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Da es in Zukunft insgesamt einen deutlich höheren Bedarf an elektrischer Energie in den Fahrzeugen geben wird, sind die generellen Verfahren zur Erzeugung und Transport ein Universalthema, das hier in diesem Strang nicht diskutiert wird. Gleiches gilt für dieselelektrische Antriebe, Wasserstoffunterseeboote, Kupfervorkommen oder ähnliches.
Welche Anforderungen an den Betrieb von Elektrokrads gestellt werden und wie sich diese Auswirken kann doch weiterhin besprochen werden.
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(23.08.2023, 18:52)Helios schrieb: ... vor allem aber, weil die ganze Diskussion um irgendeine konkrete Technik keine Relevanz besitzt für das eigentliche Thema. ... Was danach kommt hat mit den Fahrrädern nichts mehr zu tun, sondern ist eine ganz andere Diskussion, die an anderer Stelle gern weitergeführt werden kann.
In dem Fall sind all Punkte beleuchtet und es gibt nichts mehr zu diskutieren nur noch zu entscheiden.
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Um meine Ansichten dazu noch mal zu verdeutlich: ich meine keine Fahrrad-Infanterie wo ganze Kompanien auf Fahrrädern unterwegs sind, sondern nur eine Verwendung einiger weniger Fahrräder für bestimmte Spezialisten.
Zudem kann ich Schneemann zustimmen, dass diese Fahrzeuge bei Sondereinheiten in vielen Umständen keinen Sinn machen, aber wenn diese solche Vehikel für ganz bestimmte Aufträge benötigen sollten, wäre es ja eben auch kein Problem solche aus der regulären Truppe vorübergehend zu requirieren oder halt entsprechend eine kleine Anzahl selbst vorzuhalten.
Aber um das nochmal zu betonen: es geht nicht um größere Mengen von Soldaten die damit mobil gemacht werden sollen, sondern um schwere Waffentrupps, dezidierte leichte Panzerjäger, Späher, Scharfschützen, Melder, etc
Und zwar anstelle der geplanten Bodendrohnen welche man zur Zeit testet und für den Transport schwererer Schützenwaffen und den Transport von Gepäck / Munition etc verwenden will.
Wer nun hier die wenigen notwendigen Akkus als logistisches Problem sieht, der sollte dabei bedenken, dass auch die geplanten Bodendrohnen Akkus haben werden:
https://soldat-und-technik.de/2021/10/mo...undeswehr/
Nur das die Akkus der Drohnen größer sind und noch mehr Strom benötigen im Vergleich zu den E-Fahrrädern.
Und dass die Bodendrohnen mit den (bemannten) E-Fahrrädern nicht mithalten können, was die Mobilität angeht.
Angesichts der heutigen Motorisierung fast aller Einheiten müsste es zudem leicht möglich sein, bei den Fahrzeugen der Truppe entsprechende Lademöglichkeiten zu schaffen. Wir sprechen hier ja nicht von hunderten von Rädern, sondern von einigen wenigen Rädern. Und wo dies nicht vom Fahrzeug aus selbst geht, kann man problemlos einen Generator mitnehmen den man mit dem gleichen Treibstoff betreibt welchen die Fahrzeuge auch verwenden. Damit reduziert sich das logistische Problem auf das mitführen des Generators.
Im Verhältnis zu den geplanten Bodendrohnen sind die E-Fahrräder zudem leichter, vor allem aber kompakter (weil flacher, weil nur zwei Räder) und können daher sehr viel leichter sowohl im Fahrzeug als auch außen am Fahrzeug befestigt mitgeführt werden.
Ein Gegenargument das ich dann immer höre, und das hier noch nicht gebracht wurde ist, dass Bodendrohnen beim Verwundetentransport verwendet werden können und dies sogar autonom. Mal abgesehen davon, dass der autonome Transport hier höchst fragwürdig ist, stimmt dies zwar natürlich, sind aber die Vorteile von E-Fahrrädern anstelle von Bodendrohnen einfach zu groß.
