02.04.2007, 00:20
Thomas Wach schrieb:Längere Verhandlungen können durchaus positiv wirken, denn der Iran ist noch ein paar Jahre von der Bombe entfernt, bei möglichen Verhandlungen läßt sich auch wieder Zeit gewinnen und das Atomprogramm über Aussetzen der Urananreicherung etc. verlangsamen
Das ist bestenfalls eine fromme Hoffnung. Die Technologie kommt mit weit geringeren Mengen an Spaltmaterial aus als noch vor 30 Jahren und die Möglichkeiten der Beschaffung sind auch vielfältiger als damals. Das Risiko langfristiger Verhandlungen ist also, bei den derzeitigen politischen Verhältnissen, grösser als der potentielle Nutzen.
Auch wenn du diese Ansicht nicht teilen magst: Selbst wenn man immer das Beste hofft, sollte man doch aus Erfahrung mit dem Schlimmsten rechnen. Denn die verantwortlichen Akteure gehen meist ebenfalls von solchen Überlegungen aus, wie du ja selbst andeutest.
Zitat:Und wenn das wirklich alles nichts bringt, gibt es immer noch als ultima ratio die Militärschläge. Allein rein wirtschaftlich: Der Schaden für den Iran wäre dich viel größer, wenn man kurz vor Fertigstellung der Atombombe zuschlägt, denn da sind schon alle Investitionen getätigt und man kann mit einem Schlag bzw. mehreren extrem viel Schaden anrichten, sozusagen bildich: Man wartet bis die Sandburg des anderen fast fertig ist und schlägt erst dann zu, wenn wirklich alle verhandlungsmöglichkeiten gescheitert sind, aber erst dann.
Was für ein wirstschaftlicher Schaden denn? Ein Akw ist nun echt zu verschmerzen. Den anderen, Verzeihung, "Scheiss" zur Anreichung von Uran brauchen sie ja nicht für Atomstrom.
Und der Rest der kaputtgehen kann: Es kam bereits mehrfach zur Sprache, dass der iranische Präsident es nicht eilig mit der Umsetzung seiner einst versprochenen Aufbau- und Sozialprogramme hat, siehe z.B. das Erdbebengebiet. Sollte es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommen, ist nur eines sicher zu sagen: Die Koalitionstruppen würden den Kardinalfehler des Irakkrieges nicht wiederholen. Schnell und diskret besetzen um dann auf "Freund des Volkes" zu machen, bringts im mittleren Osten nicht.
Einziges sichtbares Vorzeichen einer derartigen Entwicklung wäre eine umfassende Stimmungsmache gegen das Regime des Iran bei den westlichen Bevölkerungen, denn ohne solche (gut gemachte) Medienvorarbeit, würden unsere Länder einen Krieg gegen den Iran nicht mittragen. Demokratien eben. Siehe USA WKII.
Deshalb mein Unverständniss für die Iranischen Aktionen der letzten Tage: Sie machen sich selbst unbeliebt und bereiten damit den moralischen Boden für militärische Aktionen gegen ihr Land - obwohl sie offenbar irrigerweise glauben, sie würden sich gerade selbst helfen und sich "stark" präsentieren.