Sahel Zone
Unangebrachte Formulierungen wurden von mir gelöscht. Natürlich darf auch ein Moderator nicht solche Begriffe in einer solchen Weise verwenden.

Venturus:

Schlussendlich sind diese tatsächlich typischen Prozedere meiner Meinung nach eine Kombination von Hilflosigkeit, das Vortäuschen von Handlungsfähigkeit und Strategieunfähigkeit.

Und ja, auch ich bin der Ansicht, dass man schneller reagieren müsste, und zwar dahingehend, dass man entschlossen und auf der Stelle die deutschen Truppen vollständig aus Afrika abzieht. Denn sie sind ebenfalls nur aus dem genannten Dreiklang dort.

Es könnte einfach sein: Putsch = sofortiger Abzug aller Einheiten und Mittel. Einstellung aller Entwicklungshilfe und sonstiger Zahlungen.

Allgemein:

Meinem Textverständnis nach will Venturus ja nicht auf eine Intervention hinaus, sondern ganz im Gegenteil darauf, dass wir angesichts dieser Entwicklungen dort sofort und vollständig abziehen. Und es ist auch meiner Ansicht nach zu befürchten, dass statt entschlossener Entscheidungen (wie einem sofortigen Totalabzug) wieder viel zu lange herum gezögert und stückchen für stückchen immer nur reagiert wird, statt zu agieren.
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(27.07.2023, 06:11)Quintus Fabius schrieb: Schlussendlich sind diese tatsächlich typischen Prozedere meiner Meinung nach eine Kombination von Hilflosigkeit, das Vortäuschen von Handlungsfähigkeit und Strategieunfähigkeit.

Die Unfähigkeit erkennt man schon daran dass man nicht begreifen will dass in der Sahel-Zone kaum jemand eine westliche Demokratie haben will, weil die lokalen Kulturen und Traditionen damit völlig inkompatibel sind. Selbst mit dem Scheckbuch welches bisher fast immer gezogen hat erreicht man inzwischen immer weniger. Man sollte endlich mal aus den Erfahrungen die man 20 Jahre in Afghanistan sammeln konnte lernen.
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Zitat:Die Unfähigkeit erkennt man schon daran dass man nicht begreifen will dass in der Sahel-Zone kaum jemand eine westliche Demokratie haben will, weil die lokalen Kulturen und Traditionen damit völlig inkompatibel sind.
Das ist ein ziemlich pauschales Urteil. Nur weil wir quasi beständig mit Problemen in Niger oder Mali konfroniert sind, heißt das wiederum nicht, dass es dort keine Bestrebungen hin zur Demokratie oder ein demokratisches Grundverständnis gibt. Beispielsweise gibt es in der Region durchaus auch relativ gut funktionierende Demokratien, etwa in Gambia oder dem Senegal. Selbst im labilen Mauretanien gibt es regelmäßige Wahlen, die von Beobachtern - auch wenn sie nach skandinavischen Gesichtspunkten nicht perfekt abliefen - als weitgehend fair, offen und korrekt eingestuft werden (lokale Korruption und Bestechungen mal außen vor gelassen).

Es gibt also die Sorgenkinder - Mali oder Niger oder bspw. auch den Sudan -, aber es gibt auch Staaten, in denen unzweifelhaft ein demokratisches Grundverständnis in der Bevölkerung besteht und allen Unbilden zum Trotz auch funktioniert.

Aktuelles:
Zitat:Niger - Soldiers Claim to Have Overthrown President Bazoum

Niger's President Mohamed Bazoum has been removed from power, according to reports from the AFP and Reuters news agencies, citing a statement from a group of soldiers made on national television. "We, the defence and security forces... have decided to put an end to the regime" of President Bazoum, said Colonel-Major Amadou Abdramane, flanked by nine other uniformed soldiers in the address.

