Europäische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik
Im Artikel 5 wird nur gefordert was jedes Land für erforderlich erachtet einbringt , im Eu Vertrag steht das alles in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Das heißt theoretisch auch das Frankreich seine Atomwaffen einbringen muss.
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(20.01.2024, 00:07)Broensen schrieb: Das ist ja nicht gesagt.

Aber wo soll das geld für die extra Fregatte(n) herkommen?
Von der EU? .. d.h. eine handvoll zahlen und die anderen kommandieren?
Dann kann man das knappe Geld besser selber ausgeben.

Es gibt in der Tat sinnvollere Möglichkeiten als Träger oder Fregatten unter EU-Kontrolle.
Nato hat die AWACS.
MRTT
Es gibt das C17 Transportgeschwader in Ungarn.
D/NL Zusammenarbeit beim Heer

Wenn Staaten den Sinn in etwas sehen, dann machen sie das auch (meistens). Entweder zu zweit oder in einer Gruppe, aber es braucht keine EU dafür.
Und im militärischen Bereich gibt es ja schon die Nato, die Struktur und Support leistet.

Das Problem bei der EU ist, dass man ihr das Geld erst überweisen muss, damit die Bürokraten es für einen ausgeben.
Deutschland würde bei so einer EU-Fregatte nie ein Schiff mitt 11.000to und 16 VLS erhalten. Big Grin
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(20.01.2024, 03:54)alphall31 schrieb: Im Artikel 5 wird nur gefordert was jedes Land für erforderlich erachtet einbringt , im Eu Vertrag steht das alles in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Das heißt theoretisch auch das Frankreich seine Atomwaffen einbringen muss.
muss = korrekt wäre innerhalb der französischen Doktrin
Zitat:Sollte ein Staatsoberhaupt das tief verwurzelte Engagement Frankreichs für seine Freiheit unterschätzen und vorhaben, unsere lebenswichtigen Interessen, welche auch immer, anzugreifen, sollte er darauf gefasst sein, dass unsere nuklearen Streitkräfte in der Lage sind, seinen Machtzentren, d.h. seinen wichtigsten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Zentren, erheblichen Schaden zuzufügen.

Zitat:Unsere Nuklearstreitkräfte richten sich nicht gegen irgendein Land, und Frankreich hat sich stets geweigert, Atomwaffen als Kampfmittel gelten zu lassen. Ich möchte hier noch einmal betonen, dass Frankreich sich niemals auf einen Kampf mit Nuklearwaffen oder irgendeine Art von Flexible Response einlassen wird.

Zitat:In diesem Punkt ist unsere Entscheidungsfreiheit voll und ganz mit einer unerschütterlichen Solidarität gegenüber unseren europäischen Partnern vereinbar. Unser Engagement für ihre Sicherheit und Verteidigung ist ein natürlicher Ausdruck unserer immer stärker werdenden Solidarität. Um es deutlich zu sagen: Die lebenswichtigen Interessen Frankreichs haben inzwischen eine europäische Komponente.

Zitat:Unsere Nuklearstreitkräfte wurden dafür mit der notwendigen Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit ausgestattet. Sollte die Entschlossenheit Frankreichs für den Schutz seiner lebenswichtigen Interessen unterschätzt werden, müsste der staatliche Aggressor mit einer einzigen und einmaligen nuklearen Warnung rechnen, um eindeutig klar zu machen, dass sich der Konflikt verändert hat, und die Abschreckung wiederherzustellen.
Frankreich "hat keine " taktischen Atomwaffen, für die einmalige Warnung werden Rafales mit ASN4G losgeschickt. Falls das nicht reicht, würde der Einsatz der gesamten französischen Mittel (M51 und ASN4G) direkt in Frage kommen

Zitat:Wenn Staaten den Sinn in etwas sehen, dann machen sie das auch (meistens). Entweder zu zweit oder in einer Gruppe, aber es braucht keine EU dafür.
Und im militärischen Bereich gibt es ja schon die Nato, die Struktur und Support leistet.
Die Frage ist doch brauchen wir eine europäische Armee oder nicht. Wenn ja könnte man ja mit der Marine anfangen. Wohl gesagt mit eigenen Schiffen und Besatzungen.
Was die Gruppen angeht, genügt es ja sich den Eiertanz um den EU Einsatz im Roten Meer anzuschauen. Wochenlanges Gelaber.
Was die NATO Strukturen angeht, erstens ist es Verhandlungssache, zweitens gibt es eh schon einige Doppelte und drittens mal sehen was mit Trump passiert.
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Zitat:FDP-Wehrexpertin fordert europäische Armee: „Europa muss sich verteidigen können“
Stand:24.01.2024, 20:08 Uhr

Von: Felix Durach

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Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags, spricht mit Soldaten der Bundeswehr im Feldlager Camp Castor in Mali.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hier während eines Truppenbesuchs in Mali, fordert eine Stärkung der europäischen Verteidigung. © Michael Kappeler/dpa
EU und Nato steuern auf ungewisse Zeiten zu. FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert gerade von Deutschland den Mut zum Führen.

Berlin – Droht der Ukraine-Krieg auch auf den Rest von Europa überzuschwappen? Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps warnte zuletzt in ener Rede vor einer Ausweitung des Konflikts, die auch die Weltordnung in Gefahr bringen würde. „Die Ära der Friedensdividende ist vorbei“, sagte der Minister. Eine erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte die Situation noch weiter verschlimmern. Mit Blick auf die aktuelle Lage forderte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Bildung einer europäischen Armee. Dabei sieht die 65-Jährige vor allem Deutschland in der Pflicht.


„Kommen wir auf lange Sicht nicht vorbei“: Strack-Zimmermann fordert europäische Armee
„Wollen wir schnellstmöglich ernsthaft und wirkungsvoll Europa schützen, kommen wir auf lange Sicht an einer europäischen Armee nicht vorbei“, sagte die FDP-Politikerin im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Wir können nicht ernsthaft glauben, dass wir weiterhin in Europa ein entspanntes Leben führen, und wenn es dann scheppern sollte, eilen die USA uns schon zu Hilfe“, führte Strack-Zimmermann weiter aus.

Die Türkei stimmt Schwedens NATO-Beitritt zu


Gerade die Unterstützung der USA steht mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahl Ende 2024 wieder mehr denn je auf der Kippe. Während US-Präsident Joe Biden die USA auf Nato-Kurs hält und das Verteidigungsbündnis immer wieder in höchsten Tönen lobt, könnte es unter Trump eine Abkehr von Europa geben. „America First“ war schon 2018 das Wahlkampfmotto des 77-Jährigen. Gegen Ende seiner Amtszeit hatte Trump bereits damit gedroht, Europa im Ernstfall keine Militärhilfe leisten zu wollen. Die Sorge vor einer Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus ist groß.

https://www.kreiszeitung.de/politik/fdp-...94414.html
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mal so "feuchte Leuchttürme" wie europäische Flugzeugträger oder eine gesamteuropäische atomare Abschreckung beiseite geschoben - es gibt beim täglichen "klein klein" immer mehr Projekte, die zu einer Vereinheitlichung der Ausrüstung führen.

Getrieben wird das aber scheinbar weniger von der Politik als von der Industrie. Die Politik schafft nur Rahmenbedingungen, die dann von der Rüstungsindustrie genutzt werden.

