19.12.2003, 16:43
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Halten Sie zukünftig den Mund!
Der vierte Tag der Loya Jirga, der großen afghanischen Ratsversammlung, beginnt mit einem Eklat. Kaum haben die noch verschlafenen 502 Delegierten unter dem riesigen Zelt Platz genommen, bittet eine junge Frau den Vorsitzenden des Rates, Professor Sibghatullah Mudschadadi, um das Wort. Sie wolle kurz über die Lage ihres Wahlbezirks berichten. Unwillig gewährt Mudschadadi die Bitte. Der Theologe will bewußt nicht als frauenfeindlich erscheinen.
Halten Sie zukünftig den Mund!
Der vierte Tag der Loya Jirga, der großen afghanischen Ratsversammlung, beginnt mit einem Eklat. Kaum haben die noch verschlafenen 502 Delegierten unter dem riesigen Zelt Platz genommen, bittet eine junge Frau den Vorsitzenden des Rates, Professor Sibghatullah Mudschadadi, um das Wort. Sie wolle kurz über die Lage ihres Wahlbezirks berichten. Unwillig gewährt Mudschadadi die Bitte. Der Theologe will bewußt nicht als frauenfeindlich erscheinen.
Zitat:Der Auftritt von Malalah Dschuya, einer gewählten Delegierten aus der Westprovinz Farah, ist ungewöhnlich. "Hier unter diesem Zelt sitzen lauter Räuber, Drogenhändler, Verbrecher und Mörder", sagt die junge Frau mit fester Stimme auf Dari, der persischen Mundart der Afghanen. "Sie haben das Land aus Machtgier und Geldgier zugrunde gerichtet. Sie gehören nicht in eine freie, erhabene Versammlung, sondern vor Gericht."
Viele von den neunzig weiblichen Delegierten, die getrennt von den Männern links vom Podium zusammen sitzen, spenden ihrer Schwester aus Farah mehrmals Applaus. Ermutigt wird Malalah Dschuya auch von vielen Männern, namentlich von denjenigen in Anzug und Krawatte. Mirweis, der jüngste Sohn des ehemaligen Monarchen, hält sich mit dem Applaus zwar zurück, wie es sich für einen Prinzen ziemt, aber er lächelt zufrieden. Der Königsohn im Pelzmantel gehört zu den fünfzig Abgeordneten, die von Staatschef Hamid Karzai ernannt worden sind
Ermutigt durch die Zustimmung im Zelt, benennt Frau Dschuya die "Verbrecher und Mörder": die Mudschahedin. Sie hätten im Namen des Heiligen Kriegs die Bevölkerung schikaniert, die Städte in Schutt und Asche gebombt, die Frauen vergewaltigt. Die Mudschahedin als Mörder zu bezeichnen - das war zuviel. Zwar schimpft das einfache Volk ständig über die "heiligen Krieger". Doch wenn eine junge Frau in der ehrwürdigen Loya Jirga, bis jetzt eine Domäne der Männer, vor der Weltpresse von den Mudschahedin als Verbrechern redet, hat das ein anderes Gewicht: Es ist nahezu blasphemisch. Ein Raunen geht durch den Saal, ein Teil der Männer springt auf. Wutentbrannt beschimpfen sie die Frau und verlangen, sie solle unverzüglich aus der Loya Jirga entfernt werden......