Reading from a statement, the soldiers said, "The country's borders are closed and a nationwide curfew declared." Earlier on Wednesday, the group had blocked off the presidential palace in the Nigerien capital, Niamey. [...]

Security sources in the president's office spoke to several news agencies, with one telling AFP that elite troops had suffered a "fit of temper" and that "talks" were underway looking to defuse the situation. Soon after, Niger's presidency issued a pair of tweets, the first of which it soon deleted. The second said that elements of the presidential guard were in effective revolt but that the bulk of the armed forces remained loyal. [...]

"ECOWAS condemns in the strongest possible terms the attempt to seize power by force and calls on the coup plotters to free the democratically elected President of the Republic immediately and without any condition," the statement, signed by Nigerian President Bola Tinubu, said. [...]

US Secretary of State Antony Blinken expressed support for Bazoum and said he had spoken to him after his department said earlier that it had been "gravely concerned about the developments in Niger." "The US condemns efforts to subvert Niger's constitutional order by force, and underscores that our partnership depends on the continuation of democratic governance," Blinken said on X, the social media platform formerly known as Twitter. The EU's top diplomat Josep Borrell wrote in French that he was "very preoccupied by the events underway in Niamey." "The EU condemns all attempts to destabilize the democracy and threaten the stability of Niger," he said, adding the EU also associated itself with ECOWAS' first response to the matter. A spokeswoman for Germany's Foreign Ministry told a press briefing on Wednesday that "the situation on site is still very unclear."
https://allafrica.com/stories/202307270005.html

Einerseits interessant, dass die internationalen Reaktionen eigentlich alle ähnlich sind - es wird verurteilt und ansonsten ist es eben unklar. Zweitens scheint es wohl so, folgt man den Tweets seitens des Präsidenten, dass Teile der Streitkräfte involviert sind, aber der Großteil entweder nichts macht oder loyal ist. D. h. so eindeutig ist die Lage i. d. T. also wohl nicht...

Schneemann
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Damit dürfte die Sache nun wohl relativ klar sein:
Zitat:Niger

Militär schlägt sich auf Seite der Putschisten

Nachdem eine Eliteeinheit der Armee in Niger den Präsidenten des Landes abgesetzt hat, hat sich nun auch die Militärführung auf die Seite der Putschisten geschlagen. [...]

In Niger hat sich das Militär des Landes auf die Seite der Putschisten geschlagen, die Präsident Mohamed Bazoum am Mittwoch für entmachtet erklärt hatten. In sozialen Medien erklärten die Streitkräfte, die "körperliche Unversehrtheit des Präsidenten und seiner Familie gewährleisten" sowie eine "tödliche Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Sicherheitskräften" vermeiden zu wollen. Die Militärs warnten zudem das Ausland davor, militärisch einzugreifen, dies könne verheerende Folgen haben. [...]

Bazoum war von der Präsidentengarde festgesetzt worden. Zunächst hatte sein Büro noch angekündigt, Armee und Nationalgarde seien bereit, gegen die Putschisten zu kämpfen.

Doch nun bezog das Militär Position gegen Bazoum. Der Putsch war zuvor von der Afrikanischen Union, den USA, der EU und der deutschen Bundesregierung scharf verurteilt worden. UN, EU und Russland forderten zudem, den festgesetzten Bazoum sofort freizulassen.
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika...r-100.html

Schneemann
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(27.07.2023, 11:41)Schneemann schrieb: Das ist ein ziemlich pauschales Urteil. Nur weil wir quasi beständig mit Problemen in Niger oder Mali konfroniert sind, heißt das wiederum nicht, dass es dort keine Bestrebungen hin zur Demokratie oder ein demokratisches Grundverständnis gibt. Beispielsweise gibt es in der Region durchaus auch relativ gut funktionierende Demokratien, etwa in Gambia oder dem Senegal. Selbst im labilen Mauretanien gibt es regelmäßige Wahlen, die von Beobachtern - auch wenn sie nach skandinavischen Gesichtspunkten nicht perfekt abliefen - als weitgehend fair, offen und korrekt eingestuft werden (lokale Korruption und Bestechungen mal außen vor gelassen).