Ein Beispiel ist der deutsche "Leopard"-Kampfpanzer, der mit seinen verschiedenen Varianten zur Standardausrüstung sehr vieler europäischer Armeen gehört. Das ist schon daraus deutlich geworden, dass Nutzerstaaten mit ihren Varianten in der Lage sind, gemeinsam die Ukraine so zu versorgen, dass der "Leo" die Möglichkeit hat, zum "westlichen Standardpanzer" der Ukraine zu werden.
Das nächste Beispiel ist der Schützenpanzers "Lynx", der nun unter maßgeblicher Beteiligung auch von Rheinmetall in Ungarn produziert wird und wohl auch in der Slowakei gefertigt werden soll.
Ein anderes Beispiel zeigt sich gerade beim Radpanzer "Fuchs". Da ist - unter maßgeblichem Engagement der Industrie (Rheinmetall) - ein weiterer Produktionsstandort in Rumänien im entstehen. Aus dieser Fertigung dürfte auch die Ukraine mit Neufahrzeugen ausgestattet werden.
Und weil wir gerade bei der Ukraine sind - Rheinmetall ist dem Vernehmen nach dabei, in der Ukraine selbst Produktionsanlagen aufzubauen - für jährlich 400 Kampfpanzer vom Typ Panther, der
Zitat:sechsrädrige Transportpanzer Fuchs soll dann ab Spätsommer 2024 produziert werden, der Puma-Konkurrent Lynx soll im Sommer 2025 folgen
.

Man sieht daraus auch deutlich, dass Konflikte die Vereinheitlichung voran treiben. Da kommt schlicht die "Kraft des Notwendigen", die es erfordert, auch die Ressourcen von Nachbarn und Verbündeten in Anspruch zu nehmen. Das geht wieder nur bei einer einheitlichen Ausstattung. Und daraus wächst die "Kraft des Faktischen".

Bei so einer einheitlichen Ausstattung ist der Schritt zu gemischten Verbänden - wie bei Deutschland mit Frankreich oder den Niederlanden - relativ einfach.
Und daraus könnte dann auch eine "europäische Armee" entstehen. Das Problem ist dabei aber, dass jeder der beteiligten Nationalstaaten etwas an Kompetenz und letztendlich an "Macht" abgeben müsste, an eine immer noch als "Buhmann" missbrauchte europäische Institution unter maßgeblicher Kontrolle durch das europäische Parlament. Das aber wird wegen der vielen nationalen Befindlichkeiten wohl nur geschehen, wenn sich ein entsprechender Zwang ergibt. Der ist - trotz des Krieges in der östlichen Peripherie - und der bei manchen daraus entwickelten Analyse einer Notwendigkeit oder auch nur Sinnhaftigkeit - noch nicht ersichtlich.
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(03.02.2024, 11:42)Kongo Erich schrieb: Man sieht daraus auch deutlich, dass Konflikte die Vereinheitlichung voran treiben. Da kommt schlicht die "Kraft des Notwendigen", die es erfordert, auch die Ressourcen von Nachbarn und Verbündeten in Anspruch zu nehmen. Das geht wieder nur bei einer einheitlichen Ausstattung. Und daraus wächst die "Kraft des Faktischen".

Bei so einer einheitlichen Ausstattung ist der Schritt zu gemischten Verbänden - wie bei Deutschland mit Frankreich oder den Niederlanden - relativ einfach.
Und daraus könnte dann auch eine "europäische Armee" entstehen. Das Problem ist dabei aber, dass jeder der beteiligten Nationalstaaten etwas an Kompetenz und letztendlich an "Macht" abgeben müsste, an eine immer noch als "Buhmann" missbrauchte europäische Institution unter maßgeblicher Kontrolle durch das europäische Parlament. Das aber wird wegen der vielen nationalen Befindlichkeiten wohl nur geschehen, wenn sich ein entsprechender Zwang ergibt. Der ist - trotz des Krieges in der östlichen Peripherie - und der bei manchen daraus entwickelten Analyse einer Notwendigkeit oder auch nur Sinnhaftigkeit - noch nicht ersichtlich.

Genau das ist der Trugschluß. Diese Entwicklung wird nur dazu führen dass die EU-Armee am Ende wesentlich schwächer dasteht, als es die einzelnen Streitkräfte der EU-Staaten zusammengerechnet waren, da sich einer auf den anderen verlässt und in Wahrheit dadurch Kapazitäten verloren gehen.
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Zitat: Und weil wir gerade bei der Ukraine sind - Rheinmetall ist dem Vernehmen nach dabei, in der Ukraine selbst Produktionsanlagen aufzubauen - für jährlich 400 Kampfpanzer vom Typ Panther, der

Diese Vereinheitlichung muss aber auch finanzierbar sein von den Ländern . Dazu kommt das die verschiedenen Hersteller ihre eigenen Interessen haben .
Und eine Vereinheitlichung haben wir noch lange nicht. Im deutsch /niederländischen Pzbtl sind die NL Pz schon nicht nach deutschen Standart .

