11.11.2006, 23:31
Zitat:Quintus Fabius postetedie Erschöpfung der Böden am Nil hat vor allem eine Ursache: den Assuan-Staudamm - seitdem die jährlichen Überflutungen am Nil ausbleiben fehlt der fruchtbare Nilschlamm und ist künstliche Bewässerung erforderlich, die bei extensiver Nutzung - wenn das Wasser nicht mehr zurückfließt sondern im Endeffekt verdunstet und versickert - zur Versalzung der Böden führt.
....
Heute hat Ägypten 80 Millionen Einwohner, viel zu viele. Der Boden dort versalzt und die Nilfluten reichen nicht mehr aus als Erneuerung. Der Lebensraum schwindet, das Nildelta wird die Klimaveränderung erledigen.
In den nächsten hundert Jahren wird der Lebensraum in Ägypten radikal reduziert werden, die Ägypter vermehren sich aber immer weiter.
.....
Wenn die Reproduktion so weiter geht ist ein Wohlstand wie hier unmöglich.
Hohe Geburtenrate und Überbevölkerung sind tatsächlich völlig unterschiedliche Schuhe:
entscheidend ist doch, wie viele Menschen ein Land verkraften kann. Wenn man nur nach der Bevölkerungsdichte geht wären Monaco, Singapur, der Vatikanstaat, Malta und die Malediven die aggresivsten Länder der Erde - gefolgt von Bangladesh, Bahrein, Barbados, Taiwan, Nauru, Mauritius, Südkorea, San Marino, Tuvalu, Niederlande, Libanon, Komoren und Japan ....
Die Bevölkerungsdichte ist sogar in den meisten industriealisierten Ländern höher als in allen arabischen Staaten - <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_unabh%C3%A4ngiger_Staaten_nach_Bev%C3%B6lkerungsdichte">http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_unab ... ungsdichte</a><!-- m --> - d.h., dass alle weniger industrialisierten Staaten mit entsprechender Wirtschaftsentwicklung in der Lage sind, einer größere Bevölkerung höheren Wohlstand zu bieten. Beispiele dafür sind Estland, China und Indien - oder bei den arabischen Staaten Bahrein, die VAR usw.
Die "Wirtschaftswoche" hat in ihrer Ausgabe (40 und 41/2006) dazu hochinteressante Thesen der beiden US-Wissenschaftler Richard Florida und Tim Gulden wiedergegeben.
Danach hängt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und damit von Volkswirtschaften von der Kreativität der Beschäftigten ab. Ziel ist ein immer schnellerer Rhytmus von Innovationen, um sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Beispiele für solche innovativen Kräfte sind Apple, Google ....
Deshalb werden im weltweiten Wettbewerb die Standorte gewinnen, die über möglichst viele gut (aus-)gebildete und kreative Mitarbeiter verfügen - die also für solche Mitarbeiter attraktiv sind. Das sind die "Megastädte" wie der Großraum Boston-New York-Washington, Ontario, Michigan oder Kalifornien, Südengland, Paris, die Benelux-Staaten und Westdeutschland, Süddeutschland oder Norditalien, Tokio, Shanghai, Mumbay, Bagalore (auch Kairo hätte da gute Chancen).... und nicht die landwirtschaftlich geprägten Dörfer und Kleinstädte.
Ausschlaggebend sind nach Florida drei Faktoren: Talent, Technologie, Toleranz.
Dass alle Menschen gleichermaßen über Talent verfügen wird niemand ernsthaft bestreiten wollen.
Technologie - das ist auch eine Frage der Ausbildung: die klassischen europäischen und amerikanischen Universitätsstandorte schöpfen aus einer breiten Volksbildung; Peking, Shanghai, Bangalore .... oder auch die VAR ("Dubai Knowledge Village" - hier sollen die großen und bekannten Elite-Universitäten der Welt mit Forschungs- und Lehrinstituten einziehen) sind Beispiele aus ehemaligen "Entwicklungsländern". Der Islam ist nicht "wissenschafts-" oder "technologiefeindlich". Ganz im Gegenteil: in der ersten Zeit der islamisch-arabischen Hochblüte waren die islamischen Länder an der Spitze der weltweiten Wissenschaft. Und mit entsprechendem Einsatz lassen sich auch heute alle islamischen Staaten an die Spitze der Wissenschaft katapultieren.
Toleranz - das ist dann vielleicht ein Knackpunkt, aber da fehlt es im Westen - wenn ich mich so umsehe - genauso wie in manchen islamischen Ländern. Florida hat einen "Global Creativity Index" erstellt. Danach sind die USA unter Bush jr. auf den vierten Platz zurück gefallen; Schweden, Japan und Finnland haben weit bessere Chancen, kreative Köpfe aus dem Ausland anzuwerben. Deutschland liegt erst auf Platz 10, in China sind Peking und Shanghai absolute Vorreiter (wenn man nicht Hongkong mit einbezieht), bei den arabischen Ländern sind die Golfstaaten Spitzenreiter.
Insofern wäre uns im Westen und den islamischen Ländern ein freies Bildungssystem und eine hohe Toleranzschwelle zu gönnen.