Es gibt also die Sorgenkinder - Mali oder Niger oder bspw. auch den Sudan -, aber es gibt auch Staaten, in denen unzweifelhaft ein demokratisches Grundverständnis in der Bevölkerung besteht und allen Unbilden zum Trotz auch funktioniert.

Schneemann

Ich schrieb ja auch westliche Demokratie zu der eben auch ein bestimmtes Wertegerüst gehört. Nur weil in den genannten Staaten regelmäßig Wahlen stattfinden sind sie trotzdem alles andere als Demokratien mit westlichen Werten.
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Ergänzend: das demokratische Grundverständnis ist in den meisten Demokratien Afrikas in denen demokratische Wahlen stattfinden abweichend von dem was wir als demokratisches Grundverständnis haben. Das ist kein Vorwurf ! und insbesondere keine Wertung irgendwelcher Art ! Und gerade wir sollten uns etwas mehr zurückhalten mit unserem "Werteexport" und der Idee, dass andere Gesellschaften unsere Ansichten zu übernehmen haben, weil diese scheinbar besser sind. Denn sie sind es meist nur scheinbar.

Freie und korrekte Wahlen sind zudem nicht alles. Die Auffassung im Westen, dass irgendwie auf magische Weise alles gut wird, wenn die Leute nur frei wählen können, ist geradezu rührend. Das ist bloßes magisches Denken. Zum einen müssen auch geeignete Leute da sein die gewählt werden, zum anderen löst die Wahl noch keine der viel wesentlicheren Probleme welche diese Länder haben.

Tatsächlich wäre eine Autokratie in etlichen dieser Länder aufgrund der dortigen Umstände für die einfache Bevölkerung besser. Wie bei den gewählten Volksvertretern ist da vor allem anderen die Frage, wer da der Autokrat ist.

Den wesentlichsten Punkt überhaupt will aber gerade im Westen ja so oder so niemand angehen, nämlich die Frage der Überbevölkerung. Die Bevölkerung des Niger wächst viel zu schnell, dass Land kann dieses Bevölkerungwachstum in keiner Weise tragen. Solange dieses Problem nicht direkt angegangen wird, ist alles andere völlig sinnlos.
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(29.07.2023, 19:01)Quintus Fabius schrieb: Den wesentlichsten Punkt überhaupt will aber gerade im Westen ja so oder so niemand angehen, nämlich die Frage der Überbevölkerung. Die Bevölkerung des Niger wächst viel zu schnell, dass Land kann dieses Bevölkerungwachstum in keiner Weise tragen. Solange dieses Problem nicht direkt angegangen wird, ist alles andere völlig sinnlos.

Man geht seit Jahrzehnten diesen Punkt nicht an sondern bietet fleißig Nahrungsmittelspenden an, die am Ende nur dazu führen dass man sich weiter keinen Kopf darüber machen muss wie man das eigene Überleben sicherstellen kann, denn zur Not springen ja die NGOs ein. Hinzu kommt dass man eine niedrigere Geburtenrate auch nicht erzwingen kann sondern die Bürger in diesen afrikanischen Staaten müssen von selbst darauf kommen, zum Beispiel in dem sie feststellen dass sonst das Nahrungsangebot nicht mehr groß genug ist. Nur behindert die sogenannte Entwicklungshilfe eben diese Selbsterkenntnis.
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Das Problem ist insgesamt natürlich schon deutlich komplexer (wie du es aber ja auch sicher selbst weißt). Das reicht von mangelnden Verhütungsmitteln und auch dem Fehlen jedweder Kenntnisse anderer / ergänzender Methoden hin zur Frage der Altersversorgung und der finanziellen Situation (Familien mit wenigen Kindern geht es finanziell querschnittlich schlechter), über kulturelle Fragen und die Bewertung von Kindern an sich durch die jeweilige Kultur hin zur Frage des Einfluss in der jeweiligen Dorfgemeinschaft, über die medizinische Versorgung und sinkende Kindersterblichkeit hin zur massiven Schädigung der einheimischen Landwirtschaft durch die aus dem Ausland kommenden Lebensmittelspenden - wo von der WFP und NGOs geliefertes Getreide die Bauern in den Ruin treibt, so dass diese im nächsten Jahr sich ebenfalls in die Reihen der Empfänger einreihen, über viele weitere solche Reboundphänomene bis hin zum Problem der mangelnden Frauenrechte und der mangelnden Bildung der Frauen etc etc

