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Eine Zusammenfassung der jetzt offziell verkünderten russischen Aufrüstungspläne direkt von der Seite des russischen Verteidigungsministeriums:
1. Die Altersgrenzen für den Wehrdienst werden um drei Jahre verschoben. Der Wehrdienst beginnt also jetzt statt mit achtzehn nun mit einunzwanzig, dafür wird man bis dreißig einberufen.
2. Jeder Wehrdienstleistende kann vom ersten Tag an als Berufssoldat Dienst leisten.
3. Die Zahl der Berufssoldaten soll mal eben binnen weniger Jahre verdoppelt werden, von aktuell (angeblich) 380.000 auf dann mindestens 695.000.
4. Bis spätestens Ende 2023 soll es auf Geheiß des Präsidenten selbst jedoch bereits mindestens 521.000 Berufssoldaten geben.
5. Die Obergrenze der Streitkräfte soll auf 1,5 Millionen Soldaten erhöht werden.
6. Auf Geheiß des Präsidenten soll bereits Anfang 2023 die Sollstärke der Armee von 1 Millionen auf 1,15 Millionen steigen.
7. Die Zahl der Offiziere, welche ja durch die Militärreform im Jahr 2008 drastisch reduziert wurde, soll verdoppelt werden.
8. Sowohl St. Petersburg wie auch Moskau werden eigene Militärbezirke.
9. Es sollen so schnell wie möglich zehn Divisionen geschaffen werden, davon fünf Artillerie-Divsionen, zwei Luftlande-Divisionen und drei mechanisierte Divisionen. Zudem sollen sieben motorisierte Schützenbrigaden zu Mot-Schützen Divisionen aufgerüstet werden.
10. In Karelien soll ein komplett neues selbstständiges Armeekorps aufgestellt werden.
11. Dazu sollen noch drei neue Luftwaffen-Divisionen kommen und nicht weniger als sechs neue Heeresflieger-Brigaden.
12. Fünf Marineinfanterie-Brigaden sollen zu fünf Marineinfanterie-Divisionen aufgerüstet werden.
13. Jede Panzerarmee soll eine ihr unterstehende sehr starke Heeresfliegerkomponente bekommen, mindestens jedoch einhundert Kampfhubschrauber
14. Die Flugschulen sollen deutlich ausgeweitet werden und es soll spezielle Schulen für die Ausbildung in der Zusammenarbeit von Luftwaffe und Bodentruppen geben. Dazu soll die Luftwaffe sehr viel mehr Personal erhalten.
So viele schöne Potemkinsche Einheiten ! Mit einem heimeligen Gefühl kann man dann gegenüber der eigenen Bevölkerung weiter Weltmacht schauspielern. Und so viele Möglichkeiten für Diebstahl, Unterschlagung, Korruption und Berreicherung, so viel Sold zu stehlen, so viele Rüstungsaufträge die man auschlachten kann und so viele Möglichkeiten für kriminelle Machenschaften.
Für die sogenannten Eliten in Russland ist der Krieg eine noch bessere Möglichkeit sich zu berreichern als es der Frieden zuvor je wahr.
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(26.12.2022, 00:46)Quintus Fabius schrieb: So viele schöne Potemkinsche Einheiten ! Mit einem heimeligen Gefühl kann man dann gegenüber der eigenen Bevölkerung weiter Weltmacht schauspielern. Und so viele Möglichkeiten für Diebstahl, Unterschlagung, Korruption und Berreicherung, so viel Sold zu stehlen, so viele Rüstungsaufträge die man auschlachten kann und so viele Möglichkeiten für kriminelle Machenschaften.
Für die sogenannten Eliten in Russland ist der Krieg eine noch bessere Möglichkeit sich zu berreichern als es der Frieden zuvor je wahr.
Und am Schluss fällt das ganze System wieder in sich zusammen, weil man hauptsächlich nur Geld in die Rüstung investiert. Soviet Union 2.0!
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(26.12.2022, 00:46)Quintus Fabius schrieb: So viele schöne Potemkinsche Einheiten ! Mit einem heimeligen Gefühl kann man dann gegenüber der eigenen Bevölkerung weiter Weltmacht schauspielern. Und so viele Möglichkeiten für Diebstahl, Unterschlagung, Korruption und Berreicherung, so viel Sold zu stehlen, so viele Rüstungsaufträge die man auschlachten kann und so viele Möglichkeiten für kriminelle Machenschaften.
