Afghanistan
Da stellt sich eher die Frage ob hier nicht eher "seine Leute" die Seiten gewechselt haben, den Dostum ist nicht nur bei den Taliban verhasst, sondern auch bei der einfachen Bevölkerung und vielen sonstigen Machtgruppen in der Region. Seine Zeit ist schlicht und einfach vorbei.
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(10.08.2021, 12:32)Quintus Fabius schrieb: Da stellt sich eher die Frage ob hier nicht eher "seine Leute" die Seiten gewechselt haben, den Dostum ist nicht nur bei den Taliban verhasst, sondern auch bei der einfachen Bevölkerung und vielen sonstigen Machtgruppen in der Region. Seine Zeit ist schlicht und einfach vorbei.

Dann stellt sich die Frage warum er dann überhaupt zurückgekehrt ist, wenn er sowieso keine Machtbasis mehr hat.
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Gelder und Geldwerte in Sicherheit bringen? Kontakte zu korrupten Taliban knüpfen um dann als deren Drogenhehler die Sachen nach Zentralasien weiter zu verschuben? Er ist alt und versteht die Lage nicht mehr? Fehlentscheidung? Umgeben von Ja-Sagern und Realitätsverlust? usw usf So viele Gründe sind hier denkbar.
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Zitat:Vormarsch der Taliban

US-Geheimdienste rechnen offenbar mit baldigem Fall von Kabul

Die Taliban erobern nach dem Abzug der internationalen Truppen immer mehr Gebiete in Afghanistan. Einem Bericht zufolge glauben US-Geheimdienstler, dass den Islamisten bald auch Kabul in die Hände fallen könnte.

Noch im Juni waren US-Geheimdienstmitarbeiter davon ausgegangen, dass die afghanische Hauptstadt Kabul in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten nach dem Abzug des US-Militärs unter Kontrolle der Taliban geraten könnte. Angesichts des schnellen Vormarschs der Islamisten wurden diese Schätzungen mittlerweile offenbar deutlich nach unten korrigiert. Der Zusammenbruch könnte in 30 bis 90 Tagen erfolgen, berichtete die »Washington Post« unter Berufung auf nicht genannte Quellen in den US-Geheimdiensten.
https://www.spiegel.de/ausland/afghanist...291b89430d

Schneemann.
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(11.08.2021, 14:52)Schneemann schrieb:
Zitat:Vormarsch der Taliban

US-Geheimdienste rechnen offenbar mit baldigem Fall von Kabul

Die Taliban erobern nach dem Abzug der internationalen Truppen immer mehr Gebiete in Afghanistan. Einem Bericht zufolge glauben US-Geheimdienstler, dass den Islamisten bald auch Kabul in die Hände fallen könnte.

Das war der Spiegel am 11.08. (https://www.spiegel.de/ausland/afghanist...291b89430d)

Die Zeit schrieb am 12.08.: Taliban erobern drittgrößte afghanische Stadt Herat

Und dann am 13.08.: Taliban erobern Kandahar – Die islamische Miliz hat nun auch die zweitgrößte Stadt Afghanistans besetzt.

Also wenn es in dem Tempo weitergeht, war es das schon morgen mit Kabul....
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Um mich da noch mal zu wiederholen: es wird ja in den Medien immer das Wort erobern verwendet und ein Bild gezeichnet, dass die Taliban im Prinzip von außen kommend mit Waffengewalt die Regierungstruppen im Kampf schlagen und etwas besetzen (also erobern). Tatsächlich ist es eher so, dass die lokalen Milizen, ein Gros der Regierungstruppen (die ja auch aus allerlei Milizen, Stammeskriegern usw bestehen) und die bereits vor Ort seit Jahren etablierten Taliban sich einfach offen zusammen tun und alles was dort Rang, Namen und Einfluss hat einfach zu den Taliban überläuft.

Genau genommen entscheidet sich gerade das afghanische Volk mehrheitlich für die Taliban. Sieht man sich Karten zum "Vormarsch" an, wird dass sofort offensichtlich. Und die Gebiete welche "die Regierung" noch hält sind in Wahrheit vor allem die Stammesgebiete der Hazara, alles andere (außer Kabul und einigen wenigen versprengten Enklaven) ist schlicht und einfach zu den Taliban übergelaufen.

Ein primärer Grund dafür war unter anderem, dass der Westen die afghanische Regierung derart offen abgeschrieben hat, womit der Sieg der Taliban ein sich selbst erfüllende Prophezeiung wurde.
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(13.08.2021, 08:09)Quintus Fabius schrieb: Um mich da noch mal zu wiederholen: es wird ja in den Medien immer das Wort erobern verwendet und ein Bild gezeichnet, dass die Taliban im Prinzip von außen kommend mit Waffengewalt die Regierungstruppen im Kampf schlagen und etwas besetzen (also erobern). Tatsächlich ist es eher so, dass die lokalen Milizen, ein Gros der Regierungstruppen (die ja auch aus allerlei Milizen, Stammeskriegern usw bestehen) und die bereits vor Ort seit Jahren etablierten Taliban sich einfach offen zusammen tun und alles was dort Rang, Namen und Einfluss hat einfach zu den Taliban überläuft.