Die ganze Problematik resultiert also nicht primär aus der Frage der Verfügbarkeit von Lebensmitteln heraus und ist daher auch nicht durch diese lösbar. Selbst eine komplette Einstellung der Lieferung jedweder Lebensmittel würde die Geburtenraten nicht senken, und dies selbst dann nicht, wenn es eine hohe Zahl von Hungertoten gäbe. Ein typisches Reboundphänomen einer Hungersnot sind oft sogar steigende Geburtenraten, auch wenn das kontraintuitiv ist.

Das primäre Problem aber im Kontext mit uns ist, dass kein Politiker im Westen auch nur ansatzweise versucht hier aktiv im großen Stil politisch zu handeln und auch in Afrika dies so gut wie gar nicht geschieht. Man kann es zwar nicht erzwingen, wie du richtig schreibst, aber man könnte schon viele Weichen in diese Richtung stellen. Was aber niemand tut. Wir nicht, weil wir von diesem ganzen Rassismusvorwürfen wie gelähmt sind, in Afrika nicht, einfach weil dort Kinder viel positiver gesehen werden als hierzulande und weil dort Kinder mehrheitlich die finanzielle Situation von Familien verbessern. Familien mit vielen Kindern kommen besser durch die Nöte und Probleme, auch wenn diese mit den Kindern insgesamt wachsen.

Die Erkenntnis dass die vielen Kinder insgesamt gesehen das Problem vergrößern nützt aber der jeweiligen Familie für sich allein und selbst betrachtet nichts, weil für sie das wachsende Problem nur mit vielen Kindern bewältigbar ist. Afrikanische Familien sind oft sogar auf viele Kinder angewiesen, um auch nur ansatzweise über die Runden zu kommen.

Beschließend sollte man noch realisieren, dass das Bevölkerungwachstum in Afrika in den nächsten Jahrzehnten so oder so gar nicht gestoppt werden kann, denn über die Hälfte der Bevölkerung in Afrika ist unter 18 Jahre alt. Wenn diese jungen Afrikaner dann einfach alle normale Familien gründen, und selbst dann wenn sie sehr viel weniger Kinder bekommen, wird dies nochmal zu einem massiven Anstieg der Bevölkerung führen und selbst in Szenarien mit weniger Kindern pro Familie in jedem Fall zu einer Verdoppelung der Bevölkerung in Afrika in den nächsten Jahrzehnten führen. Wir werden also so oder so doppelt so viele Afrikaner bekommen.

Aber um nicht nur fortwährend Probleme und keinerlei Lösungen zu benennen: es wäre in Afrika auch eine doppelt so große Bevölkerung recht problemlos versorgbar, wenn man den Menschen dort die dafür notwendigen Fähigkeiten (!) vermitteln würde, insbesondere in Bezug auf die Sahelzone, wie man diese wieder begrünen könnte und was für Pflanzen dort dafür angebaut werden müssten. Auch die Gentechnik könnte hier in Bezug auf die Landwirtschaft eine erhebliche Hilfe sein. Zudem gibt es bestimmte sehr hitzeresistente Nutz-Pflanzen mit sehr geringem Wasserverbrauch die man dort verbreiten könnte. Dazu könnte man auch bestimmte Pflanzen von ganz anderen Kontinenten und Ländern einführen, und es gibt Projekte in Afrika wo dies in ganz kleinem Rahmen schon versuchsweise geschehen ist, mit erheblichem Erfolg.

