Geschichte Israels
#5
Zitat:Nun, Terror ging von beiden Seiten aus - und tut es immer noch. Wenn man jetzt die Terrorschraube von Terror und Gegenterror "zurück dreht", dann kommt man zur Frage, ob es überhaupt einen arabischen Terror gegeben hätte, wenn nicht zuvor der zionistische Terror gegen Briten (und Araber) gewesen wäre - hätte es ohne die zionistische Einwanderung einen Grund für arabischen Terror gegen diese Einwanderer und ihre militanten "Beschützer" gegeben?
Ja, mit relativ großer Sicherheit, weil es schon vor der zunehmenden Einwanderung und der Gründung der oft ebenso militanten jüdischen Selbstschutzgruppen in den 1930ern Übergriffe und Pogrome seitens der arabischen Bevölkerung gegenüber Juden gab. Schattierungen hinsichtlich Intensität kann man wohl anstellen, mancher Übergriff hat sicherlich wieder einen neuen Racheakt mitprovoziert, dies ist in jedem Konflikt den Friktionen unterworfen, aber im Grundsatz kann man die Gewaltakte der arabischen Seite nicht alleine mit jüdischer Einwanderung oder dem Erstarken der Militanten auf jüdischer Seite erklären.

Alleine in Hebron ermordete ein von Muftis aufgestachelter arabischer Mob 1929 67 Juden. Im gleichen Jahr massakrierten Araber in Safed weitere 18 Juden. In beiden Fällen hatte das von Muftis geschürte Gerücht, die Juden wöllten die Al-Aqsa-Moschee übernehmen, den Exzess ausgelöst (und diese Mutmaßungen tauchten sogar vor nicht allzu langer Zeit bei uns im Forum als Neuauflage auf). Man sieht also, dass manche "Brunnenvergiftergeschichten" nie aussterben und in manchen Köpfen immer noch herumgeistern.

In der Folgezeit entstanden zahlreiche militante und auch teils terroristische Gruppen auf jüdischer Seite, darunter auch 1931 die von dir genannte Irgun. Dass diese dann sich des Terrors bediente/n, ist korrekt, aber es war genau genommen nur eine Reaktion. Man vermutet, dass rund 350 Araber und 150 Briten bei Anschlägen der Irgun ums Leben kamen (in einem Zeitraum von grob 13 Jahren). Zum Vgl.: Alleine bei der zweiten Intifada (2000 bis 2005) brachten palästinensische Terroristen trotz wesentlich schärferer Sicherheitsmaßnahmen in fünf Jahren rund 1.000 Israelis um. Damit wird auch klar, wie man die Intensität der Aktionen der Irgun einstufen muss, ja wie „gewichtig“ sie war, vieles wird da insofern übertrieben und hochgespielt, sie war bei weitem nicht so wichtig, wie man gerne unterstellt. Zudem: Die IDF selbst beendete dann diesen ihr suspekten Spuk 1948 mit Gewalt, was wiederum für Israel spricht.
Zitat:Die Irgun verübte dann gemeinsam mit dem Lechi das Massaker von Deir Yasin am 9. April 1948, bei dem über einhundert Araber, darunter viele Zivilisten, getötet wurden. Menachem Begin verteidigte auch später noch das Massaker: „Das Massaker von Deir Jassin hatte nicht nur seine Berechtigung – ohne den ,Sieg‘ von Deir Yassin hätte es auch niemals einen Staat Israel gegeben.“
Deir Yassin war sicher ein Tiefpunkt, aber genau genommen auch kein Massaker, es war die rücksichtslose Einnahme eines Dorfes, ohne dass dabei auf Zivilisten geachtet wurde, was zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung verursachte. Es gilt aber darauf hinzuweisen, dass dieser Exzess alleine von extremistischen jüdischen Gruppen durchgeführt wurde, und dass danach alle anderen jüdischen Organisationen (auch die Haganah) den Vorfall verurteilten, und das 1948, als die Lage noch eine für Israel sehr viel vakantere war als heute. Zudem und nur anbei: Wenn indessen arabische Terroristen Israelis umbringen, egal ob Kinder oder Frauen, werden sie daheim oft als „Helden“ (!) empfangen oder gefeiert, wenn jüdische Extremisten arabische Zivilisten umbringen, werden sie indessen korrekterweise zumeist nicht gefeiert, nicht mal von den Falken. Erachte ich als durchaus wichtig und erwähnenswert. Das sagt viel über den „Geist“ der jeweiligen Gesellschaft aus. Ferner: Zu Begin sage ich mal nichts, ich sage nur so viel, dass ich es da ein wenig wie ehemals Altkanzler Schmidt sehe.
Zitat:Zellen der Irgun führten aber noch 1952 einen Paketbombenanschlag als Zeichen gegen die deutsche Delegation zu den Wiedergutmachungs-Verhandlungen unter Bundeskanzler Konrad Adenauer.
Das ist historisch richtig. Und? Welche Logik möchtest du daraus ableiten?
Zitat:Und auch die von der Irgun abgespaltene Lechi (לח״י, hebräisches Akronym für לוחמי חירות ישראל Lochamei Cherut Jisrael ‚Kämpfer für die Freiheit Israels‘) betrachteten die Briten als Hauptfeind und schlossen sogar eine Zusammenarbeit mit NS-Deutschland nicht aus, es wurde sogar der Vorschlag gemacht, mit NS-Deutschland zu kooperieren und die Juden aus Deutschland und dem besetzten Europa in Palästina aufzunehmen.
Ja, und? Ich sage es mal so: Wenn ich gezwungenermaßen die Möglichkeit haben würden müsste, meine Landsleute vor einem furchtbaren Schicksal (Holocaust, in diesem Falle) zu bewahren, so würde ich alle Hebel in Bewegung setzen, um sie zu retten. Selbst wenn ich mit meinem Feind zeitweilig zusammenarbeiten muss. Das hat insofern weniger damit zu tun gehabt, dass die Lechi und die NS-Führung jetzt nun die richtig dicken Freunde gewesen sind, sondern es ging nur um den "Strohhalm", irgendwie und irgendwo der NS-Maschinerie einen Teil der bedrohten jüdischen Bevölkerung Europas zu entziehen und sie zu retten. Alles andere hineindichten zu wollen, ist...nun ja...sehr höflich gesagt - „boshaft und makaber“.

Schneemann.
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