Globalisierung
#51
@Thomas Wach

Naja, die Wirtschaftswissenschaft als rein deskriptive Wissenschaft zu bezeichen ist schon ein bisschen fern ab der Realität. Viel mehr sind es kausual-analytische Wege die da eingeschlagen werden. Und die Teilung der Methoden, die aus der Mathematik stammen, wie exploarative, induktive, deskriptive u.s.w. einfach zu streichen und zu behaupten das wäre nicht so, übertragt das auch automatisch auf alle anderen Wissenschaften die diese Methoden verwenden. Und das sind quasi alle.
Zudem steht eine "deskriptive" Wissienschaft alleine schon im Widerspruch zu dem Wort. Wenn eine Wissenschaft deskriptiv ist kann siue sich dann überhaupt entwickeln? Nein. Die Wirtschaftswissenschaft hat somit diese Behauptung schon deutlich wiederlegt.


Zur Rationalität:
Ich finde es erstaunlich, wie jemand der der VWL studiert, Paradigmen einfach streichen kann ohne sie durch neue zu ersetzen. Das ist eigentlich das wohin sich der Wissenschaftler vom Stammtisch unterscheiden sollte.
Nichts desot trotz, ist die wirtschftswissenschaftliche Annahme, es gibt auch andere Definitionen, der Rationalität "das jeder die Alternative wählt die ihm nach seinem Glauben den größten Vorteil bringt" empirisch belegbar. Und wenn man sich mal tief in die Mikroökonmie begibt, dann stellt man fest das diese mit dieser Annahme sehr erfolgreich ist. Zahlreiche Uhnternhemen wirtschaften damit sehr gut, z.B. die Spieltheorie, die ohne diese Annahme wertlos ist, feiert große Erfolge in den letzten Jahren. Diese Konzepte sind auch insbesondere in den wiwi Experimentallaboren nachweisbar, wo Probanden ohne Einfluss extener formeller und informeller Institutionen tatsächlich Entscheideungen treffen die dieser Annahme entspricht. Daher wird dieses rein "menschliche" Phänomen durch die Institutionsgebung kontrolliert um nach Möglichkeit Kooperationsprobleme die in einem Gefangenendilemma enden würden zu vermeiden.

Also entweder hast du deinen Standpunkt zu dieser Thematik so dargelegt das ich ihn nicht nachvollziehen kann, oder du das diese Konzeption nicht verstanden, was selbst der Fall sein sollte wenn du VWL nur im 2. Nebenfach studierst.

Zitat:Jetzt kommen wir schon dem zentralen Punkt näher: Solch umfänglichere Modelle erreichen durchaus ein gewisses Komplexitätsniveau, nur sind derart voll mit ceteris-paribus Annahmen und Idealisierungen, das sie letztlich fast nichts taugen außer für die Deskription bestimmter Zusammenhänge.
Nur, was mein Problem war: Du hattest angefangen völlig nichtsaussagende Modelle zu zitieren, obwohl die Diskussion sich auf einem ganz anderen Niveau bewegte. Hier ging es viel eher um die Stabilität der globalisierten Wirtschaft und du führst dann völlig unrelevante Theoreme wie Ricardo und Heckscher-Ohlin an. Die erklären zwar ganz nette, dass gehandelt wird. Aber mehr auch nicht. Deshalb auch meine recht furiose Polemik. Wiwi erklärt eben (fast) nix.
Natürlich sind diese voll von ceteris paribus Klauseln und wie du es nennst "Idealisierungen". Schließlich hat heute noch keiner eine Lösung für das Problem der unvollständigen Information gefunden. Es ist auch nicht zu vermuten das dies passiert. Daher ist ein arbeiten ohne Annahmen einfach nicht möglich. Für verschiedene Annahmen können verschiedene Szenarien geplant werden.

Was meine "unrelevanten Theoreme" angeht, so finde ich die im Kontext das die Wiwi noch in den Kinderschuhen steckt und im dem Zusammenhang der Theorie das die Globalisierung nur den Reichen nützt und andere nur benachteiligt sehr gelungen. Sie zeigen nicht nur in einfacher mathematischer Form die grössten Stammtischparolen wiederlegt werden, sondern auch eine evolutionäre Entwicklung der Wwi.

Zitat:Naja, so ganz einverstanden bin ich damit nicht, vorallem der zweite Teil deiner Erklärungen ist für mich wirklich ziemlich daneben, weil viel zu kurz gefaßt. Mit dem Konsensprinzip wird in den Sozialwissenschften schon seit gut 30 Jahren nicht mehr gearbeitet. Und der Begriff der gängigen Werte ist doch ziemlich schwammig...
Womit arbeiten den die Sozialwissenschaften sonst? Mit der Annahme alles ist Gott gegeben und nichts ist zu ändern? Das mit der Inkonsistenz von informellen und formellen Institutionen ist recht einfach. Wenn die Bevölkerung religös ist und den Sonntag als heiligen freien Tag sieht, so wird es schwerlich funktionieren gesetzlich den Sonntag als Arbeitstag zu verankern. Übrigens ist das keine Idee der Wiwis sondern verschiedener Geisteswissenschaftler.

Leider leiden gerade die Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler unter mangelnder Kenntnis gegenseitiger Methoden und Theorien. Ich habe mir schon oft lachhafte sozialwissenschaftliche Theorien von Leuten angehört die ein ungesundes wirtschaftswissenschaftliches Halbwissen aufgebracht haben. Die Sozialwissenschaften können vieles einleuchtend erklären, verpassen aber meist aus Unwissenheit diese in den wirtschaftswissenschaftlichen Kontext zu bringen. Das ist insbesondere in der VWL der Fall, in der BWL hingegen sind Sozialwissenschaftler in vielerlei hinsicht eine Bereicherung. Da gibt es übrigens auch eine ganze Reihe die die Idee der wirtschaftswissenschaftlichen Rationalität aus der Berufserfahrung her angenommen haben.

Zitat:Dummerweise hampeln aber überall Wiwis rum und glauben, mit ihren ceteris-paribus Lösungen irgendwas sinnvoles sagen zu müssen. Desweiteren hat über den Neoliberalismus die Wirtschaftsgläubigkeit sich lange relativ derbe auch ideologisch zementiert gehabt. Ich erinnere nur an den lachhaften Washington consensus.
Es hampeln überall Leute rum die meinen was interessantes sagen zu müssen. Die die übrig bleiben und dessen Thesen nicht von anderen gnadenlos auseinandergenommen werden sind die die ernst genommen werden sollten. Leider passiert das in allen Bereichen zu wenig, insbesondere da wo die Geber der Institutionen, die Politiker, tätig sind. Weder anerkannte Konzepte der Wiwiws noch der Sozialwissenschaften werden dort ausreichend berücksichtigt und zusammengeführt. Aber das ist alt ein Problem was noch keiner gelöst hat. Im gewissen Sinne stellt auch jede Wissenschaft eine eigene Interessengruppe dar.

Was ich immer interessant finde ist wie Leute sich erheben die Wiwi als nutz- und Gegenstandlos zu bezeichnen obwohl der Erfolg messbar ist. Das Beste dabei ist, das keine Alternativen geboten werden.
:daumen:
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