Weltweite Pandemien / Epidemien / Seuchenausbrüche
Helios:

Zitat:Wenn du das neben deinen anderen Kompetenzen seriös für den Sozialhaushalt klären kannst, ohne einfach nur "nachzuplappern" (entschuldige den flapsigen Ausdruck), was aus der einen oder anderen Strömung zu finden ist: Respekt! Ich kann es nicht.

Kein Grund sich zu entschuldigen. Nein ich kann es nicht. Könnte ich es, würde ich sicher nicht hier in einem Forum so allgemein darüber schreiben. Die Frage ist vielleicht sogar ob überhaupt irgend jemand hier praktisch etwas tun kann was substanziell wäre.

Allerdings plappere ich auch nicht irgendeine beliebige Ansicht nach, sondern ich habe seit jeher die grundsätzliche Auffassung, dass der Sozialstaat in dieser Bundesrepublik eine Perversion darstellt, die ursprünglich vor allem dazu diente den sozialen Frieden zu erkaufen und die Ausbreitung des Kommunismus im Kalten Krieg zu behindern. Von dieser Grundzielsetzung die zumindest rational ist hat sich dieses System insgesamt immer weiter weg entwickelt und mein rein persönlicher Eindruck ist, dass es in weiten Teilen ein Selbstläufer geworden ist.

Um den Bogen zum Thema zurück zu biegen: meine Befürchtung ist nun vor allem, dass die Pandemie dazu führt, dass diese grundsätzliche Tendenz im Sozialstaat welche ich hier wahrnehme durch die Pandemie und ihre Folgen noch deutlich verstärkt wird.

Das du nun hier anführst, dass die Entwicklung nicht linear war sondern in kürzeren Zeiträumen in Form von Sprüngen erfolgte, während in den Zwischenzeiten die Quote stabiler war ist hier genau das was ich meine:

Was wenn die Pandemie nun erneut einen solchen Sprung nach oben auslöst? Von 30% auf 35% und wo soll die Grenze sein?

Das der Anteil am BIP nach starken Anstiegen vorübergehend stabiler war (und auch in dieser Zeit stiegen die Sozialausgaben) bedeutet doch nicht, dass hier keine klare eindeutige Tendenz erkennbar wäre! Die Tendenz ist ein ständiger Anstieg, es ist völlig gleich ob dieser linear gleichförmig oder mit Brüchen erfolgt.

Zitat:Was als zweiter Punkt aber hinzu kommt, und in meinen Augen hier im Forum relevanter ist (durchaus auch in Bezug auf dieses Thema), ich kann keine Kausalität zwischen den Sozialausgaben und dem Verteidigungsbudget erkennen, bloß weil die Entwicklungen korrelieren. Letzteres ist nicht so niedrig, weil erstere so hoch sind, und erstere zu senken wird letzteres nicht direkt erhöhen. Die Frage, ob wir uns einen höheren Anteil am BIP für Verteidigung leisten können ist nur ein Vorwand, um die eigentliche Frage, ob wir uns einen höheren Anteil leisten wollen, nicht zu stellen bzw. nicht beantworten zu müssen. Durch die aktuelle Pandemie wird dieser Aspekt noch verstärkt, und das nicht nur medial, sondern tatsächlich auch gesellschaftlich.

Für mich ist die Verbindung zwischen diesen beiden Entwicklungen welche sie tatsächlich miteinander verbindet die Kultu, insbesondere die grundsätzliche Veränderung der ganzen Sozialkultur in diesem Land. Innerhalb der letzten Dekaden hat sich die Sozialkultur in dieser Bundesrepublik meiner Ansicht nach drastisch verändert. Und zwar in einer Richtung die einerseits eine zunehmende Wehrunfähigkeit erzeugt deren Ausfluß unter anderem auch der zu geringe Wehretat ist und der andererseits der alle Grenzen sprengende Sozial-Nanny-Staat nicht als Problem sondern als Sinn und Zweck des Staates an sich gesehen wird. Die Kausalität resultiert aus der Kultur und der Art und Weise wie sich diese drastisch verändert hat.