Beschließend will ich mich mal an konkreten Zahlen versuchen:
Nehmen wir eine Jägerkompanie mit 3 Zügen und 1 schweren Zug an. Der Zug zu 3 Gruppen. So benötigen die normalen Züge in der von mir angedachten Verwendungsweise 9 E-Fahrräder (anstelle von 9 Bodendrohnen) und der schwere Zug benötigt 15 bis 20 E-Fahrräder. Dazu noch einige wenige (beispielsweise 3) für die Kompanieführungsgruppe - so käme man bei einer Einheit mit E-Fahrrädern auf 30 E-Fahrräder.
Nun kann man argumentieren, dass 30 E-Fahrräder schon eine Menge dieser Fahrzeuge sind, entsprechend also 30 Akkus zzgl. 30 E-Akkus etc. Aber die Alternative wäre hier aktuell, dass man mindestens 12, nach aktuellen Planungen aber eher um die 16 bis 20 Bodendrohnen verwenden will, welche nun gesichert sehr viel mehr Platz wegnehmen, einen viel größeren logistischen Aufwand erzeugen und welche sehr viel mehr Akkus benötigen und größere Akkus und dies ohne die gleiche Querfeldeinbeweglichkeit zu besitzen.
Wenn man sich nun vor Augen hält, dass eine solche Jäger-Kompanie der mittleren Kräfte schon auf 29 motorsierte Fahrzeuge kommt, so wäre das gerade mal 1 E-Fahrrad pro Fahrzeug.
Die Vorteile gegenüber den geplanten Bodendrohnen wären zudem kumulativ. Je mehr dieser Fahrzeuge, desto größer werden sie, was Gewichtseinsparungen und Platzeinsparungen angeht und auch was den Stromverbrauch und die Akkus angeht.
Deshalb sehe ich E-Fahrräder als ein mögliches System insbesondere für die mittleren Kräfte an. Gerade für die mittleren Kräfte könnten sie viel Sinn machen, während sie bei Sondereinheiten allenfalls eine Sonderrolle spielen und bei leichten Kräften müsste man noch mal gesondert darüber diskutieren.
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(26.08.2023, 07:19)Quintus Fabius schrieb: Und zwar anstelle der geplanten Bodendrohnen Ich bin zwar grundsätzlich deiner Meinung, würde diesen Punkt aber in Frage stellen.
Die Bodendrohnen haben ganz andere Eigenschaften und Vorteile gegenüber den Fahrrädern. Bspw. können schwere Schützenwaffen von diesen aus direkt eingesetzt werden (ferngelenkte Lafette). Außerdem können die Infanteristen mit Bodendrohnen sich vollkommen unabhängig von diesen Drohnen bewegen, während diese Ihnen einfach folgen. Die Fahrräder hingegen werden entweder zur Fortbewegung genutzt oder müssen zurückgelassen werden. Auch können UGV die Nachversorgung mit deutlich geringerem Personalaufwand durchführen, als es bei E-Bikes der Fall ist.
Daher würde ich diese beiden Systeme nicht gegeneinander stellen, sondern halte beide für sinnvoll, je nach Auftrag bzw. Ausrichtung der Einheit. Eine klassische Jägereinheit, die ihren Auftrag komplett abgesessen ausführt, wäre mMn mit den UGV besser dran, ergänzt durch E-Bikes in den Spähzügen.
Für eine kavalleristisch agierende Truppe mit zwischenzeitlich absitzenden Anteilen hingegen, sind diese Bikes perfekt geeignet.
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und ich würde diese Bikes schon als Ausrüstung für Stafetten auf Kompanieebene sehen. Da klappt die Befehlsüberbringung selbst in einem schwierigen elektronischen Umfeld
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Die Frage ist hier dann auch, was für schwere Schützenwaffen man einsetzt. Beispielsweise kann ich eine Granatmaschinenwaffe verwenden, hier wäre natürlich ein UGV klar im Vorteil, könnte zugleich als Lafette dienen und man könnte es vorschicken ohne sich selbst zu exponieren.
