee überfordert wäre - und damit würde dann aber auch eine entsprechende europäische Reaktion sehr viel wahrscheinlicher werden.
Nachteil wären Parallelstrukturen.
Zitieren
#96
Eine Firma muss ja immer irgendwo registriert sein als solche . Dazu muss eine solche Firma ja auch von irgendwo ihre Operationen starten .

Zitat:In einem solchen Szenario müssten die EU-Armeen nur noch für Rückendeckung sorgen und unterstützend den Luftraum kontrollieren, so wie sie es jetzt ja eigentlich auch schon tun.

Damit ist man doch schon als Kriegspartei dabei.
Zitieren
#97
(Gestern, 15:17)alphall31 schrieb: Eine Firma muss ja immer irgendwo registriert sein als solche . Dazu muss eine solche Firma ja auch von irgendwo ihre Operationen starten .


Damit ist man doch schon als Kriegspartei dabei.

Die Firma kann ja in Litauen eine eigene Kaserne besitzen und dort auch registriert sein. Dadurch, dass da aber weder in der Führung noch auf den unteren Ebenen irgendeine Nationalität dominiert und es auch keine nationalstaatliche militärische Oberhoheit gibt, ist es eigentlich egal wo die Firma registriert ist: Wenn diese Firma von der EU Geld und Auftrag bekommt, die EU-Grenzen zu verteidigen, dann ist der Gegner, der hinter der Firma steht, die EU. Und wenn die Russen das Land als Gegner konstruieren, wo die Firma registriert ist .... naja Litauen ist ja sowieso erstes oder zweites Angriffsziel. Wenn es strategisch günstiger sein sollte, die Firma in Portugal oder Irland oder auf Aruba zu registrieren, dann ist das natürlich auch möglich.
Der Punkt ist doch, dass die EU militärisch schwach ist, weil sie zergliedert ist in 28 Einzelarmeen. "Divide et impera" .... also das macht's den Russen halt sehr leicht. Wenn Deutschland sich durchringt Litauen oder Estland zu verteidigen, aber Frankreich und Italien haben keine Lust, dann fragt sich doch die Mehrheit der Deutschen, ob wir eigentlich bescheuert sind. Man kann sehr viel leichter sich zum Kriegseintritt entschließen, wenn man selbst groß und stark ist, und nicht auf andere angewiesen ist, die einem hoffentlich zu Hilfe eilen. Und wenn man keine Angriffsfläche hat. Luftabwehr um Brüssel rum, und gegen wen soll sich dann der russische Gegenschlag richten?
Es geht ja um GLAUBHAFTE Abschreckung. Dass die europäischen Armeen das Baltikum verteidigen, ist halt nicht unbedingt glaubhaft. Aber wenn die EU mit Milliardengeldern exakt für diesen Zweck eine Firma (oder eine Agentur wie Frontex, bin kein Jurist) heranzieht und für einen Marschbefehl keinen Parlamentsbeschluss braucht .... also die EU, die sich selbst auch abschaffen könnte, wenn sie nicht mehr Inbegriff europäischer Solidarität und gemeinsamer Stärke wäre ..... ist das dann nicht glaubhaft, dass diese Privatarmee ihrem Auftrag nachkommen würde? Bei Blackwater/Academi/Gruppe Wagner hat doch auch nie jemand gezweifelt, dass diese Jungs im Ernstfall schießen würden, oder?

