29.10.2006, 13:44
Zitat:Die Selbstbeschreibung in dieser Form ist schon charakterisierend und die meisten "Analysen", die ich aus dieser Richtung gelesen habe, sind von einer gelinde gesagt naiven Weltsicht und Ethik geprägt, ebenso wie die eigene Titulierung.Jede Denkschule, die sich zu sehr auf eine bestimmte Grundprämisse beruft, die monokausal ihre Erklärungstrukturen entwirft, läuft Gefahr daneben zu greifen. So manche Analyse von Realisten, auch von Neorealisten ist teilweise auch so schwarz-weiß, dass es auch schon wieder lustig ist, welch niedliches Bild da gemalt wird. Solche Theorien, gerade in der IB sind teilweise derart simpel gestrickt, dass man immer wissen sollte, für welchen Untersuchungsgegenstand man welche Theorie benutzt und inwiefern man auch Theorien kombinieren muss.
Zitat:Regierungsarbeit hat immer Einfluss auf die Handlungen des Gegenübers. Das ist ein Grundprinzip von Politik wie sozialer Interaktion generell und braucht daher gar nicht groß betont oder in Frage gestellt werden. Nur ist die Art und Weise, wie bei genannter Quelle die Eigenverantwortung und der Charakter der nordkoreanischen Regierung vernebelt wird, lachhaft, wenn es nicht so ernst wäre. Das erinnert an billigste Appeasement-Politik á la Chamberlain und ich bin gewiß niemand, der diesen Ausdruck inflationär verwendet, anders als gewisse Personen in Washington.So einfach würde ich es mir nicht machen. Die Beeinflußung, die Irritierbarkeit anderer Systeme bzw. Akteure ist sicher ein banales Grundprinzip, nur teilweise können Banalitäten extreme Bedeutung haben, eben weil sie als trivial übersehen werden und in ihrer Bedeutung realiter unterschätzt werden. Natürlich ist es ein Allgemeinplatz, dass im Rahmen jedweder Interaktion (soziale Interaktion iust an sich eine Tautologie, Interaktion ist immer sozial

Und der Herr Friedensforscher hat eben die Beeinflußung Nordkoreas und seines Verhaltens über die aggressive Policy der US-Administration gut herausgearbeitet. Natürlich unterschlägt er das Problem der nordkoreanischen Verhältnisse, was natürlich auch zu einer guten Analyse gehört. Man muss einerseits die Konstitution des Akteurs, des jeweiligen Systems beschreiben können, um die Reaktionsweisen auf äußere Einwirkungen bestimmen zu können und man muss dann entsprechend wie beim Ping-Pong die jeweiligen Aktionen und Reaktionen beschreiben. Das ist letztlich alles eine Frage der Synthese, nur wirklich derart komplexe Analysen sind nunmal selten. So mancher Analyst aus der Realistenbschule beschränkt sich doch auch nur auf die ad-hoc Beschreibung der momentanen Bedrohungslage und kümmert sich einen Dreck um die Genese des Konfliktes und die eskalierende Beeinflußung über die aggressive Policy der US-Regierung.
Man hätte sicher mit Nordkorea anders umgehen und man hätte so sicher einen Atomtest vermeiden können. Inwiefern man aber solch ein konzilantes Verhalten mal bereut hätte, ist eine andere Frage. Optimal ist nunmal nichts.