29.10.2006, 19:31
Zitat:Das Ziel "Ein sicheres und kontrolierbares Afghanistan für die Errichtung eines zukünftig enorm wichtigen Rohstoffkorridors" lasse ich mal aufgrund seiner "Wichtigkeit" unter den Tisch fallen.Verstehe ich Dich richtig, dass das primäre Ziel darin bestand die Taliban zu vertreiben und das Land zu demokratisieren und die geostrategischen und wirtschaftlichen Faktoren nebensächlich waren? Darf ich lachen?

Zitat:Ein anderer Aspekt generell zum Nationbuilding:Nun. Dazu muss man in Afghanistan erstmal wirtschaftliche Strukturen schaffen. Die existieren nach 30 Jahren Krieg dort nicht. Es existieren nichteinmal vernünftige Transportwege. ähm..geschweige denn eine Sicherheitslage die einem dieser Punkte den Weg bereiten könnte. Also daher muss man erstmal anfangen politische und gesetzgebende Strukturen zu schaffen, bevor man anfgängt irgendwelche Turnschuhe zu kleben, oder Kugelschreiber zu monteren. Denn wo keine Basis, da kein Investment. Mit der Bezeichnung Afghanistans als Agrarland bin ich auch nicht so ganz einverstanden. Das impliziert dass es dort so etwas wie eine Agrar-Industrie gäbe. Dem ist nicht so (von berauschendem Räucherwerk mal abgesehen). Der Rest besteht überwiegend aus Subsistenzwirtschaft!
Bei allen Aufbauanstrengungen vermisse ich den industriellen Teil - als Agrarland ist eine Alphabetisierung schwieriger und größerer Wohlstand ist schwierig zu erreichen. Der gezielte Aufbau elementarer Industriezweige in Afghanistanwürde die Arbeitslosigkeit massiv senken und könnte auch finanziell zu einem Gewinn werden.
Geld verdienen heisst in den größeren Städten in der Regel Tegelöhnerei. Wer einen Job bei einer Hilfsorganisation als Fahrer, Übersetzer oder sonstwas bekommt hat einen, nein DEN Jackpot gezogen. Von industriellen Strukturen redet da noch längst niemand. Bildung wäre ja für viele Berufe garnicht mal das Problem...
Zitat:Außerdem würde auch nach Abzug der NATO-Truppen der Einfluss des Westens gesichtert sein: Wenn 50% aller Aktien, Beteiligungen und Firmen eines Landes den NATO-Staaten gehören, dann redet man ganz anders miteinander, besonders wenn man eine noch junge und instabile Demokratie ist.Nun Dein Unternehmergeist und Deine Vorstellungskraft in allen Ehren...
Die eigentliche Aufbauarbeit sollten daher nicht Infanterie- und Pioniereinheiten leisten, sondern Ingenieure, Volkswirte und Unternehmer.
Die herbeigewünschten Investoren setzen schlauerweise ihre Turnschuhfabrik nach Turkmenistan, Usbekistan, oder Pakistan (<-Fussbälle


Die ersten und mittelfristig wohl einzigen, für die dort massive Investments interessant wären, sind die großen Öl und Gaskonzerne die schon seit etlichen Jahren Pipelines zwischen Kaukasus und Indischem Ozean verlegen wollen. Diese und ähnliche Pläne liegen seit Ewigkeiten in den Schubladen. Nicht nur im Westen sondern auch damals schon bei den Russen. Dieser Artikel hier könnte für Dich interessant sein: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wildcat-www.de/zirkular/61/z61oilca.htm">http://www.wildcat-www.de/zirkular/61/z61oilca.htm</a><!-- m -->
Zitat:......So wird Weltpolitik gemacht. Die schönen grünen Augen der Afghanen und die schlimme Burka interessieren nur Dich. Und so gab es eben Zeiten, da waren die Taliban gern gesehene Partner. huch?!
Die Südost-Trasse durch Turkmenistan, Afghanistan, Pakistan
Um nach dem Scheitern der sowjetischen Pläne eine Trasse zum Indischen Ozean machtpolitisch durchzusetzen, nachdem sich die Taliban-Fraktion mit Hilfe der US-Saudischen Koalition gegen die anderen Fraktionen in Afghanistan durchgesetzt hatte, machte sich ein Konsortium unter Führung der kalifornischen Unocal daran, die Pipeline durch Afghanistan und Pakistan zu realisieren. Das Konsortium bestand aus: Unocal (USA) und Delta-Oil (Saudi Arabien) gemeinsam 85%, Turkmenrusgas 5%, Gazprom 10% (zog sich im Juni 98 aus dem Projekt zurück), Crescent Group (Pakistan), Hyundai E&C, Inpex (Indonesien) und Itochu (Japan). Als erstes war eine Gas-Pipeline von den Dauletabad-Gasfeldern in Turkmenistan über Herat (Afgh.), Kandahar nach Quetta in Pakistan geplant (2 Milliarden Dollar); danach eine Öl-Pipeline mit einer Kapazität von 1 Million Barrel/Tag von den Raffinerien in Tschardschu an der usbekisch-turkmenischen Grenze zur Arabischen See. Die Kosten wurden auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzt. Tschardschu wäre ein Knotenpunkt, an den sowohl das westsibirische als auch das kaspische Öl angeschlossen werden könnten.
Die Verträge zum Bau der Gas-Pipeline wurden im Januar 1998 von der Taliban-Regierung unterzeichnet. Das Gebiet war auf der ganzen Strecke gesichert. Die Taliban hatten die Nordallianz in den äußersten Nordosten zurückgedrängt und, nach Bruch der Vereinbarungen mit der schiitischen Minderheit, den Westen des Landes - traditionell iranisches Einflußgebiet - mit der Provinz Herat vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Im März definierte Unocal »Verzögerungen« bei der Finanzierung, im Juni stieg Gazprom aus, im August - nach den Luftangriffen auf Stützpunkte von Al Quaida in Afghanistan - sprach Unocal von politischen Problemen und stieg im Dezember endgültig aus dem Projekt aus. Im April 99 beaufragten Pakistan, Turkmenistan, und die Taliban-Regierung das Konsortium, jetzt unter Leitung der saudi-arabischen Delta-Oil, das Projekt der Gas-Pipeline in Angriff zu nehmen.
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