Iran
@KheibarShekan
Zitat:Die EU Wirtschaft hat sich gen Westen und die iranische Wirtschaft gen Osten orientiert. Stichwort "Nachbarn zuerst", "Seidenstraße", Shanghaier Staaten, usw. Für Persien ist der Handel mit den asiatischen Nachbarn historisch auch über einige Jahrhunderte belegbar und bewährt.
Die früheren (historischen) Handelsbeziehungen sind das eine, aber es wäre sicherlich dann zwecks Eingrenzung andererseits die Frage, welche Epoche der persischen Geschichte man bemüht? Denn ein einfaches Übertragen einer Handelspolitik von vergangenen Zeiten auf die Gegenwart generell alleine wird nicht ausreichen (aber hier auch den Rahmen sprengen) für ein "neues" Handelskonzept. Und Persien hat sich in der Historie schon nach Osten wie auch nach Westen orientiert, was den Handel angeht (je nachdem, welche Episode man bemühen möchte).
Zitat:Die westliche Orientierung seit den ca. 1920ern ist dagegen eine vergleichsweise kurze Episode, die nicht gerade von Respekt oder Fairness geprägt gewesen ist...
Das ist mir nun ein wenig zu sehr wieder das alleinige Fingerzeigen auf das westliche Ausland in einer sehr kurzen Zeitspanne. Genau genommen waren historisch die Herausforderungen Persiens in Richtung Westen (Byzanz, arabische Eroberung, später Osmanen) und nach Osten (Mongolen, Afghanistan, Turkvölker) gerichtet. Natürlich mit entsprechenden Wechselwirkungen auf- und zueinander. Selbst die durchaus kulturell bedeutenden Safawiden, die bis ins 18. Jahrhundert hinein herrschten, stützten sich auf Turkmenen und orientierten sich stark nach Osten, griffen aber zugleich auch nach Westen aus (Kriege mit den Osmanen). Unter den Kadscharen schlug man sich dann mit Russland herum. Und erst in der Endphase von dieser Dynastie wurde das Land - obgleich im politischen und wirtschaftlichen Niedergang - zunehmend für den Westen, besonders zunächst Großbritannien, interessant - einerseits wegen Ölfunden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, andererseits weil man das Land als Gegengewicht zu den Osmanen im Ersten Weltkrieg sehen wollte. Die restliche Geschichte bis hin zu den Pahlavis ist bekannt. Aber man sieht, dass es eben nicht so einfach ist...
Zitat:Einen vierten Weg hat es im bilateralen Verhältnis bislang nicht gegeben. Daher sind vermeintliche "Potentiale" von XY Mrd. pure Phantasie, bestenfalls ein trojanisches Pferd für eine Erneuerung des Glasperlenhandels, Vertragsbrüche, Diebstahl und Erpressung.
Das sind haltlose und eher ideologisch gefärbte Vorwürfe, die sich im Grunde nur auf die Zeit von Mossadegh et. al. beziehen. Zudem darf man nicht vergessen, dass unter dem Schah die Erlöse aus dem Rohstoffverkauf deutlich höher waren als davor (d. h. die Rechnungen wurden sehr wohl bezahlt). Unter seiner Ägide wurde auch die OPEC (mit) ins Leben gerufen bzw. arbeitete man mit den Saudis recht gut zusammen, um die Preisabsprachen westlicher Ölkonzerne einhegen zu können. Und: Mit diesem Öl-Geld, ohne nun den Schah und seine Diktatur zu sehr schönzureden, konnte dieser auch interne Reformen anstoßen ("weiße Revolution" etc.), die davor keine finanzielle Basis hatten. Das wird aber natürlich von den heutigen Herrschern in Teheran überhaupt nicht gerne zugegeben. Insofern: Nein, es war nicht alles von "Glasperlenhandel und Vertragsbrüchen" geprägt - nur will das in Iran heute niemand hören.
Zitat:Durch den wirtschaftlichen Aufstieg und Fortschritt Asiens und die Globalisierung der Technologie und Forschung i.A., hat der Westen auch keine Monopolstellung mehr. Daher existieren glaubwürdigere Potentiale im Handel zwischen asiatischen Nationen und diese sind auch einfacher und fairer in der Umsetzung.
Sollte die iranische Führung annehmen, dass sie im Osten bessere Konditionen heraushandeln könne als wie im Westen, so sollte sie sich hüten vor dem chinesischen Geschäftsgeist und dem indischen Nationalismus. Weil ansonsten wird man sehr schnell erneut enttäuscht werden. Das, was der Westen mit seiner Politik versemmelte, ging meistens auf a) Öl oder b) den Kalten Krieg zurück, war also finanziell bzw. rohstoffspezifisch oder teils politisch geprägt. Im Osten hingegen gibt es solche Interessen zwar auch, aber hier mischt sich noch überbordender Nationalismus mit ein, sowohl in China wie auch in Indien, die die religiösen Extreme in Iran zudem sehr skeptisch beobachten. Und ob der Iran hier sich durchsetzen kann und "bessere" Verträge bekommt, wage ich zu bezweifeln.

Schneemann
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