Oder man verwendet einen schallgedämpften 81mm Kurzmörser, schon würde man sich ebenso nicht exponieren und wären die E-Fahrräder wieder deutlich besser.
Die Frage hängt also auch stark davon ab, was für schwere Waffen man wie genau einsetzen will.
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(26.08.2023, 17:06)Quintus Fabius schrieb: Die Frage ist hier dann auch, was für schwere Schützenwaffen man einsetzt.... man verwendet einen schallgedämpften 81mm Kurzmörser, schon würde man sich ebenso nicht exponieren und wären die E-Fahrräder wieder deutlich besser. Ohne dir im Grundsatz widersprechen zu wollen: beim Beispiel des Mörsertrupps auf E-Bikes dürfte die Munitionsversorgung zur Schwachstelle werden. Denn der Transport der Granaten erfordert hier immer ein Bike plus einen Soldaten, der diese Granaten zusätzlich zu seinem eigenen Gewicht und dem seiner persönlichen Ausrüstung transportieren muss, während ein UGV seine komplette Transportkapazität für Munition einsetzen kann, ohne dabei Personal zu binden. Daher wäre mMn für diese Verwendung eine Kombination beider Systeme nochmal sehr viel sinnvoller: E-Bikes, die den Trupp und die Waffe in ihre Feuerstellung transportieren, wo sie durch UGV (oder auch Cargo-UAS) mit Munition versorgt werden.
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Das von der Bundeswehr getestete E-Fahrrad kann über 200 kg tragen. Entsprechend ist da noch etliches an Kapazität übrig.
Für einen Mörsertrupp mit einem solchen schallgedämpften Mittelkaliber-Mörser ist ständiger schneller und weiträumiger Stellungswechsel wesentlich. Man kann heute nicht mit einem unbeweglichen UGV welches nicht so querfeldeinbeweglich ist da einfach an einer Stelle bleiben oder langsam und nur in bestimmten Anteilen des Geländes operieren. Zudem sind diese UGV nicht so schnell. Das führt nur dazu, dass man vom gegnerischen Feuer zerlegt wird.
Entsprechend muss alles viel schneller werden und viel schneller gehen. Die aktuellen Konzepte was schwere Schützenwaffen angeht stammen aus den Auslandseinsätzen gegen Gegner wie die Taliban. Sie werden gegen russische Truppen nicht funktionieren und gegen ernsthafte Gegner gleich gar nicht.
Ich nannte deshalb beispielsweise nicht umsonst einen schallgedämpften Mittelkaliber-Mörser anstelle einer Granatmaschinenwaffe. Das hat schon eine Intention.
Man hat auch nicht so viel Zeit. Man feuert so schnell wie möglich ein paar Schuß ab (gerade dafür sind Mörser besonders gut geeignet) und dann muss man weg und weiter. Entsprechend ist der Munitionsverbrauch auch nicht so hoch, dass ist kein länger andauerndes Durchschießen, weil man ansonsten vom Feind aufgeklärt und vernichtet wird.
Die Zeitfenster die man real hat im modernen konventionellen Krieg um schwere Schützenwaffen direkt gegen den Feind einzusetzen ist in Wahrheit sehr klein. Es wird von den meisten, selbst von aktiven Soldaten unterschätzt wie klein. Man muss viel beweglicher werden, viel schneller, mit viel größerer Querfeldeinbeweglichkeit. Auch und insbesondere um die eigene Signatur so weit wie möglich zu reduzieren. Das ist mit einem UGV so nicht gleichermaßen möglich.
Ein weiteres Beispiel dafür wo solche E-Fahrräder deshalb Sinn machen könnten wären Drohnen-Operatoren.
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Aber wären Quads ohne Anhänger für Mörser nicht deutlich besser als Zweiräder mit Anhänger? Ok, wenn der Anhänger ein gezogener Mörser ist, dann würde es schon besser passen, aber es bleibt die Frage des Munitionstransports.