Für die sogenannten Eliten in Russland ist der Krieg eine noch bessere Möglichkeit sich zu berreichern als es der Frieden zuvor je wahr.
Natürlich wäre eine Variante dass in der russischen Armee einfach alles so weiter läuft wie bisher. Nur so richtig glaube ich daran nicht. In Kriegszeiten stehen meist auch Veränderungen an und gerade Korruption wird da nun wesentlich akribischer verfolgt werden und vermutlich auch viel härter bestraft als vorher. Auch werden da in Zukunft wohl weniger einfach wegschauen, allein weil die Straftatbestände ganz schnell in Richtung Landesverrat rücken könnten.
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(26.12.2022, 00:46)Quintus Fabius schrieb: So viele schöne Potemkinsche Einheiten !
Kann uns nur gut tun.
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Ich habe eine ältere Schätzung gefunden, nachdem in russischen Depots vor dem Krieg rund 4000 T-64, 850 T-62 und 1200 T-55 gestanden haben sollten. Kann das in etwa hinkommen?
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Wenn man die in den Depots herumstehenden Panzer zählt, dann durchaus.
Die wesentliche Frage aber ist der Zustand dieser Panzer, die da teilweise seit Jahrzehnten einfach so im Freien vor sich hingammeln. Es ist eigentlich erstaunlich und spricht für die russische Technik, dass die Russen überhaupt so viele davon wieder mobilisieren konnten/können wie sie es getan haben. Hab selbst schon mal so einen Panzerfriedhof in Echt gesehen, dass sieht vor Ort am Boden noch schlimmer aus als auf den Bildern die man so im Netz sieht. Erstaunlich wie sie aus diesen Schrott doch etliche funktionsfähige Fahrzeuge zusammenstellen können.
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Eben deshalb meine Frage. Ich hatte ja schon öfters Fragen zur Haltbar- und Verfügbarkeit der sowjetischen Hinterlassenschaften gestellt und die Bilder waren ja oft erschreckend.
Wenn man jetzt rechnet, dass die Russen seit einem, grob gerechnet, knappen Jahr ihre T-62 aus den Depots zerren und nun beim T-54/55 angekommen sind, kann man am Küchentisch in etwa extrapolieren, wie lange die Russen auf derartige MBT-Substitute zurückgreifen können. Irgendetwas zwischen 12 und 18 Monate, dann dürfte der Ofen zumindest in diesem Bereich aus sein, sofern die Entwicklung linear fortschreitet.
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Ich habe es noch einmal etwas genauer überschlagen.
Der T-62 wird seit Ende Mai '22 eingesetzt. Setzt man dieselben Parameter beim T-54/55 voraus, bzw. geht davon aus, dass sie sich ausmitteln, kommt man bei 1200 Einheiten auf eine Reichweite bis Ende Mai '24.
Interessant wäre es zu erfahren, wie es bei anderen Fahrzeugen, wie den IFV, aussieht.
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(02.04.2023, 20:02)Venturus schrieb: Interessant wäre es zu erfahren, wie es bei anderen Fahrzeugen, wie den IFV, aussieht.
Also wenn ich raten sollte, würde ich mal sagen: sicher nicht besser. Denn die dürften bei der Einlagerung als weniger relevant angesehen worden sein und ohnehin auch weniger beständig sein aufgrund geringerer Materialstärken.
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Nachvollziehbare Einschätzung. Dann sollte es aber auch dort bald massive Probleme geben. Geht man nach Wikipedia, läge das theoretische Potenzial bei 7000 BMP-1 und 1500 BMP-2. Ein geringeres Potenzial als bei den T-72 mit 7000 Stück bzw. T-80 mit 3000 Stück, welches jetzt schon mit den T-54/55/62 ergänzt werden muss. Zumal man laut dem unteren Artikel schon beim BMP-1 angekommen scheint.
Der MT-LB, mit einem Potenzial von 2000 Einheiten, wird ja jetzt schon für fantasievolle Konstruktionen genutzt. Kann sein, dass da auch nicht mehr viel zu holen ist.
