Aufstands- und Partisanenbekämpfung (COIN)
Spezifischer noch zum Ablauf der Guerilla in Peru:

Zitat:Der "Sendero Luminoso" wiederum fraß sich in dieser Zeit in diese Unzufriedenheiten hinein und griff gezielt Großgrundbesitzer, die von der Regierung Terry entschädigt worden waren, an. Einen ersten Mord an einem solchen verzeichnete man am Weihnachtstag 1980 (davor gab es schon Angriffe auf Polizeistationen und Wahlbüros, aber es gab dabei keine Todesopfer).......Nur hat das in der Regierung niemand richtig verstanden bzw. ernst genommen.

Das war ja noch ganz am Anfang. Da hatte der leuchtende Pfad gerade mal um die 400 bis 500 Mitglieder insgesamt, also im ganzen Land. Und er verfing nicht mit seiner Propaganda, weshalb man beschloss den offenen bewaffneten Kampf aufzunehmen.

Zitat:Die Agitation des "Sendero Luminoso" indessen sorgte nun dafür, dass es (erstmals) gewisse Sympathien für ihn auf dem Land gab, zumal die Rücknahme der Militärreformen unter Terry bei den Bauern nicht sonderlich beliebt waren, obgleich sie selbst durch ihre internen Streitigkeiten dies in erheblichem Umfang (mit-)bewirkt hatten. Hinzu kam, dass sich die Guerillas zu dieser Zeit noch halbwegs gesittet benahmen, sie bestraften Diebe und korrupte Richter und Bürgermeister, was ihnen manchen Pluspunkt bei der Landbevölkerung einbrachte. Es gab zu dieser Zeit (1980/81)

Und nun zum Ablauf in diesen beiden Jahren: der leuchtende Pfad breitete sich ab Mai 1980 in den Anden aus, weil er dort gezielten Terror gegen bestimmte Einzelpersonen und ganz bestimmte Gruppen ausübte. Da von einem gesitteten Benehmen zu sprechen ist einfach falsch. Mit den Wahlen Mitte 1980 zog sich die Regierung in erstaunlich weiten Teilen der Anden zurück und es enstanden dort Gebiete mit einem Machtvakuum. Genau in diese Gebiet stieß der leuchtende Pfad vor, ermordete dort diejenigen welche ihm im Weg waren und führte öffentliche Folterungen und Hinrichtungen vermeintlicher Volksfeinde ein. In größeren Dörfern und Kleinstädten spionierte man sogar vorher explizit aus, wer von der Bevölkerung mehrheitlich nicht gemocht wurde / wer von vielen Nachbarn gemobbt wurde und dergleichen und dann wurden gezielt diese Personen in öffentlichen Scheinprozessen "verurteilt" und dann zur Freude der Bevölkerung öffentlich umgebracht. Und die Regierung schritt dagegen nicht ansatzweise ausreichend ein, und genau das brachte die einfache verarmte Landbevölkerung dann zunehmend rasant auf die Seite des leuchtenden Pfades.

Nehmen wir deine Aussage, dass der leuchtende Pfad Diebe bestrafte. Das tat er nicht wirklich, sondern es wurden vorher gezielt nach der psychologischen Wirksamkeit der Maßnahme ausgesuchte Personen einfach des Diebstahls bezichtigt und dann der Mob aufgehetzt und schließlich im Namen des Mobs "Gerechtigkeit" verübt.

Ebenso wurden gezielt nicht korrupte Richter, Bürgermeister, Polizeibeamte ermordet und teilweise auch deren Familien mit der Behauptung sie seinen korrupt gewesen, während man tatsächlich korrupte Amtsträger noch eine Zeitlang bewusst weiter leben ließ.

Und die Regierung reagierte in keinster Weise, es wurde weder das Militär eingesetzt noch der Notstand ausgerufen noch irgendwas gegen die Terrortaten des leuchtenden Pfades getan. Erst ab Ende Dezember 1981 erklärte die Regierung dann den Notstand. Und genau dieses eine Jahr 1981 breitete sich der leuchtende Pfad rasant aus, mit den beschriebenen Methoden.

Das Militär regierte nun 1982 mit extremer und absolut sinnfreier weil zielloser Brutalität. Die Sonderrechte der Soldaten wurden oft für Vergewaltigungen missbraucht, die von der Regierung gegründeten Milizen, die sogenannten Rondas wurden nicht ausreichend ausgebildet und nicht ausreichend bewaffnet. Erst 1983 griffen die Rondas dann überhaupt erst erfolgreich den leuchtenden Pfad militärisch an, und auch sie zeichneten sich weiterhin durch ziellose Gewaltausübung und Machtmissbrauch aus. Und umgekehrt reagierte der leuchtende Pfad mit extremster Gewalt vor allem auf die Rondas. Beispielsweise erfolgte das von dir genannte Massaker ja als eine Reaktion auf die Ergreifung und das zu Tode foltern eines der Anführer der Guerilla durch ebens so eine Ronda.