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(26.08.2023, 21:44)Quintus Fabius schrieb: Das von der Bundeswehr getestete E-Fahrrad kann über 200 kg tragen. Entsprechend ist da noch etliches an Kapazität übrig. Das heißt aber entweder ein besonders geeigneter Rucksack oder aber Anbauten am E-Bike, wodurch die Mobilität wieder leidet. Ein E-Bike mit Anhänger für 80kg Munition ist sicher weniger querfeldeinbeweglich als ein Themis.
Zitat:Für einen Mörsertrupp mit einem solchen schallgedämpften Mittelkaliber-Mörser ist ständiger schneller und weiträumiger Stellungswechsel wesentlich. Man kann heute nicht mit einem unbeweglichen UGV welches nicht so querfeldeinbeweglich ist da einfach an einer Stelle bleiben oder langsam und nur in bestimmten Anteilen des Geländes operieren. ...Man feuert so schnell wie möglich ein paar Schuß ab (gerade dafür sind Mörser besonders gut geeignet) und dann muss man weg und weiter. Entsprechend ist der Munitionsverbrauch auch nicht so hoch, dass ist kein länger andauerndes Durchschießen
Weswegen ja die Kombination des UGV mit den E-Bikes so sinnvoll ist. Das UGV selbst muss ja gar nicht mit in die Feuerstellung. Der Trupp fährt mit den Bikes in die Stellung, setzt sein Feuerkommando um und begibt sich direkt zum UGV, munitioniert an diesem auf und fährt zur nächsten Feuerstellung. So kann auch ein UGV mehrere Trupps versorgen, bzw. ein Mörserzug über mehrere UGVs verfügen, die immer jeweils eine Ladung Munition an einen vorgeschobenen Ladeplatz verbringen, dort die E-Bike-Trupps versorgt und dann zum Aufmunitionieren zurück fährt zum nächsten Versorgungspunkt. Auf diese Art könnten sogar Wechselakkus für die E-Bikes herangeführt werden, ohne dass diese selbst zurück zu den Fahrzeugen müssen, was enorm viel Zeit spart und somit eine sehr viel höhere Feuerdichte erzeugen kann, als wenn die Trupps selbst immer wieder bis zum nächsten durch Versorgungsfahrzeuge erreichbaren Punkt zurück müssten.
Zitat:Ein weiteres Beispiel dafür wo solche E-Fahrräder deshalb Sinn machen könnten wären Drohnen-Operatoren.
Speziell für kleine Drohnen im "Rucksackformat" absolut.
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(26.08.2023, 21:44)Quintus Fabius schrieb: Das von der Bundeswehr getestete E-Fahrrad kann über 200 kg tragen.
Deinem Link nach testet die Bundeswehr das ACS Emu mit einer Zuladung von 125 kg, zudem hast du einen Bericht über die Jeep-Räder von Quietkat verlinkt, die vermeintlich 200 kg tragen können. Auf der Quietkat-Seite selbst habe ich nur Modelle mit Zuladungen von 135 bis 150 kg gefunden.
So oder so empfinde ich 200 kg ziemlich viel für die Bewegung im Gelände, insbesondere auf Rädern, die deutlich unter 100 kg wiegen. Ich bin nun kein großer Mountainbiker oder Enduro-Fahrer, aber ist das überhaupt irgendwo realistisch?
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Ja stimmt, dass ACS Emu trägt "nur" 125 kg und ich meinte eigentlich die Quiekat Räder. Die Zahl 200 kg habe ich aus dem Artikel. Aber ja, beim Hersteller stehen 300 lbs bzw. 325 lbs - siehe unten auf der folgenden Seite:
https://quietkat.com/pages/compare-electric-bikes
Nehmen wir den Soldaten mit aller persönlichen Ausrüstung mal mit 100 kg an. Bleiben pro Rad ca. 50 kg. Den von mir beschriebenen Mörser (Schallgedämpft, 82mm Kaliber) gibt es real mit 13 kg Gewicht. Die Munition für diesen Mörser wiegt querschnittlich 3,3 kg pro Schuß. Ein Mörsertrupp aus nur drei Mann hat 150 kg Transportkapazität mit diesen Rädern. Er hätte also den Mörser und ungefähr 40 Schuß dabei.