Blieben noch 4000 BTR-60/70. Aber gut, letztendlich Zahlen-Masturbation, solang Parameter wie genaue Zustände oder die Instandsetzungskapazitäten je Typ unbekannt sind.
Korrektur: Nicht BMP-1 sondern BTR-50, wobei der meines Wissens nach als Ladungsträger genutzt wird.
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Habe mal ein bisschen im Netz gesucht. Und wieder einmal habe ich das, was die ganze Zeit peu à peu reingetropft ist, nicht wirklich realisiert.
Der BTR-50 wird wohl nicht als Ladungsträger, sondern einfach, so wie er ist, aus dem Depot als IFV in die Schlacht geschickt.
Und es wurde zumindest eine D-1 Haubitze auf russischer Seite an der Front gesichtet.
Ich gehe zwar davon aus, dass man auch weiterhin modernere Einheiten aus den Depots zieht bzw. als Ersatzteillager für die Front nutzt, aber die Lücke zwischen dem, was man derzeit an halbwegs aktuellem Material mobilisieren kann und dem, was man verbraucht, muss wirklich riesig sein.
Aber wenn man, Einzelfall hin oder her, eine Haubitze von bestenfalls 1949 ausgräbt, dann gibt es da wohl nichts mehr zu beschönigen. Ich habe die Sprüche über die baldige Reaktivierung des T-34 immer als Übertreibung abgetan, aber so langsam frage ich mich, ob irgendwo noch 85 mm-Munition rumliegt.
Das einzige Problem ist, dass es der Ukraine kaum besser geht.
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(04.04.2023, 20:57)Venturus schrieb: Aber wenn man, Einzelfall hin oder her, eine Haubitze von bestenfalls 1949 ausgräbt, dann gibt es da wohl nichts mehr zu beschönigen.
Es scheint mir so, als würden die Systeme nicht nach ihrer Modernität und dem damit verbundenen Kampfwert ausgewählt, sondern rein anhand der Verfügbarkeit aufgrund des Zustands. Also werden wir irgendwann gut erhaltene T-34 sehen, während Unmengen von T-72 nicht wieder fit gemacht werden, weil ihr Zustand und die Instandsetzungskapazitäten das einfach nicht erlauben.
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Die haben keine T-34 mehr, vor ein paar Jahren haben sie extra welche für Paraden aus dem Ausland zurückgekauft.
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Dann sind die ja einsatzbereit.
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Würde doch auch gut in die Propaganda passen. Der glorreiche T-34, der die deutschen Nazis besiegt hat, wird nun auch die ukrainischen Nazis besiegen.
@Broensen: Von diesem Problem aus "Modernes Material vorhanden, aber nicht verfügbar gegen altes Material verfügbar" gehe ich aus.
Die scheinen das rotte Zeug gerade mal so notdürftig wie möglich wieder instand zu setzen, um den Sofortbedarf irgendwie zu befriedigen. Es stellt sich halt nur die Frage, in welchem Umfang halt doch noch modernes Zeug wieder flottgemacht wird. Zumal ich gelernt habe, dass es meistens dieselben Teile sind, die zuerst die Grätsche machen. Reicht es also einfach einen Panzer auszuschlachten, um zwei bis drei andere einsatzbereit zu kriegen, oder müssten eigentlich bestimmte Teile nachproduziert werden? Und wenn ja, wie gut klappt das?
In meiner Fantasiewelt würden dort Menschen mit vielen vielen Listen herumlaufen, die einzelnen System zumindest grob nach "instandsetzungswürdig" oder "auszuschlachten" beurteilen und dann würde systematisch abgearbeitet. Die Kannibalisierungstrupps würden die Einzelteile herausholen, beurteilen, was noch einsatzbereit ist, was aufgearbeitet werden muss und was ins Recycling gehört. Anschließend würden die Reparaturtrupps damit arbeiten. Zum Schluss hätte man viele einsatzbereite Panzer und viele leere Hüllen.
Aber irgendetwas sagt mir, dass es bei diesen Aktionen vermutlich wesentlich chaotischer als bei den Ludolfs und ihrem Haufensystem zugeht. Zumal die hier geposteten Berichte und Fotos dies zu untermauern scheinen.
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