Es würde natürlich sehr vieles erleichtern bei einem einheitlichen Standart .
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(03.02.2024, 11:42)Kongo Erich schrieb: ... es gibt beim täglichen "klein klein" immer mehr Projekte, die zu einer Vereinheitlichung der Ausrüstung führen.
Die von dir angeführten Beispiele FUCHS, LYNX, Panther sind eigentlich das absolute Gegenteil von Vereinheitlichung. Denn so wie es aktuell aussieht, wird keine der großen europäischen Nationen eins dieser Systeme einführen. Der FUCHS scheint in Deutschland auszulaufen, während der FUCHS-2 als Lizenzfertigung an Länder geht, die sich zeitgemäßere Systeme wie den GTK nicht im großen Umfang leisten können, aber Wert legen auf eine eigene Produktion in großen Stückzahlen. Der LYNX gewinnt nur dort Aufträge, wo die übermäßige Einbindung nationaler Rüstungsindustrie den Ausschlag gibt und der Panther ist nach aktuellem Stand ja gerade eine Alternative zur geplanten europäischen Vereinheitlichung mit Leo2A8 und darauf folgend MGCS.

Das ist alles nur Rheinmetallsche Geschäftstüchtigkeit, hat aber wenig mit europäischer Vereinheitlichung zu tun. Beispiele dafür wären eher Leo2A8, CAVS, GTK, CV90, BVS10....
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Nehmen wir einfach mal den US-M1A2 Abrams oder den britischen Challenger, die ja auch in die Ukraine gelangt sind. Da zeigt sich, dass diese schwere Kampfpanzer dort im wortwörtlichen Sinn "zu schwer" sind.
Der Challenger hat eine Kanone (nicht NATO-kompatibel), die auf große Entfernung Bunker knacken kann, aber für die schnell beweglichen Panzerangriffe a'la Rommel ist das Monster in der Ukraine zu schwer und damit zu unbeweglich.
Was für britische Parklandschaften (soweit die Brücken das Gewicht tragen können) oder arabische Steppen und Wüsten taugt, ist für den ukrainischen Schlamm jedenfalls eine Fehlinvestition. Da bräuchte man leichtere Fahrzeuge mit geringem Bodendruck und keine unbeweglichen Bunkerknacker.
Jetzt wird der Challenger in der Ukraine mehr oder weniger als fahrbarer Geschützträger eingesetzt, aber nicht in der klassischen "Panzer-Angriffsrolle".

Was ist daraus zu schließen?
Europaweit jeweils "ein einziges System" zu haben ist sicher nicht machbar. Dazu sind schon die Verhältnisse zu unterschiedlich.
Europa braucht alleine schon für die Einsätze auf europäischem Boden - vom Nordkap bis zur Ägäis und von Finnland bis nach Spanien - wegen der unterschiedlichen Boden-/Klima-/Umweltverhältnisse unterschiedliche Fahrzeugtypen.
Und wenn ich die Übersee-Gebiete einzelner europäischer Staaten anschaue, dann wird das Spektrum der Unterschiedlichkeiten noch Größer.
Da reicht ein einziger Typ "Kampfpanzer" nicht. Wichtig wäre da schon, eine wesentliche Vereinheitlichung etwa bei den Wirkmitteln zu erreichen.

Überhaupt: die Kampfpanzer und deren Schutz gegen Angriff aus der Luft:
Die "klassischen Panzertruppen" erleben in der Ukraine gerade ein Desaster - ohne Flugabwehr sind die Schweren Brocken den leichten Billigdrohnen mehr oder weniger hilflos ausgesetzt. Das ist schon durch den kurzen Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan offensichtlich geworden. Es beweist sich tagtäglich in der Ukraine wieder.
Die frühere Heeresflugabwehr haben wir ja abgebaut; zu früh, wie der bravouröse Einsatz des Gepard in der Ukraine zeigt. Das Tandem Puma und Leopard (oder Nachfolger) besäße an der Front einen sehr guten Schutz gegen Drohnen. Der Leopard bringt die Durchschlagskraft mit, der Puma – oder ein anderes Fahrzeug – den Schutz vor Drohnen.