Genau genommen entscheidet sich gerade das afghanische Volk mehrheitlich für die Taliban. Sieht man sich Karten zum "Vormarsch" an, wird dass sofort offensichtlich. Und die Gebiete welche "die Regierung" noch hält sind in Wahrheit vor allem die Stammesgebiete der Hazara, alles andere (außer Kabul und einigen wenigen versprengten Enklaven) ist schlicht und einfach zu den Taliban übergelaufen.

Ein primärer Grund dafür war unter anderem, dass der Westen die afghanische Regierung derart offen abgeschrieben hat, womit der Sieg der Taliban ein sich selbst erfüllende Prophezeiung wurde.

Tja die Bauernschlauen, die das schon vor 20 Jahren vorhergesagt haben, hatten mal wieder Recht. Nur einige westliche "Strategen" wundern sich noch über das was dort passiert.
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Die "Bauernschlauen" hatten vor 20 Jahren keineswegs recht. Die Sache hätte dort auch eine andere Richtung nehmen können. Es ist nicht so, dass der Ausgang jetzt im Endeffekt zwingend vorher bestimmt war. Jetzt bemüht man natürlich dieses Bild weil das vom eigenen Totalversagen und der eigenen extremen Inkompetenz ablenkt, weshalb dieses Bild nicht zuletzt vom Militär so gezielt verbreitet wird. Sonst müsste man ja in Frage stellen, wozu man die hochrangigen Versager welche dort verloren haben überhaupt noch weiter auf ihren Posten belässt. Quart Hadasht kreuzigte seine Generäle bei Versagen, heute befördern wir sie damit sie noch mehr Geld für ihre Inkompetenz erhalten.

Zum Fall Kandahars:

https://apnews.com/article/middle-east-a...cbc38f239a

Die USA, Großbritannien und Kanada entsenden Truppen nach Kabul um alles Botschaftspersonal und ihre Staatsbürger zu evakuieren. Man rechnet also schon mit dem baldigen Fall von Kabul selbst.

https://warisboring.com/us-rapid-delpoys...-advances/

Dessen ungeachtet könnte die Schlacht und ihre Darstellung auch so aussehen, was reale praktische Folgen vor Ort hätte:

https://warisboring.com/36-year-old-afgh...ial-media/
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(13.08.2021, 13:00)Quintus Fabius schrieb: Die "Bauernschlauen" hatten vor 20 Jahren keineswegs recht. Die Sache hätte dort auch eine andere Richtung nehmen können. Es ist nicht so, dass der Ausgang jetzt im Endeffekt zwingend vorher bestimmt war. Jetzt bemüht man natürlich dieses Bild weil das vom eigenen Totalversagen und der eigenen extremen Inkompetenz ablenkt, weshalb dieses Bild nicht zuletzt vom Militär so gezielt verbreitet wird. Sonst müsste man ja in Frage stellen, wozu man die hochrangigen Versager welche dort verloren haben überhaupt noch weiter auf ihren Posten belässt. Quart Hadasht kreuzigte seine Generäle bei Versagen, heute befördern wir sie damit sie noch mehr Geld für ihre Inkompetenz erhalten.

Den Bauerschlauen war eben auch vorher klar dass dort kein Sieg nach westlicher Art möglich ist. Dieses Wissen muss man bei der Vorhersage auch mit einfließen lassen. Meines Erachtens kann man auch dem Stab vor Ort keinerlei Schuld dafür geben, weil nur die Vorgaben der Politik erfüllt wurden.
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Totalirismus in der Kriegsfühung in Bezug auf die Ziele war schon immer ein primärer Grund für Niederlagen und ist dies auch in jedem anderen Szenario und in jeder anderen Kriegsform.

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/...t-103.html

Zitat:Man beobachte mit "großer Sorge", in welcher Geschwindigkeit die Taliban ihre Kontrolle in Afghanistan ausbauten sowie den "Mangel an Widerstand, mit dem sie konfrontiert sind", sagte Kirby weiter.

Es wird geschätzt, dass es rund 300.000 afghanische Sicherheitskräfte und 60.000 Taliban-Kämpfer gibt. Die afghanische Armee ist zudem besser ausgerüstet. Warum die Armee trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit so schnell von den Taliban besiegt wird, ist unklar. Offenbar ergeben sich einige Soldaten aus Furcht vor der Rache der Islamisten kampflos.