Es gibt auch eine Variante die 45 kg wiegt und in zwei Lasten transportiert werden kann, dann mit viel höherer Reichweite des Mörsers (bis 6000 m). Hier besteht ein Mörsertrupp aus 5 Mann, welche dann 250 kg Transportkapazität hätten. Man käme dann auf den Mörser und ungefähr 60 Schuß.
Zitat:ziemlich viel für die Bewegung im Gelände, insbesondere auf Rädern, die deutlich unter 100 kg wiegen. Ich bin nun kein großer Mountainbiker oder Enduro-Fahrer, aber ist das überhaupt irgendwo realistisch?
Man wird dann natürlich nicht so schnell und wendig unterwegs sein, und es wird auch stark davon abhängen, wie man die Sachen am Rad befestigt. Aber für exakt solche Fragestellungen habe ich auch den Strang eröffnet, denn ob das praktisch gehen könnte weiß ich schlussendlich auch nicht, da ich selbst ebenso kein Mountainbike oder dergleichen fahre.
Man kann zwar auf Fahrräder surreale Lasten aufladen, die Dritte Welt bietet dafür genug bizarre Beispiele, aber die Frage ist ja hier das Gelände und die Querfeldeinbeweglichkeit.
Eventuell sind einfache ATV mit normalen Motor welcher die gleichen Treibstoffe verwendet wie die Primärfahrzeuge hier deutlich besser, aber die Frage der Signatur wird halt zunehmend eine wesentliche.
Broensen:
Das UGV trägt aber gar nicht so viel wie mehrere E-Fahrräder zusammen. Entsprechend ist die Kombination überflüssig. Und die eigenen motorisierten Fahrzeuge sind nicht so weit weg, als dass man sie nicht mit Leichtigkeit in kurzer Zeit mit den E-Fahrrädern erreichen könnte.
Allerdings hast du recht, dass man so nochmal Zeit sparen und deutlich schneller werden könnte, und man hätte natürlich den Transportraum für den Rücktransport von Verwundeten, und man könnte die eigentlich wesentlichen Fahrzeuge noch weiter dislozieren und noch weiter zurück halten und damit noch besser schützen - zweifelsohne vorteilhaft.
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(27.08.2023, 23:14)Quintus Fabius schrieb: Ein Mörsertrupp aus nur drei Mann hat 150 kg Transportkapazität mit diesen Rädern. Er hätte also den Mörser und ungefähr 40 Schuß dabei. Braucht es denn unbedingt drei Mann für die Bedienung dieser Mörser? Gerade wenn das Feuerkommando eh schnell beendet sein muss, wäre doch ein 2-Mann-E-Bike-Team für den Lastentransport vollkommen ausreichend. Man hätte dann 25 Schuss dabei, aber mit 6 Mann drei statt nur zwei Mörser, somit eine 1,5-fache Feuerdichte. Auf die Gruppe betrachtet dann 75 statt 80 Granaten, die aber in sehr viel kürzerer Zeit.
Zitat:Es gibt auch eine Variante die 45 kg wiegt und in zwei Lasten transportiert werden kann, dann mit viel höherer Reichweite des Mörsers (bis 6000 m). Hier besteht ein Mörsertrupp aus 5 Mann, welche dann 250 kg Transportkapazität hätten. Man käme dann auf den Mörser und ungefähr 60 Schuß.
Wofür die fünf Mann? Nur für den Transport? Dann wären hier UGV die deutlich bessere Lösung, wenn sich dadurch Personal sparen ließe.
Ich sehe bei leichten/mittleren Mörsern oft das Problem, dass diese zwar sehr einfach und kostengünstig, dafür aber übermäßig personalintensiv sind, was bei uns bekanntlich eine nicht zu unterschätzende Problematik darstellt.
Zitat:Man kann zwar auf Fahrräder surreale Lasten aufladen, die Dritte Welt bietet dafür genug bizarre Beispiele, aber die Frage ist ja hier das Gelände und die Querfeldeinbeweglichkeit.
Und genau da sehe ich das Hauptproblem. Es gibt eigentlich nur zwei Varianten. Zum einen Rucksäcke, in denen die Lasten dann so verteilt und fixiert werden, dass sie nicht übermäßig beim Fahren stören. Die Alternative dazu wären spezielle Gepäckträger, die es ermöglichen, die Lasten möglichst dicht an den Rädern zu platzieren, um das Rad weder zu breit werden zu lassen, noch den Schwerpunkt zu hoch anzusetzen. Solche Spezialträger sind dann allerdings im Volumen recht begrenzt und nur für diese eine Verwendung zu gebrauchen, jedoch dürften sie die sinnvollste Lösung für Lasten wie Munition darstellen, während man für Einzellasten wie schwere Waffen eher auf eine entsprechende Rucksackbefestigung setzen sollte. Eventuell könnte man da auch Lösungen entwickeln, bei denen die sperrige Waffe zwar am Rücken des Fahrers fixiert wird, die Last jedoch über einen Gepäckträger oder eine Sattelbefestigung direkt in den Rahmen geleitet wird, was jedoch das Auf- und Absitzen verkompliziert.
Man sollte also im Auge behalten, dass der militärische Lastentransport mit dem E-Bike immer spezielle technische Lösungen erfordert. Bestimmt ließe sich da aber auch ein modulares Befestigungssystem mit Schienen am Gepäckträger entwickeln, in die dann nur noch spezielle Halterungen für die jeweiligen Lasten eingesetzt werden müssen. Oder man implementiert ein bereits existierendes Universalsystem wie Molle und pflastert dann das Bike voll mit vielen kleinen Einzeltaschen.
Zitat:Eventuell sind einfache ATV mit normalen Motor welcher die gleichen Treibstoffe verwendet wie die Primärfahrzeuge hier deutlich besser, aber die Frage der Signatur wird halt zunehmend eine wesentliche.
Auch Quads kann man elektrisch betreiben. Sie haben nur einen größeren logistischen Fußabdruck und kommen vielleicht nicht überall durch, wo man ein E-Bike durch bekommt.
Zitat:Das UGV trägt aber gar nicht so viel wie mehrere E-Fahrräder zusammen.
Themis hat eine Nutzlast von 1,2 Tonnen, also ca. 360 Mörsergranaten, sprich mehr als das, was ein ganzer Zug benötigt für eine Feuerkommando von jeweils 40 Schuss, wie du es angedacht hast.
Bei guter Befestigungstechnik könnte ein E-Bike 16 Mörsergranaten transportieren. Das heißt, für die Kapazität eines einzelnen Themis benötigst du 23 Soldaten mit E-Bikes.
Zitat:Und die eigenen motorisierten Fahrzeuge sind nicht so weit weg, als dass man sie nicht mit Leichtigkeit in kurzer Zeit mit den E-Fahrrädern erreichen könnte.
Das würde ich in Frage stellen. Vor allem, wenn es um wirklich leichte, ggf. luftgelandete Kräfte im Gebirge o.ä. geht. Denn wenn man Fahrzeuge in der Nähe haben kann, dann wären 120mm Mörser ala Elbit Sling doch um einiges sinnvoller als den Aufwand mit abgesessenen 81mm-Trupps zu betreiben.
Zitat:Allerdings hast du recht, dass man so nochmal Zeit sparen und deutlich schneller werden könnte, und man hätte natürlich den Transportraum für den Rücktransport von Verwundeten, und man könnte die eigentlich wesentlichen Fahrzeuge noch weiter dislozieren und noch weiter zurück halten und damit noch besser schützen - zweifelsohne vorteilhaft.
Ich denke, da sind wir uns schon einig.