Was bedeutet das?
Die NATO erkennt Lücken und muss diese schnellstmöglich schließen, wenn ich die "Zeitenwende" richtig verstanden habe.
Und das kostet - Entwicklung und Fertigung verschlingen Kohle ohne Ende.

Damit zeigen sich nicht nur die Lücken, sondern auch die Finanzierungsprobleme. Denn der Aufbau entsprechender Kapazitäten (möglicherweise noch mit einem neu entwickelten Hightech-Nachfolger des Gepard) kostet Geld. Nationale Alleingänge sind unter derzeitigen Verhältnissen nicht mehr finanzierbar. Und genau da liegt dann die Wurzel einer Vereinheitlichung.

Konkret am Beispiel Patria 6×6 CAVS, GTK bzw. Fuchs:
"Länder ..., die sich zeitgemäßere Systeme wie den GTK nicht im großen Umfang leisten können" werden "ältere" Systeme wie den FUCHS-2 beschaffen. Das wäre dann auch ein Modell, das auch in assoziierte oder befreundete Länder auch mit entsprechenden Lizenzen exportiert wird - ob in die Ukraine und andere Staaten im Südosten Europas (auch das ist dann eine Vereinheitlichung) oder auch in befreundete Staaten in anderen Weltregionen (deren innenpolitische Verhältnisse jetzt bewusst nicht angesprochen).
Finanziell "potentere" Länder werden sich dagegen " zeitgemäßere Systeme wie den GTK" beschaffen. Und wenn man sich dann anschaut, welche Länder hier konkret infrage kämen - dann wird man auf die "Altmitglieder" der EU im Kern Europas stoßen.

Konkret am Beispiel Kampfpanzer:
Jaaa, ich weiß, möglichst dick und röhrend, eine "Wuchtbrumme" mit Riesenkanone oben drüber lässt jedem Panzerfahrer das Herz aufgehen.
Warum müssen wir überall den M1A2 Abrams (Bodendruck 1,083 kg/cm²) oder den Leo2 einführen? Der Leo2A5 hat - wenn ich richtig informiert bin - einen spezifischen Bodendruck von 0,95 kg/cm². Ist der gute alte Leo1 (Bodendruck 0,89 kg/cm²) nicht auch in vielen Bereichen ausreichend , ggf. noch mit einem verbesserten Schutz gegen Drohnen? Der Leo1 in Verbindung mit dem Gepard (auf Leo-Fahrgestell) ist doch eine immer noch "schlagende Kombination".

Ja und? Spricht diese Konzentrierung auf zwei oder drei regional unterschiedliche Systeme, die auf die finanziellen Ressourcen und unterschiedlichen Einsatzbedingungen zurecht geschnitten sind, gegen eine Vereinheitlichung?
Das ist doch immer noch besser als jeweils nationale Alleingänge.

