(Land) Bundeswehr: Infanterieausrüstung
#59
Zitat:Stellt sich also die Frage, ob die Bundeswehr das G3 (auch G1/FN FAL - wobei hier vor allem der Gedanke der schnellen Verfügbarkeit im Vordergrund stand) mit dieser Munition einführte um den NATO-Standards zu genügen oder weil man 7,62x51mm gegenüber einer Kurzpatrone bevorzugte.

Es gab in der Bundeswehr 1955 während der Gründung noch eine Diskussion ob man ein Mittelkaliber einführen sollte, oder die da bereits beschlossene NATO Standard-Munition. Die Diskussion dauerte nicht lange. Man ließ sich Angebote verschiedener Firmen vorlegen und entschied sich dann noch 1955 für die NATO Munition - und daraus resultierend für das G1 (FN FAL).

Als man begann sich 1956 für das CETME Gewehr (G3) zu interessieren, hatte man sich bereits seit 1 Jahr auf die NATO Mun festgelegt, weshalb für das G3 nie diese Diskussion geführt wurde. Zudem wurde das CETME Gewehr (G3) nie mit einem Mittelkaliber angeboten, sondern bereits mit der 7,62x51mm CETME!

Den NATO Standards zu genügen war dabei nur ein Grund von mehreren. Eine weitere Rolle spielten Kostenfragen (die Mittelkaliberpatrone war teurer, ebenso die Waffen dafür), die Option von den USA größere Mengen von Mun zu erhalten, und die Leistungsparameter der Munition (Reichweite, Durchschlagskraft gegen Helme, Deckungen usw) sowie vor allem auch der Gedanke, die gleiche Mun bei MG und Sturmgewehren zu verwenden. 1955 gab es sogar noch eine Diskussion ob man überhaupt noch abgesessen MG verwenden sollte. Kampferfahrene Frontoffiziere waren 1955 teilweise der Meinung, dass gurtgefütterte MG für die Infanterie obsolet wären (Quelle Middelhof) und MG nur noch auf Fahrzeugen sinnvoll wären, abgesessen aber nur noch Sturmgewehre geführt werden sollten. Die gleiche Fraktion vertrat auch das Mittelkaliber als Einheits-Standardkaliber.

Da man sich aber sehr früh auf eine Bewaffnung der abgesessenen Infanterie mit MG festlegte und man nicht zwei Kaliber einführen wollte, suchte man ein Kaliber das mit MG und Sturmgewehren zugleich verwendet werden konnte.

Beschließend: die 7,62x51mm sollte anfangs durchaus im Dauerfeuer mit den G1 eingesetzt werden, man hielt den Rückstoß in den ersten Jahren der BW durchaus nicht für zu groß. Erst als man mit dem G1 in der Praxis feststellte, dass die Versprechungen der Rüstungsindustrie in Bezug auf dieses Kaliber und das G1 so nicht richtig waren begann man die Doktrin des gezielten Einzelschusses zu entwickeln.

Anbei: man liest üblicherweise in deutschen Quellen, dass das CETME Gewehr (G3) für die 7,92x33mm ausgelegt worden wäre, also auf das Kaliber des deutschen Sturmgewehr44. Das ist falsch. In Spanien experimentierte man zuerst mit einer eigenen Mittelkaliberpatrone, der 7,92x40mm CETME, aus der man dann die 7,62x40mm CETME entwickelte. Als dann die NATO Standard Patrone heraus kam, entwickelte man aus der 7,62x40mm CETME die 7.62×51mm CETME, und das CETME Gewehr dass die Bundeswehr testete war bereits in diesem Kaliber.

Daher ließ man in deutschen Quellen oft fälschlicherweise, die ersten G3 wären für das Kaliber des Sturmgewehr44 ausgelegt wären, dass ist falsch. Sie waren für die abweichende CETME Patrone ausgerichtet, die sowohl von der Leistung wie von den Kosten her der NATO Standard-Patrone unterlegen war. Das CETME Gewehr war daher nie für eine Mittelkaliber-Patrone ausgelegt und wurde auch nie mit einem solchen der BW vorgestellt.

Die CETME Patrone wurde zwar ganz eingangs auf der Grundlage der Mun des StGw44 (erster Prototyp gleiche Geschosse 7,92mm aber Hülse mit 40mm und nicht mit 33mm!) entwickelt, war aber ein eigenes Kaliber (7,62x40mm)! und die 7,62x51mm CETME war erst recht ein komplett eigenes Kaliber.

Achtung fremdsprachige Quelle (es gibt keine deutsche Quelle dazu):

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.municion.org/7_92x40/7_92x40.htm">http://www.municion.org/7_92x40/7_92x40.htm</a><!-- m -->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.municion.org/7_92x40/7_62x40.htm">http://www.municion.org/7_92x40/7_62x40.htm</a><!-- m -->

Das CETME Gewehr wurde also nie mit einem Mittelkaliber der BW angeboten, sondern im CETME Kaliber.
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