Es ist eben nicht zwingend so, dass eine doppelt so große Bevölkerung in Afrika automatisch dort den Zusammenbruch zur Folge haben müsste ! Nur müsste man dort die Menschen halt dazu bringen ihre althergebrachten Kulturen wieder mehr zu achten, statt dass jeder dem Westlichen Konsumwahn hinterhereifert. Hier und heute kann sich die Menschheit ihren Ressourcenverbrauch ironischerweise ja nur deshalb überhaupt noch leisten, weil die Afrikaner konträr zum Rest der Menschheit so extrem wenig Ressourcen für sich verbrauchen. Hätte jeder Afrikaner den Ressourcenverbrauch eines deutschen HartzIV Empfängers, wären wir stattdessen schon hier und heute am Ende.

Entsprechend müsste Afrika einen Sonderweg gehen, einen anderen Weg als den welchen wir gegangen sind. Dann wäre auch das Bevölkerungswachstum nicht so das Problem. Dem steht aber unser Ressourcenhunger und unser ständiges Eingreifen und Destabilisieren in Afrika weitgehend entgegen. Ein weiteres Problem wird es sein, dass der hohe Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung in Afrika und die billigen Löhne dort in den nächsten Jahrzehnten in bestimmten Staaten und Regionen zu einem Aufschwung führen werden. Genau dieser Aufschwung aber wird zu einem dann untragbar hohen Ressourcenverbrauch führen. Da die Gier der Eliten wie überall weltweit aber auch hier über die Vernunft siegen wird, hat Afrika langfristig gesehen eben überhaupt keine Zukunft.

Nicht aber weil sie viele Kinder haben, sondern weil sie unser Modell nachahmen und sich eben auch dem Wahn vom unendlichen Wachstum in einer endlichen Welt anschließen werden. Die Kinder ohne diesen Wahn wären demgegenüber sogar ernährbar. Aus dem eigenen Land, mit den eigenen Ressourcen.
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Wieder zurück zum Putsch zurück ...
Und wenn es der Putsch "zu viel" war. ???

Grundsätzllich war es ein Putsch alter (im Gegensatz zu teilen der Bevölkerung) gut ernährter, schwarzer Männer
[Bild: https://s.rfi.fr/media/display/d6ac2142-...31253.webp]
die Angst um Ihre Posten haben.
Die Fäden wurden vom général Tchiani gezogen, der seinen Posten verlieren sollte.
Die Russen waren eher Trittbrettfahrer, aber reaktiv und gut organisiert, und wohl auch einem Koffer voller 1000 Franc Scheine (1.5 Euro), nützlich für die Organisierung von Demos.
Der Westen hat die Finanzflüsse gekappt, die UN auch die Lebensmittelverteilung.
Die afrikanischen Organsiationen Communauté économique des États de l’Afrique de l’Ouest (Cédéao) et de l’Union économique et monétaire ouest-africaine (UEMOA) tagen heute.
Frankreich hat die Alarmstufe der Truppen im "Alerte Guepard" hochgeschaltet.
Im Niger wird zu Zeit palabert
Zitat:Was ist das afrikanische Palabre?
PALABRE, subst. A. - [In Schwarzafrika] ,,Gewohnheitsmäßige, meist nur von Männern besuchte Versammlung, in der Neuigkeiten ausgetauscht, schwebende Angelegenheiten besprochen und wichtige Entscheidungen getroffen werden`` (Inventar der lex. Besonderheiten
.

Staatsstreich in Niger: Das Kabinett von Präsident Bazoum versichert, dass "die Verhandlungen noch im Gange sind".

