(Asien) Arabische Liga - Eingreiftruppe
#2
Man sollte die Bedeutung solcher Verlautbarungen sicher nicht überschätzen. Beschlüsse zu fassen ist sicher das eine, was dann real in irgendeiner Wüste aufrollt das andere.
Gerade wenn es um arabische Staaten geht herrscht schnell mehr Schein als Sein vor.

Gleichwohl ist diese Entwicklung ziemlich egal aus welchen Blickwinkel man sie betrachtet nicht gut.
Zunächst einmal ist es schon erstaunlich, dass sie überhaupt so viel zusammengebracht haben wie momentan stattfindet.

Zum einen geopolitisch, nicht viele Beobachter hätten auch nur am Anfang des Jahres vorausgesagt, dass eine Panarabische Koalition sich binnen weniger Tage/Wochen zu Angriffen auf ein arabisches Land zusammenfinden kann. Und das ohne eine größere Rolle geschweige denn Federführung der USA.
Das zeigt wie angespannt das Verhältnis zwischen Sunniten und Schiitischen, Arabern und Persern, zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist. Hier ist in den letzten Jahren vieles in Rutschen geraten und man gewinnt nach Syrien und ISIS langsam den Eindruck, dass die Lage nicht beherrschbar ist und das direkte Aufeinanderprallen der großen nichtwestlichen Player in der Region immer näher rückt.
Es zeigt auch wie weit Amerika unter Barak Obama schon von seinem Führungsanspruch in der Region abgerückt ist.
Amerika nimmt sich unter Obama weit zurück, nimmt maximal eine unterstützende Rolle und lehnt Federführung aktiv ab.
Das begann mit dem überhasteten und kopflosen Totalrückzug aus dem Irak Ende 2011 und setzte sich über die Zurückhaltung in der europäischen Libyenintervention und dem Nichteingreifen in den Syrischen Bürgerkrieg fort. Als ISIS aufkam wurde man notgedrungen nochmal aktiver (weil die Araber noch nicht bereit und sich uneins waren in Bezug auf durch ISIS bedrohte Minderheiten?) aber hier hält man sich wieder vornehm zurück.
Logischerweise muss man annehmen, dass diese Eingreiftruppe jetzt eine Reaktion auf das amerikanische Verhalten ist. Das ist nicht gut (für uns). Oberflächlich mag man es manch Friedensbewegter begrüßen, dass man nach den Clinton und Bush Jahren deutlich weniger aktiv ist in der Region. Wie wir jetzt aber sehen bedeutet weniger Aktivität auch einen deutlichen Kontrollverlust.
Über den Angriff auf Jemen wurde nicht in Washington oder zwischen Washington und Riad entschieden sondern zwischen Riad und Kairo. Und Washington war da wahrscheinlich ebenso weit eingebunden wie Jerusalem.
Ich weiß nicht ob es in unserem Interesse sein kann, dass die Staaten in der Region ihre eigene Geopolitik machen ohne sich um uns zu kümmern und ohne uns zu brauchen.
Man muss sich jetzt schon fragen, wie viel ein Atomabkommen zwischen Iran, westlichen Mächten und Russland noch wert ist, wenn sich in der Region eine panarabische Allianz formt, die ihre ganz eigenen Ansichten bezüglich des persisch-schiitischen Vormarsches hat.
Da geht es dann nicht nur um das Geopolitische sondern auch um militärisches Potential.
Als man ISIS bombardierte konnte man noch mit Fug und Recht sagen, dass die gewaltigen Luftflotten der Golfanrainer nicht viel zu Stande bekommen, vor allem nicht ohne die USA. Das hat sich jetzt sicher nicht über Nacht komplett gewandelt, aber es ist doch unverkennbar, dass sie Fortschritte machen.
Wenn das so weiter geht und die Araber das endlich mal gebacken bekommen würden, wäre es durchaus möglich, dass sie eine Streitmacht formen die in dieser Region ganz vorne mitspielt.

Wieder sollten wir uns fragen ob eine solche militärische panarabische Koalition in unserem Interesse sein kann.
Nichts garantiert, dass eine solche Allianz immer im Sinne unserer Interessen handelt. Nichts garantiert, dass sie sich nicht eines Tages gegen uns wendet. Angesichts der gigantischen weltanschaulichen Differenzen zwischen dem Westen und den Arabern ist das sogar gesteigert wahrscheinlich.
Was wird dann sein? Wir im Sinne von hauptsächlich Amerika haben die Region von Kairo bis Kuwait City die letzten drei Jahrzehnte mit modernster Militärtechnik zugemüllt. Dafür gab es gute Gründe und sicherlich auf viele Gründe die dagegen sprachen.
Entscheidend ist aber viel mehr, dass Amerika unter Obama vergessen hat, warum man die arabischen Player überhaupt aufgerüstet hat und warum diese Aufrüstung einigermaßen gefahrlos möglich war:
Amerika war die Führungsnation und nicht der Back Seat Driver. Amerika kontrollierte die Region und setzte die Akzente. Ohne Amerika sorgte dafür, dass nicht ohne und erst recht nicht gegen sie in der Region etwas lief. Bevor die Mächtigen in Riad nach Kairo telefonierten, telefonierten sie nach Washington. Und umgekehrt.
Diese Zeiten scheinen sich dem Ende zu nähern oder schon vorbei zu sein. Und das ist problematisch. Für die Region, aber erst recht für uns.
Heute können sich alle (außer Obama) noch glücklich schätzen das sich die arabischen Länder gegen den Iran stellen. Aber wie viele Jahre werden vergehen bis sie sich gegen uns stellen und Amerikaner gegen Saudis fliegen werden?
Wir man sich dann an die jetzigen Monate und Jahre zurückerinnern und zu dem Schluss kommen, dass es keine gute Idee war die Mächtigen in Kairo und Riad mal alleine machen zu lassen während man mit dem Iran ein Atomabkommen schloss?
Ich befürchte das ist sehr wahrscheinlich.
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