Russland vs. Ukraine
(Gestern, 12:16)lime schrieb: Und dieser Umstand ist natürlich jemandem der 20 Jahre an verschiedensten Positionen beim KGB und FSB gearbeitet hat nicht bekannt?
Er hat halt auch keine Quellen für die ungeschönte Wahrheit. Die Informationen der Gegenseite kann er nicht für Wahr nehmen und sich selbst ein Bild vor Ort verschaffen, tut er ja wohl auch nicht. Er kann sich nur auf seinen inneren Kreis verlassen und die sich wiederum auf ihre Leute usw. Eben genau auf diese Schönfärb-Kette. Da macht es nicht viel Unterschied, ob man sich des Problems bewusst ist, wenn man zugleich ein gefestigtes Bild hat, dessen Bestätigung man in jeder Nachricht sucht. Und das ist bei Putin klar gegeben und wird auch von seinen Vertrauten und deren Informationsketten gefüttert.
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(Gestern, 12:20)Quintus Fabius schrieb: ...

Ich gehe rein persönlich davon aus, dass Putin so etwas in der Art tatsächlich glaubt bzw. annimmt.
man braucht sich doch nur die Vita von Putin anzusehen - überzeugter KGB-Agent, der als "kleines Licht" in der DDR miterleben muss, wie alles, an was er glaubt, zusammen bricht.
Für ihn war das und die nachfolgende Entwicklung eine "unfreundliche Übenahme" durch den von Anfang an beständig drohenden Feind, die NATO. Wenn er dann noch das Chaos unter Jelzin miterlebte - und auch hier "dem Westen" die Schuld zugewiesen hat (die eigenen Schwächen hat man auch drüben nie gesehen), dann ist sein Narrativ fertig entwickelt.
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Und Internet hat putin dann wahrscheinlich nicht? Es will mir doch wohl keiner erzählen das ein Offizier der auslandsspionage nicht in der Lage sein soll aus den verschiedenen zur Verfügung stehenden Quellen ein reales lagebild zu erstellen . Also bitte. Da die Karten bei seriösen Anbietern im Internet alle verifiziert sind ist es also ein leichtes ein lagebild zu erstellen. Vor allem ist er jemand der selber eigene Quellen hat im In und Ausland und nicht nur auf seinen Apparat angewiesen ist . Das war einfach sein halbes Leben lang sein Job.
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Es ist seit Jahren bekannt, dass Wladimir Putin alle elektronischen Medien meidet, nur eine Zeitung liest und sich nur von wenigen Vertrauten mit Informationen versorgen lässt. Sogar die vom Kreml finanzierte, dediziert pro-russische Putin-Biografie Hubert Seipels spricht davon.

Es ist auch bekannt, dass die ukrainischen Vorbereitungen zur Kursk-Offensive 2024 von den Russen aufgeklärt wurden, Generalstabschef Waleri Gerassimow aber zu viel Schiss davor hatte, es Putin zu sagen, weswegen Igor Girkin keine Gelegenheit auslöst, Gerassimow zu verspotten.

Am 03. Februar 2022 (!) veröffentlichte Oberst a.D. Michail Chodarjonok, ehemals Leiter der 1. Führungsgruppe der Hauptabteilung Operative Führung des Generalstabs der russischen Streitkräfte, ein Essay, in dem er das Scheitern der erwarteten russischen Offensive vorhersagte, sowie mit drastischen Worten warnte, dass die Staatsführung sich völlig falsche Vorstellungen mache. Er traf folgende Vorhersagen bzw. Feststellungen:

Der Kreml weigere sich, zur Kenntnis zu nehmen, dass die ukrainische Armee 2022 nicht mehr dieselbe sei wie 2014, sondern weitreichende Reformen sie zu einer nach westlichen Grundsätzen geführten Streitmacht gemacht hätten.

Man werde sich fatalerweise einbilden, als Befreier empfangen zu werden, doch dazu werde es nicht kommen, nicht einmal im Osten der Ukraine.

Es werde zu einer gesamtgesellschaftlichen Erhebung gegen die Invasion kommen, der Widerstand werde sich nicht auf radikale Nationalisten oder versprengte Armeeeinheiten beschränken.

Meinungsführer aus Politik und Medien würden die aus Überheblichkeit geborene Vorstellung hegen, man werde die Ukraine binnen weniger Stunden besiegen. Dazu werde es nicht kommen, es werde einen langen Krieg geben, für den Russland nicht aufgestellt sei.

Der Westen werde die Ukraine nicht fallenlassen, sondern massiv unterstützen.

Die Ukrainer würden den russischen Vormarsch im Partisanenkampf aufhalten, es bestehe die Gefahr, horrende Verluste beim Kampf um bebautes Gebiet zu erleiden.

(Quelle)

Ein derart eklatantes Führungsversagen erfordert eine Staatsführung, die sich kein eigenes Bild macht und außerdem ein Klima der Angst erzeugt, in der sich niemand getraut, ihr reinen Wein einzuschenken.

@alphall31 & @lime Warum wundert Ihr Euch so sehr darüber, bzw. warum zweifelt Ihr an, was mittlerweile eigentlich nicht mehr belegt werden muss? Es ist doch auch nicht so, als sei Putin in Russland damit ohne Beispiel. Für Leonid Breschnew wurde am Ende seiner Amtszeit eine eigene Ausgabe der 'Prawda' gedruckt, in der alle schlechten Nachrichten weggelassen wurden.
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Schlussendlich wissen wir nicht, auf welche Weise genau Putin sich Informationen geben lässt. Alle Aussagen dazu sind spekulativ. Aber:

Man sieht und hört regelmäßig was Putin redet. Man kriegt mit was er entscheidet. Sieht seine ganze Art. Man sehe sich beispielsweise nur das Interview mit Tucker Carlson an oder jeden anderen öffentlichen Auftritt. Putin redet die meiste Zeit nur noch über Geschichte, frühere geschichtliche Ereignisse und was diese für die Gegenwart seiner Ansicht nach bedeuten.