Unter das Stichwort "Vereinheitlichung" fällt dann als Unterpunkt auch der Begriff der "Standardisierung".
Standardwaffen und Standardmunition sind da ein Stichwort, auch um Munition austauschen zu können. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man nicht (wie für den Challenger) unterschiedliche Munitions-Logistik aufbauen müsste.
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(04.02.2024, 00:28)Kongo Erich schrieb: Europaweit jeweils "ein einziges System" zu haben ist sicher nicht machbar. Dazu sind schon die Verhältnisse zu unterschiedlich.
Europa braucht alleine schon für die Einsätze auf europäischem Boden - vom Nordkap bis zur Ägäis und von Finnland bis nach Spanien - wegen der unterschiedlichen Boden-/Klima-/Umweltverhältnisse unterschiedliche Fahrzeugtypen.
Und wenn ich die Übersee-Gebiete einzelner europäischer Staaten anschaue, dann wird das Spektrum der Unterschiedlichkeiten noch Größer.
Speziell mit Blick auf den klassischen Kampfpanzer würde ich das heute gar nicht mehr unbedingt so sehen. Die Zeiten des überschweren MBT sollen ja spätestens mit dem MGCS auch in den Ländern beendet werden, für die eben dieses Konzept am ehesten tauglich war. Das trifft vor allem auf Deutschland zu, aber auch auf die östlichen EU-Staaten. Auch dort zeichnet sich schon ab, dass allzu schwere KPz keine Zukunft haben werden, sonst würden wir ja nicht über die Tragfähigkeit der dortigen Infrastruktur als Kriterium für die Auslegung des MGCS diskutieren.
Und für Expeditionseinsätze spielt das Gewicht eines vollwertigen MBTs keine derart große Rolle. Wenn wir zukünftig unter 60 Tonnen landen, dann wird da auch weder Frankreich, noch UK zu dem Schluss kommen, sie bräuchten ein paar Tonnen mehr oder weniger für ihre alten Kolonialgebiete. Viel eher wird man dann direkt auf Radfahrzeuge setzen und KPz nur noch im geringeren Maße einsetzen, so wie es Frankreich ja auch schon praktiziert.
Zitat:"Länder ..., die sich zeitgemäßere Systeme wie den GTK nicht im großen Umfang leisten können" werden "ältere" Systeme wie den FUCHS-2 beschaffen. Das wäre dann auch ein Modell, das auch in assoziierte oder befreundete Länder auch mit entsprechenden Lizenzen exportiert wird - ob in die Ukraine und andere Staaten im Südosten Europas (auch das ist dann eine Vereinheitlichung) oder auch in befreundete Staaten in anderen Weltregionen (deren innenpolitische Verhältnisse jetzt bewusst nicht angesprochen).
Finanziell "potentere" Länder werden sich dagegen " zeitgemäßere Systeme wie den GTK" beschaffen. Und wenn man sich dann anschaut, welche Länder hier konkret infrage kämen - dann wird man auf die "Altmitglieder" der EU im Kern Europas stoßen.
Das ist zwar richtig erkannt, aber deine Aussage, die Rheinmetall-Erfolge in Osteuropa wären ein Zeichen für eine bereits laufende Vereinheitlichung, halte ich einfach für nicht haltbar. Es mag ja insofern eine Vereinheitlichung sein, dass sich bspw. Fuchs 2 und KF41 durchsetzen als erste Wahl für Lizenzproduktions-TPz/SPz in Ländern, die größere Mengen alter Sowjetfahrzeuge zu ersetzen haben. Als europäische Vereinheitlichung kann man das aber mMn nicht sehen.