Für die Rückendeckung und Luftraumüberwachung, da brauchts noch die nationalen Armeen, aber keine Parlamentsbeschlüsse, weil das völkerrechtlich nix mit Kriegseintritt zu tun hat. Wenn deutsche Eurofighter über Litauen einen russischen Jet abschießen, dann brauchts doch dafür keine vorhergehende Kriegserklärung, das kann die Exekutive doch auch so veranlassen, die Rechtsgrundlage ist ja da. Oder? Insofern muss man sich dafür nicht die Frage stellen, ob wir Beistand leisten wollen, weil wir damit und mit dem Bereitstellen von Aufklärungsdaten noch nicht Kriegspartei werden. Kriegspartei werden wir ja erst dann, wenn wir operationell mit einem Kriegführenden Staat zusammenarbeiten. Wenn wir uns aber nicht mit Litauen in der Luftraumüberwachung abstimmen, sondern das aus eigenen Stücken machen, weil das unser europäischer Luftraum ist, dann werden wir dadurch aus meiner Sicht nicht Kriegspartei.
Das einzige, was beschlossen werden müsste, wäre eine Sperrung des Luftraums, ich denke das kann in einem solchen Fall Litauen selbst machen, und dann hätten alle europäischen Eurofighter eine Rechtsgrundlage um russische Jets ohne Parlamentsbeschluss in diesem Luftraum abzuschießen. Oder?
Zitieren
#98
(29.04.2025, 03:24)LieberTee schrieb: Was haltet ihr von der Idee, dass die EU eine privatwirtschaftliche kleine schlagkräftige Armee aufbaut? Dann würde im Zweifelsfall kein Land Krieg gegen Russland führen müssen, sondern eben eine von uns bezahlte (und mit Aufklärungsdaten versorgte) Firma. Es müsste kein Parlament einen Verteidigungsfall ausrufen. ... Vorteil wäre, dass es dann nicht eine Entscheidung in den westeuropäischen Parlamenten ist, ob der Großkrieg riskiert werden soll (welche dann wahrscheinlich negativ ausfällt), sondern dass diese Entscheidung dann komplett bei Russland liegt
Also eine profitorientierte Söldnertruppe, die sich sowohl demokratischer Kontrolle entzieht, als auch der Politik die Entscheidung über Krieg und Frieden abnimmt, bzw. diese bewusst dem Feind überlässt.

Was kann da schon schief gehen?
Zitieren
#99
(23.03.2025, 23:08)lime schrieb: Das hätte die Türkei natürlich gerne dass die EU sich abhängig von ihr macht, obwohl man gleichzeitig ein Auge auf Zypern und einige Regionen Griechenlands und Bulgariens geworfen hat. Mit so einem Abkommen würde man nur weitere Sargnägel in die EU einschlagen.

Du meinst die EU wird alleine mit Russland klar kommen ?
Zitieren
(Vor 10 Stunden)Broensen schrieb: Also eine profitorientierte Söldnertruppe, die sich sowohl demokratischer Kontrolle entzieht, als auch der Politik die Entscheidung über Krieg und Frieden abnimmt, bzw. diese bewusst dem Feind überlässt.

Was kann da schon schief gehen?

Ja, was denn?

(Vor 9 Stunden)Skywalker schrieb: Du meinst die EU wird alleine mit Russland klar kommen ?

Ja, natürlich. Definitiv! Aber natürlich nur, wenn die EU gemeinsam agiert. Und ich denke, das wäre der Fall, wenn Russland dermaßen massiv angreift, dass die Privatsöldnertruppe (plus direkt angegriffenes Land, sprich das Militär von Estland bzw. Litauen) überfordert wäre.

Die Alternative wäre ja im Grunde, dass die Russen auch nach Deutschland reinlaufen könnten. Bevor das passiert, wird dann doch die Kriegswirtschaft ausgerufen, davon bin ich überzeugt, und dann sind wir technisch, zahlenmäßig und moralisch überlegen, auch wenn es momentan an einigen strategisch wichtigen Komponenten mangelt, aber schau dir die Ukraine an, in so kurzer Zeit sind sie während des Krieges zum weltweit führenden Hersteller militärischer Drohnen geworden. Wenn es nötig ist, können wir genauso in kurzer Zeit ausreichend Tankflugzeuge, Artilleriemunition, Drohnen und Marschflugkörper herstellen, es muss halt nur dringend werden.
Zitieren
@LieberTee

Zitat:Ja, natürlich. Definitiv! Aber natürlich nur, wenn die EU gemeinsam agiert. Und ich denke, das wäre der Fall, wenn Russland dermaßen massiv angreift, dass die Privatsöldnertruppe (plus direkt angegriffenes Land, sprich das Militär von Estland bzw. Litauen) überfordert wäre.

Die Alternative wäre ja im Grunde, dass die Russen auch nach Deutschland reinlaufen könnten. Bevor das passiert, wird dann doch die Kriegswirtschaft ausgerufen, davon bin ich überzeugt, und dann sind wir technisch, zahlenmäßig und moralisch überlegen, auch wenn es momentan an einigen strategisch wichtigen Komponenten mangelt, aber schau dir die Ukraine an, in so kurzer Zeit sind sie während des Krieges zum weltweit führenden Hersteller militärischer Drohnen geworden. Wenn es nötig ist, können wir genauso in kurzer Zeit ausreichend Tankflugzeuge, Artilleriemunition, Drohnen und Marschflugkörper herstellen, es muss halt nur dringend werden.