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UGVs können ja nahezu beliebig groß oder klein gebaut werden, von daher können sie eine Last so groß wie ein Elektrofahrrad tragen, oder eben auch wesentlich mehr. Nur wie will man letztere im hier diskutierten Kontext sinnvoll einsetzen? Die Fahrräder kann man außen am Trägerfahrzeug anbringen, mit UGVs, die nennenswert mehr transportieren können, ist das so nicht möglich (von Geräten wie Themis ganz zu schweigen). Und auch nicht mit ATVs. Mir fallen nicht wirklich viele Einsatzzwecke ein, in denen diese Fahrzeuge wirklich austauschbar sind.
PS: Dass ich vielen UGV-Entwicklungen gegenüber skeptisch bin, sollte inzwischen aufgefallen sein.
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Ein wesentlicher Aspekt ist meiner Meinung nach hier vor allem die Frage wieviel Platz diese Zusatzfahrzeuge einnehmen. E-Fahrräder kann man halt sehr einfach außen angehängt mitnehmen.
Der zweite wesentliche Punkt ist meiner Meinung nach, dass sie weniger Akku verbrauchen und auch mit kleineren Akkus funktionieren.
Und drittens sind schließlich sie deutlich geländegängiger als UGV.
Und viertens sind sie als bemannte und von einem Soldaten gesteuerte Systeme weniger anfällig für Störungen an der Steuerung.
Fünftens und schlussendlich machen sie auch die Soldaten selbst mobil und nicht nur die schwere Wffe und sind im Gelände querschnittlich schneller als ein UGV, und damit sind auch die Soldaten selbst schneller. Ein Mörsertrupp mit einem UGV ist immer langsamer als ein Mörsertrupp auf E-Fahrrädern. Selbst wenn das UGV schneller wäre, so wird es durch die Geschwindigkeit der Soldaten zur Fuß beschränkt. Ist der ganze Trupp auf Rädern, ist es insgesamt viel schneller.
Broensen:
Zitat:Braucht es denn unbedingt drei Mann für die Bedienung dieser Mörser?
Rein für die Bedienung reichen zwei Mann. Aber: drei Mann sind aus ganz vielen Gründen vorteilhaft. Das würde hier jetzt zu weit weg führen, aber glaub mir oder nicht, dass es immer gut ist bei einer Waffe für die zwei Mann reichen einen dritten Mann dabei zu haben. Nicht nur wegen der Munition, dass reicht von der Eigen-/Rundumsicherung über Ausfälle bis hin zur Möglichkeit einen Späher vorzuschicken der für die zwei Mann aufklärt oder einen Melder nach hinten zu schicken usw usw usf
Zitat:Wofür die fünf Mann? Nur für den Transport? Dann wären hier UGV die deutlich bessere Lösung, wenn sich dadurch Personal sparen ließe.
Auch hier gibt es sehr viel mehr Funktionen als nur den Transport. Und ein UGV ist keine bessere, sondern einfach eine andere Lösung. Selbst mit einem UGV aber machen ein paar Mann mehr durchaus Sinn.
Der primäre Unterschied ist, dass mit E-Fahrrädern der ganze Trupp mobil und sehr schnell ist, während mit einem UGV der ganze Trupp auf die Fußgeschwindigkeit hin reduziert wird. Selbst wenn das UGV schneller wäre, so ist der Trupp selbst ja zur Fuß unterwegs.
Ich weiß: dein Argument wäre nun, dass man ja beides kombinieren könnte, also E-Fahrrad und UGV - aber: beide sind eben nicht gleich geländegängig und kommen eben nicht gleich überall durch. Folglich besteht hier auch dann immer noch eine erhebliche Mobilitätsdifferenz. Zudem verfallen dann viele der Vorteile der E-Fahrräder, insbesondere was den Akkubedarf angeht und den Platz den sie beim Transport mit den Primärfahrzeugen einnehmen.
