Phalanxtaktik, taktische Details
#13
blasrohr:

Zitat:Die makedonische Phalanx entstand eigentlich als Verlegenheitslösung unter Makedoniens König Phillip.

Zitat: und auch die Erfahrungen von Söldnern auf dem perisischen Schlachtfeld spielten mit hinein, wo sich lange Spieße gegen Kavallerie bewährten.

So ist es.

Die Bewaffnung der makedonischen Phalangiten geht meiner Ansicht nach vor allem auf die sogenannten Iphikratischen Peltasten zurück. Im Gegensatz zu anderen Peltasten (leichte Infanterie - Speerwerfer) führten diese für den Angriff auf andere Infanterie und zur Abwehr feindlicher Reiter eine verlängerte Lanze (eine Frühform der Sarissa) und suchten den Nahkampf im lockeren Schwarm mit ihren langen Lanzen. Gegen feindliche Kavallerie schlossen sie sich aber dann schnell zusammen.

Diese sehr spezielle Kampfweise und Truppe entstand im Perserreich, bei Söldnern die vor allem aus Nordgriechenland und Makedonien kamen und setzte darauf, dass man die Perser im Fernkampf kaum schlagen konnte (also Speerwerfer sinnfrei waren), dass aber leichte Infanterie mit längeren Lanzen die persische Infanterie im Nahkampf angehen konnte und zugleich sich mit den längeren Lanzen gegen persische Reiter decken konnte.

Vorläufer hatte sie aber schon bei Kämpfen die Iphikrates als junger Offizier noch gegen Sparta führte. Bereits zu diesem Zeitpunkt setzte Iphikrates Peltasten die bisher reine Fernkampftruppen waren mit stärkerer Bewaffnung systematisch im Nahkampf ein, auch wenn die Bewaffnung dieser Peltasten noch nicht die Form annahm, die sie dann später im Perserreich entwickelte.

Allgemein wurden die im Perserreich eingesetzten griechischen Söldner von der Ausrüstung und Kampfweise her "schwerer", weil die Perser selbst so viel gute leichte Infanterie hatten und daher leichte griechische Infanterie sinnfrei war. So entwickelten sich die griechischen Peltasten im Perserreich zu Mittleren Kräften bzw mittelschweren Kräften.

Die iphikratischen Peltasten wurden nun von dem sehr erfolgreichen griechischen Söldneranführer Iphikrates entwickelt, der es in persischen Diensten in einen hohen Rang schaffte. In den Reihen seiner Söldner kämpften viele Makedonen. So kam diese Kampfweise nach Makedonien, musste aber dort wegen der mangelnden Ausbildung bzw dem mangelnden Können der Masse der Einheimischen von Phillip vereinfacht werden. Das Niveau an Können, insbesondere was das Auflösen und Einnehmen von Formationen angeht, dass die iphikratischen Peltasten hatten, konnte mit der Masse an Kämpfern in Makedonien nicht aufrecht erhalten werden. Man stellte aber schnell fest, dass die enge Formation mit den Lanzen sich trotzdem im Nahkampf gegenüber anderen Kämpfern gut behaupten konnte.

Diese Abstammung der Kampfweise wie der Bewaffnung führte dann auch dazu, dass die Phalangiten eben die Pelte führten und nicht den Hoplon oder eine leichtere Version des Hoplon.

Hier mal eine Rekonstruktion eines iphikratischen Peltasten:

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Wohlgemerkt war das kein ! Phalangit. Diese Kämpfer agierten im Schwarm als leichte Infanterie und griffen so andere leichte Infanterie und Plänkler im Nahkampf an und vertrieben diese vom Schlachtfeld, und schlossen sich primär nur gegen feindliche Kavallerie zu Formationen zusammen, die aber auch keine Phalanx waren. Aber die weitgehende Ähnlichkeit zum späteren makedonischen Phalangiten springt einem natürlich sofort ins Auge.

Im Perserreich ging die Elitetruppe der iphikratischen Peltasten mit dem Tod ihres Anführer verloren, dieser kämpfte aber auch immer wieder mal in Nordgriechenland und hatte eben enge Beziehungen nach Makedonien, obwohl er selbst Athener war.

Beispielsweise flüchtete sogar die Witwe des ermordeten Makedonischen Königs Amyntas zu Iphikrates und suchte dort Schutz für sich und ihren ältesten Sohn (Kronprinz), den älteren Bruder von Phillip. Auch Phillip selbst dürfte Iphikrates bei seinen Kämpfen in Thrakien kennen gelernt haben. Der erhebliche Einfluss den Iphikrates damit indirekt auf die Entwicklung des makedonischen Heeres nahm, ist heute aber immer noch weitgehend unbekannt geblieben.

Zitat:Doch die leichte Infanterie hob diese Gefahr auf und nahm ihrerseit durch flexibles Angreifen mit der Kavallerie und Phalanx die feindliche Schlachtordnung auseinander.

Eben ein Gefecht der verbundenen Waffen. Wie du ja schon schreibst, wird die Bedeutung der leichten Eliteinfanterie in Alexanders Armee heillos unterschätzt. Sie steht heute in der Wahrnehmung immer in dritter Reihe hinter der Kavallerie und dann der Phalanx, war aber vielleicht in Wahrheit sogar der wichtigste und kampfstärkste Teil von Alexanders Armee.

Wenn ich mich recht entsinne, wurde das zumindest zu Alexanders Zeiten auch noch gewürdigt. Beispielsweise waren es die Hypaspisten, die Alexanders Sarg trugen.
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