Als erstes ließ er Tucker Carlson eine Mappe mit einer Darstellung der russischen Geschichte geben, und dass ist nicht nur einfach Propaganda, denn dass ist unüblich. Das zeigt also mehr auf.

Das Problem mit Putin ist nicht, dass er sich nicht informieren könnte, sondern dass er (eventuell altersbedingt) die Informationen nicht mehr wahrnehmen will / wahrnehmen kann. Er steckt in einer Blase fest, einem Spiegelkabinett indem alles nur noch so ist, wie er es rein persönlich glaubt. Das ist offenkundig so und belegbar.

Ansonsten lässt sich weder die aktuelle russische Politik noch die aktuelle russische militärische Vorgehensweise mehr erklären.

Kurz und einfach: selbst wenn Putin persönlich frei im Internet lesen würde, es würde nichts ändern, weil er geistig komplett feststeckt. Er würde konträre Informationen daher entweder abtun, oder gar nicht wahrnehmen, oder uminterpretieren.

Sein ständiges Monologisieren über historische Themen, dass ignorieren von Fakten und seine Entscheidungen zeigen klar auf, dass er entweder gar keinen Zugang mehr zu richtigen Informationen hat und/oder diese nicht mehr richtig wahrnehmen kann.

Und dazu passt auch das was bei dem Treffen mit Trump passiert ist. Putin hält historische Monologe, weil er geistig degeneriert ist (altersbedingt) und darin gedanklich feststeckt.

Deshalb war das Tucker Carlson Interview in Wahrheit tatsächlich wertvoll. Weil es den Geisteszustand von Putin tatsächlich offen gelegt hat. Ein in Paranoia und notorischen Lügen verfangener Spieler und Feigling, der sich in seinen eigenen Gedanken verlaufen hat und ständig aus der Realität der Gegenwart in die Historie flieht, um sich eben dieser Gegenwart nicht stellen zu müssen.
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Es ist eine bekannte Tatsache, dass sich Autokraten, Egomanen und andere "Führer" mit einem Kreis von Ja-Sagern umgeben und kritische Stimmen (ver-)meiden. Kritik würde ja die Genialität des großen Führers in Frage stellen. Die sind in ihrer eigenen Echo-Blase gefangen.
Und das führt letztendlich zu ihrem Untergang.
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Das greift meiner Meinung nach tiefer. Putin hat einfach geistig komplett abgebaut und er denkt nur noch in seinen historischen Fantasien. Man sehe sich einfach nur die ersten 10 Minuten an, dass reicht schon:

https://www.youtube.com/watch?v=hYfByTcY49k

[Bild: https://i.redd.it/2qvoaou13jhc1.png]
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(Heute, 09:18)Kongo Erich schrieb: Es ist eine bekannte Tatsache, dass sich Autokraten, Egomanen und andere "Führer" mit einem Kreis von Ja-Sagern umgeben und kritische Stimmen (ver-)meiden. Kritik würde ja die Genialität des großen Führers in Frage stellen. Die sind in ihrer eigenen Echo-Blase gefangen.
Und das führt letztendlich zu ihrem Untergang.

Als ob das im Westen anders wäre Big Grin

(Heute, 09:48)Quintus Fabius schrieb: Das greift meiner Meinung nach tiefer. Putin hat einfach geistig komplett abgebaut und er denkt nur noch in seinen historischen Fantasien. Man sehe sich einfach nur die ersten 10 Minuten an, dass reicht schon:

Was sollte er denn stattdessen tun, auf das Klein-Klein der Kriegsführung Bezug nehmen?
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(Heute, 11:03)lime schrieb:
Zitat:Die sind in ihrer eigenen Echo-Blase gefangen.
Als ob das im Westen anders wäre Big Grin
Selbst hier im Forum ist das nicht anders. Du und Kongo Erich seid beide intelligente Menschen mit dem selben Zugang zu quasi unendlichen Informationsquellen und trotzdem kommt ihr stets zu gegenläufigen Erkenntnissen.
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@Broensen
Zitat:Du und Kongo Erich seid beide intelligente Menschen mit dem selben Zugang zu quasi unendlichen Informationsquellen und trotzdem kommt ihr stets zu gegenläufigen Erkenntnissen.
Solange dies nur das Forum und nicht eine OP am offenen Herzen betrifft, begrüße ich das durchaus. Wink

Schneemann
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Trump hat wohl neue Hoffnung geschöpft, da Putin ihm scheinbar etwas entgegen kommen will. Auch wenn Rußland mit dem Angebot vermutlich nur Zeit schinden will wird jetzt die Ukraine am Zug sein.

Zitat:In the call between Trump and Putin, the Russian leader suggested he would be willing to surrender parts of two other regions of Ukraine he has partly conquered, Zaporizhzhia and Kherson, in exchange for full control of Donetsk, the officials said. That is slightly less of a sweeping territorial claim than he made in August at a summit between Trump and Putin in Anchorage. Some White House officials portrayed that as progress, according to one of the two senior officials, who was briefed on the Putin call.

https://www.washingtonpost.com/politics/...ar-ukraine
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