Und einmal mehr zeigt sich hier erneut das totale Nicht-Verständnis - keineswegs ergeben sich die "Soldaten", sondern sie schließen sich ganz offen und direkt den Taliban an, nicht aus Furcht, sondern weil sie auf der Seite derjenigen stehen wollen von denen sie ausgehen dass sie siegen werden. Radikalster Opportunismus ist die hervorstechendste kulturelle Eigenschaft in Afghanistan.
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(13.08.2021, 23:48)Quintus Fabius schrieb: Und einmal mehr zeigt sich hier erneut das totale Nicht-Verständnis - keineswegs ergeben sich die "Soldaten", sondern sie schließen sich ganz offen und direkt den Taliban an, nicht aus Furcht, sondern weil sie auf der Seite derjenigen stehen wollen von denen sie ausgehen dass sie siegen werden. Radikalster Opportunismus ist die hervorstechendste kulturelle Eigenschaft in Afghanistan.

"Wenn Du einen Feind nicht besiegen kannst dann verbünde dich mit ihm." ist eine weit verbreitete Handlungsweise in der arabischen Welt und im Orient. Die Taliban haben eben gezeigt dass sie unbesiegbar sind. Biden wird vermutlich als ein noch größerer Looser in die Geschichte eingehen als Trump. Mit seinem Abzug hat er den restlichen Respekt, den islamistische Gruppen noch vor dem Westen hatten, komplett verspielt. Das wird sich in den nächsten Jahrzehnten noch bitter rächen.

Ein anderer Aspekt der hier glaube ich noch wenig Betrachtung fand ist dass Pakistan immer ein sicherer Rückzugsort für die Taliban war. Obwohl man im Westen darüber völlig im Klaren war und jedes Jahr Milliarden Entwicklungshilfe dort verbrannt hat, gab es niemals eine ernsthafte Intervention dahingehend. Dies allein illustriert eigentlich schon sehr anschaulich die Schwäche und das Unvermögen der gesamten involvierten westlichen Welt.
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(14.08.2021, 11:03)lime schrieb: Biden wird vermutlich als ein noch größerer Looser in die Geschichte eingehen als Trump. Mit seinem Abzug hat er den restlichen Respekt, den islamistische Gruppen noch vor dem Westen hatten, komplett verspielt.

Nur hätte er das auch nicht mehr verhindern können. Nach der Vorarbeit von Trump in Afghanistan und in der Heimat konnte Biden den Rückzug nicht wieder abblasen. Das hätte er innenpolitisch nicht überlebt, ganz abgesehen davon, was so ein Schlingerkurs für einen fortgesetzten Militäreinsatz bedeutet hätte.
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(14.08.2021, 23:11)Broensen schrieb: Nur hätte er das auch nicht mehr verhindern können. Nach der Vorarbeit von Trump in Afghanistan und in der Heimat konnte Biden den Rückzug nicht wieder abblasen. Das hätte er innenpolitisch nicht überlebt, ganz abgesehen davon, was so ein Schlingerkurs für einen fortgesetzten Militäreinsatz bedeutet hätte.

Alles weniger dramatisch zum Istzustand. Scheinbar wollen die Taliban noch vor dem endgültigen Abzug in Kabul sein um ihren Sieg perfekt zu machen.
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Die ersten Taliban wurden in Kabul Downtown gesichtet. Regierungssoldaten ergeben sich angeblich reihenweise ohne jeden Widerstand. Ich hoffe unsere Leute kommen da noch heil raus.
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Mal sehen ob die Bundeswehr-Einheiten morgen überhaupt noch rechtzeitig kommen:

https://www.tagesschau.de/newsticker/liv...n-101.html

Zitat:++ Regierung kündigt Machtübergabe an ++

Stand: 15.08.2021 12:45 Uhr

Der afghanischen Innenminister hat eine friedliche Machtübergabe an die Taliban angekündigt. Kurz zuvor waren Taliban-Kämpfer bis in die Außenbezirke Kabul vorgerückt. Die USA evakuieren ihre Botschaft. Die Entwicklungen im Liveblog.


Zitat:12:11 Uhr
Vereinzelt Schüsse in Kabul abgegeben

Aus Kabul werden nach übereinstimmenden Medienberichten vereinzelt Schüsse gemeldet. Es ist aber unklar, wer diese abgibt.

Der "New York Times"-Reporter Mujib Mashal berichtet, dass vielerorts in Kabul Sicherheitskräfte und private Leibwächter schießen, um sich schneller durch die Stadt bewegen zu können. Die Taliban seien nicht verantwortlich.


Zitat:12:03 Uhr
Taliban erbeuten US-Waffen

Da afghanische Regierungstruppen vielerorts kampflos aufgegeben haben oder desertiert sind, fallen Waffen und Ausrüstungsgegenstände in die Hände der Taliban. Die Islamisten verbreiten Videos, die zeigen, wie ihre Kämpfer Waffenlager übernehmen, mit erbeuteten Fahrzeugen patrouillieren oder vor Militärhubschraubern posieren.

Es sind Szenen, die an den Vormarsch der Terrorgruppe IS im Irak erinnern. Dort waren Soldaten der irakischen Armee geflohen - Fahrzeuge, Panzer und Waffen fielen an die Terroristen.
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