Söldner(un)wesen
Nelson:

Zitat:Wenn wir schon die regionale Homogenität der Regimenter aufgebrochen haben - bringt dann die ethnische Homogenität (die in unserer Gesellschaft sowieso nicht gegeben ist) wirklich noch einen Mehrwert?

Gerade weil die regionale Homogenität der Regimenter fehlt ist zumindest eine möglichst weitgehende ethnische Homogenität zumindest rein theoretisch eine wertvolle Sache. Und ja ich weiß um die völlig Unmöglichkeit diesen Ansatz in dieser heutigen "Gesellschaft" auch nur öffentlich zu diskutieren. Mir geht es dabei auch gar nicht um nationales Gedankengut sondern tatsächlich nur um Fragen der taktischen Psychologie und was die Kampfkraft stärkt oder schwächt.

Allein schon ethnische Homogenität in der Bundeswehr zu fordern führt einfach nur zum Rausschmiss, als mindestes zur Problemen und Überprüfungen aller Art. Man kann solche Dinge in dieser Bundesrepublik wie sie heute halt ist nicht mehr wertfrei und losgelöst von der ideologisierten Links-Rechts-Debatte betrachten. Die aber eben außer Acht lässt, warum Menschen überhaupt die intraspezifischen Tötungshemmungen überwinden können und warum überhaupt Krieg geführt wird.

Und folgerichtig lehnt man auch jede Art von ernsthaftem Krieg ab und glaubt die Bundeswehr sei so etwas wie eine Art Polizei welche vor allem anderen Menschenleben rettet. Man muss sich nur mal den ganzen Neusprech der heutigen militärischen Publikationen und politischen Äußerungen dazu ansehen und was die Mehrheit der Menschen hierzulande dazu denkt. Und folgerichtig würde eine Mehrheit der Menschen hierzulande diese Bundesrepublik nicht einmal dann militärisch verteidigen wenn sie angegriffen werden würde.

Söldner, Fremdtruppen, Drohnen, Roboterkriegsführung, weitere Abstrahierung des Krieges verschlimmern nun diese ohnehin schon desaströse Situation nur noch weiter. So dass am Ende selbst der Kampf der Fremdtruppen von der Mehrheit der Einwohner der Bundesrepublik nur noch abgelehnt, behindert oder verhindert werden würde. Wie man diese katastrophale Fehlentwicklung aber in eine andere Richtung bringen könnte weiß ich auch nicht. Es gibt hier vermutlich gar keine Lösung.

Sie aber noch weiter zu beschleunigen durch den Einsatz von Söldnern / Fremdtruppen kann auch nicht sinnvoll sein. Zumindest sollte man versuchen den immer weiter gehenden Verfall wenigstens noch weiter zu verlangsamen. Dafür ist es aber in der Bundeswehr meiner Einschätzung nach ohnehin längst zu spät.

Zitat:In der Heimat steht die Nationale Armee für den Großkrieg bereit - und in der Ferne erledigt die Legion das, von dem der brave Bürger lieber nichts wissen mag. Aus rein machtpolitischer Sicht ein famoses Instrument!

Aus genau dem gleichen Grund werden heute von fast allen Großmächten PMCs verwendet, selbst von Russland um die eigenen Probleme und Verluste in Syrien zu verdecken, das gleiche bei den USA, selbst China verwendet in Afrika lieber Sicherheitsberater als selbst Truppen dorthin zu senden.

Das ganze mag zwar aus machtpolitisher Sicht famos sein, setzt aber zwingend voraus dass die nationale Armee eben NATIONAL ist, national gesinnt und bereit ist im Fall der Fälle auch selbst zu kämpfen. Und gerade darin unterscheidet sich das hier und heute in der Bundesrepublik drastisch von damals. Wir sind von dem Nationalgeist welchen Frankreich 1831 hatte so endlos weit entfernt wie es nur sein kann. Im übrigen war Frankreich sowohl davor wie auch nicht lange danach eine der führenden Weltmächte und auch 1831 quoll man geradezu über vor Nationalstolz, und dem Gedanken sein weltweites Imperium mit allen Mitteln erneut aufzurichten.

Und schon davor war Frankreich als wirtschaftliche und militärische Großmacht in die heilige Allianz aufgenommen worden und invasierte bereits 1823 erneut Spanien um dort die spanische Revolution niederzuschlagen. Die province transméditerranéenne entstand ebenfalls schon 1830 als französische Truppen Algerien eroberten und den Dey von Algier schlugen. Die Les Trois Glorieuses 1830 hatten nicht zuletzt deshalb auch europaweit auswirkungen in fast allen anderen Ländern, gerade weil Frankreich in vielem so führend / einflussreich war und beförderten noch weiter die agressive Außenpolitik als Großmacht gleichauf mit den anderen europäischen Mächten der Zeit.

Eine Söldnertruppe zum Verheizen im Ausland war also in dieser Zeit höchst unproblematisch und wäre gerade aufgrund der heute völlig anderen Umstände meiner Einschätzung nach höchst problematisch. Nur weil geschichtlich früher etwas funktioniert hat, muss es heute und für uns im speziellen nicht gut sein.
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