Geschichte der Juden
#18
Zitat:Mir war zwar bekannt das Judea ein Klientelstaat des römischen Reiches war - aber wann haben denn die Römer Judea erobert?

Das Königreich der Hasmonäer wurde im Jahr 63 v Chr durch die Römer unter dem Befehl von Pompeius Magnus erobert. Pompeius verzichtete jedoch nach der militärischen Eroberung von Palästina darauf, dieses Gebiet zu einer römischen Provinz zu machen, dazu hätte er Besatzungstruppen dort belassen müssen und seine Soldaten brauchte er woanders. In der Folge dessen errichtete Pompeius das Klientelkönigreich. Die Hasmonäer hatten übrigens auch nach ihrer Niederlage gegen die Römer immer noch das Amt des Hohepriesters inne was Pompeius gerade recht war, weil so zwei sich gegenseitig bekämpfende Gruppierungen in Judäa entstanden (die alten und die neuen Machthaber) was die römische Oberhoheit stabiliserte (Teile und Herrsche).

Die Familie des Herodes kam dann über ihre Dienste für die Hasmonäischen Hohepriester an die Macht. Der Vater von Herodes dem Großen war ein Berater des Hohepriesters Johannes Hyrkanos. Die Römer versuchten ihn aufgrund seiner Machtstellung auf ihre Seite zu ziehen, indem sie ihn zum römischen Statthalter in Judäa ernannten. Die Familie des Herodes wurden aufgrund dessen Klienten des Pompeius und waren damit in das römische Klientelwesen eingebunden. Im römischen Bürgerkrieg wechselte die Familie jedoch mehrfach die Seiten ohne das dies Nachteile für sie gebracht hätte. Am Ende waren sie Klienten Caesars.

Herodes der Große selbst begann seine Karriere auf die gleiche Weise. Er wurde von seinem Vater den Römern als Staathalter von Judäa vorgeschlagen und erhielt diesen Posten. Um weiter aufzusteigen nahm er eine Hasmonäerin zur Frau um eine zukünftige Herrschaft über die Juden zu legitimieren.

40 v Chr fielen jedoch die Parther in das Klientelkönigreich ein und so kam dort kurzfristig ein anderer Zweig der Hasmonäer an die Macht (wenn auch von Gnaden der Parther). Herodes der Große floh darauf hin nach Rom selbst und mobilisierte römische Hilfe. Unter dem Oberbefehl von Marcus Antonius wurden die Aufständischen vernichtend geschlagen und die Herrschaft Roms über Palästina bis zum Jahr 37 v Chr wieder hergestellt. Herodes gelang es dann als römischer Statthalter seinen Schwager zum Hohepriester zu machen und die Priesterschaft des Tempels durch Bestechungen und allerlei Versprechen auf seine Seite zu ziehen.

Zitat:Wieviel tatsächliche Macht hatte eigentlich Herodes?

Während der Kämpfe zwischen Marcus Antonius und Octavian verriet nun Herodes seinen Patron Antonius und ging zu Octavian über. Dafür verlangte und erhielt er von Octavian die Königskrone und Zugeständnisse bei der Machtausübung die ihm im Vergleich mit anderen Klientelkönigen deutlich mehr Freiheiten ließen. Horodes erwies sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten als ein eigentlich sehr guter König. Er verwaltete das Klientelkönigreich sehr geschickt und erlangte aufgrund seiner klugen Machtpolitik immer größere Freiheiten. Trotz seiner hervorragenden Verwaltung und insbesondere seiner sehr klugen Wirtschaftspolitik geriet das Land aus religiöser Hysterie immer mehr in Aufruhr. Trotzdem gelang es Herodes wegen seiner bis zu seinem Tode eine de facto Unabhängigkeit seines Königreiches zu erlangen. In den letzten Lebensjahren des Herodes konnte er de facto völlig unabhängig agieren.

Nach seinem Tod aber ließ der Imperator Augustus sein Königreich wegen eines angeblichen Aufstandes der Juden (eher wohl eine durch Hunger und Versorgungsprobleme bedingte Unruhe in einigen Teilen des Landes) in drei Teile spalten und verteilte diese an die drei Söhne des Herodes. Höchstwahrscheinlich war dem Imperator das Königreich viel zu unabhängig geworden.

