Historische / Antike Schlachten
#37
>>Jetzt kommt beim Einfügen die Fehlermeldung, der Text sei zu lang, DAHER poste ich ihn in mehreren Einträgen. Wenn man ihn doch zusammenfassen kann, und ich einfach nur zu blöd bin, könnte sich bitte ein Mod meiner erbarmen und das für mich tun.>>

Also, versuch ich mich mal mit einem Text über Cannae:

Vorgeschichte und Vorlauf der Schlacht:

Nach der Niederlage am Trasimeno See gegen die Karthager kam es in Rom zu einer Spaltung der politischen Führung in zwei Gruppen. Die einen wollten Hannibal baldmöglichst wieder in einer Feldschlacht stellen, sie waren der Überzeugung, dass er sie nicht mehr wie am Trasimeno See in einen Hinterhalt locken könne und das man aus der Schlacht an der Trebia genug gelernt hätte, um die Karthager zu schlagen. Als Hauptargument führten sie an, wenn man einfach abwarten würde, dass dann die Südlichen Bundesgenossen von Rom abfallen könnten, und damit Hannibal eine Verstärkung seines Heeres erhalten würde und dann erst recht gefährlich wäre.

Die Gegenseite wollte dagegen eine Politik der verbrannten Erde betreiben, die Karthager in Italien im Guerilla Krieg und in endlosen Belagerungen zermürben und die dabei eingesparten Mittel zur Eroberung Spaniens und dann Afrikas selbst einsetzen. Diese Partei setzte sich unter ihrem Führer und primären Vertreter Quintus Fabius erst mal durch und dieser wurde, noch wegen der Verluste vom Trasimeno vom Volk gestützt, Diktator von Rom. Der Gegenseite gelang es aber, mit Marcus Minucius, einen Mann mit der genau gegensätzlichen Einstellung zu Fabius, in das Amt als Magister Equitum (=Stellvertreter des Diktators) zu bringen. Darüber hinaus hatte Minucius eine über das übliche Maß hinausgehende Amtsgewalt und Unabhängigkeit gegenüber dem Diktator, da er sich auch auf ein direktes Mandat der Volksversammlung stützen konnte.

Fabius rekrutierte als erstes die bis dahin größte römische Armee, die Rom je aufgestellt hatte und verfolgte mit dieser die Karthager auf ihrem Zug nach Süden an Rom vorbei. Gleichzeitig zerstörte und verbrannte er sämtliche Felder vor den Karthagern und auch alle Dörfer, nur schwer befestigte Städte wurden mit starken Garnisonen besetzt aber Hannibal ließ sich auf keine Belagerungen ein und umging diese Festungen. In der Folge musste das karthagische Heer immer mehr fouragieren und plündern und dadurch, und durch die Präsenz so vieler römischer Legionen in Süditalien kam es nirgends zu dem befürchteten Abfallen der Bundesgenossen dort. Hannibal versuchte nun, die Römer zur Feldschlacht zu bewegen, doch wichen ihm diese immer wieder aus und überfielen stattdessen jeden noch so kleinen Karthager Trupp, der sich ein wenig vom karthagischen Hauptheer entfernte. Ganz langsam begann Hannibals Armee auszubluten und er hatte immer noch keinen festen Stützpunkt in Italien den er zur Versorgung und zur Sicherung seiner Armee hätte einsetzen können.

Hannibal beschloß daher, sein Heer etwas näher an Rom heranzubringen und damit die Zerstörung der römisch/latinischen Felder und Gehöfte dort durch die Römer selbst herbei zu führen. Er überquerte in einem überraschenden Gewaltmarsch den Appenin und zog nach Kampanien, 150 km südlich von Rom. Die Karthager verwüsteten nun ganz Kampanien und machten dabei auch erstmals wieder Beute an Lebensmitteln. In Rom begann sich die Volksstimmung daher langsam gegen den Zermürbungskrieg zu wenden. Der Magister Equitum, Minucius, hatte dort in Kampanien, wie die meisten seiner Partei wohl großen Landbesitz und war daher über die Karthagische Präsenz dort besonders verstimmt. Als der Diktatur Fabius seine Truppen 217 zur Abhaltung wichtiger religiöser Zeremonien kurz verließ begann er die Karthager auf eigene Faust und entgegen den direkten Befehl des Diktators anzugreifen. Die Karthager hatten Kampanien inzwischen vollständig geplündert und waren auf dem Weg nach Apulien, als die Römer unter Minucius sie bei der Stadt Gerunium angriffen, in dem Moment, als Hannibal dort begann, ein festes Lager für seine Armee aufzuschlagen. Der Zeitpunkt war sehr gut gewählt, da die karthagische Kavallerie sich zum fouragieren über die Gegend verteilt hatte und das Schlachtfeld den Einsatz schwerer Infanterie begünstigte. Offenbar hatte selbst Hannibal nicht mit einem Angriff gerechnet und daher waren seine Truppen durch den Lagerbau in lockerer Gruppierung und nicht kampfbereit. Darüber hinaus versuchte Minucius etwas neues und ließ die Legionen in dichten Kolonnen und tief gestaffelt anrennen, eine Abkehr von der üblichen römischen Manipeltaktik. Es gelang den Karthagischen Offizieren aber im letzten Moment, ihre Truppen vor den anstürmenden Legionen durch Flucht in Sicherheit zu bringen und nach einigen Verlusten einen geordneten Rückzug nach Gerunium durchzuführen. Hannibal machte dabei einen Scheinangriff an der römischen Flanke, um die notwendige Zeit zu gewinnen, die Römer in Furcht vor einer Falle machten in Folge erst mal halt und gruppierten um, nur deshalb konnten die anderen Karthager entkommen. Hätten die Römer erkannt, dass es nur ein Scheinangriff war, oder hätten sie ihn ignoriert, wäre aus dem Kampf die Entscheidungsschlacht mit einem glänzenden Sieg für Rom geworden. Minucius besetzte das Karthagische Lager und konnte zumindest den Ruhm verbuchen, der erste römische Feldherr gewesen zu sein, der Hannibal geschlagen hatte.