Zitat:Ich sehe bei leichten/mittleren Mörsern oft das Problem, dass diese zwar sehr einfach und kostengünstig, dafür aber übermäßig personalintensiv sind
Mehr Personal in der Kampftruppe selbst ist für uns nur deshalb ein Problem, weil wir das Personal eben nicht in die Kampftruppe bringen, sondern alles was nicht Kampftruppe ist ständig auf Kosten derselben weiter wächst. Die Bundeswehr hat in Bezug auf die Kampftruppe in Wahrheit überhaupt gar kein Personalproblem, sondern sie hat ein Problem mit Personalgewinnung und Personalverwendung.
Zitat:Themis hat eine Nutzlast von 1,2 Tonnen....Das heißt, für die Kapazität eines einzelnen Themis benötigst du 23 Soldaten mit E-Bikes.
Äpfel mit Birnen, dass ist ja ein komplett anderes System und eigentlich nicht ansatzweise vergleichbar. Nehmen wir aber mal Trupps mit je 4 Mann und 24 Mann gesamt - dem folgend hätten wir 6 Mörser. An 6 verschiedenen Stellen. Demgegenüber haben wir mit Thermis wieviel Mörser ? Oder nehmen wir dann 6 Thermis Systeme ? Oder nehmen wir 6 Mörser mit einem Thermis mit ? Aber wer bedient die dann ?
Dann sollte man nicht so reduziet nur auf die unmittelbar im Kampf eingesetzten Soldaten blicken, sondern auf den ganzen Rattenschwanz bis in die rückwärtigen Dienste welche das nach sich zieht. Der Gesamtaufwand wäre ein komplett anderer, genau wie die Gesamtkosten.
Wie gesagt, dass sollte nicht der Vergleich sein. Denn warum sollte ich ein Thermis System mit einem 81mm/82mm Mörser verschwenden?
So was nimmt man für einen 120mm Mörser - und dann stellt sich aufgrund Reichweite und Rolle sogleich die Frage, warum man hier dann überhaupt einen E-Antrieb nehmen sollte ?!
Mir geht es hier ja explizit im Schützenwaffen, also um Systeme ganz vorne ! und nicht um die Möglichkeit von "weiter hinten" zu agieren. Dafür brauche ich keinen E-Antrieb, da wären dann konventionelle Antriebe besser.
Zitat: wenn man Fahrzeuge in der Nähe haben kann, dann wären 120mm Mörser ala Elbit Sling doch um einiges sinnvoller als den Aufwand mit abgesessenen 81mm-Trupps zu betreiben.
Wie schon mal geschrieben sind das nicht miteinander vergleichbare Systeme mit verschiedenen Aufgaben auf verschiedenen Ebenen. Beispielsweise könnte man solche leichten Mörser anstelle von Granatmaschinenwaffen verwenden, also entsprechend in den schweren Zügen der normalen Jäger-Kompanien. Während 120mm Mörser eine komplett andere Welt sind. Die von mir beschriebenen Mörser dienen als Schützenwaffen unmittelbar im Kampf, die 120mm Mörser sind Unterstützungswaffen.
Eine Analogie wäre, als ob du hier Maschinengewehre mit einer 30mm Maschinenkanone vergleichen würdest. Wir benötigen den Aufwand mit den MG ja gar nicht, denn wir haben ja 30mm MK etc.
Allgemein:
Ich finde es gerade nicht mehr, aber vor Jahren gab es mal einen Prototypen für ein Geländefahrrad mit einem Benzinmotor. Damit ist einer unfassbar im Gelände herum geheizt und das Teil war trotzdem erstaunlich leise, also deutlich leiser als normale Dirtbikes / Fahrräder mit Hilfsmotor etc. Das sollte eben kein Hilfsmotor für ein Rad sein, sondern das ganze Fahrrad war insgesamt komplett dafür konzipiert.
Wäre auch eine Möglichkeit und würde die Akkufrage lösen. Der primäre Grund warum ich nicht von vornherein einen normalen konventionellen Motor vorziehe ist allein die Signaturfrage !
Daher stellt sich mir die Frage (technisch habe ich da einfach keine Ahnung) ob man nicht auch normale kleine Motoren für Räder schalldämpfen / extrem leise bauen könnte ?!
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