(Zweiter Weltkrieg) War Hitler lernunfähig?
#4
Laut den Berichten über Hitler als Feldherr, hatte Hitler einen Schwerpunkt bei seinen eigenen Überlegungen zur Strategie in rein Kriegswirtschaftlichen Aspekten. Seine Strategien und Überlegungen hatten oft kriegswirtschaftliche Hintergründe, die für dritte, die rein über die militärischen Aspekte nachdenken, oft gar nicht sichtbar sind.

Hitler hat aus der Sache mit Charkow durchaus gelernt. Er äußerte sich über diese Geschehnisse später sogar oft, insbesondere beispielsweise bei der Diskussion mit von Manstein, ob man nicht das Donez Becken für eine größere Operation zeitweilig aufgeben solle. Hier wäre eine gute Möglichkeit für das Schlagen aus der Nachhand gegeben gewesen. Hitler räumte das in der Diskussion sofort ein, gab aber an, dass das Donez Becken kriegswirtschaftlich eben zu wichtig sei und deshalb nicht für eine solche Operation gefährdet werden dürfe. Für Hitler war die Möglichkeit, dass ein Offizier vor Ort seine Befehle nicht ausführte primär ein Problem. Er löste deshalb beispielsweise von Manstein ab und setzte Model ein. Und begründete das nicht zuletzt mit den Erfahrungen die er in Charkow machen musste.

Ob Hitles Obsession von Fragen der Kriegswirtschaft strategisch nun insgesamt ein Fehler war oder nicht, ist nur schwer zu beantworten. Seine Gedanken bezüglich der Gesamt-Strategie waren aber immer erstaunlich wenig Ideologisch geprägt. Eine Ausnahme davon gibt es: Hitler war der Überzeugung, dass Rückzüge grundsätzlich eine immense Gefahr darstellten und vor Ort sehr schwierig geordnet umzusetzen seien. Er sah hier deutlich mehr Friktionen als seine höheren Offiziere.

Hitlers Haltebefehle waren in etlichen Fällen sogar richtig gewesen. Ein Rückzug ist in schwierigem Gelände, mit schlechter Infrastruktur und einem massiv nachdrängendem Gegner nämlich durchaus eine sehr gefährliche Angelegenheit. Noch darüber hinaus setzt die Frontverkürzung nicht nur eigene Kräfte frei, sie setzt auch Kräfte des Gegners frei, und bietet daher nicht per se eine Verbesserung der Lage.

Wenn es aber in einer unklaren Lage zwingend zu einer Entscheidung kommen musste, dann setzte sich bei Hitler nicht ein Ideologisches Motiv, sondern grundsätzlch ein kriegswirtschaftliches Motiv durch. Ob das Insgesamt strategisch falsch war, ist nicht wirklich beantwortbar. Meiner Meinung nach war es als Motiv und Leitgedanke durchaus richtig. Das Problem war viel eher, dass sich Hitler gegenüber seinen eigenen höheren Offizieren mit seinen Strategischen Ideen nicht völlig durchsetzte und so Kompromisse heraus kamen, die keinen der beiden Leitgedanken wirklich gerecht wurden. Hitler war als Oberbefehlshaber genau genommen zu nachgiebig, schloss zu viele Kompromisse.

Er hätte entweder seine Strategie absolut durchsetzen müssen oder die strategische führung einem anderen überlassen müssen, beispielsweise einem eigenen Oberbefehlshaber der Wehrmacht. So kam es aus dem Konflikt zwischen Hitlers kriegswirtschaftlich orientierter Strategie und der rein militärisch orientierten Strategie seiner Offiziere ständig zu Konflikten die in schlechten Kompromissen endeten. Das fing schon beim Angriff auf Russland an, lange bevor die Frage der Haltebefehle wichtig wurde.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: