02.01.2007, 01:56
Turin schrieb:.....nun wurde ja beim Gipfel der EU im Dezember eine deutlich rigidere Tonlage gewählt als bisher - und auch bei neuen Aufnahmen ist das Einstimmigkeitsprinzip zu beachten, es wird also gar nicht mehr so einfach sein, eine Aufnahme "im Club" zu erhalten (nebenbei: die Qualität eines Clubs erkennt man auch daran, wieviele und welche Neumitglieder aufgenommen werden wollen). Es wird also ohnehin künftig sehr viel laaangsamer gehen.
Inzwischen hat sich die Konzeptlosigkeit und Vielstimmigkeit in Europa aber deutlich verstärkt, ein absoluter Beitrittsstop wäre dringend erforderlich, um im Anschluss eine konstruktive Reform der EU an sich durchzuführen. Alles andere ist ein Todesstoß für ein politisch funktionelles Europa, mindestens aber ein Rückschlag, der Jahrzehnte der politischen Stagnation bedeuten würde.
Quintus Fabius schrieb:....
Aber es geht hier auch ums Prinzip: wo soll das ganze enden ? Irgendwo müssen Linien sein, liegen diese erst mal hinter diesen beiden befürchte ich, daß diese Linien sich ganz auflösen.
Schauen wir uns doch mal die politische Landkarte an:
1)
Erweiterungskommissar Oli Rehn hat sich am 27. Dezember in der finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat nur über die Staaten Südosteuropas geäußert. Denen sei während der finnischen EU-Präsidentschaft klar versichert worden, dass sie nach der Erfüllung der Beitrittskriterien Mitglied werden könnten, also nicht - wie jetzt Rumänien und Bulgarien, schon vorher.
Damit sind dann aber nur die Staaten aus dem ehemaligen Jugoslawien sicher gemeinet. Die Türkei ist wohl nicht enthalten, weil da ja ohnehin schon die Beitrittsverhandlungen laufen ....
2)
was bleibt dann noch? Eigentlich nur ein paar skandinavische Länder, nämlich Norwegen und Island - dann die Schweiz - und von mir aus auch noch Grönland, das ja über Jahrhunderte hin zu Dänemark gehört hat (auch wenn Grönland geographisch und die Eskimos ethnisch eher nach Nordamerika passen würden)
das sind alles Länder, da würde ich jetzt schon die Einhaltung sämtlicher Beitrittkriterien unterschreiben.
3)
und das wars dann aber auch - es kann also allenfalls noch um eine "Arrondierung" gehen, mit Ausnahme der Türkei - und da haben wir einen eigenen Thread:
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abgesehen davon:
Wir hatten uns vor Ewigkeiten (genauer vor ziemlich genau einem Jahr) auch über die sinnvolle Ostgrenze der EU unterhalten:
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da haben einige Poster (ich nenne hier insbesondere Turin und Thomas Wach) einige seher interessante Beiträge abgeliefert, lohnt sich, das nachzulesen
den Diskussionen dort würde ich nur einige Auszüge aus kürzlichen Presseberichten anfügen wollen:
Süddeutsche Zeitung, 28.12.2006 S. 7
Zitat:Neue Stern-Taler aus Europaund
Slowenien verabschiedet sich vom Tolar und führt den Euro ein - auch als Zeichen der Distanz zum Balkan
FAZ, 30.12.2006, S. 3
Zitat: Vom 1. Januar an gehören Bulgarien und Rumänien zur EU. Auf mehr als 470 Flußkilometer verbindet und trennt die Donau die Nachbarn. Eine Reise entlang ihres Südufers führt durch ein Land, das seit seiner Bevfreiung vom "osmanischen Joch" europäisch sein will.wenn diese Stimmungsbilder auch heute noch unterschwellig tragen und vorhanden sind, dann sieht es schlecht aus für weitere Erweiterungen am Balkan - und vor allem auch für die Türkei,
.... Dass sich der Kontient auch nach dem Einschmelzen des Eisernen Vorgangs und der Aufhebung des Visumszwangs auf einmal wie slebstverständlich bereisen lies, haben viele Leute aus Russe (einer bulgarischen Stadt an der Donau) als zweite Befreiung verbunden. Die erste kennen die heutigen Einwohner der Stadt nur aus Büchern. "Russe wurde am 20. Februar 1878 vom osmanischen Joch befreit ...." heißt es in der städtischen Chronik. .... In Russe wurden ein österrisch-ungarisches, ein englisches, ein russisches und ein italienisches Konsulat eröffnet. Man war nun also wieder Teil von Europa. Europäisch sein, das hieß für die Bürger von Russe, sich möglichst sichtbar von der osmanischen Zeit abzugrenzen....
aber das ist wie gesagt ein anderes Thema ....
edit:
das ist vielleicht ganz interessant:
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EU Ratspräsidentschaft 2007