Grundsatzdiskussion zur Ausrichtung von Beschaffungsprogrammen
#40
Zitat:Ich glaube, dass derartiges in einer (wie von mir beschriebenen) europäischen Armee deutlich besser umzusetzen ist, als in unsere BW. Das ganze Thema Militär ist bei uns viel zu sehr Politikum, obwohl kaum ein anderes Land weniger militärischen Sachverstand in der Politik und der öffentlichen Meinung besitzt.

Volle Zustimmung. Gerade aufgrund des desaströsen Zustandes alles Militärischen an sich in unserer Gesellschaft ist eine echte EU Armee (nicht aller EU Länder, sondern zunächst mal einer Kern EU) hier auch meiner Meinung nach wahrscheinlich die einzige Lösung.

Da man diese Bundeswehr nicht reformieren kann würde eine EU Armee die Chance bieten, eine komplett neue Streitmacht vollständig von Grund auf neu aufzubauen. Und dies auch in Bezug auf alle Beschaffungsstrukturen und -mechanismen.

Zitat:Ich verstehe diesen Impuls anhand des problematischen Status Quo. Allerdings mache ich mir manchmal etwas Sorgen, dass diese totale Fixierung auf Quantität zu einer Low-Budget Armee mit massivem Personalmangel führen könnte. Ich weiß, dass du immer parallel noch einen gesellschaftliches Umdenken forderst, dass die reinen Zahlen an Soldaten massiv steigert. Nur wird das wohl halt nicht kommen, bevor der Russe nicht an der Oder steht.

Eine hohe Quantität heißt nicht zwingend schlechte Systeme oder ein zu geringes Budget - weil man sich durch effizientere Prozedere hier ein solches leisten kann - sondern diese muss vor allem eben durch ein Konzept der Tiefe vor der Breite erreicht werden. Statt dem aktuellen, im Idealfall als Kaderarmee angedachten Konzept der Breite vor der Tiefe. Auch wenn es schmerzhaft ist müssen daher bestimmte Fähigkeiten geopfert werden, für das höhere Ganze.

Und um einen gesellschaftlichen Wandel einzuführen muss man parallel natürlich auch noch die Gesellschaft angehen, dazu hattten wir ja mal im Strang über eine Territorialmiliz recht ausführlich diskutiert. Aber auch ohne eine solche Re-Militarisierung von Oben ist bei gleichen Mannzahlen sehr viel mehr Kampfkraft drin als in der aktuellen Struktur.

Zitat:Für die Beschaffung muss das natürlich bedeuten, dass da Schwerpunkte setze, wo ich mit einem System das größte Spektrum abdecken kann. Z.B. flexible neue Artilleriesysteme.

Exakt so sehe ich das auch. Das meine ich immer wenn ich von Generalisten schreibe und von Systemen die man möglichst vielfältig einsetzen kann. Da der Krieg sich zunehmend auf Finden und Verbergen als den zwei wesentlichen Faktoren hin entwickelt müssen die Aufklärungskräfte deutlich stärker werden. Damit man dann aber genau Feuerkraft hat, muss diese auch über größere Distanzen hinweg eingesetzt und zusammen gefasst werden und insgesamt mehr Feuerkraft zur Verfügung stehen. Das spricht für stark bewaffnete Aufklärungseinheiten welche selbst neben der Aufklärung gleich auch Waffenwirkung liefern können (das reicht von Spähpanzern bis zu bewaffneten Drohnen) und es spricht zugleich für weitreichende Artillerie, weil diese unabhängiger von der Position weitere Feuerkraft gegen den Feind liefern kann und man die Feuerkraft vieler dislozierter Systeme zusammen fassen kann und diese Dislozierung ist wiederum zwingend notwendig weil man sonst selbst zu anfällig für die feindliche Feuerkraft wird. Gleichzeitig kann ein solcher Systemverbund sowohl im konventionellen Krieg als auch in assymetrischen Konflitken gleichermaßen gut eingesetzt werden.

Die Anforderungen des konventionellen Krieges: Dislozierung, Finden, Verbergen, weitreichende Feuerkraft ähneln dabei immer mehr den Anforderungen des assymetrischen Krieges. So kann man beides mit derselben Ausrüstung abdecken.

Beschließend möchte dabei noch betonen, dass diese Feuerkraft sich explizit weder ausschließlich gegen Boden- oder gegen Luftziele richtet, sondern dass diese Trennung genau das ist was fallen muss. Es darf in diesem Kontext einfach nur Ziele geben, so feuern dann Panzerhaubitzen auf Drohnen und feuern Maschinenkanonen indirekt im Steilfeuer auf Bodenziele oder umgekehrt.

- Die Trennung von Luft- und Bodenzielen so weit wie möglich aufzuheben ist daher unabhängig von allen anderen Fragen der Beschaffung meiner Meinung nach das Kernthema für die Beschaffung in den nächsten Dekaden. Ziel muss die Erzeugung eines Gesamtverbundes Feuerkraft sein, die man einfach gegen alles einsetzen kann. Alle im Weiteren zu beschaffenden Systeme sollten daher die Entwicklung in diese Richtung befördern. Damit senkt man zugleich das Risiko, sollte man sich in Bezug auf die strategische Gesamtkonzeption irren und sollte diese dann ganz anders ausfallen als erwartet.
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RE: Grundsatzdiskussion zur Ausrichtung von Beschaffungsprogrammen - von Quintus Fabius - 16.05.2021, 16:33
RE: GTK Boxer - von Quintus Fabius - 01.05.2021, 22:18
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RE: GTK Boxer - von Broensen - 04.05.2021, 22:00

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