In Niger hat sich General Tchiani am Freitag, dem 28. Juli, als neuer starker Mann des Landes vorgestellt. Der ehemalige Chef der Präsidentengarde beanspruchte den Vorsitz des Nationalen Rates zur Rettung des Vaterlandes (CNPS) für sich. Abdourahamane Tchiani begründete den Staatsstreich mit der Verschlechterung der Sicherheitslage im Land, doch angesichts dieser gewaltsamen Machtübernahme schlägt die internationale Gemeinschaft zurück. Oumar Moussa, der stellvertretende Leiter des Kabinetts von Präsident Mohamed Bazoum, erklärte im Gespräch mit RFI, dass noch nichts entschieden sei.

Veröffentlicht am: 29/07/2023 - 18:10
4 min
[Bild: https://s.rfi.fr/media/display/9a223c0a-...Q33DA.webp]
Demonstranten protestieren am 26. Juli 2023 in Niamey gegen die Inhaftierung von Präsident Mohamed Bazoum durch die Präsidentengarde. AFP - -

RFI: Wie geht es Mohamed Bazoum?

Oumar Moussa: Der Präsident der Republik Mohamed Bazoum wird immer noch von den Putschisten im Präsidentenpalast gefangen gehalten. Es geht ihm gut. Er ist bei guter Gesundheit.

General Tchiani hat sich gestern als neuer starker Mann des Landes vorgestellt. Ist das Ihrer Meinung nach die Realität?

Die Realität ist eher, wenn man die Macht auf legale und legitime Weise innehat, und das ist für mich nicht der Fall. Ich habe verstanden, dass es immer noch Verhandlungen gibt, um ihnen einen Ausweg zu ermöglichen, der sie in Bezug auf diese Situation interessieren könnte, da es Präsident Bazoum ist, der der Garant der republikanischen Ordnung ist.

Es gibt also immer noch Verhandlungen, um zu versuchen, die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen?

Auf jeden Fall.

Die internationale Gemeinschaft beteiligt sich, wie man sich vorstellen kann, an den laufenden Verhandlungen?

Auf jeden Fall.

Wissen Sie mehr über die Verhandlungen, die geführt werden?

Es gibt viele internationale Akteure, die in Verbindung mit dem scheidenden Präsidenten Mahamadou Issoufou immer wieder versuchen, diesen General [Abdourahamane Tchiani] zur Vernunft zu bringen, damit wir wieder in die normale Ordnung eintreten können.

Haben Sie noch Hoffnung, dass diese Verhandlungen erfolgreich sein könnten?

Auf jeden Fall. Ich denke, er ist sich der Tatsache bewusst, dass wir unser Land nicht auch noch zurückwerfen müssen, uns nicht mit einer Situation konfrontieren müssen, die uns wegen kleinlicher und egoistischer Interessen unnötig in ein Blutbad stürzen könnte. Ich glaube daher, dass der General irgendwann nachgeben wird. Wir werden neu anfangen, indem wir einen Ausweg für ihn finden, der seine Sicherheit garantieren kann.

General Tchiani hat den Staatsstreich mit der Verschlechterung der Sicherheitslage begründet. Ist dies Ihrer Meinung nach der wahre Grund für den Putsch?

Nein, absolut nicht. Ich glaube, ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, dass die nationale und die internationale Öffentlichkeit einhellig der Meinung sind, dass sich die Sicherheitslage in Niger deutlich verbessert hat, seit Präsident Bazoum das Land verwaltet. Und Sie stellen fest, dass es den Terroristen nicht möglich war - wie kürzlich in einer Veröffentlichung gesagt wurde -, große Angriffe auf militärische Stellungen zu verüben, wie es beispielsweise 2016 oder 2019 in Inates oder 2020 in Chinégodar der Fall gewesen sein könnte. Solche Angriffe, bei denen jeweils mehr als 100 Menschen getötet wurden, sind also nicht mehr vorgekommen, seit der Präsident im Amt ist, d. h. seit zwei Jahren.

