(Waffe) Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbs)
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(14.12.2020, 11:07)Kul14 schrieb: Es existieren anscheinend zwei Bewerber für das NNbs System: Reinmetall und MBDA.

Es gibt zwei grundsätzlich konträre Forderungen von Luftwaffe und Heer, und das sind zwei entsprechend konträre Lösungsvarianten dafür. Mit Skyranger auf Boxer wird von Rheinmetall genau die Forderungen der Luftwaffe bedient, eingebunden ins TLVS ergibt das ein ziemlich potentes Gesamtsystem für die Landes-/Bündnis-/Stützpunktverteidigung, autark einen flexiblen Nahbereichsschutz.
Das MBDA-System ist eine ganz andere Leistungskategorie und richtet sich dann doch sehr speziell an die Anforderungen des Heeres, die im wesentlichen Abwehrmöglichkeiten gegen Kleinstflugkörper auf Bataillonsebene in die vorhandenen Strukturen integrieren will. Wenn man so will wäre das eine eher komplementäre Beschaffung.

Für mich ergibt das MBDA-System in der vom Heer gewünschten Form, nämlich tief integriert in die vorhandenen Strukturen, sehr viel Sinn, weil auf dieser Ebene das Bedrohungsniveau durch Kleinstflugkörper deutlich ansteigen wird. Mit der Kombination aus SMG plus leichter Flugabwehrrakete wird das gesamte Bedrohungsspektrum in diesem Nahbereich völlig ausreichend abgedeckt. Allerdings sehe ich dabei weniger den gezeigten Boxer als Basisfahrzeug, sondern eher die erwähnten kostengünstigeren Eagle, Dingo und Co.

Ebenso ist das Rheinmetall-Ansatz nachvollziehbar, eine deutlich leistungsfähigere Rohrbewaffnung (im Skyranger-Verbund soll ebenfalls ein leichter FK der Kategorie Stinger/Mistral zum Einsatz kommen) autark oder im Verbund zu verwenden, so wie die Forderung der Luftwaffe, aus dem Verbundgedanken heraus auf einen deutlich leistungsfähigeren FK zu setzen.

Grundsätzlich halte ich den Verbundgedanken und die Integration entsprechender Schnittstellen für zwingend, weil er Potenzial und Flexibilität gleichermaßen mit sich bringt. Aber er sollte nach der Optimierung der jeweiligen Abwehrmittel erfolgen, und nicht Teil dessen sein. MBDA schwebt vor, die Nachteile des eigenen NNBS-System über den Verbund zu kompensieren, Rheinmetall will die höheren Kosten durch den Verbund kompensieren.

In meinen Augen brauchen wir einen echten Nah- und Nächstbereichsschutz innerhalb der vorhandenen Strukturen eingebettet in die kämpfende Truppe zur Abwehr der zunehmenden Zahl lokaler Bedrohungen. Das setzt ein autarkes System mit hochauflösender Sensorik und passender Bewaffnung voraus. Die Basis des MBDA NNBS geht in diese Richtung. Darüber wird eine autarke, leistungsfähige Luftabwehrkomponente benötigt. Mit IRIS-T SL und der 35-mm-MK stehen die Effektoren bereits zur Verfügung, es muss nur eine vernünftige Integration erfolgen. In wie weit der Boxer tatsächlich dafür in Frage kommt ist zu klären, für die Rohrbewaffnung gibt es ja bereits (einen?) Demonstrator (mit allerdings hohem Schwerpunkt), für die FK-Bewaffnung habe ich noch keine Variante gesehen. Der Skyranger-Verbund ist in meinen Augen keine Lösung.

Darüber landen wir dann im Bereich des TLVS, wie im anderen Thema erwähnt halte ich da kostengünstigere Startgeräte für die IRIS-T für zweckdienlicher, im Einsatzfall sollten aber (wie dargelegt) alle Komponenten als Verbund agieren können.

(14.12.2020, 14:12)PKr schrieb: Ohne recherchiert zu haben: Wäre es praktikabel, die ausgemusterten Jäger-Wiesel zu Ozelot umzurüsten?

Ozelot basiert auf dem Wiesel-2-Chassis, die Jäger verwenden Wiesel 1 (Frage!)? Vermutlich dürfte es kostengünstiger sein, neue Fahrzeug zu bauen als die alten umzurüsten. Für sinnvoll halte ich beides nicht.
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RE: Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbs) - von Helios - 17.12.2020, 09:48
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