Von 1983 bis 1990 beging der leuchtende Pfad dann unzählige Terrorakte, zerstörte Elektritzitätswerke so dass ganze Städte keinen Strom mehr hatten, ermorderte nach Belieben Regierungsbeamte und ermordete gläubige Christen, Priester, Missionare, und auch Angehörige anderer linksradikaler / linksextremistischer Gruppen. Man kämpfte auch aktiv militärisch gegen andere kommunistische Guerilla wie beispielsweise die wenig bekannte MRTA.

Und genau in dieser Zeit breitete er sich aus, nicht zuletzt aufgrund seiner spektakulären Terroranschläge. Exakt diese Zeit des Terrors führte den leuchtenden Pfad zum Höhepunkt seiner Macht um 1990 herum. Umfragen aus dieser Zeit belegen dass ganz deutlich. Noch um 1990 herum gaben über 20% der Menschen in Peru an, dass sie daran glauben würden, dass der leuchtende Pfad überhaupt keine Morde begeht und nicht foltert. Allein diese Zahl zeigt das Ausmaß des Erfolges konträr zur überall damals erlebbaren Realität.

Eine der wesentlichsten Terrormethoden auf dem Land waren in dieser Zeit weiterhin die öffentlichen Tribunale und Hinrichtungen. Man veranstaltete Spektakel mit Schauprozessen bei denen die Verurteilten dann im Namen des Volkes langsam erdrosselt wurden, lebendig verbrannt oder sogar gesteinigt wurden. Vor allem das Steinigen war sehr durchdacht, da die Bevölkerung an dieser Hinrichtung aktiv teilnehmen sollte. Genau diese Art des Terrros zementierte die Herrschaft des leuchtenden Pfades auf dem Lande und war der Grund für seinen Erfolg.

1990 kam dann wie beschrieben Fujimori an die Macht. Die wesentlichste Leistung gegen die Guerilla war dabei meiner Meinung nach nicht das zurückfahren der staatlichen Gewalt gegen die Bevölkerung, sondern dass diese viel zielgerichteter und effektiver wurde, dass die Rondas institutionalisiert wurden, und nun richtig ausgerüstet und ausgebildet wurden und dass man anfing die Geheimdienstarbeit zu forcieren. Noch um 1988 herum glaubte die Bevölkerung, der leuchtende Pfad werde siegen, schon 1991 glaubte eine Mehrheit der Bevölkerung, die Regierung werde siegen.

Zudem kam es 1991 zu einer Dürre und erheblichen Problemen für die Landbevölkerung und während die Regierung wegen der Dürre etwas für die Bauern tat, forderte der Leuchtende Pfad genau zu diesem Zeitpunkt dann deutlich erhöhte Abgaben der Bauern um den sich massiv ausweitetenden militärischen Kampf damit zu finanzieren. Auch das war einer der Wendepunkte. Und ebenso sollte man natürlich nicht außer Acht lassen, dass mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion für kommunistische Bewegungen weltweit Schwierigkeiten entstanden (direkt wie indirekt) und dass umgekehrt die USA ab 1990 herum ihr geheimes militärisches Engagement in Peru verstärkten. Dort waren ja beispielsweise auch die Green Berets dann ab 1990 immer aktiver. Und dann kam die Verachtung der indigenen Kultur und Sprache durch den leuchtenden Pfad ins Spiel. Es gelang darüber Indigene auf dem Land auf die Seite der Regierung zu bringen. Ein Musterbeispiel dafür wäre die Zusammenarbeit von Green Berets und Angehörigen der Ashaninka, die als Flüchtlinge vor dem leuchtenden Pfad instrumentalisiert werden konnten.

Es ist also eben nicht so, dass der Terror der Regierung nachließ, sondern dass er sehr viel effektiver wurde, zugleich weniger öffentlich sichtbar und dass es der Regierung gelang den Eindruck zu erwecken, sie werde siegen. Dies führte dann in den 90ern einen Umschwung herbei. Beispielsweise war die Festnahme von Guzman 1992 ein Wendepunkt dahingehend, dass auch dies in der Bevölkerung den Eindruck festigte, die Regierung werde sich über kurz oder lang durchsetzen.

Und umgekehrt zersplitterte der leuchtende Pfad in Untergruppen und verlor seine Koordination und schließlich wurde sein Terror immer weniger effektiv. Zugleich erlitt man immer häufiger militärische Niederlagen, vor allem gegen die aus den Rondas hervor gegangenen Comités de auto defensa, von denen mehr als 7000 aufgestellt wurden. Und der Rest war dann einfach nur ein langsamer Niedergang der Guerilla bis heute.

Soweit als Kurzzusammenfassung:

Schlussendlich war der Kampf gegen den leuchtenden Pfad wie so oft eine Art Wettkampf im Terrorismus. Und die Seite welche der Mehrheit der Bevölkerung als langfristiger Sieger erscheint und die in der Ausübung des Terrors effektiver war hat gewonnen.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von Holger - 23.01.2004, 11:13

Gehe zu: