Südafrika
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(04.10.2016, 12:57)Schneemann schrieb: In Südafrika, das seit dem Ende der Apartheidszeit Anfang der 1990er Jahre vom ANC regiert wird, könnte sich ein allmählich politischer Umbruch vollziehen. Beigetragen hierzu hat v. a. auch die Regierung Zuma, die in den letzten Jahren vor allem durch Selbstgefälligkeit, machtpolitische Ignoranz und Korruption von sich reden gemacht hat.

Hintergrund ist, dass die Democratic Alliance (DA), die eigentlich bislang bei Wahlen kaum zu beachten gewesen wäre, galt sie doch als Partei der weißen Minderheit, der Grundbesitzer und auch teils der ehemaligen Apartheid, unter einem neuen Parteivorsitzenden dem ANC in zahlreichen Orten die Stimmen abgräbt. Prognosen sehen die Partei landesweit bei teils über 30%.

Das Besondere hierbei ist, dass der Vorsitzende der "weißen" Partei kein Weißer, sondern - in den Augen vieler Schwarzer - ausgerechnet ein eloquenter Schwarzer ist, der sich gegen alle Anfeindungen (sowohl von Schwarzen als auch von Weißen) bislang durchgesetzt hat. Mmusi Maimane sagt von sich selbst, dass er das Land erneuern, die Korruption bekämpfen und alte Gräben zuschütten will.

Der Demokratie in Südafrika mit seinen in der Vetternwirtschaft erstarrten und verkrusteten Machtstrukturen des ANC könnte die Entwicklung durchaus zugute kommen...
Zitat:Süd­afri­ka

Das Ziel des Predigers

Erstmals seit dem Ende der Apartheid macht eine Oppositionspartei dem regierenden ANC ernsthaft Konkurrenz. Ihr Chef Mmusi Maimane ist schwarz und gerade mal Mitte dreißig – ein Porträt. [...]

Mmu­si Mai­ma­ne hat nicht ver­ges­sen, wie wei­ße Par­tei­kol­le­gen ge­gen ihn sti­chel­ten, als er im Mai 2014 im Al­ter von nicht ein­mal 34 Jah­ren als ers­ter schwar­zer Ab­ge­ord­ne­ter in der Ge­schich­te Süd­afri­kas zum Op­po­si­ti­ons­füh­rer im Par­la­ment ge­wählt wur­de. Und man­che sti­chel­ten im­mer noch, als er im ver­gan­ge­nen Jahr den Par­tei­vor­sitz der De­mo­cra­tic Al­li­an­ce (DA) über­nahm. Sie trau­ten ihm nicht zu, der mäch­ti­gen Re­gie­rungs­par­tei Af­ri­can Na­tio­nal Con­gress (ANC) Pa­ro­li zu bie­ten. [...]
https://magazin.spiegel.de/SP/2016/40/14...centerpage

Schneemann.

Wer dort mal ein paar Jahre gelebt hat wird wissen das jeglicher Optimismus fehl am Platze ist. Die DA bleibt die Partei der Weißen, der Farbigen und der Asiaten und diese stellen zusammen etwa 20% der Einwohner und knapp 25% der Wähler (wegen Altersstruktur). Um an Wahlen teilzunehmen muss man sich registrieren. Dies machen aber nur etwa ein drittel der Schwarzen Erstwähler. Das heißt trotz andauernder Abwanderung der weißen Mittelschicht bleibt das Wählerpotential der DA in Zukunft etwa gleich groß. Das die DA in einigen Regionen über 30% der Stimmen erhalten kann ist nichts neues, denn Südafrika ist sehr ungleich besiedelt. Schon 2009 erreichte die DA bei der Parlamentswahl über 16% der Stimmen. Bei der Wahl 2014 immerhin über 22%.
Interessanter im Hinblick auf die Zukunft dürfte die EFF sein, die 2014 über 6% und 2014 bei der Kommunalwahl über 8% erzielt hat. Sie ist linksradikal, schwarz und für die Enteignung der Konzerne. Das heißt sie würde niemals mit der DA koalieren. Die EFF gewinnt derzeit massiv an Zuspruch. Die nächsten Wahlen sind 2019 und die Unzufriedenheit steigt rasant. Sollte es die EFF schaffen, auf Kosten der ANC, auf 20%+x zu steigen, dann könnte die absolute Mehrheit des ANC bedroht sein. Falls der ANC dann nicht zu extrem undemokratischen Mitteln greift müsste er entweder mit der EFF oder der DA zusammen gehen. Der ANC ist aber inzwischen sehr stark mit der reichen Oberschicht verwoben und seine höheren Funktionäre kassieren dort kräftig mit. Sehr wahrscheinlich wird der ANC dann eine Koalition mit der DA eingehen müssen. Falls dies passiert rechne ich damit, das bei der drauffolgenden Wahl die EFF die stärkste Partei wird und dann dürften die Verhältnisse in Südafrika vollends destabilisiert sein. Also keine rosige Zukunft, im Gegenteil.
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