Man kann sich also nicht auf die Sicherheitslage berufen. Früher war es problematischer und Tschiani war damals im Präsidentenpalast verantwortlich. Noch vor einigen Monaten hatte seine Nummer zwei von der Sicherheitslage gesprochen. General Modi [Salifou Modi, ehemaliger Generalstabschef der nigrischen Streitkräfte, Anm. d. Red.] hatte 2023 in einer Botschaft erklärt, dass er die sehr starke Stärkung der operativen Fähigkeiten aller Verteidigungs- und Sicherheitskräfte begrüße. Ich weiß also nicht, was ihm Amnesie beschert hat, dass er davon ausgeht, dass er das vergessen kann. Offen gesagt, das ist nicht haltbar. Das ist klar und deutlich.

Sie verurteilen also diesen Staatsstreich, der von General Tchiani verübt wurde?

Ich prangere ihn nicht nur an, sondern lehne ihn in aller Form ab. Und ich bin mir sicher, dass alle, die die Demokratie lieben und wissen, dass dieser Putsch ein Rückschlag für Niger ist, aktiv werden werden, damit die normale verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt werden kann.
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Burkina Faso bietet den Putschisten eine engere Kooperation an

https://www.africanews.com/2023/07/28/ni...operation/
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Insgesamt betrachtet sind die Reaktionen sehr gespalten. Während manche Staaten der ECOWAS sogar indirekt mit einem Militäreinsatz drohen (gerade aus Nigeria und auch aus Gambia kommen recht scharfe Töne), haben andere Staaten der Region, die bereits von Putschisten kontrolliert werden, etwa Burkina Faso oder Mali, sogar eher Sympathien bekundet. Und auch der Tschad scheint eher zweispurig zu fahren.

D. h. so richtig glaube ich nicht daran, dass man einen Militäreinsatz in Erwägung ziehen würde, um die Putschisten in Niger zu einem Räsonnement zu zwingen. Hinzu kommt, dass man bei den Anrainern auch andere, teils grenzübergreifende Sorgen hat (Boko Haram, al Qaida-Ableger etc.), als nun noch zusätzlich eine Militärintervention beim Nachbarn durchzuführen. Im schlimmsten Fall könnte eine solche Intervention, die sich vermutlich in einem blutigen und langjährigen Kleinkrieg zwischen Staaten, Islamisten, Söldnern und Putschisten verzetteln würde, noch ein größeres Durcheinander generieren und die Region noch mehr destabilisieren.

Zudem müsste von ausgegangen werden, dass selbst dann, wenn ECOWAS rasch siegreich wäre und den alten Präsidenten wieder einsetzen könnte, ein unterschwelliger Krieg weiter toben würde, vermutlich würden die mit russischem Geld (und ggf. Söldnern) gestützten Putschisten im Untergrund einfach nur abwarten, bis die ECOWAS wieder abgezogen ist und dann den erneuten Putsch wagen. Optional käme dann natürlich wieder eine europäische Stabilisierungsmission in Frage, aber das hatten wir auch schon mal, und in Paris (und wohl auch in Berlin) wäre man sicher wenig begeistert eine neuerliche Und täglich grüßt das Murmeltier-Intervention zu versuchen - von den Ressentiments vor Ort gegen solcherlei europäisches Vorgehen mal ganz zu schweigen.

Schneemann
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(31.07.2023, 08:39)Schneemann schrieb: Im schlimmsten Fall könnte eine solche Intervention, die sich vermutlich in einem blutigen und langjährigen Kleinkrieg zwischen Staaten, Islamisten, Söldnern und Putschisten verzetteln würde, noch ein größeres Durcheinander generieren und die Region noch mehr destabilisieren.

Ein Blick auf die politische Karte Afrikas lässt nichts Gutes erwarten.

