Ukrainische Rüstungsindustrie
#20
Welchen Geldhahn meinst du? Von einer Fremdfinanzierung dieser Kooperation hab ich bisher noch nichts gelesen.

Außerdem:
Die finanziellen Probleme der Länder sind ja nun nichts neues und auch nicht dem Ukraine Krieg geschuldet, eine haushohe Staatsverschuldung ist Gang und Gäbe (so bitter sich das anhört) und die Militärhilfen für die Ukraine juckt z.B. den EU-Haushalt nichtmal im Ansatz.
Zumindest ist das Geld meines Erachtens nach an dieser Stelle zur Abwechslung mal gut investiert.

Desweiteren:
Von dem Tag, an dem die Waffen ruhen, sind wir (leider) aktuell noch weit entfernt.

Es gibt ja nicht einmal ansatzweise Verhandlungen, die zu einer Waffenruhe führen könnten. Der aktuelle Stand ließe sich höchstens für Russland als eine Art Sieg verkaufen (auch wenn es -gemessen an den eigenen Erwartungen vor anderthalb Jahren- einer Niederlage gleichkäme).
Für die Ukraine ist der Status quo keine Option (dafür haben sie auch zu viel investiert), solange Mensch und Material vorhanden sind, wird mit ziemlicher Sicherheit weitergekämpft.
Und das -wie so oft von beiden Seiten beschworen wird- einer Partei das eine oder andere wirklich ausgeht, auch davon sind wir noch weit entfernt.
Die Russen erhöhen ihre Rüstungsausgaben stark, die Ukrainer haben von den bisherigen Lieferungen noch einiges in der Hinterhand, von dem wir noch gar nichts gesehen haben. Und die bisher versprochenen Lieferungen werden mit ziemlicher Sicherheit erfüllt, und auch weitere Lieferungen sowie finanzielle Unterstützungen werden auf absehbare Zeit nicht gänzlich gekappt werden. Es gibt ja schon langfristige Fonds, die für die ukrainische Waffenhilfe fest eingeplant sind. Und diese einfach mal eben einzustampfen halte ich für sehr unrealistisch. Gerade unsere östlichen / nördlichen Partner wollen die Russen (bis auf wenige Ausnahmen) absolut nicht vor der Haustür haben. Und die aktuelle weltpolitische Lage führt neben den ganzen negativen Aspekten auch dazu, dass der ein oder andere Politiker mehr Weitsicht entwickelt was die sicherheitspolitische Lage betrifft. Den "großen Stimmungsumschwung" kann ich in unseren Gefilden glücklicherweise ebenfalls nicht erkennen.
Und selbst wenn mal keine finanzielle Unterstützung mehr erfolgt, dann investiert die Ukraine eben eigene Gelder, bis nichts mehr geht. Und "nichts geht mehr" ist momentan noch in weiter Ferne. Zum Glück, denn die Aufrüstung ist für Kiew alternativlos, möchte man langfristig gesehen nicht von den Russen unterjocht werden. Denn die werden keine Ruhe geben, auch perspektivisch nach größeren Gebietsabtretungen und Zugeständnissen nicht.


Es könnte natürlich sein, dass der Konflikt sich derart fest frisst, dass die aktuellen Fronten längere Zeit bestehen bleiben und keine größeren Militäraktionen stattfinden (eine Art Donezk/Luhansk 2014-2022 im Großformat). Aber selbst dann -oder gerade dann- täte Kiew gut daran, die Arsenale wieder aufzufüllen, und zwar eiligst und in hoher Quantität.
Dazu gehören dann natürlich nicht nur Lieferung / Einkauf durch / bei Verbündeten, sondern auch die eigene Produktion. In dem Sinne ist es absolut geboten, diese hochzufahren. Und wenn ein herausragender Hersteller im Land investieren und langfristig eine Produktion aufbauen möchte, ist es nur sinnvoll, diese anzunehmen. Auch von Seiten der Kooperationsunternehmen ist es schlicht ökonomisch gesehen gewinnbringend, solche Kooperationen voranzutreiben, denn -auch wenn es sich böse anhört- dort ist noch viel Geld zu verdienen. Natürlich zugegebenermaßen mit dem Restrisiko, alles zu verlieren, sollte sich das Kriegsgeschehen massiv zu Gunsten der Russen wandeln, der Standort direkt angegriffen oder doch einmal atomar eingegriffen werden. Aber dann hätte man wohl noch ganz andere Probleme.

Selbst wenn es doch auf irgendwelchen Umwegen (welche ich aktuell wie erwähnt nicht erkennen kann) zu Waffenstillstandsabkommen kommt oder der Konflikt eingefroren wird, wäre massive Aufrüstung von ukrainischer Seite das Gebot der Stunde.
Oder glaubt irgendjemand, dass sich Russland mit dieser Schmach (letztlich wäre es eine, auch wenn sie es anders verkaufen würden) zufrieden gibt? Die werden ihre Wunden lecken, ihre Arsenale füllen und den Konflikt zum gewünschten Zeitpunkt wieder eskalieren lassen. Und wenn es soweit ist, wäre es aus ukrainischer Perspektive ratsam, nicht mit leeren Händen da zu stehen.

Dahingehend -und um nicht zu sehr abzuschweifen- macht es nicht nur Sinn, eine eigene Produktion (auch in Kooperation mit westlichen Partnern) voranzutreiben bzw. maximal hochzufahren, es bleibt ihnen -will man nicht alles verloren geben- auch gar nichts anderes übrig.

Dazu auch:
https://www.ft.com/content/69cf1288-0156...cb05988596
https://ecfr.eu/article/the-art-of-defen...-industry/
https://breakingdefense.com/2023/11/star...-security/
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