Söldner(un)wesen
#43
Es gibt einiges an Pro's und Contra's zum Thema "Söldner". Im übrigen ist der Begriff an sich schon strittig, denn mit dem klassischen Söldner, der sich in den sechziger Jahren in Afrika rumgetrieben hat, haben die meisten heutigen Firmen relativ wenig zu tun.
Wer sich ernsthaft für das Thema interessiert, dem empfehle ich das Buch "Corporate Warriors" von P.W. Singer (englisch, kostet bei Amazon 20 Eur). Da gibts einen Überblick über die heutigen Strukturen, Firmen, Einbindung in die jeweiligen Staaten, rechtliche Probleme etc. pp.

@Thomas Wach:
Natürlich gibt es viele Probleme mit der Einbindung von PMF's (Private Military Firms, passt besser zu dem, was ich meine, als der pauschale Begriff "Söldner") in staatliche Strukturen. Ich fände es auch besser, wenn der Staat das Gewaltmonopol behielte. Nur leider sieht die Realität anders aus und etwas nicht gut zu finden, wird daran nicht viel ändern. Die Privatisierung ist bereits voll im Gang, man muss sich nur mal die US-Operationen in Bosnien und dem Kosovo anschauen und die Rolle, die zB. MPRI dort gespielt hat oder der Umfang an Kontrakten von Brown&Root durch die US-Armee im Irak.

Ich halte allerdings nicht viel von Schwarz-Weiß-Malerei und obwohl natürlich immer die Gefahr gegeben ist, dass ein Staat schliesslich von der Willkür einer PMF abhängig ist, riskiert der gleiche Staat genauso eine Diktatur durch seine Armee, wenn die Kraft zur Integration nachlässt.
Abgesehen davon spreche ich nicht davon, dass die Nationalarmeen nun durch PMF zu ersetzen wären (die Situation, wie sie in der FNZ bis ins 18. Jhd. vorherrschend war), sondern für offensive bzw. friedenserhaltende Missionen im "kleinen" Maßstab einzusetzen. Man sehe sich mal die Operation von EO in Sierra Leone an und frage sich, ob Blauhelmtruppen das zustande gebracht hätten. Das alles am Ende wieder umgekippt ist, liegt mehr am Verschulden der Regierung dort als bei EO, deren Analysen ignoriert und deren Hilfe nicht mehr beansprucht worden ist.

Zitat:ich weiß nicht aber ist es nicht gut wenn das land in der rückhand noch "nicht offiziele soldaten hat" ? wenn es zum krieg kommt wäre es eine gute alternative!
Das Problem ist, dass Provider-Firmen, also solche, die direkte Kampftruppen stellen, gewöhnlich durch kurzfristige Kontrakte verpflichtet werden. Diese Firmen besitzen auch kein stehendes Heer in dem Sinn, sondern besorgen sich die in ihren Listen erfassten Leute erst, wenn ein konkreter Einsatz bevorsteht, ebenso das Material, das meist vom Kunden gestellt wird. Ich bezweifle auch, ob sich eine Firma auf einen Vertrag von sagen wir zehn Jahren, insbesondere in einer instabilen Region, einlassen wird, da das ein doch erhebliches Geschäftsrisiko beinhaltet. Du wirst keinen Vertrag mit jemandem schliessen, der vielleicht in zwei Jahren gestürzt wird und dich im Regen stehen lässt.
Auch ist es für den vertragschließenden Staat ein Risiko, sich für lange Zeit in die Abhängigkeit von privaten Kampftruppen zu begeben, deren Firma sich verändernde Ziele verfolgt (auch durch ihre Integration oder Übernahme in andere Firmen!). Wie ich schon oben sagte, sehe ich den Einsatz einer solchen Firma nur als sinnvoll an, wenn der Einsatz klar umrissen und zeitlich deutlich begrenzt ist mit ebenso eindeutiger Bezahlung, nur so lässt sich eine Kontrolle durch den Staat sicherstellen.
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