In Rom führte dieser Sieg zu einem gewaltigen Stimmungsumschwung gegen Fabius. Die Bevölkerung hängte ihm den Spitznamen `Cunctator`an (d.h. der Zauderer) und seine Partei verlor ihren bisher bestimmenden Einfluß. Der Senat begann gegen den Diktator Stellung zu beziehen und man wollte Minucius aus den Fesseln seiner noch untergeordneten Position befreien. Auf Antrag des Volkstribunen Metilius bestimmten die Komitien, dass Minucius die gleichen Kompetenzen wie der Diktator selbst erhalten sollte, dieser wurde aber nicht aus dem Amt enthoben, sondern behielt seine Stellung. Minucius wurde dann vom Volk direkt beauftragt, sofort und so schnell wie möglich die Karthager zu vernichten und stand daher in der Folge unter extremen Erfolgsdruck. Bei der nächstbesten Gelegenheit griff er Hannibals Armee an, ein wichtiges Ziel seiner Planung war ein Hügel zwischen den beiden feindlichen Lagern, den er besetzen wollte, um von dort bergab gegen die Karthagische Armee zu stürmen. Die Karthager waren ihm aber zuvorgekommen und seine Truppen gerieten zwischen dem karthagischen Hauptheer und einer von Hannibal auf dem Hügel im Hinterhalt positionierten Truppe in die Zange. In dem Moment kam Fabius mit den, ihm unterstellten Reserven auf dem Schlachtfeld an und stieß mit der gleichen Aufstellung wie zuvor Minucius vor, also tiefgestaffelt und ohne die Differenzierung von Manipeln, und Hannibal beschloss kein Risiko einzugehen und zog sich auf der Stelle zurück. Hier hätte er vielleicht einen Sieg über die Römer erringen können, zögerte aber das Risiko einzugehen, so kam es wieder nicht zur Entscheidungsschlacht.

Wegen seinem Versagen in diesem Kampf verlor dann Minucius an Einfluß und musste seinen Platz räumen. Trotzdem behielt seine Partei die Vorrangstellung und brachte bei den Konsulwahlen im nächsten Jahr, dem Jahre 216 einen entschiedenden Angriffsbefürworter an die Macht, Gaius Terrentius, als Amtskollegen hatte er den Aristokraten Lucius Aemilius Paullus, diese beiden wurden dann in der Schlacht von Cannae die römischen Oberbefehlshaber. Die beiden Konsuln sammelten nun als erstes die gesamten römischen Streitkräfte zusammen und stellten die größte Römische Armee auf, die Rom bis dahin ins Feld geführt hatte. Insgesamt 8 römische Legionen, und die gleiche Zahl Bundesgenossen. Dazu kamen weitere Legionen für Spanien und Oberitalien, wo man erfolgreich den Keltenaufstand dort niederkämpfte. Das Kommando dort erhielt der Prätor Lucius Postumius. Wenn man die in Spanien, Sizilien und Oberitalien stehenden Legionen zusammenrechnet hatte Rom zu diesem Zeitpunkt 15 römische Legionen gleichzeitig im Felde, über die Hälfte davon nur in der Armee die jetzt Hannibal nachsetzte. Auch wenn die Legionen unter Sollstärke waren, waren das immer noch mindesten 150 000 Legionäre, die da bei einer Gesamtbevölkerung von 4 Millionen Römern im Felde standen.

Um ihre Ernsthaftigkeit, mit der sie die Sache ein für alle Mal zu Ende zu bringen wollten zur Schau zu stellen, beteiligte sich auch ein Gros der Nobilität aktiv am Kampf, fast der Gesamte Senat war persönlich als Soldaten dabei, man wollte Hannibal endlich ein Ende setzen. In Süditalien hatte derweilen die Getreideernte eingesetzt und die Römische Armee stieß so schnell sie konnte nach Süden vor, um Hannibal anzugreifen, bevor er sich wieder mit Vorräten versorgen konnte. Vor der ungeheuren römischen Übermacht zogen sich die Karthager zurück und wichen nach Süden in die dortigen Ebenen aus. In einem Überraschungsangriff eroberte Hannibal die Festung Cannae am Aufidius (ca 8km unterhalb von Canusium/Canosa) die den Römischen Verbänden in der Region als Nachschubzentrum diente. In unmittelbarer Nähe zur Festung begann er ein stark befestigtes Lager aufzuschlagen und wartete auf die Ankunft der Römer. Die kamen alsbald dort in der Ebene an und bezogen ihrerseits zwei Lager, die sie sehr stark befestigen ließen, zwei Drittel des Heeres blieben auf dem linken Aufidus Ufer, ein Drittel überquerte den Fluß um die Karthager auf dem rechten Flussufer an der freien Bewegung zu hindern und ihnen die Rückzugsmöglichkeit abzuschneiden. Vermutlich geschah das Anfang August des Jahres 216. Aus den Erfahrungen der Kämpfe gegen Minucius wusste Hannibal, dass er im bergigen Gelände dieser römischen Übermacht erst recht nicht gewachsen war, ein Abzug hätte ihn also in eine noch schlechtere Lage gebracht, jedoch konnte er seine Armee in dieser Gegend auch nicht ausreichend versorgen, solange die Römischen Truppen zum Angriff bereit standen, er musste also die Schlacht annehmen.
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