01.11.2006, 16:24
Zitat:Shahab3 posteteOsama Bin Laden war ja auch nur eine Symbolfigur, es ging um die Zerschlagung der al-Quaida-Infrastruktur. Wenn sie den ausgeliefert hätten, hätte man zwar nen schönen Schauprozess machen können, dann wäre halt jemand anderes nachgerückt. Hätten die Taliban das auch gemacht?
Gut, vielleicht hab ich mich unklar ausgedrückt. Dass die Taliban über Nacht von Freunden zu Feinden wurden, hat natürlich damit zu tun, dass man jemanden brauchte an dem man sich rächen kann. Obwohl die Taliban ja ansich mehrfach angeboten haben Osama an die USA auszuliefern, weil er ihnen auch zu dominant wurde und man lieber weiter Geschäfte mit den Amerikanern machen wollte. Ein Vertrag zum Bau einer Pipeline wurde ja von einem abgesandten der Taliban in Washingon unterzeichnet. Das war noch Monate vor demDu vergisst, dass da ein Regierungswechsel in Washingotn dazwischen liegt. 11.9.
Rache und ausschalten der Al-Kaida Zellen erklärt ein paar Bombenangriffe auf ein paar Lager, aber keinen Krieg mit anschliessender installierung eines Ölexperten als Präsident und einer dauerhaften Besetzung. Sowas lohnt sich nur mit dauerhaften strategischen und wirtschaftlichen Absichten. Wenn es um Milliarden Dollar für Krieg und Wirschaft geht, sind "Rache" und "Mitleid" niedere Motive. Das mag enttäuschend klingen , aber als Realist sollte man sich darüber im Klaren sein.
Zitat:Naja in den Jahren 2001-2004/5 war die Sicherheitslage ausreichend.Das war leider nicht wirklich der Fall. Realtiv zu heute betrachtet vielleicht ja. Aber in dieser Zeit gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen einigen Warlords, diverse Anschläge auf Präsident Karzai und die Erkenntnis dass das Land nicht kontrollierbar ist, sondern sich die Einflussphäre des Staates auf Kabul beschränkt. Naja..und die nachwievor aktiven Taliban als Bauernopfer und die Al-Kaida inkl. Bin Laden trieben dort ebenfalls noch ihr Unwesen. Was sicherlich etwas zur Entlastung der Gesamtsituation in Afghanistan beitrug, war der Irakkrieg. Der international organisierte Krieg gegen die Besatzer konzentrierte sich vor allem dort. [/quote]Es gab vorher kaum Angriffe auf NATO-Truppen und die Konflikte zwischen den Warlords legten sich bald wieder. Im übrigen wäre Kabul kein schlechter Anfang gewesen, dort ist schließlich der größte Absatzmarkt des Landes.
Zitat:Nochmal zur Erinnerung. Afghanistan ist eines der wenn nicht gar DAS ärmste Land dieser Erde. Du glaubst garnicht wieviel gescheiterte Entwicklungsprojekte man bereits in anderen Ländern aufgezogen hat. Lediglich ein paar Ausnahmen bestätigen die Regel des flächendeckenden Festsitzens im Sumpf der Armut. Und den Ausnahmen ging es zuvor nie wirklich scheisse.Dass Afghanistan das ärmste Land der Welt ist, ist doch ein Grund, kein Hindernis
Mit "dann machen wir ein bischen hier und da", ist es eben nicht getan um von gaaanz unten überhaupt nur ein vertretbares Maß zu erreichen. In solchen Ländern verdunsten Investition wie Wassertropfen in der Wüste.
Also kein wirkliches Argument dagegen. Wenn man es richtig anpackt, mit westlicher Finnazierung, Aufsicht und Anleitung wird es definitiv funktionieren. Und - wenn du mir diesen poetischen Einwurf gestattest - viele Tropfen bilden einen See und dieser wiederum zu einer Oase werden kann

Zitat:Konkret zur Bauwirtschaft...Es gibt sicher genug afghanische Bauingenieure, zum Beispiel in Deutschland, die das nötige Know-How hätten um Brücken oder Straßen zu bauen. Maschinen sollten wie gesagt so wenig wie nötig eingesetzt werden, um möglichst viele Leute zu beschäftigen. Abgesehen davon sind die zu beschaffen sicher kein Problem, höchstens kauft man welche oder leiht sich diese von Pioniiereinheiten aus.
In Afghanistan baut man sein Haus in Eigenregie. Für alles andere muss erstmal jemand finanziell aufkommen können. Beim Bau von Strassen, Abwasser und Telekomunikation fallen durchaus Arbeitsplätze an. Die involvierten Unternehmen kommen aber vor allem aus dem Ausland, da die über das Know und die Maschinen verfügen. Wenn die Baustelle fertig ist, sitzt der afghanische Tagelöhner wieder auf der frisch geteerten Straße. Trotzdem ist das natürlich wertvoll für die afghanische Wirtschaft, weil damit eine Infrastruktur entsteht und wer Arbeit hat (wenn auch nur zeitglich begrenzt) der kann selbiges auch ausgeben, bzw 20 Mäuler stopfen.
Zitat:Wie ich bereits sagte. Taliban zu sein ist kein soziales Problem. Das ist eine kulturelle Frage. Es spricht rein garnichts dagegen ein wohlhabender Geschäftsmann und Taliban zugleich zu sein. So kommen die Wurzeln dieser Ideologie auch aus dem sehr wohlhabenden Saudi-Arabien, mit dessen Geldern die radikalen Koranschulen in Afghanistan aus dem Boden spriessen und spriessten. Wen Du diese Denkweise beseitigen willst, muss Du alternativ Missionieren, also alternative Lehren predigen. Ich glaube nur nicht, dass Du oder Dein Schüler das überleben.Sicher gibt es viele Fanatiker, die nur durch die Kugel zu bekehren sind, bei den Taliban. Allerdings locken sie auch Kämpfer durch Bezahlung. Es gab ja vor einigen Monaten nen SpOn-Bericht (müsste sogar hier im Forum stehen), dass die Taliban der afghanischen Armee die Leute abwerben indem sie dreimal so hohen Sold bezahlen.
Zitat:Sollte eben durch westliche Regierungen kommenZitat:Wer hat denn von privaten Investoren geredet?Ich! Afghanistan hat kein eigenes Geld
Zitat:Zu den Fabriken. In Afghanistan gibt es ganz andere Probleme als den Lohn, die es den Unternehmen erschweren rentabel zu arbeiten. Ein Fabrik braucht nicht nur günstige sondern auch qualifizierte Arbeiter. Zudem und das ist sehr elementar. Sie braucht eine gute Verkehrsanbindung (für An- und Abtransport von Material und Produkt), einen Absatzmarkt, Rohstoffe und ein prosperierendes und sicheres Umfeld.Je weiter unten man in der Wertschöpfungskette ansetzt, desto weniger benötigt man die von dir genannten Vorraussetzungen.
Außerdem wenn man wartet, bis dies alles gegeben ist, dann ist schon zu spät.
Zitat:Der Kostenfaktor Lohn ist (abhängig von der Ware) dabei oft nur nur ein kleiner Anteil an den Produktionskosten des Produkts. Auch wenn Dir der Unternehmer hier in Deutschland anderes erzählt.Das ist mir durch aus geläufig

Was ich damit ausdrücken wollte, ist dass es kein (finanzielles) Problem sein sollte ein paar Monate auf Verlust zu produzieren, da die Lohnkosten für die Afghanen eher niedrig sind.
Zitat:Genau da sehe ich auch einen Markt. Zuersteinmal gibt es bei der ganzen Zerstörung in Afghanistan viel aufzubauen, dafür braucht man Zement. Zudem ist der Import bzw umständliche Transport von Zement unrentabel, weil die Tanrsportkosten pro Tonne wohl annähernd dem Warenwert entsprechen. Somit ist das Zementwerk gebont. In der Textilbranche wird es sehr schwer sich gegen Kleiderspenden und die Überflutung mit günstiger Ware aus China anzustinken. Man könnte aber auch hier staatlich subventionieren, den Import von anderen Textilien mit Steuern belegen usw...Da bewegen wir uns voll auf einer Linie :daumen:
In diesen Bereichen kann man anfangen langsam etwas von staatlicher Seite aufzubauen. Da mich das sehr an sozialistische Vorbilder in Lateinamerika und Asien erinnert, sollte man also mit einem sozialistischen planwirtschaftlichen System anfangen und dann schrittweise privatisieren und den Markt öffnen. Wenn es jemanden gibt der regelmässig Mrd. von Dollar in den afghanischen Staat pumpt, dieser seine Macht über Kabul hinaus ausweiten kann und irgendwann ein relativer Frieden herrscht...sollte man das probieren und so in der Art angehen.
Zitat:Man darf nur nicht vergessen, dass der Sozialist von Kindesbein eingetrichtert bekommen hat, das er ein Nichts ist und nur das Allgemeinwohl zählt. Frage mich gerade, ob ein Afghane dafür zugänglich ist und ob man das in Europa und Amerika so gerne sähe.Wieso sollte das notwendig sein?