31.10.2006, 02:32
Zitat:DAS wäre eben die Frage (Heinsohn, ich such mal nen Link), wer sind sie, die Taliban? (hier meine ich nicht die "Gruppenführer, sondern die Masse)Heinsohn ist ein Spinner. Der war doch kürzlich beim "literarischen Quartett" zu Gast, oder?! Seine Thoerie ist wirklich interessant anzuhören, aber es lässt sich dennoch nicht so einfach eine derartig banale und allgemeingültige Scheuklappen-Regel (geburtenstarke Jahrgänge führen zwangsläufig zu Gewalt und Krieg, weil die Männer konkurrieren und unter Druck geraten) aufstellen wie er es tut. Ich glaube in der ZEIT wurde seine These mal sehr schön mit Gegenbeispielen (zb. Brasilien) zerpflückt. Den Link such ich ebenfalls nochmal raus.
Sind es die Erstgeborenen Söhne, die noch eine Chance haben sich eine Existenz auf zu bauen und den Brautpreis bezahlen zu können (ca. 4 Kühe), also die Möglichkeit hätten eine Familie zu gründen.
Oder sind es die Zweit, Dritt- Söhne, die wahrscheinlich keine elterliche Unterstützung erhalten. Die sich ihre Existenz selber schaffen müssen.
Es stellt sich noch eine weitere Frage, wie ist die talibanische Auslegung des Koran, muß vielleicht in dieser Version kein Brautgeld bezahlt werden? Wäre die Gründung einer Familie auch auf "Entführung" der Braut, möglich/legitim?
Im Grunde unterschätzt er mMn wie die Du auch die Auswirkung anderer politischer, gesellschaftlicher Faktoren. Er sieht nur mit seinen Scheuklappen die Demographie, pauschal, aber betrachtet nicht die individuelle Situation, die in den meisten Gründen eine viel plausiblere wenn auch kompliziertere Erklärung liefert. So geht seine Rechnung auch eben nicht mehr auf, wenn nicht er derjenige ist der Beispiele zitiert sondern andere. Und es gibt genug Beispiele die seine These widerlegen. (siehe ZEIT Artikel)
Für Afghanistan bedeutet das, dass diese Fraktion der Taliban ein ziemlich solides ideologisches Fundament hat. Es gibt genug Taliban (auch Zugereiste) die hätten überhaupt garkein Problem damit eine Familie zu gründen und zu ernähren. Ihnen fehlt kein Sex oder leidern unter Geltungsdruck. ...ein fehlgeleiteter Versuch mit weltlichen Theorien, radikal-islamistisches Gedankengut zu ergründen und politische Zusammenhänge zu erklären. Bzw Kräfte zu erklären denen es komischerweise garnicht in erster Linie um den schnöden Mammon geht, sondern um "Höheres". Das versteht ja auch nicht jeder. Das glaub ich gern.
Übrigens bleibt die These noch offen, ob die Taliban jemals in diesem Stil hätten Militärgerät beschaffen können und ihren Enflussbereich hätten ausweiten können, wenn sie keine massiven Finanzmittel aus Pakistan, Saudi-Arabien oder den USA erhalten hätten. Wenn man es so sieht, haben sie nicht zu wenig Geld und Unterstützung erhalten, sondern leider viel zuviel.