Die EU ist weit davon entfernt gemeinsam zu agieren, bei 27 Mitgliedsstaaten auch nicht so einfach ! Viele der EU Staaten verfolgen auch ihre nationalen Einzelinteressen. Insgesamt braucht auch die EU 300.000 Soldaten mehr um die US Kräfte die für die Verteidigung Europas vorgesehen sind zu ersetzen. Wo soll dieses Personal herkommen ? Wir haben in Europa demographische Probleme und es würde auch eine erhebliche Umverteilung von den Ressourcen der Einzelstaaten fordern und auch die ein oder anderen Einschnitte am Wohlstand, was in großen Teilen der Bevölkerung zu Unzufriedenheit führt !
Zitieren
(Vor 9 Stunden)LieberTee schrieb:
(Vor 10 Stunden)Broensen schrieb: Also eine profitorientierte Söldnertruppe, die sich sowohl demokratischer Kontrolle entzieht, als auch der Politik die Entscheidung über Krieg und Frieden abnimmt, bzw. diese bewusst dem Feind überlässt.

Was kann da schon schief gehen?
Ja, was denn?
Das siehst du nicht?

Als ob eine derart große Firma ohne politische Kontrollinstanz nicht Mittel und Wege finden würde, für sich selbst das beste rauszuholen. Und das wäre natürlich ein Krieg oder zumindest eine permanent hohe Spannungslage, damit wir immer schön bereits sind, ganz viel Geld zu überweisen.
Außerdem eröffnest du Putin doch gerade Optionen für einen begrenzten Krieg, wenn du ihm nicht die geballte Militärkraft von EU und NATO entgegen stellst, sondern eine Privatfirma von Söldnern, denen die westliche Bevölkerung nur begrenzt nachweinen wird, wenn sie im Baltikum verheizt werden.

Ich halte diese EU-finanzierte Warlord-Armee für eine ganz gefährliche Idee, die nicht nur die Kriegsgefahr massiv erhöhen würde, sondern zudem eine starke Militärmacht erschafft, ohne diese einer demokratischen Kontrolle zu unterstellen.
Zitieren
(Vor 8 Stunden)Skywalker schrieb: @LieberTee


Die EU ist weit davon entfernt gemeinsam zu agieren, bei 27 Mitgliedsstaaten auch nicht so einfach ! Viele der EU Staaten verfolgen auch ihre nationalen Einzelinteressen. Insgesamt braucht auch die EU 300.000 Soldaten mehr um die US Kräfte die für die Verteidigung Europas vorgesehen sind zu ersetzen. Wo soll dieses Personal herkommen ? Wir haben in Europa demographische Probleme und es würde auch eine erhebliche Umverteilung von den Ressourcen der Einzelstaaten fordern und auch die ein oder anderen Einschnitte am Wohlstand, was in großen Teilen der Bevölkerung zu Unzufriedenheit führt !

Ja eben. Die EU hat zusammen etwa 1,5 Mio Soldaten, also hier sehe ich nicht das Problem, besonders als Verteidiger braucht man ja keine personelle Übermacht. Nur agiert sie eben nicht gemeinsam, und genau das ist ja der Punkt, die eine kleine Testinvasion Russlands so gefährlich macht, weil uns so etwas auseinanderdividiert, weil man für ein paar Quadratkilometer estnischen Wald keinen Großkrieg riskiert. Deshalb ja die Privatarmee, die so etwas verhindert. Bei einem Großangriff Russlands wird die Einigkeit enorm steigen. Ein gemeinsamer Feind verbindet immer! Weil es dann halt nicht mehr um ein paar Quadratkilometer Wald, sondern wirklich um Europa geht.

(Vor 7 Stunden)Broensen schrieb: Das siehst du nicht?

Als ob eine derart große Firma ohne politische Kontrollinstanz nicht Mittel und Wege finden würde, für sich selbst das beste rauszuholen. Und das wäre natürlich ein Krieg oder zumindest eine permanent hohe Spannungslage, damit wir immer schön bereits sind, ganz viel Geld zu überweisen.

Ich sehe nicht, wie Academi oder die Gruppe Wagner für die Amis bzw. die Russen die Kriegsgefahr erhöht hätte. Natürlich hätte so eine Privatarmee ein solches Interesse, aber wie sie tatsächlich die Spannungslage erhöhen könnte, ist mir unklar. Meinst du mit verdeckten Sabotageakten? Und du glaubst sowas würde nicht rauskommen? Das ist eher das Gebiet von Geheimdiensten, nicht von Kampftruppen ....

(Dass eine Privatarmee nicht billig ist, ist klar, aber ich würde doch vermuten, dass eine Privatarmee mehr Schlagkraft fürs gleiche Geld generieren kann als die Bundeswehr zum Beispiel, insofern denke ich würde ein Geld-Argument nicht so richtig ziehen.)


Zitat:Außerdem eröffnest du Putin doch gerade Optionen für einen begrenzten Krieg, wenn du ihm nicht die geballte Militärkraft von EU und NATO entgegen stellst,

Aber das ist doch eine Illusion, dass es die gäbe, und das weiß Putin. Auf diese Illusion können und dürfen wir nicht bauen.


Zitat:Ich halte diese EU-finanzierte Warlord-Armee für eine ganz gefährliche Idee, die nicht nur die Kriegsgefahr massiv erhöhen würde, sondern zudem eine starke Militärmacht erschafft, ohne diese einer demokratischen Kontrolle zu unterstellen.

Also mal langsam, eine EU-finanzierte private 30.000-Mann-Armee bedroht in der EU keine Demokratie und wäre natürlich auch für einen Angriff auf Russland viel zu schwach.
Die Kriegsgefahr geht von Russland aus, und solange wir an die Illusion einer geballten Militärkraft glauben, ist das eine sehr reale Gefahr, der wir begegnen müssen. Die Gefahren, die du siehst, kommen mir dagegen sehr abstrakt vor.
Zitieren
@LieberTee

Zitat:Ja eben. Die EU hat zusammen etwa 1,5 Mio Soldaten, also hier sehe ich nicht das Problem, besonders als Verteidiger braucht man ja keine personelle Übermacht. Nur agiert sie eben nicht gemeinsam, und genau das ist ja der Punkt, die eine kleine Testinvasion Russlands so gefährlich macht, weil uns so etwas auseinanderdividiert, weil man für ein paar Quadratkilometer estnischen Wald keinen Großkrieg riskiert. Deshalb ja die Privatarmee, die so etwas verhindert. Bei einem Großangriff Russlands wird die Einigkeit enorm steigen. Ein gemeinsamer Feind verbindet immer! Weil es dann halt nicht mehr um ein paar Quadratkilometer Wald, sondern wirklich um Europa geht.

Die Strukturen für eine gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik muss schon in Friedenszeiten gelegt werden, im Falle eines russischen Angriffs werden diese kaum geschaffen werden können ! In diesem Fall müssen die Strukturen stehen ! Die EU hat selbst keine Umfangreiche Übung wie z.B Air Defender 2023 durchgeführt, hat man überhaupt Erfahrung eine große Militäroperation auf Stabs und Corpsebene zu planen und zu koordinieren ? Das lief bisher alles über die NATO !

Was die Privatarmee angeht, so hat z.B Polen eine paramilitärische Miliz gebildet die zum Widerstandskampf im Rückwärtigen Gebiet befähigt ist. Vielleicht sollten die anderen EU Länder dem polnischen Beispiel folgen !
Zitieren
(Vor 7 Stunden)Skywalker schrieb: @LieberTee


Die Strukturen für eine gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik muss schon in Friedenszeiten gelegt werden, im Falle eines russischen Angriffs werden diese kaum geschaffen werden können ! In diesem Fall müssen die Strukturen stehen ! Die EU hat selbst keine Umfangreiche Übung wie z.B Air Defender 2023 durchgeführt, hat man überhaupt Erfahrung eine große Militäroperation auf Stabs und Corpsebene zu planen und zu koordinieren ? Das lief bisher alles über die NATO !

Die EU-Staaten werden im Kriegsfall die Strukturen der NATO nutzen, ist doch logisch. Das ist den Entscheidern inzwischen schon klar geworden, dass die NATO auch ohne die USA funktionsfähig bleiben muss.


[/quote]Was die Privatarmee angeht, so hat z.B Polen eine paramilitärische Miliz gebildet die zum Widerstandskampf im Rückwärtigen Gebiet befähigt ist. Vielleicht sollten die anderen EU Länder dem polnischen Beispiel folgen !
[/quote]

Ich dachte, dazu hätten wir die Reservisten. Da verstehe ich jetzt den Sinn von Doppelstrukturen nicht.
Zitieren


Gehe zu: