10.11.2006, 22:17
Zitat:Ingenieur postetenöö - wenn man das aus rein finanziell-nationaler Sicht a'la Thatcher sieht ("I won't my money back") - dann wird die Aufnahme der Türkei nach den zum derzeitigen Zeitpunkt vorliegenden Daten ein finanzieller Kraftakt für die EU:
....Na ja, schon klar wieso die EU das Programm stur weiter durchzieht. In keinem EU-Land hat Brüssel so viel zu sagen wie in der Türkei
Quelle: FOCUS print 45/2006 S. 238
Zitat:Die Türkei wäre bei einem möglichen Beitritt im Jahr 2015 neben Deutschland mit etwa 80 Mio. Einwohnern der größte EU-Staat, beeinflusste Entscheidung massiv mit und hätte vor allem Anspruch auf EU-Mittel. Allein der deutsche Nettobeitrag von 6,06 Mrd. Euro (im Jahre 2005) würde sich verdoppeln. Hauptgrund: EU-Agrarsubventionendas BIP der Türkei mit 6.800,- € pro Kopf (2005) ist niedriger als das von Bulgarien (7.400,- €) und deutlich unter dem EU-25-Schnitt (23.400,- € - zum Vergleich: das sich ach so sehr in Wirtschaftsnöten krümmende Deutschland kommt auf 25.300,- €).
das Engagement der EU hat andere Gründe
- einmal wird die "weiche Flanke" der EU gegenüber dem Nahen Osten stabilisiert
- dann erhalten wir über die Türkei einen geographisch interessanten Zugang zu den zentralasiatischen Bodenschätzen.
Man muss sich als Europäer allerdings fragen, ob diese Ziele erreicht werden können , wenn man die kulturellen Unterschiede in der Türkei (Zwangsehe ....) und die Widerstände innerhalb des Türkentums gegen eine Modernisierung der Gesellschaft berücksichtigt, und ob diese Ziele den Einsatz "wert sind" oder ob (das scheint mir Merkels Kalkül zu sein) diese Ziele auch mit "weniger Hau-Ruck" erreichbar sind.
Ich denke, vielen "verwestlichten Türken" dürfte es im Endeffekt egal sein, ob Meinungs- und Religionsfreiheit für die Türken als Mitglieder innerhalb der EU oder als "priveligierte Partner der EU" gelten.
Die einzigen, die von der "Nichtaufnahme" definitiv Nachteile hätten wären die türkischen Bauern (keine Agrarsubventionen), die (insbesondere griechischen) Zyprioten und die Kurden, da ohne eine solche Integration der Türkei in die EU keine Notwendigkeit für Ankara besteht, diese Probleme im Sinne der EU zu lösen.