Bis 41 n Chr war dann das Königreich in drei Teile gespalten, die Schritt für Schritt unter totale römische Kontrolle gerieten. Einer der Nachkommen des Herodes, der Herodes Agrippa hieß, war in dieser Zeit in Rom aufgewachsen und erzogen worden. Er hatte dort die Freundschaft einiger Personen am Kaiserhof erlangt und insbesondere das fragwürdige Vertrauen des Caligula errungen. Dieser setzte seinen „Freund“ dann 37 n Chr als König von Judäa ein. Von dem Imperator Claudius erhielt er dann weitere jüdische Gebiete in der Region zur Herrschaft. Trotzdem wurde die wirkliche Macht inzwischen fast völlig von den römischen Staathaltern ausgeübt. Mit seinem Tod im Jahr 44 n Chr verwandelten die Römer dann das Königreich Judäa in eine reguläre römische Provinz. Interessant in diesem Kontext ist es vielleicht noch, daß eine der beiden Töchter dieses Herodes die Geliebte des römischen Imperators war, die andere die Ehefrau des römischen Provinzgouverneurs der dann die Macht nach Herodes Agrippa direkt ausübte.

Beschließend ist noch anzumerken, daß aufgrund der grassierenden religiösen Hysterie der Juden inPalästina in dieser Zeit schon Herodes seine Herrschaft trotz aller Exzellenz seiner Regierung nur mit Gewalt und Unterdrückung aufrecht erhalten konnte. Seine Söhne und Nachfolger aber herrschten nicht nur als Gewaltherrscher, sie waren darüber hinaus auch unfähig und korrupt.



Nachtrag zur Diaspora:

Warum eigentlich breitete sich das Judentum als Religion in der Zeit des Hellenismus im ganzen Mittelmeerraum so stark aus? Die Antwort ist, daß es in dieser Zeit im ganzen Hellenistischen Gebiet und angrenzenden Ländern zu einer sehr starken religiösen Desorientierung kam. Die Alten Kulte und Götter überzeugten nicht mehr, die abgeklärten und/oder extrem anspruchsvollen griechischen Philosophien überforderten die Antiken Menschen.

Auf der Suche nach echten Religionen wandte man sich daher im ganzen Mittelmeerraum in dieser Zeit verstärkt Orientalischen Kulten zu. Das Judentum war da nur einer dieser Kulte. Selbst so exotische und bizarre Kulte wie der der Isis oder der Kybele verbreiteten sich so in dieser Zeit bis nach Rom. Diese orientalischen Kulte boten mit ihrer logischeren Konstruktion, ihrer extremen Frömmigkeit und ihrem Fanatismus den zweifelnden Menschen echte Religion, was die althergebrachten und erstarrten alten Kulte und Götter oft nicht mehr bieten konnten.

Im Endeffekt ist also die Griechische "Aufklärung", dieser Höhepunkt der griechischen Philosophie zur Zeit des Hellenismus daran "schuld", daß sich die überforderten antiken Menschen echten Religionen, also den Orientalischen Kulten zuwandten.

Besonders auffällig ist dies beispielsweise in Alexandrien, wo eine sehr große jüdische Gemeinde entstand. Während zugleich in Alexandrien griechische Philosophen den Erdumfang richtig und mit erstaunlicher Genauigkeit berechneten, erste Versuche mit Dampfmaschinen machten, und über Atome diskutierten, wandte sich das Volk mehrheitlich von diesen Philosophen ab und vielen verschiedenen orientalischen und ägyptischen Geheim- und Mysterienreligionen zu.

Das Judentum war hier aber besonders erfolgreich aus folgendem Grund: Die Jüdische Religion war nicht obskurantistisch, sondern im Gegenteil besonders kompatibel mit dem logischen Denken der Griechen. Sie war eben keine Mysterienreligion sondern bei aller Frommheit und extremen Religiösität eine in sich logische Religion. Sie war im Gegensatz zu anderen orientalischen Kulten die sich ausbreiteten schriflich eindeutig cofiziert und von besonderer Klarheit. Der Monotheismus war dann genau das religiöse Plus gegenüber den althergebrachten Göttern, bot ein Religiöse Gefühle ohne sich wirren Mysterien ausliefern zu müssen.

Selbst in den römischen Gebieten gab es daher schon im Jahr 200 v Chr eine rasch zunehmende Anzahl von Juden.
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