Konkret FUCHS-2: Demnächst wohl Ukraine, also ein potentiell-irgendwann-EU-Aufnahmekandidat. Ansonsten? Algerien und eine Kleinserie für die VAE, was beides nicht einmal Europa ist. Das war's.
Konkret KF-41/51: Ungarn als Schmuddelkind Europas. Womöglich später ebenfalls Eventual-EU-Kandidat Ukraine. Ansonsten? Dreimal gescheitert, davon zweimal in Europa am CV90, den inkl. Schweiz und Ukraine dadurch ganze 10 europäische Armeen verwenden. DAS ist Vereinheitlichung.
Patria erreicht mit dem Gespann aus AMV und CAVS insgesamt 6, mit Deutschland demnächst wohl 7 EU-Staaten, Tendenz steigend. Und gerade dieses Beispiel zeigt auf, dass eine FUCHS-2-Produktion in der Ukraine einer tatsächlichen Vereinheitlichung sogar eher entgegen steht. Denn das CAVS wäre hier ähnlich geeignet und vermutlich sogar insgesamt effizienter als der FUCHS-2. Für letzteren spricht nur die Industriekooperation mit Rheinmetall.
Zitat:Warum müssen wir überall den M1A2 Abrams (Bodendruck 1,083 kg/cm²) oder den Leo2 einführen? Der Leo2A5 hat - wenn ich richtig informiert bin - einen spezifischen Bodendruck von 0,95 kg/cm². Ist der gute alte Leo1 (Bodendruck 0,89 kg/cm²) nicht auch in vielen Bereichen ausreichend , ggf. noch mit einem verbesserten Schutz gegen Drohnen? Der Leo1 in Verbindung mit dem Gepard (auf Leo-Fahrgestell) ist doch eine immer noch "schlagende Kombination".
Das ist halt aus heutiger Perspektive ein anderes Konzept. Im Kontext heutiger MBTs ist der Leo1 eher ein leichter Kampfpanzer. Der kann auch seine Berechtigung haben, ist aber etwas anderes mit Vor- und Nachteilen.
Zitat:Ja und? Spricht diese Konzentrierung auf zwei oder drei regional unterschiedliche Systeme, die auf die finanziellen Ressourcen und unterschiedlichen Einsatzbedingungen zurecht geschnitten sind, gegen eine Vereinheitlichung?
Das ist doch immer noch besser als jeweils nationale Alleingänge.
Nein, tut es nicht. Hi/Lo-Mix halt. Bspw. ergeben GTK und AMV/CAVS recht gut so eine ergänzende Aufteilung innerhalb einer Fahrzeugkategorie und stellen in Europa derzeit noch am ehesten einen gewissen Standard dar. Dazu kommt die Kombination von Leo2 und CV90. Aber dann zusätzlich dazu noch andere, konkurrierende Systeme ähnlicher Ausprägung, wie eben bspw. FUCHS-2 und LYNX einzuführen, widerspricht dann eher einer weiteren Vereinheitlichung, gegen die ich ja überhaupt nicht argumentieren möchte, die ich aber eben gerade nicht in den von dir dazu vorgebrachten Beispielen erkennen kann.
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Ich bin überzeugt, dass wir in Europa nicht nur "high tech" haben können. Gerade die finanziell schwächeren Staaten benötigen preiswertere Produkte, während die Spitzentechnologie nur von den potenten Mitgliedern finanziert werden können.
Der "Mix" kann dann durchaus auch in gemischten Verbänden gemeinsam eingesetzt werden - um beim Stichwort "Kampfpanzer" und einem Beispiel zu bleiben - etwa in einem gemischten Panzerbataillon 1 Kompanie mit Leo 2 und drei Kompanien zu je 13 Kampfpanzern mit den älteren Leo 1 (österreichische Gliederung);
die Mischung könnte dann im Beispiel auch so sein, dass finanziell schwächere Staaten die Leo 1 einsetzen, und Deutschland die Leo 2 Kompanie stellt.

Ich bin gespannt, wohin die Entwicklung laufen wird. Es zeichnet sich jedenfalls mehr Kooperation ab. Und bezeichnenderweise wird das zuerst von einen Wirtschaftsblatt aufgegriffen:
Zitat:Von der Leyen spricht sich für EU-Verteidigungskommissar aus
Die EU-Kommissionspräsidentin hat sich in München für eine europäische Kooperation in Verteidigungs- und Rüstungsfragen ausgesprochen. Eine Strategie zu einer gemeinsamen Rüstungspolitik soll bald vorgelegt werden.
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(17.02.2024, 23:56)Kongo Erich schrieb: Der "Mix" kann dann durchaus auch in gemischten Verbänden gemeinsam eingesetzt werden - um beim Stichwort "Kampfpanzer" und einem Beispiel zu bleiben - etwa in einem gemischten Panzerbataillon 1 Kompanie mit Leo 2 und drei Kompanien zu je 13 Kampfpanzern mit den älteren Leo 1 (österreichische Gliederung);
die Mischung könnte dann im Beispiel auch so sein, dass finanziell schwächere Staaten die Leo 1 einsetzen, und Deutschland die Leo 2 Kompanie stellt.
Abgesehen davon, dass binationale Bataillone sicher keine gute Idee sind, wäre das dann auch ein High/Low-Mix in Form von neu/alt, was sich nicht immer rechnet mit Blick auf die Betriebskosten, Versorgung, Instandhaltung etc. und eben die von dir selbst angesprochene Vereinheitlichung.
Ein alternativer Ansatz in dieser Richtung wäre bspw. ein leichter KPz auf Basis des eingesetzten SPz. Bspw. könnten innerhalb einer mechBg. drei Panzergrenadierbtl. mit LYNX-SPz jeweils über eine Kompanie leKPz LYNX120 verfügen, während auf Brigadeebene außerdem ein Panzerbtl. mit LEO2 vorhanden ist. Das wäre dann ein High/Low-Mix ohne die logistischen Nachteile verschiedener, womöglich sogar veralteter Systeme.
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einen Waffen-Mix wird es immer geben - weil neue Systeme schrittweise eingeführt werden und ältere Systeme dementsprechend (unterschiedlich lange) im Bestand bleiben, aber ein Satz von Dir macht mich nachdenklich. Könntest Du den Begründen (meine Gegenargumente sind danach):
(18.02.2024, 00:24)Broensen schrieb: Abgesehen davon, dass binationale Bataillone sicher keine gute Idee sind, ...
solche "binationalen Verbände" waren in der Vergangenheit immer auch die Grundlage für die Bildung eines "Wir-Gefühls" in einem aus mehreren Nationen gebildeten Staat.

Dabei ist es dann egal, ob - wie bei den USA in den Unabhängigkeitskriegen oder später in der Sowjetunion oder dem heutigen China - ein dominierendes "Staatsvolk" auch das Militär dominiert und die Verständigung dann über die Sprache des dominierenden Staatsvolkes erfolgt, oder (ich gehe jetzt zurück in die Antike mit Hunnen und Römern - Stichwort "Katalaunische Felder") die einzelnen Ethnien eigene Verbände in einem gemeinsamen Streitkräfteverband gebildet haben.
Auch die auf Seite der Römer kämpfenden germanischen Stämme haben sich letztendlich durch die Übernahme der römischen Verwaltungsstrukturen als (Nachfolge-)Dynastie im Römischen Reich verstanden, das als Rechtssubjekt unverändert weiter bestand. Besonders gut ist das etwa bei den Franken oder den Bajuwaren dokumentiert, die zunächst lediglich als Heerführer (Dux, Herzog) in Erscheinung getreten sind.
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Man hört halt aus der Praxis immer wieder von Schwierigkeiten mit Blick auf z.B. kompatible Kommunikationsausrüstung auf den untersten Ebenen. Allgemein steigen die Herausforderungen an die Integration an, je weiter man in der Hierarchie nach unten vordringt. Das PzBtl 414 ist wohl auch schon eine Herausforderung, da NL und DE bspw. unterschiedliche Battle Management Systeme in ihren Leos verwenden. Alles unterhalb Brigade erfordert halt besondere Anstrengungen, wenn es bi- oder gar multinational funktionieren soll.
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Statt einen neuen Verteidigungskommissar für die EU zu bezahlen, wäre es nicht sinnvoller, wenn man sich auf gemeinsame Schnittstellen bei der Kommunikation einigt?

Wenn schon jedes Land meint es müsste für seine "eigenen" (geliehenen?) Panzer ein eigenes BMS einführen, damit seine eigene Industrie wahrschenlich XX Mio. EU Umsatz damit macht, kann man dann nicht wenigstens solche Systeme verpflichten in einer "Sprache" miteinander zu kommunizieren?

Was soll das erhabene Gerede von europäischer Sicherheitspolitik, wenn es solche Kommunikationsdesater (immer noch) gibt?
Da frage ich mich, was die Nato die letzten 40 Jahre gemacht hat. Das sind doch grundlegende Notwendigkeiten.

Passt denn deutsche 5,56 Munition in die Sturmgewehre der Verbündeten?
Kann demnächst eine polnische Haubitze koreanischr Herkunft 155 mm Granaten die für die PZH 2000 oder US M777 bestimmt waren, verschiessen?
Ist italienische Tornado 27mm Mun für deutsche EF geeignet?
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