Nigeria
#23
Nun ja, da spielen eben nicht nur „Verhexungen“ eine Rolle. Vielmehr muss man auch sagen, dass beispielsweise die teils etwas selbstverliebten Herrschaften im Westen, vorzugsweise Künstler wie z. B. Bono oder auch Madonna, mit ihren tränenreichen Forderungen nach einer Erhöhung des Entwicklungshilfeetats diesen Aspekt beschleunigen. Es gibt heute schon genügend Experten, die sagen, dass die ca. 3 Billionen Dollar Entwicklungshilfe, die in den letzten drei, vier Jahrzehnten geflossen sind, eher den sozialen Graben in Afrika weiter aufgerissen haben, bzw. die Korruption der Eliten gefördert haben. Die Wege des meisten Geldes sind heute nicht mehr nachvollziehbar. Oftmals ist es einfach „versumpft“. Das Rufen nach mehr Geld wird inzwischen auch von afrikanischer Seite aus immer öfter kritisiert, da es die Abhängigkeit und die Korruption verstärkt und die Eigeninitiative vernichtet. Bei einigen Leuten hier, die lieber nach Afrika zum Adoptieren fliegen, ist das aber noch nicht angekommen (leider). Und oftmals sind Politiker dann versucht, sich lächelnd neben eben jene Künstler zu stellen und zu sagen, dass man helfen wird...

Mischt man dazu noch Energieaspekte, so wie im ölreichen Nigeria, wo international aktive Konzerne bohren, die auch gerne mal zum eigenen Vorteil mit Diktaturen oder halbgaren Demokratien anbändeln (oder denen es eh egal ist, mit welchem Massenmörder sie zusammenarbeiten, so wie etwa den Chinesen im Sudan), dann hat man bereits eine Situation, in welcher die lokale Bevölkerung kaum mehr ein Mitspracherecht hat, ja zumeist nur Statist ist und elendig dahinvegetiert. Die Aufstände in Nigerias Küstenstreifen gegen die Ölpolitik, die Entführungen von Mitarbeitern von Ölfirmen sowie immer wieder sich ereignende Katastrophen, bei denen Pipelines explodieren und Hunderte von Passanten, die Sprit zum Überleben stehlen wollten, sterben, sind Beispiele dafür. Von den reinen umwelttechnischen Schäden, weil sich eh kein bestochener Beamter darum kümmert, ob eine Förder-Vorschrift eingehalten wird, rede ich jetzt mal noch nicht.

Und nimmt man im Falle Nigerias noch den Aspekt eines militanten Islamismus hinzu, dann wird die Sache vollends chaotisch. In einigen Teilen Nigerias ist die „blutige Grenze“ des Islam sichtbar geworden, was sich auch in der Einführung der Scharia in einigen Gebieten zeigt. Zudem: Die hier genannten Kämpfe drehten sich um die fundamentalistische Islamisten-Sekte der Boko Haram, die die Scharia im ganzen Land einführen wollte und nebenbei westliche Literatur als Teufelszeug ansieht.

Kurz: Ein solches Land kann noch so viele Einwohner haben oder Rohstoffe besitzen, solange es derartige islamistische Strömungen und eine derart weit verbreitete Korruption gibt und ein enorm großer Teil der Bevölkerung verarmt und im Öldreck stirbt, haben solche Unruhen nichts mit „Verhexung“ zu tun, sondern mit recht realen Sachverhalten.

Schneemann.
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