Saudi Arabien
(07.03.2021, 18:14)Schneemann schrieb: Aktuell scheint sich die neue US-Administration wieder von Riad abzusetzen, dass ausgerechnet jetzt das Thema Kashoggi wieder auf das Tapet kommt, ist kein Zufall. Bereits unter Obama war die Bestrebung, sich mehr und mehr vom Öl der Saudis unabhängig zu machen, deutlich erkennbar. Mehr als einmal äußerte Obama seinen Unmut über die intolerant-rigide und erstarrte Herrschaftsform des Königreiches (von den Menschenrechten mal zu schweigen, diese haben allerdings davor auch nur peripher interessiert - was, nicht ganz zu Unrecht, dem Westen und speziell auch den USA den Vorwurf der Doppelmoral einbrachte, bedenkt man die Kritik an Iran). Im State Department und im Pentagon gab es damals auch schon Planspiele, die Truppen am Golf deutlich zurückzufahren, trotz allen Ärgers mit den Iranern.

Erst unter Trump, und in dessen Regierungszeit fiel ja der Mord an Kashoggi, wurde dieses Denken wieder weitestgehend kassiert, weil man gute Geschäfte witterte (Trump bemerkte ja großspurig, er habe gezielt bin Salman vor weiterem Ärger gerettet). Dass ausgerechnet nun unter Biden, Obamas ehem. Vize, bzw. von dessen Geheimdienstkoordinatorin Haines Ende Februar ein Bericht veröffentlicht wurde, wonach bin Salman es erlaubt habe, Khashoggi in der Türkei zu ermorden, ist nicht verwunderlich, eher schließt sich hier die Vorgehensweise nahtlos an das Handeln und das Empfinden Obamas an.

Strategisch betrachtet kann man darüber streiten, ob es Sinn macht, angesichts der aktuellen Lage in Nahost den Saudis hier wieder Ärger zu machen. Hinsichtlich der Machtambitionen Irans mag die Vorgehensweise unglücklich sein, hinsichtlich bin Salman, der sich ja zu Beginn als großmütiger Reformer präsentierte und dennoch in alte feudalistisch-brutale Reflexe zurückfiel, ist es aber vermutlich die einzige richtige Entscheidung, will man denn am Golf wieder Ansehen gewinnen. Zudem plant Biden auch eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit Iran, wenn man da zuvor seitens Washington den in Teheran verhassten Rivalen in Riad deckelt, kann dies hier strategisch durchaus von Vorteil sein bei den Verhandlungen (mal optimistisch gedacht).

Schneemann.

Das sind doch alles nur winzige Nuancen in der außenpolitischen Ausrichtung. Ich kann da keine großen Unterschiede erkennen. Auch war doch vorher klar, dass Salman kein großer Reformer ist, maximal ein halbwegs gewiefter Taktiker.
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