Was da stattfindet, ist eine sukzessive Entstaatlichung.
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Gewisse Gebiete in Afrika sind halt grundsätzlich dysfunktional, und die entsprechenden Staaten in diesen Gebieten können systeminhärent gar nicht funktionieren. Als die Sache in Mali losging war ich der Ansicht, dass eine Teilung Malis in zwei getrennte Staaten sinnvoll wäre. Heftig wurde mir wiedersprochen, untragbar sei so eine Auffassung. Aber das Grundproblem blieb bestehen, dass hier zusammen funktionieren soll, was nicht zusammen funktionieren kann.

Zudem haben natürlich etliche dritte Kräfte ein erhebliches Interesse an dieser Destabilisierung mit allem was diese dann für Europa an Flüchtlingen, Problemen bei bestimmte Rohstoffen usw usf nach sich zieht.
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(31.07.2023, 14:23)Quintus Fabius schrieb: Gewisse Gebiete in Afrika sind halt grundsätzlich dysfunktional, und die entsprechenden Staaten in diesen Gebieten können systeminhärent gar nicht funktionieren. Als die Sache in Mali losging war ich der Ansicht, dass eine Teilung Malis in zwei getrennte Staaten sinnvoll wäre.
Ich würde sogar noch viel weiter gehen und die These in den Raum stellen, dass die meisten Staatsgebilde in dieser Region nicht funktional sind und es wohl so bald auch nicht mehr werden können. Daher wäre es mMn eigentlich eine Notwendigkeit, die kolonial-bedingten Staatsgrenzen aufzugeben, zugunsten eines größeren Föderalstaates, der sich aus mehr kleineren, innenpolitisch selbstständigen Einheiten zusammensetzt und entsprechend besser auf die unterschiedlichen religiös-kulturell-wirtschaftlichen Zusammenhänge eingehen kann. Wichtig wäre dabei "nur", das Gewaltmonopol auf der Unionsebene herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Aber das ist natürlich reine Utopie, so etwas aus dem Status Quo heraus zu etablieren. Die Grundlagen dafür hätte man bereits im Zuge der Dekolonialisierung schaffen müssen.
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Zitat:Er könnte schon recht haben
Niger: Putschisten beschuldigen Frankreich, eine militärische Intervention gegen den Präsidentenpalast vorzubereiten
RFI (franz<ösisch)
Am 31. Juli beschuldigte das Nationale Komitee für die Rettung des Vaterlandes (CNSP) in Niger die französischen Streitkräfte, eine militärische Intervention gegen den Präsidentenpalast vorzubereiten. Laut der Junta ist das Ziel die Befreiung des Präsidenten Mohamed Bazoum.

Veröffentlicht am: 31/07/2023 - 12:48Ändert am: 31/07/2023 - 13:23
2 min.
[Bild: https://s.rfi.fr/media/display/2d5f7ee0-...QB8LN.webp]
Dieser Video-Screenshot von ORTN - Télé Sahel am 31. Juli 2023 zeigt Oberstmajor Amadou Abdramane, der eine Erklärung im nationalen Fernsehen verliest. © AFP -


In einer Erklärung, die ebenfalls von Oberstmajor Amadou Abdramane verlesen wurde, erklärte der CNSP, dass "Frankreich ein Treffen im Generalstab der Nationalgarde abgehalten hat, um die notwendigen politischen und militärischen Genehmigungen zu erhalten".

Laut der Junta wurden diese Genehmigungen vom amtierenden Premierminister Hassoumi Massaoudou und dem Kommandeur der Nationalgarde, Oberstmajor Midou Guirey, erteilt.

Um seine Erklärung zu untermauern, spricht der CNSP von Dokumenten, die von den gestürzten Behörden unterzeichnet wurden und "den französischen Partner ermächtigen, Schläge im Präsidentenpalast durchzuführen, um den als Geisel genommenen Präsidenten Mohamed Bazoum zu befreien".

RFI konnte weder die ehemalige nigrische Regierung noch die französischen Behörden erreichen, um die Echtheit dieser Dokumente zu überprüfen.
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