Zitat:Die Frage, ob wir uns einen höheren Anteil am BIP für Verteidigung leisten können ist nur ein Vorwand, um die eigentliche Frage, ob wir uns einen höheren Anteil leisten wollen, nicht zu stellen bzw. nicht beantworten zu müssen. Durch die aktuelle Pandemie wird dieser Aspekt noch verstärkt, und das nicht nur medial, sondern tatsächlich auch gesellschaftlich.

Das ist perfekt formuliert. Und unterstreicht dieser Satz nicht meine Aussage, dass die Kausalität gegeben ist, und zwar aus der Sozialkultur heraus? Eine Gesellschaft die immer mehr im Sozialstaat als Selbstzweck den Sinn der Existenz des Staates an sich sieht und zugleich jede Ausübung organisierter Gewalt gegen andere Gesellschaften so strikt ablehnt wie dies heute der Fall ist, wird zweifelsohne viel eher aufgrund der Pandemie noch mehr Geld für Sozialtransfers verwenden und viel weniger wahrscheinlich Geld für die Aufrüstung in die Hand nehmen.

Der Anti-Bellizismus in dieser Gesellschaft ist meiner Meinung nach das für dich anscheinend fehlende Bindeglied, welches hier eine von mir als dialektisch wahrgenommene Entwicklung antreibt.

lime:

Zitat:Der größte Posten von zwei Dritteln sind Zuschüsse für die Rentenkasse, weil sonst die Renten nicht ausgezahlt werden könnten. Da wird man nicht dran ändern können, auch nicht daran dass dieser Posten auf Grund der Demographie weiter wachsen wird. ......Damit wird man leben und andere Einsparpotentiale finden müssen.

Die zwei Drittel beziehen sich aber hier nur auf einen Teil der gesamten Sozialausgabgen, und zwar auf die Mittel des Bundes - also keineswegs auf die mehr als 30% des BIP insgesamt sondern auf den wesentlich geringeren Anteil welcher hier über den Bund entsprechend abgewickelt wird.

Keineswegs geben wir 670 Milliarden Euro pro Jahr für Rentenzuschüsse aus! (die Gesamt-Sozialausgaben betragen mehr als 1 Billionen Euro). Tatsächlich sind es ca. 100 Milliarden Euro.

https://www.bmas.de/DE/Themen/Rente/Fakt...erung.html

Aber dessen ungeachtet hast du schon Recht, dass die Rentenfrage und eine drastische Reform des Rentensystems in Deutschland eine zukunftsentscheidende sind. Das jetzige System ist meiner Meinung nach nicht nachhaltig aufrecht erhaltbar.

Durch die Folgen der Pandemie wird die Finanzierung der Renten sicher noch problematischer werden. Die Folgen der Wirtschaftskrise welche da auf uns zukommt werden zu noch mehr prekären Arbeitsverhältnissen und damit zu noch weiter sinkenden Renteneinnahmen führen. Auch für diese Aussage muss man kein Experte sein.

Allgemeiner führt diese ganze Situation zu der Fragestellung, was genau überhaupt die Aufgaben eines Staates primär sein sollen. Und da bin ich eben nicht der Ansicht, dass ein möglichst weit ausgreifender Sozialstaat die Aufgabe und der Sinn eines Staates sind. Sondern dass dieser ganz andere Aufgaben hat, zuvordert die äußere und innere Sicherheit und die Einhaltung von Regeln durchzusetzen. Die soziale Versorgung möglichst vieler Personen ist demgegenüber keine Kernaufgabe und langfristig mehr schädlich als nützlich.

Jedes "Renten"system in einer erweiterten Definition dieses Begriffes (das beinhaltet Sozialleistungen, Leistungen für Asylbewerber, Subventionen für Künstler usw usf) hat langfristig immer nur schädliche Auswirkungen auf die Gesellschaft. So wie jeder Staat der in einem Rentensystem aus Rohstoffen Einnahmen erzielt ohne Gegenleistung ebenso daran zugrunde geht.
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